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PeterLicht mit poetischem Programm im Schauspielhaus

Poetisch, melancholisch, ironisch, subversiv, kreativ; Vokabeln, die die Show des Künstlers PeterLicht nur annähernd beschreiben. Gemeinsam mit dem Multiinstrumentalisten Benedikt Fillebröck zelebrierte er ein Gesamtkunstwerk auf der Basis seines letzten Albums „Wenn wir alle anders sind“. Das Titelbild des Covers diente im Schauspielhaus auch als Bühnenbild. Es zeigte eine abstrahierte Stadtlandschaft, mit angedeuteten Hochhäusern und fraktalen Strukturen. In grellen Farben führt eine Autobahn durch die rechte Bildhälfte und zwischen allem schweben blaue Quallen sanft durch das Motiv.

Zum Einstieg startete PeterLicht etwas schwermütig mit „Die Nacht“ und besang danach „Das absolute Glück“, in dem der allerletzte Mensch mit den Füßen über den Rand der Erde baumelnd ein Glücksgefühl erlebt. Der Song stammt vom Album „Lieder vom Ende des Kapitalismus“.

Der Musiker spielt mit den Genres, legt sich nicht fest. PeterLicht wechselt von Elektro-Pop, zu Bossa Nova, über Reggae zur chilligen Fahrstuhlmusik. Die Texte erinnern in kurzen Passagen an die Nonsenssongs von Helge Schneider.

PeterLicht (Foto) gab ein Konzert mit dem Multiinstrumentalisten Benedikt Fillebröck. (Foto: Christian Knieps)
PeterLicht (Foto) gab ein Konzert mit dem Multiinstrumentalisten Benedikt Fillebröck. (Foto: Christian Knieps)

Dann wird die Rhythmusmaschine angeworfen und mit piepsiger Mickeymouse-Stimme, durch Autotune verfremdet, erklingt das „Umentscheidungslied“. Es könnte ein Ausdruck der Variationsbreite der menschlichen Natur sein. „Du hast dich vertätowiert, Ich habe mich verfönt, Sie hat sich veroperiert, Er hat sich vertippt.“ So viele Entscheidungsmöglichkeiten, man muss sich umentscheiden, um dennoch vielleicht wieder einen Fehler zu begehen. Dazu tanzt er in einer groß gepunkteten Jogginghose mit einem Burberrykäppi auf dem Kopf in ekstatischen Verrenkungen. Das Publikum kann sich vor Lachen kaum halten.

Mit einem Stapel kopierter Zettel quetschte sich PeterLicht durch die Stuhlreihen und verteilte den Liedtext „Die Emotionale“, zu singen auf die Melodie „Die Internationale“. Der Text ist ein Aufruf zum letzten Widerstand, witzig und trotzig zugleich. Das Publikum singt aus voller Kehle zum Beispiel: „Ungerechte und Gerechte! Es ist nicht auszuhalten! Haltet aus! Es geht nicht immer gradeaus, im Kreisverkehr geht es immer rund!“ Ein Volltreffer ist auch sein erster Hit „Sonnendeck“. Er spielt ihn schneller und druckvoller als das Original und kommt damit gut an.

Das begeisterte Publikum applaudierte nach dem 90 Minütigen Programm ausgiebig, bis das gut eingespielte Duo Licht und Fillebröck noch vier Lieder als Zugabe brachte.