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Gespenster der Vergangenheit

Die Minions bei der Eanimation Lenins, währed Tschumalows (Sebastian Kuschmann) Beziehung zu seiner Frau Dascha (Caroline Hanke) in die Brüche geht. (Foto: © Birgit Hupfeld).
Die Minions bei der Reanimation Lenins, während Tschumalows (Sebastian Kuschmann) Beziehung zu seiner Frau Dascha (Caroline Hanke) in die Brüche geht. (Foto: © Birgit Hupfeld).

Heiner Müller und Rambo – eigentlich treffen zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander. Doch Müllers „Zement“ und Rambo haben eine Gemeinsamkeit. Ihre Titelhelden sind Gespenster aus der Vergangenheit, die stören und weg müssen. Klaus Gehre verwandelt beide Stücke in einen surrealen Live-Film mit einer ähnlichen Technik wie bei seiner Vorgängerproduktion „Minority Report“. Ein Premierenbericht von „Rambo plusminus Zement“ vom 17. Februar 2016.

In der Mitte ein Bett. Da schläft Gleb Tschumalow (Sebastian Kuschmann). Soldat der Roten Armee, die erfolgreich gegen die Weißen gekämpft hatte. Nun kehrt er in seine Stadt zurück und will die neue Gesellschaft aufbauen. Doch die Realität hat die Utopie besiegt. Seine Frau hat ihr Kind ins Kinderheim gegeben, die Zementfabrik, in der Tschumalow als Schlosser arbeitete, ist dem Verfall preisgegeben. Angebliche „Feinde“ der Revolution werden hingerichtet.

Plötzlich ein Schnitt. John Rambo möchte in Hope (Texas) nur was essen. Doch der örtliche Sheriff hat etwas dagegen. Die Situation eskaliert.

„Rambo plusminus Zement“ ist dreigeteilt. In den beiden Zement-Teilen stehen die Schauspieler im Mittelpunkt, während der „Rambo“-Part in vielen dem „Minority Report“ ähnelt. Es ist faszinierend, mit welchen Material die fünf Schauspieler einen Film auf die Leinwand bringen. Klaus Gehre hat um die 15 Stationen aufgebaut, die als Setting für den Live-Film dienen. Matchbox-Autos werden zu Polizeifahrzeugen, ein altes Landschaftsbild wird zum Filmhintergrund und Rambo (auch Kuschmann) simuliert bravurös den Abstieg aus einer Felswand.

Exklusion statt Inklusion. Ausgrenzung statt Mitnahme. Das ist das Kernthema von „Zement“ und „Rambo“. Die Revolution frisst ihre Feinde, in ihrer maßlosen Gier aber auch mehr als ihr gut tut. Der Ingenieur Kleist (Andreas Beck) ist Tschumalows letzte Hoffnung für das Zementwerk, obwohl er die Revolution hasst. Denn Kleist hat das Wissen, wie das Werk funktioniert. Daher darf er nicht getötet werden. Auch Rambo will niemanden töten, sondern einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Sebastian Kuschmann überzeugt in der Doppelrolle des John Rambo/Gleb Tschumalow ebenso wie Andreas Beck in der Rolle des feisten Ingenieurs Kleist bzw. des ebenso feisten Sheriffs Teasle. Kleinere Rollen übernahmen noch Ekkehard Freye, Caroline Hanke und Marlena Keil.

Wer „Minority Report“ von Gehre mochte, wird auch „Rambo plusminus Zement“ lieben. Es sind mehr schauspielerische Elemente enthalten, das Stück bietet aber wieder die gewohnte skurrile Filmoptik wie die Vorgängerproduktion. Trotz des eher tragischen Stoffes, gibt es einige sehr erheiternde Momente, beispielsweise wenn die Minions versuchen, Lenin wiederzubeleben.

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Geschichte zweier Kriegsheimkehrer

Ekkehard Freye, Marlena Keil und Sebastian Kuschmann sind in mehreren Rollen zu sehen. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ekkehard Freye, Marlena Keil und Sebastian Kuschmann sind in mehreren Rollen zu sehen. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Rambo mit Heiner Müller zu kreuzen, klingt zunächst gewagt. Doch Klaus Gehre findet erstaunliche Parallelen zwischen Müllers „Zement“ und dem ersten Rambo-Film. Beide Hauptfiguren sind Kriegsheimkehrer, die plötzlich von den eigenen Leuten als Gegner gesehen werden. Freunde von Gehres vorheriger Arbeit „Minority Report“ dürfen sich freuen, denn auch „Rambo plusminus Zement“ wird ein Live-Film werden. Eigentlich war die Premiere geplant am 07. Februar, aber aufgrund eines technischen Defektes wird sie am 17. Februar um 20 Uhr stattfinden.

Die Hauptgeschichte handelt von Gleb Tschumalow, der als Soldat für die Rote Armee in der Oktoberrevolution kämpfte. Nach dem Sieg möchte Tschumalow, dass die neue sozialistische Gesellschaft aufgebaut wird, mit all ihren utopischen Ideen. Doch die Realität lässt die Utopie in der Bürokratie ersticken. Ähnlich ergeht es John Rambo, der vom Vietnam-Trauma gezeichnet, in die Kleinstadt Hope kommt. Doch statt Hoffnung (Hope) wird er von den Menschen, auf dessen Seite er in Vietnam gekämpft hat, misshandelt.

Wer „Minority Report“ von Gehre in der vergangenen Spielzeit gesehen hat, kann sich erneut auf einen Live-Film mit vielen Miniaturwelten freuen. Etwa 15 von diesen kleinen Welten erzeugen dann auf der Leinwand den Eindruck, dass die Besucher einen Film schauen. „Es wird kein Feel-Good-Stück“, sagte der Regisseur zu den Unterschied zu „Minority Report“. „Große Teile der Geschichte sind tragisch. Es ist eher eine Art ‚Being John Rambo“.

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