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Musikalische Glanzlichter im Konzerthaus

Gleich drei Glanzlichter aus dem musikalischen Repertoire von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) bekam das Publikum beim 1. Konzert Wiener Klassik 2016 am 28.11.2016 im Konzerthaus von der Dortmunder Philharmoniker unter schwungvoller Leitung des 1. Kapellmeisters Motonori Kobayashi zu hören. Die ausgewählten Kompositionen entstanden alle auf großen Reisen aber unterschiedlichen Schaffenszeiten Mozarts.

Zu Anfang stand die Ouvertüre zu „Mitridate, Re di Ponto“ KV 87 (1770), Mozarts erster Opernauftrag im jugendlichen Alter von vierzehn Jahren in Mailand, auf dem Programm.

Grundlage für das Libretto war das gleichnamige Drama des Franzosen Jean Racine.

Eine dramatische Geschichte einer erbitterten Bruderrivalität um die Liebe zu der Verlobten ihres Vaters und das Verhältnis zu ihm. Diese konfliktgeladenen Irrungen und Wirrungen finden schon zu Beginn der Ouvertüre ihren kraftvollen und stürmischen Ausdruck. Der Mittelteil (Andante grazioso) bringt etwas andächtige Ruhe durch die Leitung der Flöte und der ersten Geige. Ein auf brausendes Presto beendet die Idylle.

Das folgende Flötenkonzert G-Dur KV 313 entstand mehr als sieben Jahre später (1778) während einer Reise nach Paris. Der jetzt erwachsene Mozart schrieb es für den jungen niederländischen Musikliebhaber und Amateur-Flötisten Ferdinand Dejean.

Felix Reimann konnte hier sein Können auf der Querflöte unter Beweis stellen. Das vom Orchester im Allegro maestoso zu Beginn schwungvoll vorgegebene Thema greift er locker auf um es dann weiter aus zu zieren.

Der dreigeteilte ,romantische-melodische zweite Satz Adagio non troppo erlaubte dem Flötisten sein ganzes technisches und musikalisches Vermögen mit zwei anspruchsvollen Solo-Kadenzen zu zeigen. Das abschließende Rondo ist sehr kontrastreich mit wechselnden Sechzehntel-Kaskaden und ruhigeren Passagen gestaltet.

Nach der Pause folgte als drittes Glanzlicht mit Mozarts Sinfonie Nr.36 C-Dur „Linzer Sinfonie“ KV 425 (1783). Graf Thun hatte den noch frisch verheirateten Wiener Komponisten bei ein Aufenthalt auf einer Rückreise in Linz kurzfristig zu einem Konzert genötigt. In nur vier Tagen entstand die sogenannte „Linzer-Sinfonie“.

Dies ist nicht nur Mozarts bis dahin längste Sinfonie, sondern hat Überraschenderweise eine langsame Einleitung und punktiertem Rhythmus des Orchesters im ersten Satz Adagio -Allegro spirituoso. Den feierlich-behutsamen Charakter des zweiten Satzes Andante unterstreichen die Trompeten und Pauken. Das folgende Menuetto fällt gegensätzlich aus. Der freche, eher ruppige Rahmenteil steht im Kontrast zum eleganten Trio-Teil.

Der vierte Satz führt das Publikum schließlich zum furiosen Finale hin.

Ein Abend, der nicht nur Mozarts Musik lebendig werden ließ, sondern auch einen kleinen Eindruck von der Entwicklung seiner Schaffenskraft bot.

Vielfalt der Schlaginstrumente

Schlagzeuger im klassischen Orchester sind meist unüberhörbar. Meist an der Pauke stehend unterstützen sie mit kraftvollen Schlägen die dramatischen Stellen der Musik oder setzen lautstarke Akzente (und wecken damit den einen oder anderen im Publikum). Doch Schlagzeuger können noch mehr. Beim 3. Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker im Orchesterzentrum Dortmund am 04.04.16 präsentierten vier Schlagzeuger mit einem Flötisten die unglaubliche Spannweite der Schlaginstrumente.

Ein Schlagzeug ist laut und macht Krach, so die gängigen Vorurteile. Aber man kann Schlaginstrumenten auch zärtliche und wohlklingende Töne entlocken. Lorris Dath, der Schlagzeuger der Dortmunder Philharmoniker, und seine Kollegen aus den benachbarten Sinfonieorchestern, zeigten dies bereits im ersten Stück. Die Sonate von Johann Sebastian Bach im g-moll (BMV 1020) wurde in der Kombination Flöte und Marimbaphon gespielt. Hier waren neben Flötist Felix Reimann von den Dortmunder Philharmonikern gleich zwei Schlagzeuger an dem Marimbaphon, das an ein überdimensionales Xylophon erinnert. Diese ungewöhnliche Zusammenstellung erinnerte ein wenig an den Komponisten George Benjamin, der alte Stücke auch ungewöhnlich instrumentiert, beispielsweise Purcell mit einer Celesta. Bei Bach ersetzte das Marimbaphon das Cembalo.

Schlagzeuger trommeln ja auf allen Dingen gerne herum. Das machte sich der Komponist Thierry de Mey zunutze und komponierte ein Stück für drei Holzbretter. Sein „Musique de table“ ist ein wunderbaren kleines choreografiertes Stück voller Rhythmik und nonverbaler Kommunikation zwischen den Musikern.

Ein Standartwerk für Schlagzeuger ist das Stück „Suite en concert“ von André Jolivert. Hier werden die uralten Instrumente Flöte und Schlagwerk in einer mystischen Kombination verpackt. Die Klänge, die dabei entstehen erinnern die Anfänge der Menschheitsgeschichte oder an alte, untergegangene Kulturen.

Nach der Pause wurde es artistisch. Denn dann kam zur Musik noch eine Künstlerin die mit zwei Vertikaltüchern einige Kunststücke präsentierte. Passend zum Stück „Bordel 1900“ von Astor Piazolla wurde die Bühne in Rot getaucht.

Dass Schlagzeuger auch schauspielerische Qualitäten haben müssen, zeigte „Toucher“ von Vinko Globokar. Basierend auf der französischen Version von Brechts „Galileo“ musste Dath nicht nur die französischen Laute der Textfragmente auf Schlaginstrumenten nachahmen, sondern auch die Szenen darstellen. Auf alle Fälle war es ein großer Spaß für das Publikum.

R-L-R-R, L-R-L-L. Schlagzeuger wissen sofort: Das ist ein Paradiddle, eine Schlagfolge. Paradiddles und sogennante Rudiments gehören zum täglichen Brot des Schlagzeugers. Passend zum Titel „Teamwork“ von Mitch Markovich kamen alle vier Schlagzeuger auf die Bühne und präsentierte die unterschiedlichen Rudiments, die ihre Wurzeln in der amerikanischen Marschmusik haben.

Den Abschluss des sehr abwechslungsreichen Programms bildete die „Chega de Saudade“ für Flöte und vier Schlagzeuger des brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim.

Neben Lorris Dath spielten Slavik Stakhov, Klaus Bertagnolli und Aron Leijendeckers an den Schlaginstrumenten.