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Dortmunder U zeigt Grenzräume in der zeitgenössischen irischen Kunst

Auf der sechsten Etage des Dortmunder U ist vom 20.12.2019 bis zum 17.03.2020 die Gruppenausstellung „The Other Side – Grenzräume in der zeitgenössischen irischen Kunst“ zu sehen.

Gleich drei in Nordirland und in der Republik Irland lebende Künstler*innen beleuchten mit ihren Fotografien, Collagen, Skulpturen und Videoinstallationen das brisante Thema Grenzen von verschiedenen Seiten. Das Thema „Grenzen“ und vor allem die aktuelle Situation zwischen Nordirland und der Republik Irland haben ja durch den drohend näher rückenden Brexit an besonderer Aktualität gewonnen.

1. Enda Bowe zum Beispiel gibt mit seinen vergrößerten Fotografien eindrucksvolle Einblick in das Leben von Jugendlichen auf beiden Seiten der sogenannten Friedensmauern in Belfast. Diese werden zum Teil aus Sicherheitsgründen nachts immer noch geschlossen.

2. In seinen Fotografien und Videoinstallationen erkundet Willie Doherty die Verankerung der traumatischen Vergangenheit in Landschaft und Orten, häufig in seinem Heimatort Derry. Dieser Ort erlangte durch das „Bloody sunday“-Massaker im Januar 1972 traurige Bekanntheit.

Kennen sich mit schwierigen Grenzerfahrungen nicht nur auf irischer Seite aus: (v.l.n.r.) Enda Bowe, Dragana Jurišić und Seán Hillen.
Kennen sich mit schwierigen Grenzerfahrungen nicht nur auf irischer Seite aus: (v.l.n.r.) Enda Bowe, Dragana Jurišić und Seán Hillen.

3. Die Videokünstlerin Jesse Jones verknüpft in „The Other North“ geschickt den militärischen Konflikt und die individuellen Erfahrungen und Traumata von Nordiren und Südkoreanern miteinander. Therapie-Gruppengespräche aus den 1970er Jahren von (Nord-)Iren wurden später von südkoreanischen Schauspielern nachgesprochen und auf Video nachgestellt.

4. Schon seit über 25 Jahren collagiert Seán Hillen eigene (schwarz-weiß) Fotografien der „Troubles“ und irische (farbige) Postkartenmotive. Dabei entstehen verwirrende und teils humorvolle Landschaften. Da überwindet auch schon mal ein Cowboy auf seinem Pferd die Grenze.

5. Kathy Prendergast hinterfragt mit ihren kartografischen Interventionen die Bedeutungshoheit und vermeintliche Objektivität von Karten und Globen. Sie zeigt so deutlich, das Ländergrenzen immer nur menschliche Konstrukte sind. Bedrückend und eindringlich steht bei ihrer Arbeit ein ganz in Schwarz gehülltes Haus. Einerseits eingebunden in das gesamte Gefüge, ist es doch auch geschlossen und abgeschottet.

6. Die in Dublin lebende serbisch-kroatische Fotografin Dragana Jurišić begibt sich in „YU_ The Lost Country“ auf eine fotografische Spurensuche in ihrer alten Heimat, die so nicht mehr existiert. Als Grundlage diente ihr dabei ein altes Reisebuch über Jugoslawien. Sie erinnert uns so daran, wie zerbrechlich der europäische Frieden sein kann.

Eine wichtige Ausstellung in Zeiten, wo zunehmende Abgrenzung und nationalistisches Denken zunimmt. Deutschland hat zumindest vor über dreißig Jahren die innerdeutsche Teilung friedlich überwunden, auch wenn das „Zusammenwachsen“ sich immer noch schwierig gestaltet.

Eintritt: 5,- Euro/ ermäßigt 3,- Euro.

Nähere Informationen erhalten Sie unter www.dortmunder-u.de oder tel.. (0231) 50-24723