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Silber Tripel oder Mathildes Tauchgang in die Welt der Zahlen

Mathilde, wunderbar gespielt von Ann-Kathrin Hinz, die Heroine des Silber Tripel, unternimmt eine Zeitreise in die Geschichte der Mathematik. Ein amüsantes Stück von Anna Siegrot.

Junge Erwachsene ab 10 erleben im KJT (Kinder- und Jugendtheater) in der Sckellstraße eine unterhaltsame, teilweise herrlich überzeichnete Mathematik Geschichtslehrstunde … Mathematik in den Läufen der Geschichte.

Von Isaacars-tremo Newton, dem ein Apfel, der Erkenntnis?, auf den Kopf fällt, zu mittelalterlichen Mathematikern im Banne eines Allgegenwärtigen, den Römern und ihrem Pragmatismus, den Griechen und ihrem Pytagoras, das ist der mit dem a² plus b² gleich c² … zu den Ägyptern und ihren Pyramiden und einem simplen Seiltrick hin zu den Babyloniern, die immer nur bis 60 zählten … darum auch die 60 Minuten und die 12 Stunden, usw.

Im Bann der Zahlen: Ann-Kathrin Hinz, Bianka Lammert, Max Ranft und Thomas Ehrlichmann (Foto: Birgit Hupfeld)
Im Bann der Zahlen: Ann-Kathrin Hinz, Bianka Lammert, Max Ranft und Thomas Ehrlichmann (Foto: Birgit Hupfeld)

So erfährt man am Ende dann auch warum „1-4=9“richtig ist. Mathematik kann unterhaltsam sein, und es bedarf nicht unbedingt eines Balles von 1,2 kg der Mathilde auf den Kopf fällt, während sie sich für ihr Seepferdchen vorbereitet. Victoria, gespielt von Bianka Lammert, die sich auf ihr Sportabzeichen vorbereitet und die Klassenkameraden, Max Ranft und Thomas Ehrlichmann, wovon einem der Ball vom Dreimeterturm aus der Hand fällt und Mathilde im Becken am Kopf trifft. Wir lernen im Stück, warum das von Bedeutung ist, bei Herrn Newton, der mit dem Apfel.

Mathilde taucht nun buchstäblich in die Welt der von ihr so verabscheuten und körperlich abgeblockten, Mathematik ein … Und das Publikum erlebt die Zeitreise, wie in einer TV Spielshow des BungaBunga Televisionista, in die Zivilisations- und Mathematikgeschichte der Menschheit.

Der Tauchgang von Mathilde endet naturgemäß und man findet sich im Klassenzimmer wieder ein, der Lehrer wie immer etwas vergesslich, gespielt von Rainer Kleyefeldt, wird, nachdem mit den vergessenen Unterlagen wieder im Klassenzimmer, von Mathilde darauf aufmerksam gemacht, dass Viktoria ihr Abzeichen aber doch geschafft habe, weil … und nun kommt der ägyptische Seiltrick und der Herr Pytargoras, der Mönch Stifel und die anderen ins Spiel … Mathilde beweist ihre Behauptung mit Pytargoras zum Erstaunen, des Lehrers, Viktoria und den Klassenkameraden …

Mathematik muss nicht zu Spastiken führen, wie vor dem Mathildeschen Tauchgang in die Welt der Zahlen, sondern kann unterhaltsam sein und im KJT Dortmund recht lehrsam … oder war es jetzt leersam???

Die Premiere war ein „stomping“ Erfolg … die Zuschauer brachten die Sitzreihen zum Tanzen, wie der Popometer feststellte so mitreißend, kurzweilig, und hervorragend gespielt war das Stück. Und es begeisterte auch die jungen Erwachsenen. Wie sagte mir einmal Bianka Lammert in einem Interview: „Kinder sind das schwierigste Publikum!“ Nun das Ensemble der KJT Mathematiktauchreise hat sie alle mitgerissen.

Sie sollten sich das Stück im KJT nei nächster Gelegenheit unbedingt ansehen!

Regie – Johanna Weißert

Ausstattung – Anna Siegrot

Video – Pter Kirschke

Dramaturgie – Milena Noemi Kowalski

Regieassistenz – Alina Baranowski

Evelyn Glennies Kampf für ihren Traum

Nach längerer Corona bedingter Pause freuten sich am Freitag, dem 24.09.2021 alle Beteiligten im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) mit „Playing from the heart“ von Charles Way unter der Regie von Antje Siebers eine Premiere vor Publikum in ihrem Haus feiern zu können. Das Stück basiert auf einer wahren Geschichte und ist für Kinder ab 10 Jahren.

Evelyn Glennie wächst bei ihrer Familie auf einen Bauernhof in Schottland auf. Durch eine Nervenkrankheit verliert sie nicht nur ihr Gehör, sondern scheinbar auch ihren Wunsch, Profimusikerin zu werden. Schon mit 12 Jahren begann sie, Perkussionsinstrumente (Pauken, Trommel, Becken, Xylofone) zu spielen.

