Schlagwort-Archive: Michael Eickhoff

XXS – kurz, aber gehaltvoll

Am 13. September 2014 war es wieder so weit. Die WAM-Medienakademie lud zum traditionellen XXS-Kurzfilmfestival ins Dortmunder Schauspielhaus ein. 10 Kurzfilme buhlten um die Gunst des Publikums und der Jury und zwei Kurzfilme bekamen Sonderpreise.

Ich möchte hiermit eine Lanze für die skurrilen, oftmals lustigen und bizarren Kurzfilme brechen, die weder eine Chance auf den Jury- oder Publikumspreis haben. Sie gehören einfach zum Festival dazu und sind meiner Meinung das Salz in der Suppe. Filme wie „Herr Peters und das Huhn“ oder „Einer geht noch“ sind für mich Beispiele für Möglichkeiten, mit dem Genre Kurzfilm kreativ umzugehen. Auch der schön erzählte Film „Auf den Hund gekommen“ gehört für mich ebenso in diese Kategorie, wie der eher dokumentarisch angelegte Film „Grüneres Gras“.

Gewonnen haben andere Filme und ich kann die Begründungen durchaus nachvollziehen. In der Jury saßen die Schauspieler Markus Majowski, Thomas M. Held,Miloš Vuković und Chefdramaturg Michael Eickhoff, als Ehrengast war erneut Markus Knüfken mit von der Partie. Auf Platz 3 der Jury kam gleich der zuerst gezeigte Film „La carte“ aus Frankreich. Typischerweise eine romantische Geschichte zweier Postkartenfiguren, die nach vielen Mühen zueinander finden. Wenn der italienische Beitrag „Nella tasca dem capotto“ übersetzt „In der Manteltasche“, den ersten Preis gewonnen hätte, wäre es keine Überraschung. Die Geschichte von Luke, der sich wegen der häuslichen Gewalt in eine Fantasiewelt flüchtet und von dort seine Kraft für den Widerstand findet, wurde hervorragend umgesetzt. Es reichte für den zweiten Platz der Jury.

Den ersten Platz erhielt „Alerik“, eine deutsch-mazedonische Koproduktion. Der Zeichentrick-, bzw. Knetpuppenfilm bestach durch seine Detailverliebte Machart und die Emotionalität ihrer Figuren. Im der Geschichte verliert er junge Alerik seinen Großvater im Krieg und wird aus Rache selbst Teil dieser Kriegsmaschinerie. Mir persönlich wurde bei der Moral ein bisschen zu dick aufgetragen. Wie man solche Themen anders verpacken kann zeigte der Film „Das Phallometer“, bei dem es um einem sehr pikanten Test geht, um Fluchtgründe zu überprüfen.

Den Publikumspreis gewann „Coming out“. Hier möchte die Tochter ausgerechnet an Mutters Geburtstag erzählen, dass sie lesbisch ist, doch vorher gibt es große Überraschungen.

Fehlt noch ein Film: „Im Antlitz des Bösen“. Der Thriller hatte einen kleinen Nachteil. Man wusste sehr sehr schnell Bescheid, wie der Hase in der Geschichte zwischen Interviewer und Schriftstellerin laufen würde.

Die zwei Sonderpreise gingen an „Business as ususal“ (XXS-Filmpreis für Menschenrechte) sowie an „Molly und Andy“ (DEW 21 Kreative-Energie-Preis).

Durch das Programm führten dieses Jahr Lukas Gajewski und Konstantin Fischer. Bei ihrer leicht schnoddrigen Moderation zündete nicht jeder Gag (warum die Geldpreise immer in Mark genannt wurden, habe ich leider nicht verstanden), aber sie nahmen sich nicht allzu ernst und führten locker durch den Abend.

Stadt der Angst im Schauspielhaus

DER REVISOR: Uwe Schmieder, Julia Schubert, Bettina Lieder, Ekkehard Freye, Carlos Lobo und Eva Verena Müller (Foto: ©Birgit Hupfeld)
DER REVISOR: Uwe Schmieder, Julia Schubert, Bettina Lieder, Ekkehard Freye, Carlos Lobo und Eva Verena Müller
(Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am 3. Mai 2014 ist ab 19.30 Uhr Premiere für die Reihe „Stadt der Angst“ im Schauspielhaus Dortmund. Diese Reihe beschäftigt sich in drei Stücken über die Angst: in unserem Land, unserer Stadt und und in uns. Außerdem wird der „AUTSCH 2014“ verliehen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt das kleine Video.

Um die ersten beiden Bereichen geht es in den zwei geteilten Doppelabend im Schauspielhaus beginnend mit „Autschland d’Amour“, einer Dramödie in 3 (Sprech)-Gesängen von Fred Hundt und nach der Pause geht es mit dem „Revisor“ von Nicolai Gogol weiter.

