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Deutschland Shorts – ein nachdenkliches Kurzdramenfestival

Mit bis zu fünfzehn-minütigen Kurzstücken zu Deutschland setzten sich zehn Produzenten in Eigenregie solo oder als Schauspielteam an zwei verschiedenen Theater-Orten und Tagen vom 09.11. bis zum 12.11.2017 auseinander. Das neue Format ist in Koproduktion des Rottstr5Theater (Bochum), dem Theater im Depot und artscenico (beide Dortmund). Die „Deutschland Shorts“ als Festival wurde am 09.11/10.11.2017 in Bochum im Rottstr5Theater und am 11.11/12.2017 im Theater im Depot in Dortmund. Ein spannendes Erlebnis, das gleiche Programm in zwei so unterschiedlichen Orten aufzuführen. An einem Abend wurden jeweils fünf der Produktionen aufgeführt. Die zehn Produzenten, mit mehr oder weniger Regie-Erfahrung, leben in unserem Land.Teilweise haben sie auch einen familiären Migrationshintergrund oder Bezug. Ars tremonia konnte leider nur beim zweiten Teil der „Deutschland Shorts“ am 12.11.2017 im Depot dabei sein.

Der erste Beitrag „Wenn Hände sprechen“ von Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin Photini Meletiadis war eine witzige Auseinandersetzung mit Klischees über Deutschland.. Gegenüber gestellt ein Video-Interview mit verschiedenen ausländischen Tänzern in deren Landessprache. In choreographischen Sequenz wurden deren spezifische Gestik dabei heraus gefiltert. Interessant zu sehen, wie sich die Gesten bei einer Wiederholung in deutscher Sprache veränderte. Abwechselnd im Vergleich von Video und Live-Performance der Künstlerin bot sich dem Publikum eine Mischung von an Bewegung und Musik.

Der folgende nachdenkliche Beitrag „Und jetzt will ich nach Hause“ von Klaviersolistin und Regisseurin Ariane Kareev war eine Mischung aus Sprechtheater und Tanz-Performance. Es geht um den Verlust und die verzweifelte Suche nach „Heimat“. Der Tanz-Part wurde von Yun Ju Chen symbolisch stark als „Home“ ausgefüllt. Geprägt von Sanftmut, ihrer Allgegenwart und Zerbrechlichkeit.

Die Mutter Magda (Monika Bujinski) droht ihre Welt zu verlieren (Demenz). Sie weiß nicht, wo sie danach suchen soll, während ihr Sohn (Lukas Vogelsang) seinen Wunsch nach Heimat mit einer Doktrin der „nationalen Zugehörigkeit“ ausfüllt.

Freuen sich auf "Deutschland Shorts". (v.l.n.r. Hans Dreher (Leiter Rottstr5Theater), Bianca Künzel (Mitarbeiterin Produktion), Rolf Dennemann (artscenico), Berthold Meyer (Theater im Depot).
Die Organisatoren und Veranstalter von „Deutschland Shorts“. (v.l.n.r. Hans Dreher (Leiter Rottstr5Theater), Bianca Künzel (Mitarbeiterin Produktion), Rolf Dennemann (artscenico), Berthold Meyer (Theater im Depot).

Frei nach Heinrich Heine „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ konfrontierte die Performerin Elisabeth Pleß das Publikum mit ihren „Hetzerträumen“. Auf einer ausgebreiteten weißen Plastikfolie führt sie in die düstere Filterbubble der „besorgten Bürger“. Dabei konfrontiert sie die im Grundgesetzes garantierten Rechte mit den fatalen Einschränkungen, die durch Einschränkungen, die durch „rechte Populisten“ propagiert werden.

Der Regisseur und Autor Carl-Herbert Braun weist mit seinem Beitrag „Geister“ (sie kommen aus dem Nebel auf die Bühne) auf die kulturellen (Spät)folgen des 1. Weltkrieges hin. Die von den Schauspielern Bernhard Bauer und Tonio Schneider vorgetragenen Texte von Vertretern jener Generation, wie etwa Ernst Toller u.a., haben von ihrer aktuellen Brisanz nichts verloren.

Der letzte Beitrag „Prometheus“ war ein Regie-Debüt von Simon Krämer.

