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Wiener Klassik beflügelt Fantasie

Im Mittelpunkt des 2. Wiener Klassik Konzertes standen am 24. März 2014 im Dortmunder Konzerthaus die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ op.27 (1828) von Felix Mendelsohn Bartholdy (1809 – 1847). die Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester Es-Dur KV 297b (1778) und die „Italienische“ Sinfonie Nr.4 A-Dur op.90 (1833).

Dirigiert wurde die Dortmunder Philharmoniker von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

 

Mendelsohn Bartholdy wurde bei seiner Ouvertüre stark von Goethes Gedichtpaar „Meeresstille und glückliche Fahrt“ beeinflusst. Der Sonatensatz beginnt zunächst langsam und still wie das Meer an einem nebeligen, trüben Morgen. Dies Gefühl wird durch gedämpfte Akkorde und einzelne Bläserfloskeln verstärkt. Dann kündigen Flötentriolen den leisen Wind an und die Tempi ziehen an. Feltz und die Philharmoniker inszenieren die Ouvertüre temperamentvoll mit einem Wechsel von Hauptthema und Seitenthema und leiten dann wieder hin zum Wellenmotiv. Beeindruckend, wie gegen Ende die Trompeten die glückliche Ankunft des Schiffes ankündigen und drei Orchester-Akkorde leise die Ouvertüre beenden. Das Publikum konnte sich gut in die Meeresreise hinein träumen und ihren eigenen Fantasien freien lauf lassen.

 

Ein besonderes Erlebnis bot Mozarts „Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester Es-Dur KV 297b. Sie wurde erst 77 Jahre nach Mozarts Tod in der Berliner Hofbibliothek entdeckt und es gab einige die daran zweifelten, dass das Werk, zwischen Konzert und Sinfonie angesiedelt, vom Meister stammt. Die vier Sätze waren alle, für Mozart unüblich, in der Tonart Es-Dur komponiert.

Allerdings spricht wirklich sehr vieles für die Echtheit des Werkes und Mozarts Urheberschaft.

Er hatte gegen Ende des 18. Jahrhunderts diese Gattung auf seinen Reisen, vor allem nach Paris, kennengelernt und damit experimentiert. Die Solopartien sind zudem meisterhaft vollendet und virtuos komponiert.

Gleich vier Solisten der Dortmunder Philharmoniker konnten mit oder ohne die unterstützende Begleitung der Philharmoniker hier gleichzeitig ihr Können zeigen und ausleben. Die Solisten an diesem Abend waren der Solo-Oboist Volkmar Schöller, die stellvertretende Solo-Klarinettistin Frauke Hansen, die Solo-Hornistin Monika Lorenz sowie die Solo-Fagottistin Minori Tsuchiyama.

Besonders das Allegro, hatte mit seiner Verspieltheit, Feierlichkeit und punktierten Rhythmen viel von typisch „Mozartischem“. Seinen Stil konnte das Publikum auch beim Andante mit seinen eleganten und schönen Klängen erkennen.

Einen grandiosen Abschluss bildete das Adantino mit zehn Variationen eines Themas. Die vier Bläser trieben sich hier gegenseitig zu Höchstleistungen. Mal als Soloinstrumente einzeln im Vordergrund, um sich dann wieder gemeinsam verbindend zueinander zu finden.

 

Nach der Pause ging es mit Mendelsohn Bartholdys durch seine zweijährige Italienreise um 1830 inspirierten „Italienischen Sinfonie Nr.4 A-Dur op.90“ weiter. Es sei „ das lustigste Stück“, was er je gemacht habe. Erstaunlich ist dabei, dass eigentlich nur die Ecksätze einen leichten südländischen, die beiden Mittelsätze aber eher einen nordisch-melancholischen Charakter aufweisen.

Das bekannt spritzige Hauptthema in A-Dur im Allegro vivace wird von diesem fast durchgehend geprägt. Mit Hörnerklang weckt das E-Dur Trio des Menuetts dann aber auch durchaus Assoziationen an (deutsche) Waldromantik.

Im zweiten Satz Andante con moto in d-Moll eher melancholisch und wohl durch die Nachricht vom Tod von Goethes mit beeinflusst. Es schließt sich dann ein ruhiger dritter Menuettsatz in A-Dur an.

