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Mutige Ronja Räubertochter

Viele Menschen sind mit Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ (1981), der Geschichte um zwei verfeindete Räuberbanden und der klugen und mutigen Tochter Ronja groß geworden. Die Premiere dieses Stoffes als Familienoper in Dortmund von Jörn Arnecke mit dem Libretto von

Holger Potocki, Regie Johannes Schmid fand am 22.05.2016 statt. Es handelt sich um eine Kooperation des Theaters Dortmund mit der Deutschen Oper am Rhein und dem Theater Bonn im Rahmen des Projekts „Junge Oper Rhein-Ruhr“.

Worum geht es? Zwischen den beiden rivalisierenden Räuberbanden von Mattis und Borka herrscht seit vielen Jahren Streit. Deren Kinder, Ronja und Birki, lernen sich im Mattiswald kennen und befreunden sich langsam. Ronja will nicht die Nachfolgerin ihres Vaters werden. Sie möchte keine Menschen berauben und hat genug Gewalt, Streit, gegenseitigem Bekämpfen und dem rüpelhaftem Leben. Die beiden Väter sind mit der Freundschaft ihrer Kinder nicht einverstanden, doch Ronja und Birk halten wie „Bruder und Schwester“ zusammen und wohnen gemeinsam wie naturverbunden, ähnlich wie Adam und Eva, im Mattiswald.

Die Probleme mit der Nahrungssuche beginnen mit dem nahenden Winter, und die Freunde streiten öfter miteinander. In einer bedrohlichen Situation kommt Mattis zu Hilfe, um seine Tochter zurück zu holen. Er bereut inzwischen, dass er seine Tochter aus Enttäuschung verstoßen hatte. Außerdem liegt der alte, treue Räuber Glatzen-Per im Sterben….

Das Schloss mit den verschiebbaren Wänden auf der Bühne ist dem Original aus der Geschichte von Lindgren nach empfunden. Die Aufführung beginnt in bedrohlicher Atmosphäre von Blitz und Donner mit der Geburt von Ronja. Die Räuberbande von Mattis haben bis auf Glatzen-Per rote Haare und natürlich alle ihre „Räuberkleidung“ an. Seit dem Blitz-Einschlag geht ein Riss durch die Mattis-Burg. In den Nord-Teil werden sich die Borka-Räuber Jahre später einnisten.

Zur Charakterisierung der Räuber-Gesellschaft werden schon zu Anfang Wolf-Metaphern benutzt. So wird das Baby mit einem Wolf-Wiegenlied in den Schlaf gesungen, die Gemeinschaft mit einem „Wolfsrudel“ verglichen und am Ende Stirbt der „alte Wolf“.

Ein schneller Zeitsprung, und Jahre später steht Ronja als pubertierendes Mädchen auf der Bühne. Sie ist Vaters ganzer stolz, beginnt sich aber schon gedanklich gegen die Vorstellungen von Mattis aufzulehnen. Die beiden verfeindeten Gruppen sind auch optisch gut zu unterscheiden. Die Räuberbande von Mathis haben rote, die Borka-Bande alle blonde Haare.

Ein großes Kompliment für das wunderbar fantasievolle Bühnenbild und grandiosen Projektionen und die speziellen Effekte. Der Moos bewachsene Hügel tauchte schon bei „Hänsel und Gretel“ auf. Besonders Eindrucksvoll, das unheimliche Erscheinen der „Unterirdischen“.

Die Kinder sind in Lindgrens Geschichte die Einzigen, die offen sind für neue Wege. Neben „Glatzen-Pit“ sehen sie ein, dass es besser ist. zusammen gegen die Landvogte zu halten, als zu rauben und sich gegenseitig zu bekämpfen. Sie emanzipieren sich von den Vorstellungen „der Erwachsenen“ und überwinden symbolische Gräben (Höllenschlucht). Es lohnt sich, mit kindlich-unverstellten offenen Blick neue Wege zu beschreite. So gibt es im Unterschied zu „Romeo und Julia“ ein Happy -End.

Die zeitgenössische Musik von Jörn Arnecke, stellte sowohl für alle Sängerinnen und Sänger, wie auch für die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller vor eine große Herausforderung. Mit viel Einfühlungsvermögen gelang ihnen, diese zu meistern.

Es waren keine eingängigen Gassenhauer zu hören, sondern die Musik war ein Spiegel der verschiedensten Stimmungslagen.

Ileana Mateescu als Ronja und Tamara Weimerich als Birk waren ein gut eingespieltes Team. Schließlich haben sie ja schon bei „Hänsel und Gretel“ zusammen gesungen und gespielt.

Als Gast aus dem Dortmunder Schauspiel-Ensemble konnte Andreas Beck mit seiner starken Präsenz als „Glatzen-Pit“ überzeugen.

Obwohl oft oft düster und beängstigend für zarte Gemüter angelegt, sorgen das das glückliche Ende, das Können und Engagement des Ensembles für ein gelungenes Familien-Erlebnis mit zeitloser Aktualität.

Mehr Information über weitere Aufführungs-Termine unter: www.theaterdo.de