Formal als klassischen Sprechtheaters stand er im Spannungsfeld von Widerstand (Rudolf Klein als Prometheus) Macht des Regimes in Person ihrer Diener und Vollstrecker (Leonard Meier als Kratos).

Deutschland Shorts – 10 Kurzdramen in zwei Theatern

In Kooperation mit dem Rottstr5Theater (Bochum) führt das Dortmunder Theater im Depot ein neues Festival-Format unter dem Titel „Deutschland Shorts“ (10 Kurzdramen zu unserem Land) durch.

Entwickelt wurde das Konzept zum Festival von Rolf Dennemann (Festivalleitung & artsenico), Hans Dreher (Festivalleitung & Leiter des Rottstr5Theaters) und weiteren Mitwirkenden.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Festival entwickelte sich, so Dennemann, in den letzten Jahren. So viele Ereignisse mit unvorhersehbarem Ausgang überschlagen sich, und die Verunsicherung ist groß. Was geht hier vor sich, wo steht unser Land? Unter dem Motto „Nachdenken über unser Land“, bringen zehn Künstler (alleine oder im kleinen Ensemble) ihre Haltung zu diesem Thema mit individuell unterschiedlichen Ausdrucksmitteln auf die Bühne. Die Bandbreite reicht vom klassischen Sprechtheater, oder kombiniert mit Tanz,Musik oder Video. Die Vielfalt an Performances entspricht dem diversen Hintergrund der beteiligten Personen. Sie bringen neben ihrem unterschiedlichen kulturellen und künstlerischen Background natürlich auch einen ganz persönlichen Blickwinkel auf Deutschland mit.

Die entstandenen Inszenierungen werden im Rahmen einer zweitägigen Veranstaltung sowohl im Rottstr5Theater in Bochum (9. und 10.11.2017) wie auch im Theater im Depot (11.11. und 12.112017) hier vor Ort gezeigt.

Mangels ausreichender Fördermitteln mussten sich die Organisatoren auf zehn Künstler, Künstlergruppen und Ensembles beschränken. Ihre Beiträge dürfen fünfzehn Minuten nicht überschreiten und die Performance muss sich auf Deutschland beziehen.

Am ersten Aufführungsabend kann das Publikum die ersten in Eigenregie von fünf Künstlern entwickelten Beiträge, am folgenden Tag dann die restlichen Fünf erleben.

Die Produzenten konnten ihr umfangreiches Netzwerk nutzen und Beiträge direkt aus den Reihen ihnen bekannter Künstler schaffen.

Am Samstag, den 11.11.2017 um 19:30 Uhr kann das Publikum im Dortmunder Theater im Depot die Statements zu unserem Land vom Pianisten, Theater-und Bühnenmusiker Christoph Iacono (Eröffnung), der deutsch-russische Tänzerin, Choreografin und Performerin Elena Leniger (Gelenkigkeit), des Schauspielers Matthias Hecht (Regie-Debüt: Zuhause), der freischaffenden Regisseurin Mizgin Bilmen mit einer Video-Performance) und Rolf Dennemann mit romantischem Leitmotiv (Mondnacht) erleben.

Freuen sich auf "Deutschland Shorts". (v.l.n.r. Hans Dreher (Leiter Rottstr5Theater), Beate Künzel (Mitarbeiterin Produktion), Rolf Dennemann (artscenico), Berthold Meyer (Theater im Depot).
Freuen sich auf „Deutschland Shorts“. (v.l.n.r. Hans Dreher (Leiter Rottstr5Theater), Bianca Künzel (Mitarbeiterin Produktion), Rolf Dennemann (artscenico), Berthold Meyer (Theater im Depot).

Am Sonntag, den 12.11.2017 um 19:00 Uhr lässt die Choreografin und Tänzerin Photini Meletiadis aus Köln „Hände sprechen“, weitere Statements gibt es von der Tänzerin und Regisseurin Adriane Kareev (und jetzt will ich nach Hause) und der bekannten Performerin Elisabeth Pleß (Um den Schlaf gebracht – Hetzerträume werden wahr). Einen historischen Blick auf unser Land wirft der freie Regisseur und Autor Carl-Herbert Braun und ein Sprechtheater-Beitrag als Regie-Debüt gibt es von Simon Krämer (Rottstr5Theater).

Weitere Informationen und Kartenreservierungen unter:

Theater im Depot: 0231/ 98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de