Maria Portugal an den Percussion-Instrumenten und das Ensemble von "Playing from your heart". (Foto: © Florian Dürkopp)
Maria Portugal an den Percussion-Instrumenten und das Ensemble von „Playing from your heart“. (Foto: © Florian Dürkopp)

Mit Mut und Willenskraft verfolgte sie trotz ihrer Taubheit ihren großen Traum. Heute ist sie eine weltberühmte Komponistin und Perkussionistin.

Siebers arbeite bei ihrer Inszenierung geschickt mit verschiebbaren Wänden mit halbdurchlässiger Gaze. Diese ermöglichten sowohl Rückblicke, standen aber auch symbolisch für die „unsichtbare Trennung“ der Welten von „normal Hörenden“ und der tauben Evelyn.

Auf der Bühne war ein großes Klettergerüst und einem Drehrad mit Neon-Leuchtfarben an den Rändern und stilisierten Wolken. Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz thronte als Evelyn am Anfang oben auf dem Gerüst und führte in deren Geschichte ein.

Das Gerüst stellt den Kornspeicher des Bauernhofs dar, wo sie als Kind kletterte und Königin in ihrer Welt war. Sie muss sich gegen ihre großen Brüder Colin (Max Ranft) und Roger (Thomas Ehrlichmann) und zankt wie in Familien üblich ab und zu mit ihnen. Ranft und Ehrlichmann schlüpften auch noch mit viel Lust an der Verwandlung in diverse andere Rollen.

Bettina Zobel zeigte ihre Vielseitigkeit sowohl als besorgt-liebende Mutter wie auch in verschiedene andere Rollen.

Ann-Kathrin Hinz verkörperte die Evelyn nicht nur mit viel Engagement, sondern auch mit viel Empathie für deren Situation als nicht mehr normal die Welt Hörende. Ob sie versucht, ihren Hörverlust durch Lippenlesen zu verheimlichen, bei der Verkörperung all ihrer Emotionen, und wie sie langsam lernt und erfährt, mit anderen Sinnen, Herz und Körper sowohl zu hören als auch zuzuhören.

Für die Inszenierung hat sich Hinz extra fünf Wochen als Perkussionistin ausprobiert.

Ein bedeutender Faktor war die von Maria Portugal extra für dieses Stück entwickelte sensible auf die Stimmungen angepasste und live dargebrachte Musik auf ihren Perkussionsinstrumenten. Zudem bildeten sie und Hinz beim Zusammenspiel gegen Ende ein gut eingespieltes Team.

Eines wurde deutlich: Wie schwer es für einen nicht betroffenen ist, sich in die Welt der Gehörlosen hineinzuversetzen.

Der gesprochene Text wurde zusätzlich auf eine kleine Leinwand für taube Besucher*innen der Veranstaltung projiziert. Aufführungen in Gebärdensprache sind übrigens für das nächste Jahr geplant.

Informationen und Karten für weiter Vorstellungen unter Tel.: 0231/50 27 222 oder www.theaterdo.de

Geschichten über das Wasser auf der Kokerei Hansa

Ein spannendes Erlebnis bot die performative Führung des Kinder und Jugendtheaters Dortmund bei der Premiere von „Nachdem der Himmel glühte“ auf der Kokerei Hansa. Mit einem Spaziergang über das Gelände brachten die Schauspieler des KJT die Jugendlichen mit dem Thema Wasser in Kontakt . Auf dem Weg durch das Industriedenkmal erlebten die Jugendlichen die verschiedensten Szenarien und Geschichten rund um dieses aktuelle Thema.

Ausgerüstet mit Tablets und Kopfhörern folgte die Gruppe dem jungen Calvin, gespielt von Max Ranft. Er brachte die Gedanken ins Rollen, indem er von den industriellen Zeiten erzählte, wo Wasser zur Kühlung der Kokskohle tonnenweise verbraucht wurde und man sich wenig Gedanken über die wertvolle Ressource machte. Dennoch gab es auf dem Gelände eine Art Kreislaufsystem, durch Wasserbecken und Sickeranlagen konnten 40 % des Wassers wieder verwendet werden. Der Rest wurde, mehr oder weniger verschmutzt, in die Emscher geleitet. Einen Bogen zur heutigen Klimaproblematik schlägt der Erzähler mit Unterstützung liebevoll inszenierte Kurzvideos, die an verschiedenen Punkten der Führung gemeinsam abgerufen wurden. In kleinen Erzählstücken berichtete zum Beispiel der Opa von Calvin seine Geschichte als Lokführer auf der Kohlenbahn der Kokerei, das Wasser selbst erhält ebenfalls eine Stimme und klagt, dass es jetzt für immer verschwinden wolle, da es zu wenig Beachtung und Wertschätzung von den Menschen erhielte.

