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Kontinentaldrift als Theaterstück

Wir können in sekundenschnelle Nachrichten von Europa nach Australien verschicken, fliegen in hoher Geschwindigkeit von A nach B und auch sonst ist unsere Zeit eher von Hektik geprägt. Ein Beispiel könnten wir uns an den Kontinentalplatten nehmen. Sie bewegen sich langsam, sehr langsam. Entweder voneinander weg oder aufeinander zu, es kommt vor, dass sie sich berühren und es in Folge zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt.

Doch ich war bei keiner geologischen Veranstaltung, sondern habe am 08. Oktober 2021 die Premiere von „körper kontinent/kontinent körper von dorisdean im Theater im Depot geschaut. Mit dabei waren von dorisdean Patrizia Kubanek, Anna Júlia Amarel, Philipp Hohmann und Natasha Padilha.

Ein besonderer Fokus der freien Performance-Kompagnie liegt darauf, dass möglichst viele Menschen mit verschiedenen Einschränkungen der Theatervorstellung folgen können. So wurde die Vorstellung der Akteure zu Beginn nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch oder Spanisch gemacht. Oft wurde erzählt, was die Schauspieler*innen gerade tun und wo sie sich auf der Bühne befinden. Eine sehr gute Aktion, die Blinden oder stark Sehbehinderten eine Möglichkeit bot, das Stück zu verfolgen.

Zu Beginn des Stückes: Natasha Padilha, Patrizia Kubanek und Anna Júlia Amarel. (Foto: Lukas Zander)
Zu Beginn des Stückes: Natasha Padilha, Patrizia Kubanek und Anna Júlia Amarel. (Foto: Lukas Zander)

Gleich zu Beginn wähnte man sich kurz in einer Art Fitnessstudio, denn Amarel, Hohmann und Padilha stellten mit Gymnastikbällen und Sport erst den Urkontinent Pangäa dar, dann die weitere Entwicklung instruiert von Kubanek, die im E-Rollstuhl saß. Eine kurze Geschichte des Kontinentaldriftes in tänzerisch-sportlicher Form.

Das Stück war insgesamt in vier Teile unterteilt, wobei der zweite Teil „Dinosaurier“ sehr emotionale Elemente hatte, denn das Zusammentreffen zweier Kontinentalplatten wurde wie eine erotische Begegnung zweier Menschen dargestellt, erst fordernd die Nähe gesucht, dann vielleicht erschreckt über die Härte des Zusammenkommens.

Bewegung oder das Bewegtwerden spielt eine wichtige Rolle im Leben der Menschen. Doch es gibt nicht nur die Freiheit sich bewegen zu können, sondern auch die Freiheit zu bleiben, also nicht bewegt zu werden.

Ein ungewöhnlicher Theaterabend mit einem ungewöhnlichen Thema, der aber zum Nachdenken anregt.