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Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt

Octavian hin- und hergerissen: Emily Newton (Feldmarschallin), Ileana Mateescu (Octavian), Karl-Heinz Lehner (Ochs von Lerchenau)  (Foto: ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)
Octavian hin- und hergerissen: Emily Newton (Feldmarschallin), Ileana Mateescu (Octavian), Karl-Heinz Lehner (Ochs von Lerchenau)
(Foto: © Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)

So heißt es in einem Schlager. Doch der Teufel spielte keine Rolle bei der Inszenierung vom „Rosenkavalier“ von Opernintendant Jens-Daniel Herzog, dafür aber die Zeit. Und die nagte an den Hauptfiguren Baron Ochs und der Feldmarschallin. Beide haben unterschiedliche Strategien damit umzugehen. Ein Premierenbericht vom 25. Januar 2015.

Kurz vor Beginn musste Opernintendant und Regisseur Jens-Daniel Herzog vor das Publikum treten. Krankheitsbeginn gab es einige Ausfälle zu vermelden. Ausgerechnet Christiane Kohl, die Feldmarschallin, war erkrankt und musste von Emily Newton gesungen werden. Zudem musste Karl-Heinz Lehner als „Baron Ochs“ leicht angeschlagen durchhalten, weil sein Ersatz, Christian Sist, ebenfalls erkrankt war. Man kann es auf die hohe Qualität des Dortmunder Ensembles schieben, dass solche Ausfälle nicht am hohen Niveau der Aufführung rütteln.

Die Geschichte in groben Zügen: Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg hat einen jugendlichen Liebhaber Octavian, weiß aber, dass diese Beziehung irgendwann zu ende gehen wird. Im Gegensatz zum verarmten Baron Ochs, der jedem Frauenrock hinterherläuft, weil er nach dem Motto lebt: Genuss sofort! Und das, obwohl er sich mit Sophie, der Tochter von von Faninal und finanziell „eine gute Partie“, verheiraten will. Octavian spielt die Rolle des „Rosenkavaliers“ bei Sophie, der den Besuch des Bräutigams ankündigt. Dabei verlieben sich Octavian und Sophie. Erst durch einen bitteren Streich kommt Ochs zur Erkenntnis, Sophie freizugeben. Auch die Feldmarschallin legt Octavian keine Steine in den Weg.

Die Zeit ist wichtiger Faktor in der Inszenierung von Herzog. Zunächst spielt das Stück im „goldenen Zeitalter“ etwa in der Zeit Maria Theresias. Ein opulenter barocker Raum ist der Mittelpunkt der Fürstin, in dem sie Hof hält und Entscheidungen fällt. Im zweiten Akt kippt das ganze auch bildlich. Das „silberne Zeitalter“ ist das bürgerliche. Es spielt in einem Zimmer des Herrn von Faninal. Die Verhältnisse haben sich etwas verschoben. Es ist modernes Mobiliar wie Sessel oder Lampe zu sehen. Im dritten Akt, dem „ehernen Zeitalter“ sind wir in einem Zimmer eines heruntergekommenen Gasthauses. In dieser Kaschemme wird Baron Ochs Opfer einer Verwechslungskomödie und er muss erkennen, dass auch seine Zeit, in der er jungen Frauen nachgestiegen ist, endgültig vorbei ist.
Da es beim „Rosenkavalier“ auch um Liebe geht, steht ein Bett am Anfang und Ende der Aufführung. Liegen dort zuerst Octavian und die Fürstin, ist es am Ende das paar Sophie und Octavian.

Emily Newton zeigte ebenso wie Karl-Heinz Lehner eine überzeugende Leistung. Nicht nur gesanglich, sondern auch schauspielerisch. Newton war besonders berührend in“Die Zeit, die ein sonderbar Ding“ als die Fürstin von ihrer Vergänglichkeit sang. Lehner hatte vor allem im zweiten Akt seinen großen Auftritt, als er als vermeintlich Verwundeter sein Leid klagt.
Wer könnte für die „Hosenrolle“ des Octavian geeigneter sein als Ileana Mateescu. Herrlich wie sie als verkleidete Zofe den Avancen des Baron Ochs auswich. Neben den drei Hauptfigurenw aren auch die Nebenrollen sehr gut besetzt. Angefangen von Ashley Touret als „Sophie“ über Lucian Karsznec als italienischen Sänger in Pink bis hin zu Carl Kaiser als Polizeikommissar, der ein wenig an Inspektor Clouseau erinnerte und von ober ins Bühnenbild hereinschwebte.

Zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern unter Gabriel Feltz, die das spätromantische Werk von Richard Strauss routiniert spielen, vergingen die 4 ½ Stunden (inklusive zwei Pausen) wie im Flug.

Weitere Termine:
FR, 30. JANUAR 2015
SO, 08. FEBRUAR 2015
SO, 15. FEBRUAR 2015
SA, 21. FEBRUAR 2015
SA, 28. FEBRUAR 2015
SA, 21. MÄRZ 2015
SO, 12. APRIL 2015

Liedmatinee mit rumänischem Einschlag

Am 30. November 2014 hatten die Zuhörer Gelegenheit, im Opernfoyer der Liedmatinee der Opernsängern Ileana Mateescu zu lauschen. Neben Brahms und Dvořák sang Mateescu auch vier Lieder aus ihrer rumänischen Heimat. Die Liedmatinee trug den Titel „Zigeunerlieder“, doch mit der Lebenswelt der Sinti und Roma hatten die Kunstlieder der romantischen Komponisten nichts zu tun. Am Klavier wurde die Sängerin von Hedayet Djeddikar begleitet.

Den Beginn machten die acht „Zigeunerlieder“ op. 104 von Johannes Brahms. In diesen Liedern hat Brahms seine Liebe zu Ungarn manifestiert, denn die Texte zu den Liedern sind eigentlich Übersetzungen von ungarischen Volksliedern. Also nichts mit Zigeunern. Danach ging es musikalisch nach Spanien. Die „Siete canciones populares españolas” (Die sieben spanischen Volkslieder) von Manuel de Falla boten Mateescu erneut ihr sangliches Können unter Beweis zu stellen.

Danach hatte die Sängerin ein Heimspiel, denn mit drei rumänischen Liedern konnte die Mezzosopranistin in ihrer Muttersprache singen. Mit Felicia Donceanu, Emil Montia und Gheorghe Dima waren drei Komponisten mit ihren Liedkompositionen zu hören, die hier im Westen sicher eher unbekannt sind. Vielleicht könnte die Liedmatinee eine Gelegenheit bieten, Kunstliedern aus eher unbekannteren Ländern eine Plattform zu bieten. Eine Matinee nur mit rumänischen Liedern? Oder vielleicht mit polnischen von Stanisław Moniuszko? Warum eigentlich nicht, es muss nicht immer Schubert sein.

Den Schluß machte Dvořák mit seinen Zigeunermelodien. Hier kommen wir wieder in den Bereich der Romantik, die den Zigeunern Eigenschaften wie “Freiheit” oder “Naturverbundenheit” verpasst hatte. Zeilen wie “freier der Zigeuner als in Gold und Seide” oder “Hat Natur, Zigeuner, etwas dir gegeben? Jaj! Zur Freiheit schuf sie mir das ganze Leben” klingen aus heutiger Sicht vielleicht etwas naiv, obwohl das romantische Zigeunerbild noch bis heute durchschimmert, wie der Schlager “Zigeunerjunge” von Alexander aus den 60er Jahren beweist.

Ileana Mateescu, die als Carmen und Angelina in “La Cenerentola” Erfolge auf der Dortmunder Opernbühne feierte, zeigte ihr gesangliches Können und wurde virtuos von Djeddikar begleitet.

Das Schöne an der Liedmatinee ist – neben der Musik – mit Sicherheit die Gelegenheit die Sängerinnen und Sänger einmal von nah zu erleben und nicht weit entfernt auf der Bühne.

