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Gesualdo und der Tod

Unter dem Titel „Sparge la morte“ entführte am 03. April 2022 das Ensemble La Compagnia del Madrigale mit dem Chor „Il pomo d‘oro“ in die Welt des Komponisten Carlo Gesualdo (1566-1613). Gesulado stand musikalisch zwischen Renaissance und Barock. Das Besondere an diesem Abend: Davide und Guiseppe di Liberto entwickelten für das Programm einen theatralen Rahmen, der sich mit der Kultur des Todes in Süditalien auseinandersetzt.

Der Tod hat im Leben von Gesualdo eine besondere Rolle gespielt. Denn er war nicht nur Komponist, sondern auch Fürst von Venosa, einer kleinen Stadt in Süditalien. 1590 ertappte er und seine Vertrauten Gesualdos Ehefrau Maria d‘Avalos beim Ehebruch und es kam zu drei Morden, wobei die genaue Täterschaft unklar blieb. Er wurde jedenfalls nicht bestraft.

Nicht nur Musik und Gesang, sondern auch eine kleine Inszenierung konnten die Zuhörer*innen bei "Sparge la morte" erleben. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Nicht nur Musik und Gesang, sondern auch eine kleine Inszenierung konnten die Zuhörer*innen bei „Sparge la morte“ erleben. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Im Mittelpunkt des Konzertes standen acht Madrigale von Gesualdo, die sich mit dem Tod als Erlösung vor den eigenen Qualen beschäftigen. Nach dem Tod seines einzigen Sohnes 1600 wurde der Komponist immer depressiver, was sich deutlich in seiner Musik widerspiegelt. Kein fröhliches frohbarockes Fest, eher der Wunsch eines Menschen von den irdischen Qualen erlöst zu werden. „Tötet mich, ihr erdrückenden Qualen, denn ich habe das Leben satt“ heißt es im Madrigal „Ancidetemi pur grievi martiri“.

Zwischen den Madrigalen spielte das Ensemble La Compagnia del Madrigale einige Instrumentalstücke von Gesualdos Zeitgenossen. Dabei durfte natürlich ein Stück des Meistermelancholikers John Dowland nicht fehlen („Semper Dowland, semper dolens“).

Dass das Konzert in einem theatralen Rahmen stattfand, war für mich zunächst etwas ungewohnt, auch wenn die Di Liberto Brüder sehr dezent agierten. Es lenkt doch ein wenig von der Musik und dem Gesang ab. Dennoch war die gespielte Zeremonie einer Beerdigung recht eindrucksvoll in Szene gesetzt und dies nur mithilfe von Lichtelementen.

Stimmungsvoll war auch die Leistung der Musiker*innen und Sänger‘innen, die den Reinoldisaal in die Zeit des Frühbarocks zurückführten. Insgesamt ein gelungener Abend, der neben der Musik auch versuchte, den Umgang mit dem Tod in Süditalien zu vermitteln.