Schlagwort-Archive: Jan Westphal

Borcherts Nachkriegsdrama expressiv auf die Bühne gebracht

Das Kinder- und Jugendtheater (KJT) Dortmund präsentierte am 23.02.2024 die Premiere des Nachkriegsdramas „Draußen vor der Tür“ (ab 14 Jahre) von Wolfgang Borchert (1921-1947) unter der Regie von KJT-Intendant Andreas Gruhn. Fast das gesamte Ensemble war an der Aufführung des schweren Stoffes beteiligt. Das Bühnenbild war düster gehalten, und auf der großen Wand wurde Videosequenzen (von Stalingrad, der Elbe und andere) im Hintergrund projiziert.

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Der Entstörer – ein tiefer Fall ins Kaninchenloch

Ein sehr intensives Klassenzimmerstück hatte am 28. September 2023 im KJT Dortmund Premiere. Es ging um das Thema „Verschwörungsideologien“, die vor allen durch die sozialen Medien immer wieder verbreitet werden. Zu den typischen Verschwörungsideologien gehören beispielsweise „Chemtrails“, die „Mondlandung ist fake“, „Die Impf-Verschwörung“ oder „9/11“. Während die „flache Erde“ meist noch ein Schmunzeln wert ist, gibt es mit „QAnon“ eine gefährliche Ideologie, die davon ausgeht, dass eine geheime Elite das Blut von Kindern trinkt und Donald Trump diese bekämpft.

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SPAAASS – WER BESTIMMT, WAS LUSTIG IST?

Interaktives Theaterstück von Christian Giese im KJT Dortmund

Sportunterricht. Während des Wartens auf den Sportlehrer bringen sich die Kids (Sekundarsufe2, 11 – 12 Jahre) auf den neusten Stand:

Wer macht gerade was mit wem, welcher Schuh ist angesagt und was kann man jetzt unter keinen Umständen mehr tragen? Die Frisur von Bruno geht jedenfalls gar nicht und trägt er da etwa …!? Bruno hat ein Fernglas und beobachtet gerne Vögel … Strange, für die im Frühpubertierstadium befindlichen Kids. Daraus entwickelt sich eine ausgezeichnet dargestellte Dynamik mit einer Zielscheibe.

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Ein besonderer Pinguin auf der Suche nach Freundschaft und Glück

Im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) hatte am Freitag, den 20.09.2019, das Stück „Ginpuin“ (ab 4 Jahre) Premiere. Die durch viele schöne Produktionen bekannte KJT-Regisseurin Antje Siebers hat die Bühnenfassung von Winnie Karnofka nach einem Bilderbuch (Barbara van den Speulhof und Henrike Wilson) fantasievoll und mit viel Humor inszeniert. Es ist eine Geschichte vom anders ein und dem starken Wunsch nach Akzeptanz, Zugehörigkeit, Freundschaft.

In einer arktischen Landschaft mit Eisschollen und Eisberg (dargestellt mit beleuchteten hellen Holzplatten) auf der Südhalbkugel unseres Planeten erscheint ein neuer Pinguin. Er ist anders als die anderen Pinguin, obwohl er äußerlich genauso aussieht. „Ginpuin“ verdreht die Buchstaben. Aus „dankeschön“ wird so etwa „schankedön“. Die anderen Pinguine lachen (zunächst) über ihn und geben ihn seinen Spitznamen. Traurig macht sich Ginpuin auf eine lange Reise bis zum anderen Ende der Welt, um sein Glück zu finden und ein Held zu werden. Er begegnet anderen Tieren und einer freundlichen Fischerin, die ihn mitnimmt. Auf einer grünen Insel wird er sogar sehr glücklich. Das ist aber noch nicht das Ende der Geschichte…

Ein großes Kompliment für die wunderbaren humorvoll-fantasievollen Kostüme und Ausstattung von Julia Schiller. Für die atmosphärischen Videoprojektionen im Hintergrund mit zum Beispiel einem schönen Nachthimmel oder Sonnenuntergang sorgte Peter Kirschke. Mit Humor, Spielfreude, kleinen Tanz- sowie Gesangseinlagen überzeugten die KJT-Schauspieler: Bianka Lammert als cooler, sprechender „Eisberg“ und relaxt-entspannte, an die Hippie-Zeit erinnernde „grüne Insel“.

