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gegenüber – Begegnung von Gegenwart und Geschichte im Dortmunder MKK

Das hiesige Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) präsentiert nun zum zweiten Mal vom 10.09.2021 bis zum 03.10.2021 eine künstlerische Intervention in der eigenen Dauerausstellung.

Zwölf Künstler*innen des Westfälischen Künstlerbundes Dortmund e. V. wurden eingeladen, sich mit einzelnen Exponaten oder thematischen Abteilungen des Hauses auseinanderzusetzen. Unter dem Titel „gegenüber“ zeigen sie ihre persönlichen künstlerischen Reflexionen zu den ausgewählten historischen Objekten. Beide Werke werden direkt „gegenüber“ gestellt und konfrontiert. Es entsteht so ein kreativer Dialog zwischen Gegenwart und Geschichte, was neue Perspektiven für die Betrachtung eröffnet.

Diese Ausstellung in der Sammlung des MKK geht über vier Etagen und die unterschiedlichen Abteilungen des Museums. Es lohnt, sich Zeit für einen Besuch zu nehmen. Exemplarisch ein paar Beispiele:

Claudia Karweick setzte sich mit dem Bildnis der Herzogin Luise von Sachsen Weimar auseinander. (Foto: © Gerd Schmedes)
Claudia Karweick setzte sich mit dem Bildnis der Herzogin Luise von Sachsen Weimar auseinander. (Foto: © Gerd Schmedes)

Der Künstler Thomas Autering hat sich mit den Objekten der barocken Tafelkultur beschäftigt und zu seiner Arbeit „Fast Food“ inspirieren lassen. Er greift die Ästhetik der Fayencemalerei auf, um kritisch, aber auch mit einem Augenzwinkern, auf die heutige Zurschaustellung von Lebensmitteln in Einwegverpackungen hinzuweisen.

Marc Bühren wiederum reagiert auf das Triumphkreuz aus der Georgskirche in Dortmund-Aplerbeck mit seinem dreidimensionalem roten Kreuz. Die technische Entwicklung (manuelle 3-D Technik) ermöglicht ihm, die Eindimensionalität der Linie zu überwinden. Seine plastische Installation ermöglicht nicht nur ein Spiel aus Licht und Schatten, sondern schafft auch neue Perspektiven auf zeichnerische Arbeiten.

Brigitte Felician Siebrecht hat sich in der Abteilung christliche Kunst mit der Legende des „vera ikon“ und der daraus resultierenden Frage nach der Wahrheit des Bildes beschäftigt. Ihre Videoinstallation führt uns gut vor Augen, dass wir nicht immer glauben sollen, was wir sehen. In Zeiten der Informations- und Bilderflut im digitalen Netz eine wichtiger künstlerischer Beitrag.

Der Künstler Andi Knappe hat sich gleich die ganze Abteilung „Vermessung der Erde und des Himmels“ für seinen Beitrag ausgewählt. Seine drei Bilder an der Decke sind spannende künstlerische Blicke in die Unermesslichkeit des Universums.

[Edit: Ergänzung der weiteren Künstlerinnen und Künstler.
Zwei Köpfe, doch unterschiedliche Herangehensweisen. Einem römischen Kopf stellt Walter Hellenthal eine zeitgenössische Eisengussarbeit als Kontrast gegenüber. Noch weiter zurück in die Steinzeit geht der Bildhauer Christoph Ihrig. Frühsteinzeitliche Alltagsgegenstände verändert er in Materialität und Proportion, um so dem Betrachter einen neuen Blickwinkel auf die Objekte zu geben.

Claudia Karweick setzte sich mit dem Bildnis der Herzogin Luise von Sachsen Weimar auseinander. Historisch interessant ist auch die Arbeit von Petra Böttcher-Reiff. Sie bezieht sich auf das Gemälde „Das Ruhrtal bei Herdecke“ von Christian Rohlf und zeigt, wie sich die Landschaft in 100 Jahren verändert hat. Noch etwas abstrakter hat sich Mathias Schubert mit dem Bild der Trollhättanfälle auseinandergesetzt. Dennoch lässt seine Interpretation das Original erkennen.

Neben Knappe haben sich noch Axel M. Mosler sowie Irmhild Koeniger-Rosenlecher mit dem Thema der Vermessung auseinandergesetzt. Mosler benutzt eine Skyline von Dortmund als Ausgangsobjekt für seine fotografische Arbeit. Sein „Dortmunder U“ hat er mit verschiedenen Programmen bearbeitet und so erscheint die Landmarke sehr verschwommen und vage. Mit den ausgestellten Waffen des Mittelalters im MKK hat sich Koeniger-Rosenlecher auseinandergesetzt. Zwei Arbeiten aus ihrem Zyklus „Wider dem Krieg“ stehen für die ständige Wiederkehr von militärischen Konflikten.

Ein mittelalterliches Gemälde, die „Muttergottes mit Kind“ war Ausgangspunkt für die „Lauretanische Liternei“ von Philipp Pohl. Er schuf 16 Variationen auf das Ursprungsbild, die das Original für den Betrachter schwer erkennbar machen.]

Zur Intervention erscheint eine Publikation, die gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro zum Verkauf angeboten wird.

Geplant sind zudem Führungen an drei Sonntagen.

Informationen unter dortmund.de/mkk