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Drag – Die Verteidigung des Non-Konformen

Vom 15. Juni bis zum 18. August 2019 zeigt der Dortmunder Kunstverein die Gruppenausstellung „Display. Staging Identites“. In der Gruppenausstellung zeigen Johannes Paul Raether, Victoria Sin, Mikołaj Sobczak und Philipp Timischl ihre Positionen zum Thema „Drag“.

In unserer Populärkultur ist „Drag“ meist mit dem Begriff der „Dragqueen“ verbunden. Olivia Jones und Conchita Wurst sind bekannte Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum. Doch Drag bezeichnet zunächst das Auftreten in Kleidung des jeweils anderen Geschlechts, wobei ein Charakter angenommen oder eine eigene Identität entwickelt wird. Daher gibt es natürlich auch Dragkings, also Frauen in Männerkleidung. Angefangen von Frauen, die als Soldaten in Kriege zogen, bis hin zu Hosenrollen in der Oper. Die barocke Oper war in der Hinsicht von Mann/Frau sehr flexibel. Das Festival Klangvokal bot mit dem Abend „Gender Stories“ einen schönen Einblick in dieses Thema.

Doch in der Ausstellung geht es um mehr als Unterhaltung, denn Drag hat auch eine politische Seite, die als Werkzeug zur Selbstermächtigung dient und die Möglichkeit einer immer wieder neu zu erfindenden Identität bietet.

"A Weak Female Figure" von Victoria Sin erinnert ein wenig an das Grabtuch von Turin.
„A Weak Female Figure“ von Victoria Sin erinnert ein wenig an das Grabtuch von Turin.

Bilder beschrieben Geschichte. Der polnische Künstler Mikołaj Sobczak probiert sich an der Umdeutung historischer Gemälde. In seinen jüngsten Arbeiten setzt er sich mit der Hexenverfolgung auseinander. Bei ihm triumphieren die angeklagten Dragqueens über die als Dragkings gezeichneten Kirchenvertreter.

Johannes Paul Raethers Thema ist die Reproduktionstechnologie. In-Vitro-Technologie, Leihmutterschaft und Pränatale Implantationsdiagnostik möchte er zur Gründung eines anti-heteronormativen „ReproTechnoTribes“ nutzbar machen. Das heißt, ein Kind könnte das Produkt mehrerer Väter und Mütter sein.

Victoria Sin sieht sich weder als weiblich noch als männlich. Ihre Definition ist non-binär. Im Drag inszeniert sie sich als Frau, eine Kunstfigur zwischen Marilyn Monroe, Marlene Dietrich und Jessica Rabbit. Sins Videoarbeiten thematisieren die Objektifizierungen in der Kunst.

Für Philipp Timischl ist Drag eine Methode zur Überwindung sozialer Klassen. In seinen Arbeiten fragt er sich, welche Codes und Normen es gibt, um in bestimmte Räume zu kommen. Reicht es die Codes zu adaptieren?

Die Umdeutung historischer Gemälde ist das Interesse von Mikołaj Sobczak ("Witch Examination")
Die Umdeutung historischer Gemälde ist das Interesse von Mikołaj Sobczak („Witch Examination“)

Während der Ausstellung gibt es auch ein Rahmenprogramm:

Am Freitag, den 14. Juni, veranstalten die beiden Künstler Nicolas Grafia und Mikołaj Sobczak um 20 Uhr eine Performance, ebenso wie am 02. August der Künstler Adam Christensen (20 Uhr).

In Kooperation mit dem Kino Schauburg werden dort die Filme Victor/Victoria (04. Juli 2019, 20:15 Uhr) und ONE ZERO ONE ( 25. Juli 2019, 20:15 Uhr) gezeigt.

Matthias Zalthen bietet am 05. und 12. August von 11 bis 18 Uhr einen Workshop für Kinder an. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung unter info@dortmunder-kunstverein.de