Schlagwort-Archive: Laura N. Junghanns

Grenzen der Toleranz und was kann politisches Theater bewirken

Im Studio des Schauspiel Dortmund befasst sich ab Sonntag, den 06.10.2019 (Uraufführung) um 18:00 Uhr das Stück „Familien gegen Nazis“ von Laurence Young unter der Regie von Laura N. Junghanns mit einem höchst aktuellem und brisanten Thema. Wie umgehen mit dem wachsenden und zunehmend aggressiver vorgehendem neuen Rechten.

Zum Stück:

Eine Familie, Vater, Stiefmutter und drei bereits erwachsene Kindern gibt alles im Kampf gegen Rechte und Rechtspopulisten. Im Rahmen einer Spielshow haben sie die einmalige Gelegenheit, die 1.000.000 Euro für einen humanitären Projekt ihrer Wahl zu gewinnen. Es steht ihnen die Konfrontation mit verschiedenen Spielen wie etwa „Wahrheit oder Pflicht“, Situationen und Statements bevor. Es geht um eigene Ängste, Verantwortung und einiges mehr. Sind ihre Taten tatsächlich von Bedeutung oder doch nur Gewissensberuhigung? „Die Familie kennt das Format, weiß aber nichts über genaue Inhalte“, verriet die Regisseurin Junghanns im Pressegespräch mit Ars tremonia.

Das Hauptthema hinter der Inszenierung ist der fehlende und notwendige Diskurs und konstruktive Kommunikation in eine gespaltenen Gesellschaft. Das gilt selbstverständlich auch für das Theater. Eine aktive Auseinandersetzung mit diesem Thema ohne erhobenen Zeigefinger ist eine wichtige Zielsetzung..

Die Familie ganz in Bonbon-Farben: (v.l.n.r.) Caroline Hanke, Uwe Rohbeck, Alida Bohnen, Lea Annou, Alida Bohnen, Lea Annou Reiners, Max Ranft und Berna Celebi. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Familie ganz in Bonbon-Farben: (v.l.n.r.) Caroline Hanke, Uwe Rohbeck, Alida Bohnen, Lea Annou, Alida Bohnen, Lea Annou Reiners, Max Ranft und Berna Celebi. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Texte (und Inszenierung) bewegen sich bewusst auf der Grenze des des Aushaltbaren und loten zudem die Frage aus: „Was darf man auf einer Bühne zeigen und wo liegen da die Grenzen?“

Atmosphärisch unterstützt wird die Vorstellung musikalisch live (auch mit eigens für die Produktion entwickelten Songs) vom Dortmunder Duo AniYo kore (Melody & Rene). Im letzten Jahr war das Duo schon bei „Orlando“ (ebenfalls Regie Laura N. Junghans) mit von der Partie.

Für Live-Video Animationen sorgt der im Schauspiel schon bekannte und erfahrene Tobias Hoeft.

„Es wird eine Bühnenshow geben, die neben dem, was das Publikum von einer solchen erwartet, auch Überraschungen bietet“, so Junghanns.

Die Aufführung dauert ungefähr 1 Stunde und 40 Minuten.

Für die Uraufführung am 06.10.2019 gibt es nur noch wenige Restkarten. Informationen und Karten zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.; 0231/ 50 27 222

Studio-Stück mit sozialer Sprengkraft und Aktualität

Am Freitag, den 12.10.2018 gibt es um 20:00 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels mit „Everything belongs to the Future“ von Laurie Penny (in einer Fassung von Laura N. Junghanns und in der deutschen Übersetzung von Anne-Kathrin Schulz) in mehrfacher Hinsicht eine Premiere.

Erleben kann das Publikum nicht nur eine Uraufführung, sondern auch vier Schauspiel-Studierende aus Graz (Österreich), die für ein Jahr Teil des Dortmunder Ensembles sind. Zu sehen und hören sind die Jung-Schauspieler Berenice Brause, Frieder Langenberger, Mario Lopatta und Kevin Wilke.