Den Abschluss bildet ein siebenteiliges Rondo in a-Moll, das mit Saltarello (italienischer Springtanz) überschrieben ist und im schnellen Sechsachtel-Takt endet.

Ein gelungener Konzertabend und am 19. Mai 2014 gibt es um 19.00 Uhr das 3. Konzert Wiener Klassik im Konzerthaus mit der Sinfonie Nr.82 C-Dur, Der Bär“ (1786) von Joseph Haydn, dem Konzert für Flöte, H arfe und Orchester C-Dur KV 299 (778) und der Sinfonie Nr.104 D-Dur „Salomon“ (1795).

Harmoniemusik im Kammerkonzert

Das Bläseroktett der Dortmunder Philharmoniker inklusive Kontrabassistin. (Foto: © Michael Baker)
Das Bläseroktett der Dortmunder Philharmoniker inklusive Kontrabassistin. (Foto: © Michael Baker)

Das 2. Kammerkonzert am 03. Februar im Orchesterzentrum bietet eine besondere Musikfarbe: Das Bläseroktett der Dortmunder Philharmoniker spielt Werke von Mozart, Farkas und Liszt. Einerseits wurden die Werke speziell für ein Bläseroktett geschrieben, andere sind Bearbeitungen, sogenannte Harmoniemusik.

 

Harmoniemusik. Müsste nicht eigentlich jede Musik Harmoniemusik sein, könnte der Leser jetzt fragen? Mit dem Begriff Harmoniemusik wird eine spezielle Bearbeitung von Musik wie Sinfonien oder Opern für Holz- und Blechbläser bezeichnet. Es ist in etwa vergleichbar mit einem Klavierauszug.

 

„Es bietet eine ungewohnte Perspektive“, erläutert Oboistin Christiane Dimigen. „die Bearbeitung bleibt dem Original weitgehend treu und so gibt es einen Wiedererkennungseffekt. Dazu kann eine Stimme nicht nur von einem Instrument übernommen werden, sondern von mehreren.“

 

Das Bläseroktett besteht aus Christiane Dimigen (Oboe), Birgit Welpmann (Solo-Oboe), Frauke Hansen (Solo-Klarinette), Martin Bewersdorff (Klarinette), Minori Tsuchiyama (Fagott), Jörg Wehner (Fagott), Gregor Fas (Horn) und Ferenc Pal (Horn). Unterstützt werden die Musiker von Tomoko Tadokoro (Solo-Kontrabassistin).

 

„Der Kontrabass und die Fagotte bilden das Fundament“, während die Oboen den Melodiepart übernehmen, beschreibt Dimigen die „Arbeitsteilung“ innerhalb der Instrumente. „Aber auch die Klarinetten übernehmen oft die Melodieführung. Die Hörner halten alles zusammen.“

 

Auf dem Spielplan stehen folgende Stücke:

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Sinfonie Nr. 1 Es-Dur KV16 (Bearb. A. N. Tarkmann); Ferenc Farkas (1914-1992) Contrafacta Hungarica (1976);

Franz Liszt (1811-1886), Ungarische Rhapsodie Nr. 14 f-Moll (Bearb. A. N. Tarkmann) und Wolfgang Amadeus Mozart, Serenade Nr. 12 c-Moll KV 388

 

„Früher waren die Bläser als Begleitmusiker bei Hof und spielten beim Essen oder auf der Jagd, aber Mozart hat die Serenade als ein sehr ernstes Stück komponiert“, so Dimigen. „Mozart hat es für den Kaiser Joseph II. geschrieben, weil er auf eine Anstellung am Wiener Hof hoffte. Daher hat er viel Energie hineingelegt.“

 

Für die Musiker der Dortmunder Philharmoniker ist es eine Art Privileg, ein eigenes Kammermusikprogramm erarbeiten zu können, auch wenn sie ihren freien Tag dafür opfern müssen. „Das gibt es nicht oft“, meint Dimigen, „aber es ist positiv: wir lernen nicht nur unser eigenes Programm zu erarbeiten, sondern auch sensibel und intuitiv mit unseren Kolleginnen und Kollegen umzugehen. Das nutzt uns auch bei der sonstigen Zusammenarbeit.“

 

2. Kammerkonzert

ORCHESTERZENTRUM | NRW

Werke von Mozart, Farkas und Liszt

Beginn 20 Uhr

 

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27 222