Abtauchen in einen Sommernachtstraum

Das erste Konzert „Wiener Klassik“ am 29.September im Konzerthaus brachte mehrere Sparten zusammen: Schauspiel, Oper und natürlich die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. Darüber hinaus war das Konzerthaus mit dem Sinfonischen Frauenchor der Chorakademie vertreten.

Doch zuvor stand Schuberts dritte Sinfonie in D-Dur auf dem Programm. Geschrieben 1815, ist sie in ihrer Gesamtheit erst 1881 uraufgeführt worden. Das relativ kurze (25 Minuten) Stück versprüht eine fröhliche Stimmung und wurde von Feltz und seinen Musikern entsprechend dynamisch aufgeführt. Das wurde vor allem im vierten Satz deutlich, als Feltz und die Musiker die Zuhörer zur schwungvollen Tarantella bat.

Nach der Pause wurde es voll auf der Bühne. Chor, zwei Solisten, zwei Erzähler und die Dortmunder Philharmoniker präsentierten „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Geschichte um Puck, Oberon, Titiana, Zettel und weiteren Akteuren aus dem Elfen- und Menschenreich von William Shakespeare ist ein Klassiker. Die Musik von Mendelssohn-Bartholdy ebenfalls, wer kennt den berühmten Hochzeitsmarsch nicht.

Friederike Tiefenbacher und Frank Genser vom Dortmunder Schauspielensemble übernahmen die Sprechrollen, während Ileana Mateescu (Mezzosporan) und Talia Or (Sopran) die Solostimmen sangen, unterstützt vom Sinfonischen Frauenchor. Gabriel Feltz ließ es sich nicht nehmen, die Rolle des Erzählers zu übernehmen. Dennoch hätte dem Stück vielleicht ein weiterer Schauspieler gut getan, so wechselte die Rolle von Puck zwischen Genser und Teifenbacher. Gut, letztendlich sind wir nicht beim Schauspiel. Der Chor und die Solistinnen fügten sich dem musikalischen Rahmen wunderbar ein.

Das 1. Wiener Klassik Konzert hat schon ein deutliches positives Signal gesetzt, aber auch schon die Messlatte recht hoch gelegt. Auf die weiteren Konzerte der Wiener Klassik freue ich mich schon.

Opulente Operetten-Gala

Nachdem die erste Ausgabe der Operetten-Gala in der Dortmunder Oper ein voller Erfolg war, kam schnell die Idee einer Folgeveranstaltung auf. So hieß es am 20.September „Der Himmel hängt voller Geigen“. Mit dabei waren die Dortmunder Philharmoniker, zwei Dirigenten, der Dortmunder Opernchor und neuen Solisten des Dortmunder Ensembles. Durch das Programm führte in gewohnt charmanter Weise Kammersänger Hannes Brock.

Bei der zweiten Auflage der Operetten-Gala fasste man den Begriff der Operette ein wenig weiter. So war ein Lied aus einer spanischen Zarzuela zu hören sowie drei Stücke aus dem amerikanischen Music play bzw. Musical. Präsentiert wurden zwei Lieder aus der kommenden Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ von Paul Abraham, die ab 29. November in Dortmund Erstaufführung hat.

Auch wenn im Bühnenbild keine hängenden Geigen zu sehen waren, Julia Amos, Ileana Mateescu, Neuzugang Emily Newton, Tamara Weimerich, Hannes Brock, Gerado Garciacano, Lucian Krasznec, Morgan Moody und Fritz Steinbacher hatten alle gute Laune und Freude am Singen mitgebracht. Moody begeisterte bei den amerikanischen Stücken von Frederick Loewe und Richard Rogers mit seiner warmen Stimme, Lucian Krasznec sang Taschentuch ergreifend das „Wolgalied“ von Lehárs „Zarewitsch“ und Tamara Weimerich brachte mit „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ von Rudolf Stolz das Publikum zum Schmelzen. Moderator Hannes Brock ließ es sich nicht nehmen und sang außerhalb des Programmes den „Wandergesell“ aus „Der Vetter von Dingsda“.