Auf einer grünen Insel wird Ginpuin (Bettina Zobel, rechts) glücklich. Mit auf dem Bild: Die Ensemblemitglieder Thorsten Schmidt; Jan Westphal und Bianka Lammert  (v.l.n.r.). Foto: © Edi Szekely)
Auf einer grünen Insel wird Ginpuin (Bettina Zobel, rechts) glücklich. Mit auf dem Bild: Die Ensemblemitglieder Thorsten Schmidt; Jan Westphal und Bianka Lammert (v.l.n.r.). Foto: © Edi Szekely)

Mit viel Spaß an der Verwandlung schlüpften auch Thorsten Schmidt und Jan Westphal gleich in mehrere Rollen als Pinguine und andere Tiere. Bettina Zobel hatte in ihrer Rolle als Ginpuin die große Herausforderung, die Sprachverdrehungen unfallfrei vorzutragen. Sie tat es mit einer lockeren Selbstverständlichkeit.

Neben den vier Schauspielern stand auch noch die Musikerin Maria Trautmann. Mit passenden Hintergrundklängen und Songs sorgte sie nicht nur live auf der Bühne mit verschiedenen Instrumenten (z.B. Posaune oder Synthesizer) für eine besondere Stimmung, sondern überzeugte auch als Fischerin.

Am Ende kommt auch die drohende Eisschmelze durch den Klimawandel zur Sprache.

Rührend und etwas naiv, wie am Ende alle gemeinsam versuchen, durch das Aussprechen von Begriffen, die Kälte assoziieren („Eis am Stil“ u.a.) das drohende Schmelzen des Eisbergs zu verhindern.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel: 0231/ 50 27 222.

KJT Dortmund – viel Fantasie bei „Agent im Spiel“

Das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) hat sich mit der Premiere von „Agent im Spiel“ (ab 9 Jahren) des kanadischen Autors David S. Craig unter der Regie von Johanna Weißert am 05.04.2019 einem sensiblen und brisanten Themenkomplex gewidmet.

Es geht um Arbeitslosigkeit und ihre Folgen für gerade die betroffenen Kinder. Aber auch um die Zerrissenheit von Scheidungskindern. Wie können die Kinder damit umgehen? Da spielen Scham und Verdrängung eine große Rolle.

Der Protagonist des Stücks ist (der 10-11-jährige) Dani, der mit seiner allein erziehende Mutter Luise (Web-Designerin) immer wieder umziehen muss. Diese verliert immer wieder ihren Job und Partner und Geld kommen ihr schnell abhanden. Dani findet seinen eigenen Umgang mit der prekären Situation, indem er sich mit viel Fantasie und Widerstandskraft in eine „Agenten-Welt“ als eine Art James Bond flüchtet. Da er ohne den vermeintlich in Bayern bei der Bergwacht arbeitenden Vater auskommen muss, fühlt er sich für seine liebevolle Mutter verantwortlich. Er verwaltet sogar das wenige Geld. Jan Westphal spielt den Dani mit all seiner Fantasie und Kreativität, aber auch mit seiner Sehnsucht nach dem Vater stark und eindringlich.

Seine Mutter wird mit viel Herzblut von Bianka Lammert dargestellt. Sie will das Beste für ihr Kind und kümmert sich um einen neuen Job in einem Imbiss.

Melanie (Ann-Kathrin Hinz), Mehmet (Denis Wiencke) und Dani (Jan Westphal) entwickeln langsam eine Freundschaft. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Melanie (Ann-Kathrin Hinz), Mehmet (Denis Wiencke) und Dani (Jan Westphal) entwickeln langsam eine Freundschaft. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Dani ist kommunikativ und findet schnell neue Freunde, so auch im neuen „Zielort“ Rotbuchenstraße 92 K (K für Keller). Er trifft in der Nachbarschaft auf Mehmet, der dem Erwartungsdruck seines arbeitslosen Vaters nicht gerecht werden kann, und Melanie, die zwischen ihren getrennten Eltern hin- und hergerissen ist. Diese kommunizieren ausschließlich über die Tochter miteinander. Die hat sogar ein „Mama-Handy“ und ein „Papa-Handy“.