Sie stellen sich im Rahmen des neu am Schauspiel Dortmund beheimatete Schauspielstudio unter der Regie von Laura N. Junghanns mit diesem Stück auf der Basis der Novelle von der britischen Autorin und derzeit wichtigste feministischen Bloggerin Laurie Penny vor. Bezeichnet für sie sind vor allem ihre gesellschaftskritischen Werke voll Wut. Ihre 1. Novelle (2011) „Everything Belongs to the Future“ ist ein dystopisch-fiktionaler, in der Zukunft in Oxford (2098) spielender Stoff.

Worum geht es?

In Oxford (Großbritannien) des Jahres 2098 sorgt seit einiger Zeit eine besondere Erfindung des Wissenschaftlers Dave für Furore. Es geht um die blaue Super-Pille „The Fix“. Sie verspricht (da sehr teuer) den Reichen sozusagen „ewige Jugend“. Das Medikament hält den Alterungsprozess ab seiner täglicher Einnahme auf und verspricht den super-reichen 1% der Bevölkerung, eine nicht enden wollende Party und unbegrenzte Möglichkeiten. Die Übrigen vegetieren in immer prekärer werdenden Verhältnissen vor sich hin – und altern dagegen unaufhörlich weiter. Eine Gruppe, die gemeinsam in einer heruntergekommenen Wohngemeinschaft lebt, plant die Revolte. Wem ist aber in dieser Welt noch zu trauen?…

Die vier Schauspieler repräsentieren verschiedene Charaktere. Der Wissenschaftler, der Pharmazeut aus der reichen 1%-Welt und die beiden andern aus der Welt der restlichen 99 %. Mögliche Verlockungen und Seitenwechsel sind nicht ganz ausgeschlossen.

Dystopisches Theater in "Everything belongs to the future" von Laurie Penny. Mit NachwuchsschauspielerInnen aus Österreich. Zu sehen sind (v.l.n.r.) Mario Lopatta, Berenice Brause und Frieder Langenberger. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Dystopisches Theater in „Everything belongs to the future“ von Laurie Penny. Mit NachwuchsschauspielerInnen aus Österreich. Zu sehen sind (v.l.n.r.) Mario Lopatta, Berenice Brause und Frieder Langenberger. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Ohne schwarz-weiß Zuweisungen steckt viel Zündstoff in dem Stück und und drängt zu einer persönlichen Haltung. Obwohl fiktional in die Zukunft projiziert, steckt einiges in dem Stoff, dass es uns auch in der Gegenwart schon als vorstellbar erscheinen lässt, so Anne-Kathrin Schulz.

Die Inszenierung ist, wie die Regisseurin verriet, durchaus filmisch (entsprechend der modernen Sehgewohnheiten wie etwa Netflix) angelegt.

Eine schwierige Herausforderung war es, fünf verschiedenen Orte (darunter eine Apotheke, Wohnung der Gemeinschaft, Universität Oxford ) und zwei verschiedene Zeitebenen zu einem sinnvollen und für das Publikum verständlichem Ganzen zusammen zu bringen. Die Zeitebenen wechseln von der Gegenwart des Stückes (2098) in Rückblicken zu Ereignissen in der Vergangenheit.

Atmosphärisch begleitet wird die Aufführung von der Künstlerin Sonae mit experimenteller elektronischer Musik der modernen Pop-Kultur.

Behandelt werden Fragen nach dem Umgang mit dem Alter, der Kunst in diesem speziellen Kontext sowie natürlich das Thema sozialer Gerechtigkeit.

Für die Premiere am 12.10.2018 um 20:00 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels gibt es noch Rest-Karten. Informationen zu weiteren Aufführungsterminen und karten gibt es wie immer unter tel: 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de

Orlando – theatrales Spiel mit Identitäten

Am 11.02.2018 hatte „Orlando“ nach Virginia Woolf (Deutsch von Melanie Walz) in einer Inszenierung von Laura N. Junghanns seine Premiere im Studio des Dortmunder Schauspiels.

