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Tanzprojekt-Präsentation auf großer Opernbühne

Das Dortmunder Opernhaus wurde am 09.07.2017 Präsentationsort für ein besonderen Tanzprojekts. Über ein Jahr lang haben sich an die siebzig Jugendliche aus den insgesamt acht beteiligten Tanzgruppen mit Co-TrainerInnen mit dem Stoff und der Choreografie „Faust I-Gewissen“ von Xin Peng Wang auseinander gesetzt.
Beteiligt waren an die siebzig Jugendliche aus insgesamt acht verschiedenen Tanzgruppen & Co-TrainerInnen. Darunter waren unter anderem Schulen wie das Bert Brecht Gymnasium und die Hauptschule am Externberg, oder die „Make Me Move Dance Academy“ und das VMDO- Haus der Vielfalt.
Die künstlerische Gesamtleitung für das Tanzprojekt des Ballett Dortmund in der Spielzeit 2016/2017 übernahm Justo Moret.
Das Ergebnis von „Mit Faust“ konnte sich nicht nur von der Tanz- und Ausdruckskraft der jungen Akteure sehen lassen, sondern war auch atmosphärisch wunderbar ausgearbeitet. Der bekannte Stoff mit Faust-Mephisto-Pakt, dem Wunsch nach ewiger Jugend und Liebe, umfassender Erkenntnis, sowie dem tragischen Ende des junge Gretchens wurde modern und optisch mit klarer Formensprache tänzerisch und gestisch auf die Bühne gebracht.
Die Kleidung für das „Dunkle“ des Mephisto wurde mit der schwarzen Kleidung und einem in der Jacke steckendem roten Tuch der Verführung dargestellt. Die Farbe weiß bei Kleidern und Blusen stand als Symbol für „Unschuld und Reinheit“. Die Verführung durch durch die Leidenschaft und Liebe wurde mit einem geschickt in die Aktionen eingesetzten größeren roten Tuch sichtbar.
Das Ensemble arbeitet mit modernen Mittel des Ausdruckstanzes und baute auch jugendlichen „Breakdance“ ein. Als eine besondere Idee der Produktion zeigte sich, dass Faust, Mephisto oder Gretchen nicht nur einfach als eine Person auftraten, Die anderen TänzerInnen auf der Bühne direkt dahinter dienten als Unterstützung und Potenzierung für die verschiedensten Emotionen . Das verlangte von den Akteuren öfter ein hohes Maß an synchronen Bewegungen. Die dunkle Seite als „Mephisto“ konnte zum Beispiel in Form von zwei männlichen Darstellern und einer weibliche Tänzerin auftreten. Die Versuchung trat in jeweils unterschiedlicher Gestalt auf. Zusammen mit der atmosphärisch einfühlsame minimalistischen Musikauswahl im Hintergrund war diese Aufführung eine gelungene und jugendlich frische Auseinandersetzung „Mit Faust“.

Wie ein Phönix aus der Asche

 

Mit „Phönix“ wurde nach dem Erfolg von „Mittendrin“ im letzten Jahr am 27. Mai 2014 in der Dortmunder Oper ein integratives, generations- und kulturübergreifendes Projekt des Ballett Dortmund und der Dortmunder Philharmoniker unter der Gesamtleitung von Ballettdirektor Xin Peng Wang fortgeführt. Beteiligt als Verbindungsglied der Begegnung der Generationen waren zwei Chöre und zwei Schulen beteiligt.

Der Abend war zweigeteilt. Mit „Mittendrin“ und der „Mass of the children“ setzen sich 150 Laien und Profis in unterschiedlicher Weise mit dem schwierigen Weg der Selbstfindung, mit seinen Zweifeln, Sehnsüchten und Hoffnungen auseinander.

 

Phönix, das sagenumwobene Tier, erhebt sich immer wieder aus seiner Asche und beginnt neu zu leben. Nach dem Zoologen und Historiker Josef H. Reichhoff hat der Phönix ein realen Hintergrund: Der Flamingo wurde von den alten Ägyptern zum Phönix umgedeutet. Im Allgemeinen gilt der mystische Vogel aber als Sinnbild für die Jugend, die immer wieder neu aus dem Alten entsteht. Zunächst unsicher und alles neu entdeckend, bis er die Kraft der Jugend für sich gestalterisch nutzen kann.

 

Die Selbsterfahrung der Jugend wurde besonders im ersten Teil mit dem Titel „Mittendrin“ sehr stark betont. Die Tänze der Schüler und Schülerinnen der Anne-Frank-Gesamtschule beeindruckten mit großer Tanzkunst. Themen wie Ängste (vor der Schule, vor dem Zahnarzt), aber auch die Neugier auf die Zukunft wurden mit dem Choreographen und Tanzpädagogen Justo Moret in poetische Bilder umgesetzt. Sehr gelungen war beispielsweise die „Annäherungsszene“ zwischen einem Junge und einem Mädchen, aus dem ein kleines, aber durchaus anspruchsvolles Pas de Deux wurde. Auch die Szene, in denen zwei Tänzerinnen ihre Einsamkeit und Ausbruchsversuche aus einem mit Licht gestalteten Käfig demonstrierten, war sehr berührend. Zum Schluss gab es noch ein kurzes Video mit Einblicken aus dem Proben für „Mittendrin“.

 

Nach der Pause ging es weiter mit dem zweiten Teil: „Mass for the children“ des englischen Komponisten John Rutter. Seine Musik ist modern, aber nicht atonal, sondern besitzt Anklänge an Musicals. Hier wurde das Projekt „Phönix2 zu einem generationsübergreifenden Projekt. Denn es tanzten Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, des Anne-Frank-Gymnasiums Halver und der Adolf-Reichwein-Gesamtschule Lüdenscheid. Als Chöre traten auf die Kreiskantorei Dortmund und der Mittelstufenchor des Dortmunder Bert Brecht-Gymnasiums. Dazu spielten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Wolfgang Meier-Barth, dem Chorleiter der Kreiskantorei.

Das Projekt wurde gesanglich professionell von der Sopranistin Meike Albers und dem Bariton Christian Henneberg begleitet.

Naturgemäß stand bei „Mass of the children“ der Tanz eher im Hintergrund. Dennoch zauberten die Schülerinnen und Schüler schöne Bilder, als sie beispielsweise mit Kapuzenpullis und eine kleinen Flamme zum Gesang zum „miserere nobis“ des „Agnus dei“ trugen oder zum Schluss beim „dona nobis pacem“ die Farben der Flagge der internationalen Friedensbewegung auf die Bühne brachten.

 

Es bleibt zu hoffen, dass dies ein Sinnbild dafür ist, auch in Zukunft solche wichtigen Projekte weiter zu führen. Gegenseitiges Verständnis kann nur durch Begegnungen und gemeinsame Aktionen verschiedenen Generationen und Kulturen entstehen.