Gastschauspieler Denis Wiencke spielt den verunsicherten Mehmet mit viel Sinn für Humor. Außerdem sorgte für Live-Musik und Loops, die passend zu den unterschiedlichsten Situationen von allen Beteiligten eingesetzt werden konnten.

Ann-Kathrin Hinz ging in ihrer Rolle als Melanie, die „Jungs eigentlich blöd findet“ und „zwischen den Stühlen“ der Eltern leidet auf.

Zwischen den drei Kinder entwickel sich nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Freundschaft und Dani bezieht die beiden anderen Kinder geschickt und erfolgreich in sein fantasievolles Rollenspiel ein. Nach und nach bröckeln die Fassaden und die traurigen Realitäten der Kinder werden untereinander offenbart. Mit viel Kreativität gehen sie ihre Probleme an. Da wird zum Beispiel bei Mehmet mit verschiedenen Gegenständen so getan, als würde man ihm einen „Gehirnknoten“ herausoperieren. Dieser steht symbolisch für den Druck des Vaters, der Mehmet blockiert.

Auch bei der Bühnengestaltung spielte Fantasie eine riesige Rolle. Schon beim Einlass konnte das Publikum die gestalteten beiden weißen durchscheinenden Leinwände (Folie) bestaunen. Sie waren schon liebevoll mit Straßenlaternen und am Boden mit einem „Hundehaufen“ und Ratten bemalt. Alle anderen Dinge, wie etwa Klingel, Türnummern, und anderes wurden live vor dem Publikum aufgemalt oder ausgeschnitten.

Als auffallende Gegenstände auf der Bühne nur eine Mülltonne und eine Schubkarre in das Geschehen eingebunden.

Gearbeitet wurde zudem mit Licht und Schattenspielen als fantasievolle Metaebene.

Interessant, das Mehmets Vater nur wie ein grunzender „Drache“ zu hören war.

Trotz der nachdenklich-traurigen Momente gibt es bei der Aufführung viel zu Lachen. Besonders lustig war ein „Fußballspiel ohne Ball“ und Toren der Kinder.

Eine Inszenierung zwischen Spielfreude, Einfallsreichtum und ernsthaften Momenten der Realität.

So bewundernswert der Umgang der Kinder mit ihren schwierigen Verhältnissen ist:

Kinder sollten nicht für die Probleme der Erwachsenen verantwortlich sein.

Sie haben es alle (ob arm oder reich) verdient, geschützt aufzuwachsen und in ihrer Persönlichkeit gefördert zu werden.

Informationen über weitere Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222

Witzig-opulentes Weihnachtsmärchen im Schauspiel Dortmund

Es ist eine schöne Tradition, dass der Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund (KJT) Andreas Gruhn, jedes Jahr ein neues Weihnachtsmärchen auf die Bühne bringt. Nach einer Zwangspause (Renovierungsarbeiten im Schauspielhaus) freute sich das gesamte Ensemble darauf, das neue Weihnachtsmärchen „Cinderella“ nach Charles Perrault (also eine weniger blutige Version von Aschenputtel) mit der Premiere am 15.11.2018 endlich präsentieren zu können.

Neben dem gesamten KJT-Ensembles konnte man für die Rollen des Vaters von Cinderella (Bertrand) witzig und umtriebigen Hofherrn Comte de Charny den Schauspieler Harald Schwaiger als Gast gewinnen, der diesen Part mit viel Vergnügen und Spaß ausfüllte, Ein ehemaliges Ensemble-Mitglied des KJT, Talisa Lara, schlüpfte ebenfalls in zwei Rollen. Einmal spielte sie Solange, die hochmütige Tochter der Stiefmutter von Ella (Cinderella) und zum anderen in die von der Prinzessin Claribella (die den Prinzen Albert als mögliche Heiratskandidatin vorgestellt wird).

Daneben kamen insgesamt sechs StatistInnen zum Einsatz.

