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Die vielen Facetten der Lola Blau

Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)
Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)

Im RWE Forum – Kino im Dortmunder U gab es unter der Regie von Isabel Stahl die Premiere für „Lola Blau“- Musical für eine Schauspielerin von dem in Wien 1922 geborenen, und 2011 in Salzburg gestorbenen bekannten Komponisten, Sänger und Dichter Georg Kreisler. Er musste als Sohn einer österreichischen jüdischen Familie 1943 in die USA emigrieren und nahm dort die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Kreisler war ein Multitalent und ist vielen auch als bissiger Kabarettist mit Wortwitz und tiefsinnigen, schwarzen Humor bekannt.

Zum Inhalt von „Lola Bau“: Das Stück erzählt die Lebensgeschichte des politisch naiven, von der Leidenschaft zum Theater besessenen jüdischen jungen Frau Lola Blau. Kurz vor ihrem ersten Engagement am Linzer Landestheater 1938 muss sie nach Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wie schon ihr Leo über die Schweiz ins Exil nach Amerika gehen. Ihre Jugendliebe Leo wurde nach Dachau deportiert, bevor sie sich in Basel treffen konnten. Sie wird zwar in de USA ein gefeierter Star, verliert aber ihre Illusionen. Als Lola nach Kriegsende nach Wien zurückkehrt, erlebt sie dort die selbe „Verdrängungsmechanismen“, die sie zuvor gelebt hatte. Da meldet sich unverhofft vor einem Auftritt plötzlich der vermisste Leo…

Die Stationen ihres Lebens werden erzählt. Zwanzig Kabarettsongs (Georg Kreisler) zeichnen ihr Leben, sowohl von den komischen, aber natürlich auch den tragischen Seiten.

Auf der Bühne sieht das Publikum zunächst neben einer Reihe von Requisiten aus der damaligen Zeit wie alte Drehscheiben-Telefone, einen alten „Volksempfänger“ und Lampe auch einer Menge Kleidungsstücken und Schuhen auf dem Boden als Hinweis auf die Situation der Juden.

Aus diesem Kleiderwust heraus schälte sich Désirée von Delft. Bekannt als Schauspielerin des Kinder-und Jugendtheaters und zeigte sie sofort eine starke Präsenz neben dem ihr treu zur Seite stehenden Schauspieler und Pianisten Nicolas Krüger. Von Delft zeigte beeindruckend die vielen Facetten der Lola Blau. Die komischen wie aber vor allem auch die melancholischen Seiten brachte von Delft bewegend auf die Bühne. Es wurde ihr auch einiges von der anspruchsvollen Choreografie (Joeri Burger) abverlangt. Es gab auch Stepeinlagen.

Eine solche Persönlichkeit glaubhaft auf die Bühne zu bringen ist eine beachtliche Leistung und zeigt, dass die Schauspielerin sich sehr genau mit der Person „Lola Blau“ auseinandergesetzt hat und wohl genauso „besessen vom Theater“ wie diese ist. Eine Paraderolle für Désirée von Delft, aber auch ein großes Lob für ihren kongenialen Partner!

Auf die Leinwand im Hintergrund wurden zu den jeweiligen Lebensstationen von Lola nostalgische Filmeinspielungen mit alter Kameratechnik eingespielt. So konnten die Zuschauer neben Fotografien von der historischen Lola Blau zum Beispiel Einblicke in das riesige Übersee-Schiff von damals gewinnen oder Bilder vom zerstörten Wien nach Kriegsende. Im Video wirkten Andreas Ksienzyk vom KJT und Günther Lüer als Darsteller mit.

Ein großes Kompliment für die Video/Grafik ( und die viele Arbeit daran) von Christine Köck. Bereichert wurde das Stück zudem mit originalen Radio-Einspielungen aus der Kriegszeit.

Eine gelungene Vorstellung und Reminiszenz an Georg Kreisler und der Lola Blau.

Weitere Vorstellungstermine: 13. und 20. 12.2014 jeweils um 20 Uhr und am 21.12.2014 um 18 Uhr. Kartenvorbestellung unter 1060-845 75 19 oder unter lolablau@gmx.de

Eintrittspreise 18 €, ermäßigt 14 €.

Wenn Naivität blind macht

Désirée von Delft als Lola Blau mit ihrem Pianisten Nicolas Krüger.
Désirée von Delft als Lola Blau mit ihrem Pianisten Nicolas Krüger. (Foto: © Martin Bettermann)

In Georg Kreislers „Musical für eine Schauspielerin“ mit dem Titel „Lola Blau“ geht es um das jüdische Mädchen Lola Blau, das kurz vor dem Beginn ihrer Schauspielkarriere von den politischen Ereignissen in Österreich der späten 30er Jahre überrascht wird. Gespielt und gesungen wird Lola von Désiré von Delft und aufgeführt wird es im Kino im Dortmunder U. Die Premiere ist am 29. November um 20 Uhr.

„Sie ist politisch ziemlich naiv“, charakterisiert die Regisseurin Isabel Stahl die Titelheldin. Das Stück beginnt im Jahre 1938. Blau steht kurz vor ihrem ersten Engagement am Theater in Linz, wird dann aber nicht angenommen, weil sie Jüdin ist. Über den Umweg Schweiz gelangt sie in den USA, wo sie ein Star wird. Doch sie vermisst ihre große Liebe Leo. nach dem Krieg kehrt sie zurück nach Wien und trifft dort Leo, der im KZ Dachau inhaftiert war. Lola stösst in Wien der NAchkriegszeit auf die Verdrängung, die auch sie gelebt hat. Das Stück endet 1947/48.

Das Kino im U ist natürlich kein Theater, daher mussten sich Anja Lichtenegger (Bühne) und Theresa Mielich (Kostüme) den besonderen Verhältnissen anpassen. „Ich versuche die politische Geschichte sichtbar zu machen,  aber ohne sie in den Vordergrund zu stellen“, so Lichtenegger. So wecken Kleider- und Schuhhaufen Erinnerungen an die Bilder aus den KZ. da keine großen Kulissenwechsel möglich sind, wird das Stück per Video verortet. In den Videos werden Günther Lüer und Andreas Ksienzyk zu sehen und hören sein, die Lola Blau auf der Überfahrt nach Wien über die Geschehnisse in Europa aus verschiedenen Blickwinkel erzählen.

Mit „Lola Blau“ hat Georg Kreisler kein trauriges Stück geschrieben, es hat durchaus lustige Stellen. „Der Wortwitz von kreisler kommt vor allem bei den Auftrittsnummern von Lola zur Geltung“, findet Désirée von Delft. Die meisten der 15 bis 17 Lieder sind auf Deutsch, nur eines ist auf Englisch.

Begleitet wird von Delft vom Pianisten Nicolas Krüger, die Choreografie wurde von Joeri Burger entwickelt, der im vergangenen Jahr den „Pinocchio“ spielte und für das aktuelle Weihnachtsmärchen „Peters Reise zum Mond“ ebenfalls die Choreografie schuf.

Neben der Premiere gibt es weitere Termine am 13. Dezember 2014 um 20 Uhr, am 20. Dezember um 20 Uhr und am 21. Dezember um 18 Uhr.