Im Studio des Schauspielhauses beschäftigt sich dann „4.48 Psychose“ von Sarah Kane ab 22.30 Uhr mit dem dritten Bereich.

Zu den ersten beiden Teilen des Abend und den Hintergrund für diese Reihe verriet Chefdramaturg Michael Eickhoff vorab:„Wir haben uns gefragt, warum scheuen wir Konflikte und versuchen, Anweisungen und Regularien zu entsprechen? Welche individuellen und kollektiven Ängste und Stress spielen dabei eine Rolle? Wie kommt es zu dem sogenannten Phänomen „Burn Out“, dass gerade in den letzten Jahren vermehrt im Gespräch ist, und welche Konsequenzen können wir daraus ziehen? Wie gehen wir mit der Datenflut um, die täglich auf uns einprasselt?“

Dabei sind, so Eickhoff, zwei so unterschiedliche Spielstücke hintereinander im Schauspielhaus eine große Herausforderung, weil sie eine Umbaupause benötigen. Bei beiden Inszenierungen führt Marcus Lobbes Regie.

Im ersten Teil von Autschland d’Amour“ wird von den beiden Schauspieler und dem Dortmunder Sprechchor herausgearbeitet, mit welchen Arten von Stress wir täglich konfrontiert werden. Wie zum Beispiel, welchen Telefonanbieter oder welche am besten geeignete Schule wir für unsere Kinder aussuchen. Alltägliche Dinge , die Unwohlsein hervorrufen.

Im zweiten Teil wird das Publikum mit Aussagen und platzierten Behauptungen konfrontiert, die uns alle betreffen, deren Glaubwürdigkeit auf dem Prüfstand steht. Im dritten Schritt geht es um die Folgen und Auswirkungen der zunehmenden Verunsicherung auf die Sprache.

Nach der Pause geht es mit einer neuen eigenen Fassung von Gogols „Revisor“ aus dem Jahr 1934 weiter. In dieser Provinzstadtposse sorgt die Ankündigung einer anstehenden Ankunft eines vermeintlichen „Revisors“ für Aufregung in der Stadt. Will man doch im besten Licht dastehen. Dafür scheut man auch nicht vor Bestechungsversuchen jeglicher Art zurück…

„Dabei übernimmt der Dortmunder Sprechchor die Rolle der kritischen Stadtgesellschaft. Die sechs Schauspieler vermitteln das, was sich die Stadt ausdenkt. Sie kommen wie bei einer Talk-Show daher und lamentieren, was als nächstes notwendig zu tun ist“, erklärte Eickhoff.

Die Bühnenausstattung wird mit der auf einer Projektionswand etwas verfremdeten, aber erkennbaren Stadt Dortmund einfach gehalten. „Die deftige Sprache dieser Provinzposse passt dabei gut in unsere Stadt“, erläuterte der Dramaturg.

Zu der Studio – Aufführung von „4.48 Psychose“ von Sarah Kane unter der Regie von Schauspieldirektor Kay Voges gibt es in der nächste Woche noch genaue Informationen.

Für die Premieren von „Autschland d’Amour“ und „Revisor“ am 03. Mai gibt es noch Restkarten. Weitere Termine am 07., 30., 31. Mai und am 08., 12. und 27. Juni.

Klagelieder für NSU-Opfer

 

Esther Dischereit liest aus ihrem neuen Roman "Blumen für Otello". (Foto: © Bettina Straub)
Esther Dischereit liest aus ihrem neuen Roman „Blumen für Otello“. (Foto: © Bettina Straub)

Acht Jahre ist es her, dass die rechtsextremistische NSU auch in Dortmund gemordet hat. Über zehn Jahre konnten die Mitglieder der Terrorzelle ungehindert zahlreiche Morde bedienen. Die offensichtlichen Ermittlungspannen und -fehler wurden in den Sitzungen des Vermittlungsausschusses diskutiert. Mit dabei als Besucherinnen war die Autorin Esther Dischereit, die aus dem Stoff zunächst ein Libretto für eine Oper machen wollte, aus der dann der Roman „Blumen für Otello“ entstand. Am Samstag, den 12. April um 18:00 Uhr im Studio des Schauspielhauses Dortmund wird die Autorin neben der DJane Ipek aus dem Buch lesen. Organisiert wird die Lesung vom Schauspiel Dortmund dem dem Verein „Vision Interkultur“.

 

„In dem Buch stellt sich die Autorin die Frage, was ist mit den Opfern“, so Michael Eickhoff Chefdramaturg des Schauspiels Dortmund. “ Dischereit macht dies auf eine poetisch und einfühlsame Art und Weise.“ Doch den Text wird es nicht nur auf Deutsch geben. DJane Ipek wird Auszüge daraus auch auf Türkisch lesen. Dischereit stößt sich an den sprachlichen Ungenauigkeiten und Diffamierungen, die die Poizei und die Medien benutzt haben. So war am Anfang der Ermittlungen ständig von „Döner-Modern“ zu lesen und ein Opfer wird als Blumenhändler bezeichnet, obwohl er eigentlich ein Blumen-Großhändler ist.