Am Ende wurde es schwungvoll und in Dortmund wurde die „Berliner Luft“ von Paul Lincke aus „Frau Luna“ gefeiert. Als Zugabe gab es Champagner. In Form des „Champagner-Liedes“ aus der Operette von Johann Strauß „Die Fledermaus“.

Wer die Operetten-Gala verpasst hat, dem bietet sich am 11. Oktober 2014 eine weitere Chance.

Infos und Karten unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

La Cenerentola – Ein bunter Abend voller Regieeinfälle

Aschenputtel soll nicht mit zum Ball. (v.l.n.r.) John Zuckerman (Don Ramiro), Ileana Mateescu (Angelina), Gerardo Garciacano (Dandini), Eugenio Leggiadri Gallani (Don Magnifico). (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)
Aschenputtel soll nicht mit zum Ball. (v.l.n.r.) John Zuckerman (Don Ramiro), Ileana Mateescu (Angelina), Gerardo Garciacano (Dandini), Eugenio Leggiadri Gallani (Don Magnifico). (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)

Doppelte Premiere am Samstag. Nicht nur Rossinis Oper „Aschenputtel“ (La cenerentola), sondern auch für Erik Petersen war es die erste Produktion auf dem Regiestuhl. Am Ende konnte man feststellen: Das Publikum war begeistert. Das lag nicht nur an den Sängern und den Musikern, sondern auch an den vielen kleinen Regieeinfällen von Petersen.

 

Es war nicht nur der Abend von Petersen, sondern auch von Eugenio Leggaiadri Gallani, der italienische Gastsänger spielte den Don Magnifico, den Vater von Clorinda und Tisbe sowie der Stieftochter Angelina, dem Aschenputtel, mit Bravour. Als Italiener war er natürlich in einer Rossini-Oper in seinem Element und konnte sein komödiantisches Talent voll ausleben. Gallani fühlte sich in der Rolle des „komischen Alten“ sehr wohl und hatte großartige Szenen. Beispielsweise als er davon träumt, dass er als angeheirateter Teil des Königshauses natürlich über Einfluss verfügt, der natürlich in barer Münze oder als Geschenk vergütet werden muss. Mit „Giocato ho un ambo e vincerò l’eletto“ wurde Korruption wohl noch nie so schön besungen.

 

Kommen wir nun zum Aschenputtel. Nach „Carmen“ die zweite große Rolle für Ileana Mateescu kurz hintereinander. Eben noch als Carmen eine stolze, selbstbewusste Frau, singt und spielt Mateescu eine Person, die an den Rand gedrängt wird, kaum über Selbstbewusstsein verfügt, aber dennoch an die Güte glaubt. Die Besucher leiden fast mit, wenn die beiden hochnäsigen Halbschwestern Clorinda und Tisbe sie piesackten und zusätzliche Arbeit verursachen. Mateescu zeigt bei den doch recht anspruchsvollen Koloraturen eine sehr gute gesangliche Leistung, und bringt den Wandel von der gedemütigten und geduckten jungen Frau hin zur strahlend-großmütigen Braut glaubhaft auf die Bühne. Julia Amos als Clorinda und Inga Schäfer als Tisbe hatten sichtlich Spaß in den Rollen der, boshaften und neidisch-arroganten Geschwister.

John Zuckerman und Gerardo Garciacano spielten und sangen den Prinzen Don Ramiro sowie Dandini, seinen Diener. In dieser Oper „Aschenputtel“ gibt es natürlich auch ein Element der Verkleidung. Don Ramiro (Zuckerman) verkleidet sich als Diener Dandini, während der eigentliche Dandini (Garciacano) als Prinz Ramiro den Frauen auf den Zahn fühlt. Das sorgt für Komik, den beide auch leidenschaftlich ausleben.

Publikumsliebling Christian Sist spielten den weisen Strippenzieher und Lehrer des Prinzen Don Ramiro mit Charisma und Humor. Dabei ist schon seine große Gestalt beeindruckend.

