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Perfekte Hommage an Nosferatu

Hutter (Ekkehard Freye) voller Schreck vor Nosferatu (Uwe Rohbeck). Foto: © Edi Szekely.
Hutter (Ekkehard Freye) voller Schreck vor Nosferatu (Uwe Rohbeck). Foto: © Edi Szekely.

Wenn Jörg Buttgereit am Dortmunder Schauspielhaus inszeniert, dann immer mit einem liebevollen Blick auf die Protagonisten. Ob es nun Serienmörder Ed Gein war, der bedauernswerte Merrick in „Der Elefantenmensch“ oder jetzt Nosferatu im gleichnamigen Stück „Nosferatu lebt“. Selbstverständliche wieder mit Uwe Rohbeck in der Hauptrolle. Die Premiere am 29. November sah sich Anja Cord an.

Der Stummfilm „Nosferatu“ aus dem Jahre 1922 von F.W. Murnau ist eine Film-Legende und Max Schreck als Darsteller des Grafen Orloks/Nosferatu bleibt den meisten Zuschauern in gruseliger Erinnerung. Die Geschichte in Kürze: Hutter wird vom Häusermakler Knock nach Transsylvanien geschickt, um dem Grafen Orlok ein Haus zu verkaufen. Zufällig verliebt sich Orlok in Hutters Frau Ellen und das Unglück nimmt seinen Lauf…

Jörg Buttgereit hat es nicht nur geschafft, den Stummfilm auf die Bühne zu übertragen, sondern er schuf auf noch eine übergeordnete Ebene. Der Erzähler, gespielt von Andreas Beck, setzte den Film in seine historische Dimension. Der Film ist eine Art Menetekel für die kommende Zeit. Denn die junge Weimarer Republik musste sich vieler Feinde erwehren und am Ende wird der Altraum wahr: ein Tyrann herrscht über Deutschland. 1933 hatte auch Folgen für die Filmindustrie. Viele Filmschaffende emigrierten. Duplizität der Premieren-Ereignisse: Am gleichen Tag hatte in der Oper die Jazz-Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ Premiere. Auch hier musste der Komponist Paul Abraham fliehen und die moderne Operette wurde in Deutschland und später in Österreich zerstört.

Daher ist das Ende auch nicht so wie im Stummfilm. Hutter, zum Vampir geworden, zitiert aus Paul Celans „Todesfuge“: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“

Buttgereit benutzt expressionistische Stilelemente wie das Schattenspiel, ähnlich wie bei dem „Cabinet des Dr. Caligari“, dazu kommt die übertriebene schauspielerische Art und Weise wie sie in Stummfilmen üblich war. Natürlich durften auch die typischen Texttafeln nicht fehlen.

Alle Schauspieler haben toll gespielt und waren sehr überzeugend. Wobei Uwe Rohbeck einfach ein Glücksgriff in den Stücken mit Jörg Buttgereit ist. Ob als Serienmörder, Elefantenmensch oder als Vampir. Max Schreck wäre sicherlich sehr stolz gewesen, wenn Rohbeck sich mit seinen langen schwarzen Fingernägeln und seinen weißen Händen, die wie Spinnenbeine wirkten, Ellens Hals näherte.

Pianist Kornelius Heidebrecht hat den Film nicht nur mit seiner Musik begleitet, sondern auch die passenden Effekte dazu geschaffen, das natürlich alles live.

Neben Uwe Rohbeck standen noch Ekkehard Freye als Hutter, Annika Meier als Ellen und Andreas Beck als diabolischer Hausmakler Knock auf der Bühne.

Es war ein Erlebnis, man wird sofort in das Stück gezogen, und bleibt von der Atmosphäre des Stummfilms im Theater fasziniert. Ein absolut sehen wertes Stück. Es bleibt zu hoffen, dass es noch weitere Termine gibt, denn die bisher bekannten sind ausverkauft.

Nosferatu lebt im Schauspielhaus

Der entscheidene Moment: Annika Meier (Ellen) und Uwe Rohbeck (Orlok/Nosferatu). Foto: © Edi Szekely
Der entscheidene Moment: Annika Meier (Ellen) und Uwe Rohbeck (Orlok/Nosferatu). Foto: © Edi Szekely

„Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahre 1922 gehört neben dem „Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene sowie „Der Golem“ von Paul Wegener (beide aus dem Jahre 1920) zu den Meilensteinen des expressionistischen und naturalistischen Horrorfilms. Jörg Buttgereit bringt einen der berühmtesten Vampire jetzt auf die Dortmunder Bühne. Die Premiere ist am 29. November 2014.

Zur Geschichte: Thomas Hutter fährt nach Transsylvanien, um dem Grafen Orlock ein Haus zu verkaufen. Der Graf verliebt sich in das Bild von Hutters Frau und folgt ihm in die Heimatstadt und bringt die Pest mit.

Regisseur Jörg Buttgereit, der schon in Dortmund „Green Frankenstein & Sexmonster“, „Ed Gein“ und den „Elefantenmensch“ inszeniert hat, fasziniert vor allem die expressionistische Ästhetik der deutschen Horrorfilme der 20er Jahre. „Stilistisch bin ich näher an Caligari, erzählerisch an Nosferatu“, so Buttgereit. Murnau hatte seinen „Nosferatu“ sehr stark naturalistisch aufgebaut. Es gibt sehr viele Außenszenen der Natur, auch der Vampir wird in die Natur integriert.

Doch Buttgereit erzählt nicht nur den Film nach. „Ich habe einen Drang, die Bedeutung des Nosferatu-Films für die deutsche Geschichte“ zu erklären“, erzählt der Regisseur. Denn es gibt durchaus weitere Ebenen. Nicht nur, das Nosferatu auch in den USA stilbildend war, das Schreckensbild eines Tyrannen, der eine Gesellschaft unterwirft, wird in Deutschland einige Jahre nach der Uraufführung von „Nosferatu“ bittere Realität.

Da „Nosferatu“ ein Stummfilm und in Schwarz-Weiß gedreht wurde, werden auch die Bühne und das Ensemble in schwarz-weiß gehalten sein. „Ich arbeite viel mit Licht und Schatten“, so Buttgereit. Auch die Schauspieler verhalten sich stummfilmgerecht. Gibt es denn wenigstens Musik? Ja, der Pianist Kornelius Heidwebrecht wird das Stück begleiten. Neben Geräuschen wird er auch einige Lieder aus den 80er Jahren wie beispielsweise „Bela Lugosi’s dead“ im Stil der 30er Jahre verfremden.

Ob Nosferatu wie im Film stirbt? „Wir gönnen ihm ein kleines Happy End“, wollte der Regisseur mehr nicht verraten.

Die Premiere ist jedenfalls ausverkauft, auch für die Vorstellungen am 04. und 25. Dezember 2014 gibt es nur noch sehr wenige Karten. Eine weitere Vorstellung findet noch am 25. Januar 2015 statt.