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Russische Melancholie im Konzerthaus

Rachmaninow und Tschaikowsky – mehr russische Romantik geht wohl nicht. Unter dem passenden Titel „gefühls_welten“ ging es beim 4. Philharmonischen Konzert am 09. und 10. Dezember 2014 der Dortmunder Philharmoniker tief in die russische Seele hinein.

Mit dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in d-Moll begann das Konzert. Am Klavier saß der Ukrainer Alexander Romanovsky, der den „K2 für Pianisten“ mit einer bemerkenswerten Eleganz und Energie spielte. Am Dirigentenpult stand Nicolas Milton, der bereits zum fünften Male Gastdirigent bei den Philharmonikern war.

Schon der erste Teil des Klavierkonzertes von Rachmaninow verlangt dem Pianisten viele Fähigkeiten ab. Bereits das russische Thema zu Beginn des ersten Satzes entwickelt sich zu einer anspruchsvollen pianistischen Herausforderung, die Romanovsky mit Bravour meistert. Das Orchester eröffnet den langsamen zweiten Satz, der aus einer Reihe von Variationen um einen romantische Melodie besteht. Im dritten Satz wird das Tempo wieder schneller und kräftiger. Hier zeigt sich Rachmaninow als Rhythmiker. Zudem beginnt der Satz in d-Moll, er wird aber in der Tonart des Triumphs, D-Dur, beendet. Gegen Ende des Konzert gab es riesigen Applaus für Romanovsky, der erst nach zwei Zugaben die Bühne verlassen konnte.

Nach der Pause wurde die 6. Sinfonie in h-moll von Peter Tschaikowsky gespielt. Die Sinfonie ist auch unter dem Titel „Pathétique“ bekannt, doch das ist ein Titel, den ihr der Komponist nicht selber gab. Es wird darüber diskutiert, ob Tschaikowsky in der 6. Sinfonie seine Homosexualität, seine Religiosität oder seinen Tod thematisiert hat, der Komponist wählte für seine Sinfonie die einsame und traurige Tonart h-moll. Auch beendet Tschaikowsky seine Sechste nicht schwungvoll und dynamisch, sondern eher mit einem verebbenden Seufzer. Schon im ersten Satz ist der tragische Kampf des Menschen oder um im Spielzeitmotto zu bleiben, des Helden, deutlich in der Musik zu hören durch das melancholische Solo-Fagott. Der zweite Satz scheint, trotz der düsteren Atmosphäre, dem Zauber des Lebens gewidmet. Auch noch im dritten Satz ist unser Held sicher, die Widrigkeiten des Schicksals durch Willen und Entschlossenheit entgegenzutreten. Letztendlich vergebens: Das Schicksal holt den Helden im vierten Satz unerbittlich ein. Die Sinfonie setzt vielleicht musikalisch die Geschichte eines Menschen um, der erfährt, dass er unheilbar krank ist, sich gegen die Diagnose wehrt, dann aber zum Schluss dennoch unterliegt.

Ein sehr bewegender Abend für alle Beteiligten.