Schlagwort-Archive: Guido Fischer

Zwei Männer und die Midlife-Crises

Zu Gast im Theater Fletch Bizzel in Dortmund waren am 01.05.2022 die beiden Komiker Guido Fischer und Björn Jung mit ihrem Programm „Innen zwanzig, außen ranzig“. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es hier um eine humorvoll-augenzwinkernde Auseinandersetzung mit den Problemen des Älterwerdens, der Midlife-Crises in diesem Fall von zwei Männern, welche im Comedy-Genre arbeiten.

Beide sind äußerlich unterschiedlichen Typen, die sich aber wunderbar ergänzen und sich die komödiantischen Bälle geschickt hin und her werfen.

Ob die Frischhaltefolie gegen die Midlife-Crises hilft? Björn Jung (links) und Guido Fischer stellten sich im Fletch Bizzel dieser Problematik. (Foto: © Fletch Bizzel)
Ob die Frischhaltefolie gegen die Midlife-Crises hilft? Björn Jung (links) und Guido Fischer stellten sich im Fletch Bizzel dieser Problematik. (Foto: © Fletch Bizzel)

Guido Fischer, der smarte sportliche, Björn Jung eher der „Normalo“ mit Glatze und Haaren, die an den unmöglichsten Stellen wachsen.

Deren Ego will natürlich immer noch vom Publikum geschmeichelt werden. Groupies, teure Hotels für ihre Auftritte, das wird von ihnen erwartet. Das Publikum wird gleich zu Beginn angesprochen und in das Geschehen einbezogen.

Eine gute Portion Standup-Comedy ist mit dabei. Die Komiker reagieren schnell (und dankbar) auf jede Reaktion im Raum.

Als Björn sich zunächst nicht traut, seine Flamme bei „Elite-Partner“ ganz analog anzurufen, stellt sich Guido als „Übungsobjekt“ mit verstellter Frauenstimme zur Verfügung. Dieser wiederum bekommt von seinem Comedy-Freund Tipps, wie seine Ehe wieder aufgefrischt werden könnte. Der Abend bleibt nicht frei von schlüpfrigen Zweideutigkeiten und direkten Anspielungen.

Die Frotzeleien der Protagonisten gehen bis zu einem ernsten Thema wie „Sterben“ und wo und wie man beerdigt werden möchte.

Besonders witzig wird es zum Ende hin, als die Künstler den Zuschauer*innen vorführen, wie ihre Auftritte in etwa dreißig Jahre aussehen würden.

Die einzigartige Mischung aus Theater, Comedy, starke Körpersprache und zum Schluss noch Gesang war unterhaltsam.

Freunde des gehobenen politischen Kabaretts sind hier vielleicht nicht so gut aufgehoben.

Die Stühle von Eugène Ionesco im Fletch Bizzel

Zwei Schauspieler, eine Bühne, ein Saal mit leeren Stühlen, Abstand und ein ganz großes Maß an Absurdität … Das Fletch Bizzel und der französische Dramatiker Eugène Ionesco. Dessen bedeutendstes Stück passt eigentlich gut zu Corona wie der Deckel aufs Marmeladenglas, zumindest was die Bühne anbelangt … so wie wir in den Zeiten der Pandemie mit Shutdown und Social Distancing leben mussten. Zwei Menschen und jede Menge leerer Stühle.

Probenfoto: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet. (Foto :© Kulturbrigaden)
Probenfoto: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet. (Foto :© Kulturbrigaden)

Poppet schaut aus dem offenen Fenster auf das Meer vor ihrer Insel. Semiramis fordert ihn auf es zu schließen, da es kalt und dunkel sei und er nichts sehen könnte. Exemplarisch für die Inszenierung des absurden Stückes von Ionesco. Eine Wahrheit oder Aussage wird im nächsten Moment zerpflückt und ins Gegenteil verkehrt.

Ein älteres Ehepaar, Semiramis und Poppet, das nicht so alt, aber sehr vertraut und verspielt zugleich wirkt, erwartet die Ankunft einer Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten, die zu dem Ehepaar auf die Insel kommen wollen oder sollen. In seiner eigenen Welt treibend, beschließt der alte Mann, der sich als Hausmarschall definiert, dass er am Ende seines Lebens der Nachwelt eine wichtige Botschaft hinterlassen möchte, nein muss. Der Mann, ein kleiner Pförtner, hat angeblich als Summe seines Lebens, der ganzen Menschheit etwas höchst Bedeutungsvolles mitzuteilen. Da er von sich glaubt, kein guter Redner zu sein, hat er einen Berufsredner bestellt, der seine Botschaft verkünden soll. Zusammen mit Semiramis, seiner Frau, die Poppet in allem eifrig unterstützt, bereitet er die Ankunft einer illustren Schar von Gästen vor, die Zeuge dieses Ereignisses sein werden.

Die Gäste treffen nach und nach durch Schiffsirenen und Türklingeln ein. Man hört und sieht sie nicht, aber die beiden Alten, pantomimenhaft, begrüßen sie und halten Smalltalk mit ihnen und schleppen dabei immer mehr Stühle heran. Die Unterhaltungen sind angeregt, besonders die von Poppet und der Schönheit. Während Semiramis leicht irritiert sich von Begleiter der Schönheit offen umgarnen lässt … Immer mehr Gäste kommen, bis die Bühne mit sichtbaren Stühlen, Stühle und immer mehr Stühle, und unsichtbaren Gästen vollgestopft ist. Alles ist bereit, inklusive der Presse, selbst der Kaiser ist eingetroffen und alle erwartet die Botschaft. Auf humorvoller Weise verwischt die Grenze zwischen Fantasie und Halluzination und Farce, während das Spiel des Paares zu Ihrer Realität wird. Es ist eine Quelle abgetrennter menschlicher Emotionen, Sentimentalitäten, Illusionen, Trauer, Liebe, Herrschsucht, Wut, Verzweiflung, stets in wundervoll farcenhafter Überzeichnung. Es könnte traurig sein und ist es auch.

Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet spielen, nein: tänzeln in der Regie von Thomas Hollaender das alte Paar, das seine Gäste empfängt in einer Welt, in der Paris nur noch eine ferne Erinnerung ist und die Pyrenäen untergegangen sind. Anna Hörling hat ihnen ein spartanisches Bühnenbild gebaut, das an Theaterinszenierungen aus den 60er Jahren erinnert, wie Gründgens Sturm im Wasserglas, bei dem der Farce entsprechend Türen Fenster und Fenster Türen.
In dieser Inszenierung treffen Marcel Marceau und Tanz auf Ionesco. Sie arbeitet mit pantomimischen Techniken und mit dem spezifischen Reiz des.

Sehenswert!


Es spielen: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet, Mike Kuruc als der Redner
Regie: Thomas Hollaender
Musikalische Leitung: Dixon Ra
Kostüm und Bühne: Anna Hörling

Fr. 01.04 20.00 Uhr
Sa. 02.04 20.00 Uhr
Fr. 13.05 20.00 Uhr
Sa. 14.05 20.00 Uhr

Karte, pro Person 17,— €, ermäßigt 8,— €