 

Das Bühnenbild weckte den Eindruck eines alten verfallenden Städtchens, aufgrund der Architektur der Giebel (Staffel- und Schweifgiebel) könnte man Deutschland vermuten, aber das Stück spielt in keiner bestimmt Zeit und an keinem bestimmten Ort. Daher waren auch die Kostüme zeitlos, aber fanstasievoll. Aschenputtel trug meist eine schmutzige Schürze, während ihre Halbschwestern in hübschen roten Kleidern auftraten. Der Herrenchor des Theaters Dortmund gab ebenfalls ein herrliches Bild ab: Alle Sänger trugen einheitliche Butler-Kleidung inklusive Melone und Schnurrbart.

 

Petersen präsentierte „Aschenputtel“ als funkensprühende komische Oper. Toll waren Einfälle, wie beispielsweise der Schlafplatz von Don Magnifico, der wie eine Schublade ein- und ausgezogen werden konnte. Kleine witzige Details wie der Gang von Don Ramiro über Koffer, der kleine Hocker, damit der kleine Ramiro (Zuckerman) überhaupt das große Aschenputtel am Ende küssen konnte und die fliegenden Bestechungsgeschenke für Don Magnifico machten „Aschenputtel“ zum Hingucker. Die große Spielfreude, die alle Beteiligten an den Tag legten, sorgten nach drei Stunden mit der Musik von Rossini für einen gelungenen Abend mit „Standing Ovations“ zum Schluss.

 

Die Musik von Rossini mit ihren Koloraturen war sicher kleine leichte Übung für die Musiker der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi noch für die Sängerinnen und Sänger. Bei der Premiere kam es bei den Tempi noch zur einen oder anderen kleinen Unsicherheit, aber ich denke, es wird sich bei den nächsten Aufführungen eingespielt haben.

 

Die Gelegenheit, „Aschenputtel“ zu sehen, haben Sie am: So, 30. März 2014, So, 06. April 2014, Fr, 11. April 2014, Mi, 30. April 2014, Do, 22. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 15. Juni 2014 und Do, 03. Juli 2014.

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

Ein Plädoyer für die Liebe

Hochkonzentriert bei der Arbeit. Regisseur Erik Petersen und seine Regieassistentin Susann Kalauka bei der öffentlichen Probe.
Hochkonzentriert bei der Arbeit. Regisseur Erik Petersen und seine Regieassistentin Susann Kalauka bei der öffentlichen Probe.

Ab dem 22. März steht „Aschenputtel“ oder italienisch: „La cenerentola“ von Gioacchino Rossini auf dem Programm der Opernbühne Dortmund. Gleichzeitig ist es das Regiedebut von Erik Petersen, der als Regieassistent in den vergangenen Spielzeiten bei verschiedenen Produktionen dabei war. Die Titelrolle der Aschenputtel spielt und singt Ileana Mateescu.

 

Wer kennt es nicht, das Märchen von Aschenputtel? Es gibt auf der ganzen Welt unzählige Varianten, wovon Aschenbrödel und vor allem Cinderella die bekanntesten sind. In der Oper von Rossini selbst kommen keine Märchenelemente wie Feen oder sprechende Tiere: das Märchen erzählt uns, wie es ist, sich in jemanden zu verlieben.

Die Geschichte wird auch modern erzählt, verspricht uns Erik Petersen. „Wir lassen die Figuren erzählen, wie man sich verlieben kann.“ Dabei ist das Aschenputtel trotz aller Erniedrigungen durch ihre Schwestern durchaus selbstbewusst: „Wer mich als Frau haben will, muss mich respektieren“.

 

Neben Ileana Mateescu als Aschenputtel spielen unter anderem noch John Zuckerman (als Don Ramino, Prinz von Salerno), Gerardo Garciacano als (Dandini, Raminos Kammerdiener), Gastsänger Eugenio Leggiadri-Gallani als Don Magnifico sowie Julia Amos und Inga schäfer als Don Magnificos Töchter Tisbe und Clorinda. Christian Sist spielt den Strippenzieher Alidoro, den Erzieher des Prinzen.

