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Creatures – und andere komische Vögel

Die Theatergruppe artscenico hat ja schon immer besondere Orte für ihre Theaterperformances gewählt. Sei es Parks, besondere Gebäude oder Friedhöfe. Den Dortmunder Hauptfriedhof haben sie vor einiger Zeit bereits bespielt, jetzt ist die ehrwürdige Trauerhalle des über 100 Jahre alten Bestattungsortes dran.Ars tremonia war bei der Premiere am 28.05.2022 dabei.

Die große Trauerhalle ist schon ein Raum, der ehrfurchtgebietend wirkt und Stille gebietet. Matthias Hecht als eine Art Pastor lässt eine Computerstimme Definitionen zu “Stille” herunterrasseln. Die Stille wird durch das Auftauchen der ersten “Kreatur” zwar nicht gebrochen, denn die Tanzdarbietung auf der Empore lenkt alle Blicke auf sich. Erst später gesellen sich die anderen Kreaturen dazu. Deren Kommunikation beginnt mit Atmen und steigert sich dann zu Vogelgeräuschen. Sind die “Creatures” vielleicht (komische) Vögel, die sich in die Trauerhalle verirrt haben. Sind sie freundlich oder sind sie feindlich gesinnt?

Die Creatures gemeinsam bei einer ihren musikalischen Darbietungen. (Foto: (c) Guntram Walter)
Die Creatures gemeinsam bei einer ihren musikalischen Darbietungen. (Foto: (c) Guntram Walter)

Auf jeden Fall haben sie Instrumente und Lieder mit dabei. Bass, Trompeter, Akkordeon und Gesang machen das Stück zu einem Live-Konzert. Elisabeth Pleß sing eine sehr langsam gezogene Version von Radioheads “Creep”, Es gab einen weiteren Song von Radiohead, eine Version von “Fly Robin Fly” (Silver Convention) und zum Abschluss “Dark Side of the Moon”, aber nicht von Pink Floyd, möglicherweise von Dune.

Dieser Fokus auf den musikalischen Aspekt war sehr gelungen, hat mir gut gefallen. Ebenso die modernen Tanzeinlagen. 

Gruselig war es trotz den etwas düsteren Kostümen (Kostüme von Dena Heydari) nicht, eher wirkten die Kreaturen mystisch und geheimnisvoll. Auch nicht als die Akteure die Vorrichtung bedienten, mit der der Sarg hoch- und runter gefahren wird. Die eigene Vergänglichkeit wird jedem sofort bewusst, der die Trauerhalle besucht.

Nach ungefähr 70 Minuten ging ein gelungener Theaterabend zu ende, der durchaus experimentelle Züge trug, aber auch sehr musikalisch war. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Spieltermine gefunden werden. Im Herbst und Winter vielleicht. Denn dann ist die Zeit, in der Angst und Bedrohung stärker zum Tragen kommen.

Mit dabei waren Jochen Brüse, Matthias Hecht, Elise Marschall, Roman D. Metzner, Chino Monagas, Elisabeth Pleß, Lars Wege und Sascha von Zambelly. Die Idee und Kreation stammt von Rolf Dennemann.