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Der Frosch als Erklärbär

[fruitful_alert type=“alert-success“]Fritz Eckenga (im Vordergrund) führte in seiner gewohnten Art durch die Operette. (Foto: © Oper Dortmund)[/fruitful_alert]

Für viele (jüngere) Menschen gelten Operetten als altbacken und angestaubt. Dass es auch anders sein kann, zeigte die Premiere der halb konzertanten Operettenaufführung der „Fledermaus“ von Johann Strauss (Sohn) in der Oper Dortmund am 05.03.2017. Die szenische Einrichtung kamen von Jens-Daniel Herzog und Alexander Becker.

Die Idee, Operette mit Kabarett zu verbinden war ein guter Schachzug. In der Geschichte wird betrogen und getrickst, gesoffen und gefeiert. Sie eignet sich also für die Kombination eines bekannten Ruhrgebiets-Kabarettisten wie Fritz Eckenga mit seinem lakonisch-trockenen Humor, der als lockerer Erzähler und Erklärer Frosch durch das Programm führt, mit den wunderbaren SängerInnen des Dortmunder Ensembles. Auf der Bühne im Hintergrund spielte die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung des stellvertretenden GMD Motonori Kobayashi. Sie mussten sich nicht nur auf die Musik Johann Strauss (Sohn) konzentrieren, sondern wurden von Eckenga als Hausmeister Frosch schon zu Anfang „angemacht“. Wie man es von Eckenga gewohnt ist, wurde das Publikum, einzelne Personen aus dem Publikum oder die SängerInnen die Performance humorvoll-ironisch einbezogen. Das trug zur Auflockerung der Atmosphäre bei. Er scheute sich auch nicht, im Laufe des Abends hintergründige politische Spitzen mit aktuellem Bezug auszusenden.

Zu Beginn der Aufführung schleppte er als Hausmeister einige Requisiten in den vorderen Bereich der Bühne, darunter auch einen alten staubigen Sessel. Dieser wurde sinnbildlich vor den Augen des Publikums entstaubt.

Kammersänger Hannes Brock hatte in der Person des amourösen Abenteuern und guten Feiern nicht abgeneigten Gabriel von Eisenstein wieder mal eine Paraderolle gefunden. Emily Newton als seine Frau Rosalinde, ebenfalls untreu, stand ihm stimmlich und mit ihrem komödiantischen Talent in nichts nach. Diese Qualitäten waren auch bei den anderen Beteiligten, dem Gefängnisdirektor Frank (Luke Stoker), Alfred ( Joshua Whitener), dem rachsüchtigen Notar Dr. Falke (Gerado Graciacano), dem Kammermädchen Adele (Ashley Thouret) mit ihren Künstlerträumen und die sie begleitende Schwester Ida (Enny Kim) gefordert. Ileana Mateescu konnte wieder einmal in einer „Hosenrolle“ als Prinz Orlofsky überzeugen.

Bekannten Ohrwürmer wie etwa „Mein Herr Marquis“, das bezeichnende „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“ oder die beliebte Ode an den Champagner „Im Feuerstrom der Reben“ und die festlichen Kostüme sorgten für den Glamour-Faktor der Operette, geerdet durch das Kabarett.

Wenn die Welt schon Richtung Abgrund taumelt, dann bitte nicht nüchtern. Der Alkohol spielte also auch eine große Rolle an diesem Abend. Nicht nur im Hintergrund auf der Leinwand perlte der Champagner, sondern auf der linken Seite der Bühne wartete eine Kiste Bier darauf, dass der Inhalt getrunken wird.

Der entstaubte Operettenspaß wurde mit viel Beifall vom Publikum belohnt.

Informationen zu weiteren Terminen erhalten sie unter: www.theaterdo.de

Neuer Ort für interessierte Dorfbewohner

U statt HCC. Ab 2016 finden sich die interessierten Dorfbewohner mit Fritz Eckenga im Kino im U zusammen.
U statt HCC. Ab 2016 finden sich die interessierten Dorfbewohner mit Fritz Eckenga im Kino im U zusammen.

Nach 20 Jahren mit über 150 Veranstaltungen und 170 Gästen verlässt Autor, Kabarettist und Kolumnist Fritz Eckenga mit seinen „Mitteilungen für interessierte Dorfbewohner“ das Harenberg City Center (HCC) und nutzt den Kinosaal im U als neuen Dorfplatz. Die erste Veranstaltung findet am 28. Februar 2016 um 12 Uhr statt. Der Gast wird dann Torsten Sträter sein.