 

Die Bühne wird sich in einen Dorfplatz verwandeln und die Kostüme sehen historisch aus, aber ohne aus einer bestimmten Zeit zu kommen. Daher wurden dafür moderne Stoffe benutzt.

 

Ars tremonia führte ein Interview mit dem Regisseur Erik Petersen.[youtuber youtube=’http://www.youtube.com/watch?v=4x0LiBORq0U‘]

 

Termine: Sa, 22. März 2014 (Premiere), So, 30. März 2014, So, 06. April 2014, Fr, 11. April 2014, Mi, 30. April 2014, Do, 22. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 15. Juni 2014 und Do, 03. Juli 2014.

 

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

Carmen für Grenzgänger – ein Premierenbericht

Carmen (Ileana Mateescu) bezirzt Don José (Christoph Strehl). Foto: © Thomas M. Jauk / Stage Picture
Carmen (Ileana Mateescu) bezirzt Don José (Christoph Strehl). Foto: © Thomas M. Jauk / Stage Picture

Eine Grenze ist der Rand eines Raumes, sagt zumindest Wikipedia. Bei Georges Bizets Oper „Carmen“ versuchen verschiedene Akteure diesen Rand zu überwinden oder ihn zumindest auszuweiten. Dass das nicht gut ausgehen kann, liegt auf der Hand. Die Inszenierung von Katharina Thoma in der Oper Dortmund brachte auch die Thematik der unüberwindbaren Grenze zwischen armen und reichen Ländern auf die Bühne.

 

Nachdem der Vorhang aufgegangen ist, sehen wir eine Zigarettenfabrik und einen Wachposten. Die Grenze muss ganz in der Nähe sein. Alles macht einen leicht deprimierenden Eindruck. Für die Soldaten sind die Frauen nichts wert und nur Objekte der Begierde. Sie werden zudringlich, auch gegenüber Micaela (Christine Koch), der Freundin von Don José.

In dieser Machogesellschaft taucht Carmen (Ileana Mateescu) auf. Sie ist selbstsicher, vertraut auf ihre Erotik und setzt sich dadurch in die höhere Position. Alle Männer fressen ihr aus der Hand. Selbst Don José (Christoph Strehl), der erst den Wunsch seiner Mutter erfüllen möchte und Micaela heiraten will, verfällt Carmen und wird zum ersten Grenzgänger. Das Muttersöhnchen Don José bricht aus seinem vorgeplanten Weg aus und desertiert wegen Carmen. Carmen selbst, eine Grenzgängerin zwischen Männern, orientiert sich langsam aber sicher zum Torero Escamillo, dem einzigen Mann, dem sie sich unterwirft. Die Grenzüberschreitungen haben Konsequenzen: Don José bestraft sich selbst dadurch, dass er zum Mörder Carmens wird. Carmen wird das „Männerhopping“ letztendlich zum Verhängnis.

 

Katharina Thoma modernisiert die Figuren nicht, denn eine Figur wie Carmen ist heute noch modern. Thoma und die Bühnenbildnerin Julia Müer setzen bei ihrer Inszenierung einen deutlichen politischen Anstrich. Bei Thoma geht es um konkrete Grenzen zwischen erster Welt und Dritter Welt. Vor allem im dritten Akt denkt man unwillkürlich an Grenzen wie dem mexikanisch.-amerikanischen Grenzstreifen. Eine aktuelle und nachdenkliche Sichtweise, betrachtet man die Situation wie viele Menschen versuchen, Grenzen zu überwinden, um ins „gelobte Land“ zu kommen.

 

Die Inszenierung steckt voller kleiner Details. So scheinen die Fans des Toreros Escamillo aus dem Fußballstadien zu kommen, wo das Lied „Toréador, en garde!“ zum Standardrepertoire gehört. Thoma hat auch eine neue Figur eingeführt, die zwar nicht singt, aber allein durch ihre Präsenz das Geschehen begleitet: eine alte Bettlerin. Sie wird von allen verachtet, selbst von den Schmugglern, die selber außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung stehen. Die Bettlerin ist eine Art von Menetekel für Carmen. Denn was würde passieren, wenn Don José sie nicht getötet hätte und in einigen Jahre ihre Schönheit verblüht wäre? Wäre Carmen dann selbst eine Ausgestoßene?

