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Authentische Zeugnisse aus dem Ersten Weltkrieg

Die Zeitschrift „Heimat Dortmund“ des Historischen Vereins für Dortmund und der Grafschaft Mark e.V. in Verbindung mit dem hiesigen Stadtarchiv hatte sich schon in einer früheren Ausgabe mit dem Ersten Weltkrieg(1914 bis 1918) auseinander gesetzt.

Es stellte sich laut Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführer des Historischen Vereins)aber schnell heraus, dass sowohl im Stadtarchiv Dortmund als auch in schriftlichen Überlieferungen wie Akten und Briefwechsel, Zeichnungen, Bilder und Feldpost, die von den Soldaten an die„Heimatfron“ geschickt wurden, Schätze verborgen lagen.

Dr. Andrea Zupancic (wissenschaftliche Leiterin des Bild- und Medienarchivs und Autorin eines Beitrags über die Hilfstätigkeiten vor allem der Frauen an der „Heimatfront“) berichtete beim Pressegespräch über altes, bisher unveröffentlichtes Bildmaterial und interessante Nachlässe aus der Zeit.

Mit der 3. Ausgabe2018 der „Heimat Dortmund“ (Titel: „…und schließe mein Schreiben mit stillen Grüßen“) und 100 Jahre nach Kriegsende beschäftigen sich neun Beiträge verschiedener Autoren somit erneut mit der Thematik des Ersten Weltkriegs.

Präsentierten die neue "Heimat Dortmund": (v.l.n.r.) Felix Bergmann (Autor und redaktionelle Leitung), Dr. Andrea Zupancic (wiss. Leiterin des Bild- und Medienarchives) und Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführer des Historischen Vereins)
Präsentierten die neue „Heimat Dortmund“: (v.l.n.r.) Felix Bergmann (Autor und redaktionelle Leitung), Dr. Andrea Zupancic (wiss. Leiterin des Bild- und Medienarchives) und Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführer des Historischen Vereins)

Hier kommen Kriegsteilnehmer selbst zu Wort, die teils mit Ironie, oder mit Ohnmacht und Verzweiflung eindringliche Zeugnisse vom Schrecken und Willkür des Krieges in einem breiten Spektrum ablegen. So berichtet zum Beispiel der junge Karl Sustersic mit schön gezeichneten und aquarellierten Feldpostkarten von seinen Lazarettaufenthalten (Beitrag: Hans Tutschku).

 Fotografien von der Ostfront des Garde-Reserve-Jägers Wilhelm Bohe zeigen das Leben zwischen Schlachtfeld und dem Alltag in der Baracke, vom„Heldenfriedhof“ der gefallenen Kameraden bis zur Latrine. (Beitrag: Felix Bergmann).

Wichtige Zeugnisse finden sich im Bestand der Dortmunder Kreisstelle des Roten Kreuzes mit zahlreichen schriftlichen Bittbriefen der Soldaten. Im Mittelpunkt der Fotografien stehen da vor allem die Bahnhöfe, in Dortmund zum Beispiel der Südbahnhof. (Dr. Andea Zupancic)

Frauen engagierten sich im Vaterländischen Frauenverein und sammelten spenden für die Truppen oder später für die Kriegsgefangenen.

Rüdiger Wulf, ehemaliger Leiter des Westfälischen Schulmuseums berichtet wiederum von den Schulchroniken in der Dortmunder Umgebung während der Mobilmachung in den ersten Kriegswochen und den darauf folgenden Schlachten. Deutlich wird so die „Anfangs-Euphorie“ und die dann später folgende Ernüchterung.

Der Historiker Rolf Fischer beschäftigt sich in seinem interessanten Beitrag mit der Kriegsteilnahme jüdischer Soldaten. Klar wird, warum sich diese ehemaligen „Kriegsteilnehmer für Deutschland“ nicht vorstellen konnten, dass sie Jahre später von den deutschen Machthabern verfolgt und vernichtet werden sollten und so lange in diesem Land blieben.

Sein Kollege Klaus Winter schreibt über das Gefallenengedenken der Dortmunder Reinoldi-Gemeinde mittels eines Gedenkbuchs.

Heimat Dortmund Stadtgeschichte in Bildern und Berichten Ausgabe 3 / 2018

„….schließe mein Schreiben mit stillen Grüßen“

56 Seiten mit ca. 100 z.T. farbigen Abbildungen

Klartext Verlag Essen, ISSN 09329757

5 Euro, erhältlich im Buchhandel.

Erster Weltkrieg an der Heimatfront

Der Leiter der Steinwache Stefan Mühlhofer (links) und Adolf MIksch (Vorsitzender des Historischen Vereins) präsentieren das neue Heft.
Der Leiter der Steinwache Stefan Mühlhofer (links) und Adolf MIksch (Vorsitzender des Historischen Vereins) präsentieren das neue Heft.

Das Jahr 2014 ruft uns viele Ereignisse in Erinnerung, die große Einschnitte für viele Menschen bedeutet haben und ihr Leben und unsere Geschichte nachhaltig beeinflusst haben. Dazu gehört sicherlich auch der Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Wie wirkte sich dieses Ereignis auf unsere Stadt aus? Mit dieser Thematik befasst sich die neueste Ausgabe von „Heimat Dortmund“ des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V., herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Dortmund.