Orlando ist der Titel des 1928 erschienen Romans der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941). Es ist eine Hommage an ihre jahrelange Geliebte Vita Sackville-West. Es stellt eine Art fiktive Biografie der Schriftstellerin Sackville-West selbst dar. So enthält er beispielsweise Schilderungen über deren Geburtshaus Knole House in Kent.

Die fantastische Geschichte des jungen Adeligen Orlando geht über 350 Jahre hinweg beginnt im Jahr 1586 zu Zeiten Elisabeth I. Nach einer enttäuschten Liebschaft flüchtet er sich als Dichter in die Natur und später als Botschafter in Konstantinopel. Orlando fällt in einen seltsamen „Schlaf“ und wacht als Frau auf. Im nun 18. Jahrhundert in ihre britische Heimat zurückgekehrt, kämpft sie nun als Frau um Ansprüche auf ihre alten Ländereien und Anerkennung als Schriftstellerin.

Ihr ungebundenes Leben stellt sie erst mit Beginn der bedrückend und biederen Viktorianischen Epoche in Frage. Sie heiratet einen Kapitän und der Kritiker Nicholas Greene verhilft ihr zur Publikation des Gedichts „The Oak Tree“. Das Buch endet im Jahr seiner Publikation (1928) mit der 300 Jahre alten Orlando als verheiratete Frau mit Kind von 36 Jahren. Unterschiedliches Klimata, Umgangsformen, Frauen- und Männerbilder oder Literatur in den verschiedenen Epoche werden offenbar.

Bei der im dunklerem Licht gehaltenen Studio-Bühne fällt ein als riesiger Baum stilisierte Lichterketten-Reihe auf. Er ist ein Synonym für den „Oak Tree“. Die Konstruktion umspannt das Studio wie eine Kuppel und kann in verschieden Farben, je nach Stimmung und Bedarf, in seiner Farbe verändert werde.

Für die Inszenierung wurde nicht nur der Roman als Grundlage verwendet. Ein wichtiger Schwerpunkt lag auf dem intensiven Schriftverkehr und das Verhältnis zwischen Virginia Woolf und Vita Sackville-West zur Entstehungszeit von Orlando (1927-1928).

Atmosphärisch sensibel begleitet wurde die Aufführung musikalisch von der Dortmunder Gruppe AniYo kore mit neun Songs ihrer neuesten CD. Diese wurden extra für das Theater arrangiert. Melody und René (AniYo kore) waren ein integraler Bestandteil des Stückes.

Die drei Schauspieler auf der Bühne hatten sichtlich Spaß an dem Spiel mit den Identitäten. Ekkehard Freye hatte einen wunderbaren Auftritt als Elisabeth I. Mit roter Perücke, Kleid und Pumps glänzte als singende Königin. Wobei Melody (AniYo kore) sang, und er den Mund bewegte.

Orlando - ein Theaterabend über Identitäten. Mit Ekkehard Freye, Marlena Keil und Friederike Tiefenbacher. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Orlando – ein Theaterabend über Identitäten. Mit Ekkehard Freye, Marlena Keil und
Friederike Tiefenbacher. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Marlena Keil als Orlando hielt ein eindrucksvolles Plädoyer bei einer dargestellten Gerichtsverhandlung. Sie weigert sich vehement, sich nach dem Geschlechterwechsel“ von Orlando amtlich als Frau deklariert und festgelegt zu werden.

Friederike Tiefenbacher hatte ihren komischsten Auftritt mit weißer Perücke als ein etwas verrückter Kritiker Nicholas Greene.

Auf die Spitze getrieben wird das Vergnügen, wenn Freye und Keil sich zunächst als „Harriet“ und Orlando (Mann) und später unter veränderten Geschlechtern wieder begegnen. Köstlich, wie die Beiden mit festgefahrenen Bilden von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ kokettieren.

Die Inszenierung geht aber noch weiter. Am Ende wir das Publikum mit einem andern Ereignis, was mit dem Namen „Orlando“ verbunden ist durch kurze Einspielung originaler Tonaufzeichnungen konfrontiert. In Orlando (Florida) stürmte ein homophober Mann den von einer queeren Community besuchten Nachtclub „Pulse“ und erschoss 49 Menschen.

