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Kooperations-Musical „Joseph“ mit aktuellen Bezügen und viel Engagement

Ein Jahr lang haben über 😯 Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums Iserlohn in Kooperation mit der jungen Oper Dortmund, dem Jugendclub „Tortugas“ (Oper Dortmund) hart garbeitet, um zusammen mit Profis des Musiktheaters (wie etwa Tanzprofi Jutta Maas) unter der Leitung von Regisseur Alexander Becker und dem Dirigenten Christoph JK Müller sowie Unterstützung durch die Musikschule Dortmund ihre Version von Andrew Lloyd Webbers „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ (Lyrics : Tim Rice 1968) einzuüben. Die SängerInnen werden dabei von der eigens gegründeten Projektorchester „Orange Groove“ (Musikschule Dortmund) begleitet. Am 10.07.2019 war dann um 19:30 Uhr Premiere in der Dortmunder Oper. Am 11.07.2019 gab es dann sogar noch zwei Aufführungen.

Das Musical bezieht sich auf die biblische Geschichte von Joseph dem Träumer, Lieblingssohn von Jacob (gelobtes Land Kanaan). Seine elf Brüder sind neidisch und er wird von ihnen gehasst. Ausgestoßen sowie an den reichen Potiphar nach Ägypten verkaufen, macht er sich wegen seiner guten Ratschläge zunächst unentbehrlich. Aus Eifersucht wird er dann an einen Pharao weiter verkauft. Wegen seinem Sachverstand, Traumdeutungen und Prophezeiung der „sieben schweren Jahre“ kommt er zu viel Ansehen. Alles ändert sich, am Ende auch die Beziehung zu seinen Brüdern…

Die Geschichte wird von einer Erzählerin vor einer großen Gruppe von Kindern und aus deren Blickwinkel berichtet.

Bei dieser Inszenierung wird zusätzlich ein Schulszene vorangestellt, wo der junge Schüler Joseph (wie leider heute so oft) gemobbt und davon sogar ein Selfie gemacht wird. Damit ist ein aktueller Bezug zur heutigen Zeit geschaffen, wo es Außenseiter jedweder Art schwer haben. Es ist die Story von Neid, Missgunst, Außenseitern und möglicher Versöhnung. Tenor: Glaub gegen alle Widerstände an dich, deine Träume und Visionen.

Der junge Joseph wird wunderbar verkörpert von Jonathan Pannek, dem wirklichen Bruder von Lennart Pannek, dem „Joseph“ in der erzählten Geschichte. Lennart hat nicht nur eine gute und warme Stimme, sondern sieht seinem Bruder Jonathan praktischer Weise auch noch recht ähnlich.

Eine wichtige Rolle spielt die Erzählerin, die ständig bei Joseph ist und ihm auch Mut zuspricht. Als dieser zunächst glaubt, es geht nicht mehr weiter, sagt eine Stimme ihm als Aufmunterung „Hey Joseph, you‘re not beaten, yet!“ Mit ihrer klaren, starken Stimme und viel Engagement füllt Lisa Pauli (bekannt durch ihre großen Rolle aus dem Projekt „Beethoven“ (2017)) diese schwierige Rolle aus.

Joseph (Lennart Pannek) rechts mit seinen Brüdern. (Foto: © Theater Dortmund)
Joseph (Lennart Pannek) rechts mit seinen Brüdern. (Foto: © Theater Dortmund)

Die weiteren beteiligten Personen, die Darsteller der Brüder, der Vater und Pharao, Potiphar, seine Frau und natürlich die beteiligten Chöre oder Musiker, wussten zu überzeugen.

Modern war auch der gezielte Einsatz von Video-Projektionen und der gekonnte Umgang mit der verschiebbaren Bühne, die für verschiedene Ebenen sorgten.

Musikalisch besteht das Musical aus einer Vielzahl von Parodien verschiedenster Musikstile (ob Cha Cha Cha, Country-Ballade, Pop oder Chanson) und Hommagen an bekannte Größen wie Harry Belafonte (Benjamin Calypso), Elvis Presley (Song of King). Gut, das der Pharao nicht übertrieben als Elvis-Imitator (in Elvis-Kleidung) auftrat , sondern als Pharao gekleidet wurde. Er wurde von Felix Kriewald mit viel Humor auf die Bühne gebracht.

Die Inszenierung war von viel Humor geprägt. Besonders witzig: Die Verführungsszene zwischen Mrs. Potiphar (Sabine Flora) und Joseph (Lennart Pannek), als dieser (vergeblich) verzweifelt versuchte, eine riesige Bibel zum „Schutz vor der Versuchung“ zwischen sich und der Frau zu schieben.

Ein großes Kompliment für die anspruchsvolle Tanz-Choreografie von Jutta Maas und die schönen bunten Kostüme, die nicht übertrieben auf „Hippie“ getrimmt waren.

Dem begeisterte Publikum wurden gleich mehrere Wiederholungen der eingängigen Songs aus dem Musical geboten.