Die bekannte Handlung wird durch die moderne Aufführung etwas emanzipatorisch verändert. Cinderella ist nicht mehr nur das passive „Aschenputtel“,das auf den „Traumprinzen“ wartet, der sie rettet. Sie ist nicht nur wild und weiß was sie will, sondern ist eine junge Frau, die ihr Schicksal selbstbewusst (wenn auch mit etwas Unterstützung) aktiv in die Hand nimmt, quasi eine Mischung zwischen „Pippi Langstrumpf“und „Merida“.

Nanu, schon vor der Ehe wird gefochten? Cinderella ist nicht so langweilig, wie die anderen Hofschranzen. Zu sehen ist das Ensemble sowie Jan Westphal und Ann-Kathrin Hinz (im Vordergrund)
Foto: ©Birgit Hupfeld
Nanu, schon vor der Ehe wird gefochten? Cinderella ist nicht so langweilig, wie die anderen Hofschranzen. Zu sehen ist das Ensemble sowie Jan Westphal und Ann-Kathrin Hinz (im Vordergrund)
Foto: ©Birgit Hupfeld

Ihre jugendliche Frische und Selbstbewusstsein wird von der Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz stark ausgefüllt. Der Prinz Albert, auch eigenwillig, wird eher als Tunichtgut porträtiert, der die Unterstützung seines Cousins Antoine benötigt. Nicht nur beim Fechten und Reimen waren Jan Westphal (neu im Ensemble des KJT) als Prinz Albert und Thorsten Schmidt als Cousin (abgesehen von dem Liebespaar Cinderella undAlbert) ein kongeniales Paar.

Auf der anderen Seite standen die Stiefmutter und ihre Töchter: Hochmütig und auf eine reiche Partie aus. Diese Charaktere wurden von Johanna Weißert, unter anderem als Stiefmutter Mathilde Corbel, und von ihren Töchtern Constanze (Bianka Lammert) und solange (Talisa Lara) wunderbar auf die Bühne gebracht.

Eine interessante Idee war es, dass Geschehen wie einen Film von seinem Ende, dem rauschenden Hochzeitsfest von Cinderella und Prinz Albert aufzurollen.

Durch die Handlung führte französisch charmant Bettina Zobel, die auf der Bühne sowohl die Funktion als Tante Seraphine wie auch die der Fee innehatte.

Alle beteiligten SchauspielerInnen war die Spielfreude und die Lust an der Darstellung der unterschiedlichen Charaktere anzusehen und hören. Im Publikum wurde mehrfach herzlich gelacht.

Die Aufführung lebte von seinen ironischen Brechungen und oft nur kleinen Anspielungen. So hielt der Pfarrer nach der Beerdigung der ersten Frau von Philippe Bertand symbolhaft die Hand kurz in Erwartung einer„Spende“ auf. Der „liebeskranke Prinz“ wurde in kurzer Zeit sichtlich schwächer und schwächer, und musste in einem Krankenrollstuhl zunächst von einer, später sogar von drei Krankenschwestern betreut werden. Es gab viele dieser komischen Momente.

Ein Weihnachtsmärchen soll natürlich auch optisch vieles für die Augen des Publikums bieten. Das Bühnenbild wechselte als Drehbühne konzipiert von dem Haushalt des reichen Monsieur Bertrand nach dem Königspalast. Eine prachtvolle nach zwei Seiten führende golden scheinende Treppe und ein festlicher Kronleuchter enttäuschten das Publikum nicht. Die Umgebung konnte aber auch durch eine von oben herabgelassen Konstruktion zu einem Pferdestall für Cinderella umfunktioniert werden.

Die Kostüme waren fantasievoll und an verschiedene Epochen angelehnt. So gab es neben barocken Hochperücken und Kostümen andere, die etwa beim König (Andreas Ksienzyk) an den Bayern-König Ludwig erinnerten.

Ein großes Kompliment für die tollen vielseitigen Choreografien geht an Joeri Burger (bekannt als Pinocchio aus einem Weihnachtsmärchen vor fünf Jahren). Ob höfische Tänze, moderne Abwandlungen, die rasanten Fechtszenen, alles wurde geboten.

Die Musik zur Handlung gab es passend von Michael Kessler.

Zu erwähnen ist,das von Ann-Kathrin Hinz als traurige Cinderella, die nicht weiß, was alle gegen sie haben, ein Song anrührend live gesungen wurde.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Telefon:0231/50 27 222