Ein Theaterabend um aktuelle Themen wie Identitäten, Kategorien und Zuschreibungen nach Geschlechtern.

Weibliche und männliche Anteile gehören beide gemeinsam zu unserem Leben.

Weitere Aufführungstermine und Informationen erhalten sie unter www.theaterdo.de

Orlando – mehr als eine Liebes- und Gender-Story

Die junge Regisseurin Laura N. Junghanns setzt sich mit ihrer Inszenierung Orlando nach Virginia Woolf (Deutsch von Melanie Walz) mit einer aktuellen Thematik auseinander. Die Premiere ist am Sonntag, den 11.02.2018 um 18:30 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels.

Gerade wurde erst beim Verfassungsgericht über die Anerkennung eines „dritten Geschlechts“ entschieden. Die englische Schriftstellerin Virginia Woolf (1882 -1941) schrieb den 1928 erschienenen Roman Orlando als Hommage für ihre Geliebte Vita Sackeville-West. Für die Inszenierung wurde das umfangreiche Material und die vielen Liebesbriefe durch gesichtet.

Diese fiktive Biographie um die Schriftstellerin Vita ist eine Geschichte um den schönen jungen Adeligen Dichter Orlando und beginnt im Jahr 1586. Es beginnt ein Verwandlungsritt über mehr als 350 Jahre Großbritanniens hinweg.

Kurz die Geschichte: Seltsamerweise fällt Orlando als Botschafter in Konstantinopel in einen tiefen Schlaf, und wacht als Frau im 18. Jahrhundert auf und kehrt nach England zu ihren Ländereien zurück. Darf sie als Frau Adelstitel und Besitztümer behalten? Schließlich heiratet sie zu beginn des 19. Jahrhunderts und wird Mutter. Abermals fällt sie in einen Schaf und erwacht als berühmte Schriftstellerin im Alter von 36 Jahren.

Scheinbar mühelos wechselt Virginia Woolfs Figur als eine Art „queerer“ Charakter zwischen den Konzepten von Männlichkeit und Weiblichkeit. In jeder Epoche Britanniens werden die Änderungen des Klimas, der Umgangsformen, des Bildes von Mann und Frau schonungslos beschrieben. Orlando passt in keine gängige Geschlechter-Schublade.

Orlando steht aber nicht nur für den Roman, sondern auch für ein Attentat in der gleichnamigen Stadt in den USA (Florida). Am 12.06.2016 hatte dort ein Mann in dem von einer queeren Community besuchten Nachtclub „Pulse“ 49 Menschen erschossen. Dieser aktuellere Bezug wurde von Junghanns in ihrer Inszenierung mit verarbeitet. Es geht um Identitäten, Zuschreibungen sowie Kategorien wie Mehrheit und Minderheit.

Die Schauspielerin Marlena Keil wird „Orlando“ darstellen, während ihre Ensemble-Kollegen Friederike Tiefenbacher und Ekkehard Freye in die verschiedenen Charaktere schlüpfen, egal ob Frau oder Mann.

Orlando (Marlena Keil) und ihre Schöpferin Virginia Woolf (Friederike Tiefenbacher). (Foto: © Birgit Hupfeld)
Orlando (Marlena Keil) und ihre Schöpferin Virginia Woolf (Friederike Tiefenbacher). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Bühne wird nur spärlich mit Requisiten (zum Beispiel Schreibtisch Virginia Woolf) gefüllt sein. Atmosphärisch bedeutend ist der Einsatz einer Baum förmigen Lichtinstallationen. Sie schafft die Möglichkeit, durch verschiedene Intensität und Farben bestimmte Stimmungen zu unterstreichen.

Den eher romantischen Texten wird die Musik der Dortmunder Gruppe aniYo kore als Kontrast gegenüber gestellt.

Gespielt werden neun Musikstück ihrer brandneuen CD „Wilde Gänse“, die für den Theaterabend passend bearbeitet wurden. Die CD wird im Anschluss natürlich auch zu kaufen sein.

Informationen zu weiteren Terminen und Karten unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de