 

Unterstützt wird die Veranstaltung materiell und ideell von unterschiedlichen Organisationen.Neben dem Kulturbüro unterstützt das Kommunale Integrationszentrum und die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie die Lesung mit jeweils 500 €, Klaus Wegener von der Auslandsgesellschaft NRW in Dortmund, versprach ebenfalls einen ähnlich hohen Betrag, falls noch Restkosten entstehen würden. Mehr ideell, aber mit einem großen Netzwerk im Rücken, unterstützt VMDO, ein Dachverband von 40 Migrantenorganisationen mit verschiedenen Migrationshintergründen, die Veranstaltung.

 

Karten für die Veranstaltung kosten 10 €, ermäßigt 5 €. Mehr unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

Schauspiel Dortmund präsentiert Istanbuler Theaterszene

 

Unter dem Begriff „Szene Istanbul“ startet das Schauspiel Dortmund in Kooperation mit dem Theater an der Ruhr in Mülheim eine Gastspielreihe in türkischer Sprache. Die vier Stücke geben nicht nur einen Einblick in die freie Theaterszene der Türkei, sondern sollen auch ein Angebot an die hier lebenden Türken sein, das Dortmunder Theater kennenzulernen.

 

„Wir holen Istanbul nach Dortmund“, erzählte Dramaturg Michael Eickhoff auf der Pressekonferenz. Und die Stücke laufen nicht nur nebenher auf irgendwelchen Probebühnen, sondern „fast alle Stücke werden auf der großen Bühne gespielt“.

 

Alle auftretenden Gruppen haben ihren Mittelpunkt in Beyoğlu, dem kreativen Stadtteil von Istanbul, unterhalb des Taksim-Platzes gelegen. Beyoğlu ist im übrigen auch Partnerstadt(teil) von Dortmund. Bis auf das stark musikalisch geprägte Stück „Ҫinka“ sind alle Stücke Deutsch übertitelt.

 

Zu Beginn erleben die Zuschauer am 01. Februar 2014 um 19.30 Uhr Antoine de Saint-Exupérys Klassiker „Der Kleine Prinz – Küҫük Prens“. In der Inszenierung der Gruppe Bitiyatro zeigt den Helden der Fabel als einen alternden Clown. Das Familienstück ab 12 Jahren geht etwa eine Stunde und kostet 11 € (ermäßigt 6 €).

 

Einen musikalischen Abend verspricht „Ҫinka“. Am 23. Februar um 18 Uhr steht die große Bühne dem Musiker Birol Topalğlu offen. Zusammen mit dem Choreograph und Performer Yiğit Sertdemir erforscht Topalğlu die Geschichten und Mythen seiner Heimat, der türkischen Schwarzmeerküste. Die Besucher können sich auf traditionelle Instrumente freuen wie der Tulum, eine Sackpfeife.

Das Stück dauert etwa 75 Minuten und die Preise gehen von 9 € bis 23 €.

 

Politisch wird es am 14. März um 19:30 Uhr mit „Du bist tot, kapiert? Öldün, duydun mu?“ von Yiğit Sertdemir. In dem Stück wird ein Mann im Jenseits einer Prüfung unterzogen, um eventuell eine zweite Chance zu bekommen. In dieser sarkastischen Farce, die an Satres „Das Spiel ist aus“ erinnert, geht es um die traumatisierende Erfahrung der Menschen, die in ihrer Jugend die Herrschaft des türkischen Militärs in den 1980er Jahren, erfahren haben. Das Stück dauert etwa 70 Minuten und die Preise gehen von 9 € bis 23 €.

 

Zum Schluss der Reihe steht am 07. April um 20 Uhr im Studio ein sehr experimentelles Stück auf dem Spielplan. „Die Spur – Iz“ von Ahmet Sami Özbudak handelt von einem Haus, in der zu verschiedener Zeit unterschiedliche Menschen leben. 1955 leben dort griechisch-türkische Geschwister, die während der Unruhen 1955 ihr Haus verlassen müssen. 1980 lebt dort der revolutionäre Kommunist Ahmet, der nach dem Militärputsch untertauchen muss. Um das Jahr 2000 leben dort der Transvestit Sevengül und sein Liebhaber Rizgar. Alle drei Geschichten werden parallel erzählt und verweben sich im Laufe des Stückes immer mehr miteinander. „Wie wir das genau präsentieren, ist noch unklar“, erklärte Eickhoff. Das Stück dauert etwa 90 Minuten und die Karte kostet 15 € (ermäßigt 10 €).

 

Zu den beiden letztgenannten Stücken wird es eine moderierte Nachbesprechung geben.

 

Karten für die ersten beiden Veranstaltungen sind schon zu bestellen unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27 222.