 

Der Vorsitzende des Historischen Vereins Adolf Miksch erklärte: „Heimat Dortmund ist ein Aushängeschild für unsere Stadt. Es war für uns von besonderer Bedeutung, die einschneidende Ereignisse dieser Zeit aus der Sicht der Dortmunder Bürger/innen darzustellen.“

Neben anderen Vereinsmitgliedern war vor allem Dr. Stefan Mühlhofer wesentlich an dem 64-seitigen Heft beteiligt. Der verriet: „ Auf den ersten Blick war die Dortmunder Stadtgesellschaft nur indirekt betroffen, da die militärischen Auseinandersetzungen außerhalb Deutschlands stattfanden. Der Erste Weltkrieg war aber schon ein Experimentierfeld für den zweiten Weltkrieg. Wir haben unter anderem versucht , einen Überblick über die zur Zwangsarbeit eingesetzten Kriegsgefangenen in Dortmund zu geben. Eine weitere wichtige Frage war, wie es um die Stimmung in der Bevölkerung und deren Veränderung im Laufe der Kriegsjahre bestellt war. Wie stand es um die Lebensmittelversorgung?“

 

Hier kurz etwas zum weiteren Inhalt des Heftes: In einem Aufsatz erzählt Hannes Tutschku vom Luftangriff auf Dortmund im Oktober 1917. Eine der neun Bomben zerstörte den Dachstuhl des Hauses in der Rheinischen Straße 128 a. Wie in anderen Städten wurde auch in Dortmund ein hölzernes Kriegswahrzeichen aufgestellt, das zugunsten des sogenannten „Kriegsliebesdienstes“ spektakulär benagelt wurde. Das bekannteste Beispiel in unserer Stadt ist sicher der Eiserne Reinoldus. Am Westfalendamm wurde 1915 ein Schauschützengraben errichtet. Auch die Erlöse des „Schützengrabens am Westfalendamm“ flossen dem städtischen „Kriegsliebesdienst“ zu.

 

Um die „Kriegsstimmung“ hoch zu halten , gab es zum Beispiel im Fredenbaum 1917 eine vom Roten Kreuz organisierte Kriegsausstellung. Diese Wanderausstellungen sollten den Daheim-gebliebenen plastisch den Kampfeinsatz der Verwandten und Freunde vor Augen führen.

 

Erzählt wird zudem vom wirtschaftlichen Veränderungen im Ruhrgebiet, dass sich zu einer Waffenschmiede für den Krieg entwickelte. Dabei spielt der Name Friedrich Springorum, einem der wichtigsten Dortmunder Manager und politischen Spitzenfunktionär und die Entwicklung von Hoesch in dieser Zeit eine große Rolle. Ein weiterer Frage ist, was mit den Kindern in dieser Zeit passiert ist. Dabei geht es um die Propaganda im Klassenzimmer. Ein Beitrag nimmt sich bisher noch nicht veröffentlichter Feldpostbriefe von Carl Behn an seine verlobte unter die Lupe.

Zum Schluss geht es um den Umgang mit Kriegsdenkmälern.

 

Die Ausgabe 1/2014 der „Heimat Dortmund“ ist für 5 € bei den Dortmunder Buchhandlungen und im Stadtarchiv erhältlich.

 

Am Mittwoch, den 30. April 2014, um 19 Uhr präsentieren Autorinnen und Autoren des heftes gemeinsam ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit. Der Veranstaltungsort ist das Stadtarchiv Dortmund, Märkische Straße 14. Der Eintritt ist frei.

Klaviermusik vor dem Großen Krieg

Rainer Maria Klaas bei seinem Vortrag im Pianohaus van Bremen.
Rainer Maria Klaas bei seinem Vortrag im Pianohaus van Bremen.

1914 – der Ausbruch des Ersten Weltkrieges oder des Großen Krieges, wie er auch genannt wird, jährt sich zum hundertsten Male. Das Pianohaus von Bremen lud zu den Tagen der Klaviermusik am 01. und 02. März den Konzertpianisten und Klavierdozenten Rainer Maria Klaas ein, der am Sonntag, dem 02. März den Vortrag „1914 – Klaviermusik am Vorabend des großen Krieges“ hielt.

 

Kann man die Spannung des Jahres 1914 an der Musik erkennen? Nein, denn das Jahr 1914 begann genauso unspektakulär oder unheilvoll wie die Jahre davor. Der Erste Weltkrieg hätte auch einige Jahre vorher oder einige Jahre später ausbrechen können.

 

Die Musik in diesem Jahr zeigte sich jedenfalls sehr abwechslungsreich. Spätromantiker trafen auch Impressionisten, einige Komponisten begannen erste Schritte Richtung Atonalität zu machen.Strawinskys „Sacre du printemps“ hatte ein Jahr zuvor für ordentlich Furore gesorgt, um es mal vorsichtig auszudrücken.

 

Ahnten die Komponisten etwas? Nein, die Auswahl an Klaviermusik, die Klaas mitbrachte und auch vorspielte, lies nichts von dem Schrecken erahnen, dass das alte Europa in den kommenden vier Jahren in Blut, Schutt und Asche verwandelte. Und die Auswahl von Klaas war groß: Von  Emile Blanchet über Erik Satie oder Lili Boulanger bis hin zu Frank Bridge, Max Reger oder Alexander Skrjabin. Bis auf eine Ausnahme: Claude Debussy komponierte ein „Berceuse héroique“ ein heroisches Wiegenlied an die Belgier. Doch da war natürlich das Kind schon in den Brunnen gefallen und die Deutschen hatten Belgien angegriffen und besetzt.

 

Ähnlich wie bei den bildenden Künstlern, hier ist August Macke oder Franz Marc zu nennen, gab es auch unter den Komponisten Opfer zu beklagen wie beispielsweise Rudi Stephan, der 1915 in Galizien fiel.

 

Die Musikstücke zeugten noch einmal vom Glanz des alten Europa, der „Belle Époche“, der schönen Epoche, deren Schönheit sich auf den Feldern von Verdun und anderswo in Blut und Tod verwandelte.

 

Ars tremonia sprach im Vorfeld des Vortrages mit Rainer Maria Klaas.