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Armenisches Klanggemälde

Mit zwei Werken des sowjetisch-armenischen Komponisten Aram Chatschaturian und der 4. Sinfonie von Peter Tschaikowsky entführten die Dortmunder Philharmoniker im 8. Philharmonischen Konzert der Spielzeit 18/19 unter der Leitung von Markus Stenz das Publikum nach Russland und nach Armenien. Der Titel „Düstere Leidenschaft“ war Programm und Solokünstler Nemenja Radulović zeigte diese düsteren Leidenschaften im Violinkonzert von Chatschaturian.

Den Beginn des Philharmonisches Konzertes machten einige Sätze aus der Ballettmusik „Gajaneh“ von Chatschaturian. Das Ballett war eine Auftragsarbeit der Kommunistischen Partei der UdSSR und Chatschaturian komponierte die Arbeit 1942, also während des Zweiten Weltkrieges. Populär wurde vor allem der „Säbeltanz“ am Ende des Balletts. Er wurde in einigen Filmen benutzt und wurde sogar in der Popmusik gecovert. Klar, dass dieses bekannte Stück nicht fehlen durfte.

Gut bekannter Gast: Nemenja Radulović verzauberte erneut das Publikum beim Philharmonischen Konzert. (Foto: © Charlotte Abramow / Deutsche Grammophon)
Gut bekannter Gast: Nemenja Radulović verzauberte erneut das Publikum beim Philharmonischen Konzert. (Foto: © Charlotte Abramow / Deutsche Grammophon)

Mit einem großen Griff in das Repertoire der armenischen Volksmusik ging es weiter, denn auch das Violinkonzert in d-moll von Chatschaturian lebt in seiner Virtuosität und Musikalität vom Heimatland des Komponisten. Als Solokünstler wurde ein alter bekannter engagiert. Nemenja Radulović war bereits im Juni des vergangenen Jahres zu Gast der Dortmunder Philharmoniker. Damals spielte er das Violinkonzert in a-moll von Mozart. Jetzt hat Radulović Chatschaturian im Gepäck und passenderweise spielt er auf seiner neuen CD „Baïka“ auch sein Violinkonzert. Mit dem ersten Bogenstrich entführt uns Radulović in den Kaukasus. Die Dynamik, die rhythmischen Variationen der Tänze, energisch dargeboten von Radulović und den Philharmonikern. Verdientermaßen gab es Standing Ovations vom Publikum für den Solokünstler, aber auch für das Orchester, das mit Radulović eine musikalische Einheit formte. Der Künstler bedankte sich beim Publikum mit einer Zugabe.

Die düstere Leidenschaft hielt auch Tschaikowsky in ihren Bann. Zeitlebens konnte er seine Homosexualität nicht öffentlich machen, er flüchtete sogar in eine flüchtige Ehe, die ihn aber noch unglücklicher machte. Ein Seelendrama in Musiknoten eindrucksvoll intoniert von den Dortmundern Philharmonikern. Sehr anrührend ist der zweite Satz der Sinfonie, das „Andantino“, das mit einem Oboensolo beginnt. Hier erinnert sich Tschaikowsky musikalisch an bittersüsse Kindheitserinnerungen, der vierte Satz führt alle drei Themen wieder zusammen. Hier wird vielleicht ein Volksfest zelebriert und das Motto lautet: Freuen Sie sich an den Freuden der anderen Menschen. Doch das Schicksalsmotiv aus dem ersten Satz taucht wieder auf mit der düsteren Erkenntnis des Komponisten: Ich muss leider außerhalb dieser Freude bleiben.