 

Ileana Mateescu spielte und sang eine besondere Carmen. Nicht der Typ vollbusige Venus, eher der burschikose, bestimmende Frauentyp. Somit kam Mateescu der Rolle der modernen Frau schon sehr nahe. Bezeichnend eine Situation im vierten Akt, als sie ihr Jäckchen auszog und es beinahe so aussah, als wollte sie sich mit Don José prügeln.

Christoph Strehl gab einen Don José, der sich langsam in den Wahnsinn hineinsteigert und immer brutaler wird, bis zum Mord. Zwischen Liebe, Eifersucht und Verzweiflung brachte Strehl die Figur des Don José gesanglich gut rüber.

Christiane Kohl brillierte als Micaela, die angedachte Frau für Don José. Micaela ist das Gegenteil von Carmen. Ihre Kleidung ist eher altbacken, aber ihre Liebe zu Don José ungebrochen. In ihrer Arie „Je dis que rien ne m’épouvante“ im dritten Akt bringt Kohl Michaelas völlige Verzweiflung wunderbar zur Geltung. Aus jeder Note dringt der Wunsch den geliebten Mann wiederzuholen.

Morgan Moody hatte kurze, aber intensive Auftritte. Er spielt den kraftstrotzenden Torero Escamillo , voller Testosteron, der einzige Mann, dem Carmen verfällt.

 

Die Oper „Carmen“ gehört zu den meistgespielten Stücken der Welt und die Musik von Bizet ist längst zu einem Evergreen geworden. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz zeigten auch warum.

 

Ein Extralob gehört auch den verschiedenen Chören: Neben dem Opernchor des Theaters Dortmund war auch der Extra-Chor sowie der Opern-Kinderchor zu sehen und zu hören.

 

Eine gelungene Inszenierung, die nicht nur musikalisch gefallen konnte, sondern auch dem Besucher einige Denkanstöße zum Thema Grenzen und Abschottung mit auf dem Weg gab.

Weitere Termine SO, 09. FEBRUAR 2014, SA, 15. FEBRUAR 2014, FR, 21. FEBRUAR 2014, MI, 05. MÄRZ 2014, SA, 08. MÄRZ 2014, SO, 16. MÄRZ 2014, SO, 23. MÄRZ 2014, DO, 27. MÄRZ 2014, SO, 20. APRIL 2014 und SA, 05. JULI 2014

Festlich-schwungvolle Operettengala

Die Operette ist tot? Davon konnte am 13. Dezember bei der festlichen Operettengala keine Rede sein oder wie Gastgeber Kammersänger Hannes Brock angesichts des fast ausverkauften Opernhauses zur Begrüßung sagte: „Es sind aber viele zur Trauerfeier gekommen.“ Die Operettengala „Die ganze Welt ist himmelblau“ zeigte, dass die Operette in seinen Facetten sowohl gefühlvoll, temperamentvoll, humorvoll und für die Interpreten äußerst anspruchsvoll ist. Festlich-schwungvolle Operettengala weiterlesen

Überlebenskunst unter bedrohlichen Umständen

Müssen ihr "Schtetl" Anatevka letztendlich doch verlassen: Ilse Winkler (Golde), Ks. Hannes Brock (Tevje) (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Müssen ihr „Schtetl“ Anatevka letztendlich doch verlassen: Ilse Winkler (Golde), Ks. Hannes Brock (Tevje)
(Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Mit der Premiere von „Anatevka (Fiddler on the Roof)“ am Samstag, den 19. Oktober brachte das Dortmunder Opernhaus eines der erfolgreichsten und meist gezeigten Musicals auf die Bühne. Grundlage für das Buch von Jerry Brock und das Musical sind die Geschichten von Scholem Alejchem.  Überlebenskunst unter bedrohlichen Umständen weiterlesen