Max Ranft als Calvin in der Kokerei Hansa. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Max Ranft als Calvin in der Kokerei Hansa. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Calvin berichtete von einer Verbündeten die der Mensch im Kampf um das Wasser habe. Gemeinsam machten sich deshalb alle auf die Suche nach der Regentrude. Ein Fabelwesen mit besonderer mystischen Beziehung zum Wasser. Auf der Suche nach der Regentrude fing es tatsächlich an zu regnen. Während wir in einem der großen Türme bis in die oberste Etage kletterten kam auch noch ein kräftiges donnern dazu, irgendwie schien das Wetter zur Geschichte zu passen. Der Regen kommt, der Regen geht die Sonne strahlt, die Wolken ziehen vorbei und wieder donnert es. Die Regentrude wurde gefunden, allerdings kann auch sie nicht mehr helfen, da das Wasser aktiv beschlossen hat abzutauchen. Ab hier versuchen Calvin und die Jugendlichen Lösungen zu finden, um das Wasser zu behalten. Sie schrieben Demo-Plakate mit ihren eigenen Parolen und zogen als Demonstranten durch das Kokerei Gebäude. Dabei skandierten sie ihre Wünsche nach einer besseren Umwelt. .

Bei einer kleinen Erfrischung erfuhren die Jugendlichen, dass auch Kinder vor Gericht ziehen können um für eine bessere Klimapolitik zu kämpfen.

Zum Ende der eindrucksvollen Führung wurde ein kleiner Demonstrationszug vor einer aufwallenden Wasserkaskade gefilmt.

Die Führung war mit kleinen Zwischensprints auf der Suche nach der Regentrude und dem Aufstieg in den Turm durchaus sportlich angelegt. Der fließende Übergang zwischen spielerischer Begeisterung, Informationen und eigenen Aktionen begeisterte die ganze Gruppe.

Diese Uraufführung des KJTs entstand in Kooperation mit dem Künstlerkollektiv pulk fiktion und der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

Weitere Termine mit jeweils vier Timeslots gibt es am 29. August, 8., 12. und 14. September.

Umgang mit Isolation als aktuelles Thema im Kinder- und Jugendtheater

Die Stückentwicklung „miss you“ unter der Regie von Antje Siebers im Kinder und Jugendtheater Dortmund (ab 12 Jahren) beschäftigt sich besonders in der Zeit der Corona-Pandemie mit dem Thema des Umgangs mit Isolation und Suche nach Nähe. Wie gehen wir damit um, auf uns selbst zurückgeworfen zu sein?

Nicht nur in diesen Zeiten ein Thema, was uns alle betrifft und wo wir uns wiederfinden können.Die Premiere im KJT unter Corona-Bedingungen war am 18.09.2020,

Fünf Schauspieler*innen des Ensembles (Thomas Ehrlichmann, Ann-Kathrin Hinz, Andreas Ksienzyk, Max Ranft und Bettina Zobel), atmosphärisch begleitet von Musiker Manuel Loos, führten die Zuschauer*innen in die verschärfte Pandemie-Zeit April 2020.Da hatte uns Corona noch stärker als im Augenblick an unseren Wohnungen gebunden.

In Zeiten des Lockdowns gefangen in der engen Wohnung: Szenenbild mit Ann-Kathrin Hinz  und Thomas Ehrlichmann. (Foto: © Birgit Hupfeld)
In Zeiten des Lockdowns gefangen in der engen Wohnung: Szenenbild mit Ann-Kathrin Hinz und Thomas Ehrlichmann. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Bei der Recherche wurden sie zudem von der Klasse 6c des Goethe-Gymnasiums und ihrer Klassenlehrerin unterstützt. Mit ihren Corona-Tagebüchern aus der Zeit der Selbstisolation wurden ihre Wünsche, Ängste, Sehnsüchte u.s.w. in Form von Tonaufnahmen und Videoprojektionen auf die Bühnenleinwand projiziert.

Mit schwarz-gelbem Klebeband wurden die isolierten engen Wohnräume der fünf Schauspieler*innen auf der Bühne anschaulich manifestiert. Jede der Personen geht mit der Situation anders um und versucht, dass Beste daraus zumachen.

Die einen flüchten sich in schöne Träume und Erinnerungen, andere in Sport oder Renovierungsarbeiten. Die Träume und Erinnerungen wurden mit Hilfe einer Kamera und Miniaturpuppen oder Landschaften als Projektion auf der Leinwand sichtbar gemacht. Wenn die Wohnung verlassen wurde, war Abstand halten und Mund-Nasenmaske zum Schutz einzuhalten.

Witzige Tanz- und Bewegungschoreografien mit Tempo wechselten sich mit meditativ-ruhigeren Passagen ab. Eine Prise Humor war auch mit dabei.

Die Schauspieler*innen hatten die Gelegenheit, ihre emotionale Bandbreite von traurig, sentimental, witzig bis aufbrausend ausspielen.

Informationen zu weitere Aufführungsterminen und Karten erhalten Sie:

Tel.: 0231/ 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de