Über die Gründe, warum Eckenga aus dem HCC musste, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise wird das HCC in Zukunft kein Spielort mehr für Kultur sein, was Eckenga bedauern würde. „Es ist wichtig bezahlbare Kultur für interessierte Menschen anzubieten“, so der Künstler.

Da passt es ganz gut, dass das Dortmunder U diese Gelegenheit beim Schopf packt und die Veranstaltungsreihe ins Kino ins U lockte. Doch viel Drängen war gar nicht nötig. „Ich wollte ins U“, gab Eckenga zu. „Meine Stammkundschaft hat sich sehr gefreut, dass es weitergeht.“

Die ersten vier Termine stehen schon fest: Neben Sträter am 28.02.16 können sich die Zuschauer auf Wilfried Schmickler (03. April 2016), Nils Heinrich (01. Mai 2016) und René Steinberg (05. Juni 2016) freuen.

Tickets für die Veranstaltungen können an der Kasse des Dortmunder U und über die Webseite www.dortmunder-u.de erworben werden.

Gesammelte Dichtkunst

Das lyrische Gesamtwerk von Fritz Eckenga in einem Band. (Cover © Verlag Antje Kunstmann)
Das lyrische Gesamtwerk von Fritz Eckenga in einem Band. (Cover © Verlag Antje Kunstmann)

Mit „Mit mir im Reimen“ präsentiert der Verlag Antje Kunstmann die gesammelten Gedichte von Fritz Eckenga. Eckenga, mit Fug und Recht eine Dortmunder Institution, zeigt hier seine Bandbreite von meist humorigen Gedichten, die ihn in eine Reihe von Autoren wie Christian Morgenstern stellen.

Eckengas Wirken in Dortmund und darüber hinaus begann mit dem Rocktheater N8schicht. Einem breiteren Publikum bekannt wurde der Autor und Kabarettist vor allem durch seine Figuren wie dem „Bademeister“ oder dem Fußball-Manager, ansonsten tourt er mit seinem Programm über die Bühnen.

Das Buch „Mit mir im Reimen“ verbindet neue bzw unveröffentlichte Gedichte, mit jenen, die schon vorher in Anthologien bei Antje Kunstmann oder in der Edition Tiamat erschienen sind.

Eckengas Themenspektrum ist breit, hat aber zwei Schwerpunkte: Essen und Trinken sowie Sport (oder besser Fußball). Kein Wunder, ist Eckenga bekennder BVB-Fan und hat für die kulinarische Zeitschrift „Häuptling eigener Herd“ geschrieben. So dreht sich beim Kapitel „Mit mir an Tisch und Tresen“ nicht alles um die im Ruhrpott so geliebte Currywurst, sondern Eckenga bedichtet die Weihnachtsgans ebenso wie die Kartoffel („Schöne der Nacht“) oder abwesende Ober.

Dass manche Gedichte schon etwas älteren Ursprungs sind, sieht man am deutlichsten im Kapitel „Mit mir vor öffentlichen Erscheinungen“. Denn manche der politischen Köpfe sind im Laufe der Jahre ausgetauscht worden und die politischen Hochzeiten von Franz Müntefering, Joschka Fischer oder Rudolf Scharping („Wasserträger und Untertan, Soldat der Partei SPD“) sind vermutlich vorbei. Dennoch erinnert man sich an die Personen, entweder mit Schaudern oder angenehmeren Gefühlen, je nach politischer Ansicht.

Wer sich für den Lyriker Eckenga, dem „Dichter mit Heimat“, wie ihn die WELT genannt hat, interessiert und bisher vergeblich versucht hat, sein Gesamtwerk komplett zu bekommen, der kann bedenkenlos zugreifen. Darüber hinaus es ist auch genug unveröffentlichter Stoff in den 448-seitigen Buch enthalten.

Fritz Eckenga,

Mit mir im Reimen,

Gebundene Ausgabe, 448 Seiten,

Illustrationen von Ernst Kahl

€ 19,95 (als E-Book € 15,95)

Verlag Antje Kunstmann
ISBN 978-3-95614-027-3