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Ausweglose Situationen im Künstlerhaus

Eine Arbeit von Christian Loenhoff.
Eine Arbeit von Christian Loenhoff.

Ein Schwitzkasten ist einerseits ein Holzkasten für Schwitzbäder, andererseits aber auch ein Würgegriff. Schwitzkasten steht für eine ausweglose Situation, aus der man nicht mehr hinauskommt. Zehn Künstlerinnen und Künstler zeigen vom 29. August bis zum 05. Oktober 2015 im Künstlerhaus Dortmund ihre Arbeiten zu diesem Thema. Kuratiert hat die Ausstellung Jörg Daniel mit Barbara Koch und Marco Wittkowski.

Zwangslage, Notlage, Gefängnis, Folter, Guantanamo. Das amerikanische Gefängnis in Kuba hat vor allem zwei Künstler zu ihren Arbeiten inspiriert. Die Installation von Frank Klöttgen heißt auch „Guantanamo“. Klöttgen hat das Gefängnis mit 1001 Büchern nachgebaut. Dazu benutzte er aber Exemplare seiner eigenen Werke.

Ein Problem in Guantanamo ist Folter. Kurt Fleckenstein hat sich künstlerisch damit auseinandergesetzt. In seiner Installation wird eine Person nackt hinter einer Glaswand anderthalb Stunden eingeklemmt. Durch die Aktion „No exit“ soll auf die Erniedrigung von Menschen hingewiesen werden. Jeden Sonntag findet eine Livepräsentation der Arbeit „No Exit“ statt.

Kate hers RHEE arbeitet in ihrer Performance, die per Video zu sehen ist, mit einer Maske, die im S/M-Bereich zu Hause ist. In dem Video dominiert ein schwarzer Darsteller seine asiatische Darstellerin und scheint ihr die Maske aufzunötigen und verlangt von ihr 10 Küsse. Der Künstlerin geht es hier und das Spiel mit Identitäten und wie Minderheiten gegeneinander ausgespielt werden.

Margund Smolka zeigt in ihrem Videoobjekt „Funnel“ (dt. Trichter) wie eine Bilderflut endlos in den Kopf hinein dringen. Dieser Bilderflut, die man nicht steuern kann, ist man hilflos ausgeliefert.

Fasziniert von Tanz und Theater ist Ilona Ottenbreit. In ihren teils großformatigen Arbeiten zeigt sie Bewegungsabläufe von Tänzern. Sie möchte in ihren Bildern zeigen wie Menschen sich verteilen, sich verschmelzen oder sich auf Zwangslagen lösen.

Hildegard Skowasch ist eines der Gründungsmitglieder des Dortmunder Künstlerhauses, lebt und arbeitet aber schon länger in Berlin. Sie zeigt figurative und abstrakte Elemente in ihren Installationen und anderen Arbeiten. Eine Faszination scheinen Münder auf die Künstlerin auszuüben. „Zähne sind natürliche Waffen“, so Skowasch. „Beim Lachen zeigt man die Zähne.“ Vielleicht kann man sich auch mit Zähnen aus so mancher Zwangslage befreien.

Mit der Spannung zwischen der Innen- und Außenwelt beschäftigt sich die Videoinstallation „Come to your Senses“ von Karin Kerkmann. Die Sinnesorgane sind in vier verschiedenen Monitoren zu sehen und alle in ungewöhnlicher Nahaufnahme.

Die Kunst der Augentäuscherei beherrscht die Pariser Künstlerin Dominique Ghesquiere. In ihrer Arbeit „Bios dormant“ (dt. Der schlafende Wald) präsentiert sie eine echte Efeupflanze. Doch der Efeu ist nicht mehr wiederzuerkennen. Er ist in seinem Wachstum gehemmt und wächst blattlos über zwei Etagen hinweg wie „im Schwitzkasten“.

Trotz seines Verstandes bringt sich der Mensch immer noch durch seine Entscheidungen in „Schwitzkästen“. Sei es im privaten Bereich oder auf globaler Ebene. Diese Widersprüchlichkeit behandelt Christian Loenhoff in seinen Arbeiten.

Die Videoarbeit „Outside Projection“ von Funda Özgünaydin behandelt das Thema Gentrifizierung. Das Video zeigt die Sprengung des Gebäudeturms der Goethe-Universität, die die Fachbereiche Pädagogik, Sozialwissenschaften und Psychologie beheimatete. Der Thinktank der „Frankfurter Schule“ musste einem Bau des Kapitalismus weichen.

Schwitzkästen – Ausweglosigkeiten und andere Zwangslagen
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr