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Komponistinnen des Barocks im Mittelpunkt

Mal Hand aufs Herz? Wie viele Komponistinnen kennen Sie? Dem einen oder anderen wird Clara Schumann einfallen oder auch Fanny Hensel, aber dann wird es ein Feld für Expert*innen. Auch in der Barockzeit sah es nicht anders aus, obwohl schon 1568 Maddalena Casulana, die erste Komponistin, dessen Werke gedruckt werden, in einem Vorwort schrieb, dass Frauen auch die gleichen intellektuellen Fähigkeiten besitzen wie Männer.

Es ist schön, dass sich das Festival Klangvokal in einem Konzert dem Schaffen zweier Frauen widmet, die als Schülerinnen von Francesco Cavalli ihre Ausbildung bekamen. Die Rede ist von Barbara Strozzi (1619-1677) und Antonia Bembo (1640-1720), deren Arien und Instrumentalmusik am 24. Oktober beim Konzert „Le donne di Cavalli“ im Reinoldihaus zu hören waren. Zu Gehör gebraucht wurde die Musik von der Sopranistin Mariana Flores und begleitet wurde sie von der Capella Mediterranea unter der Leitung von Leonardo García Alarcón.

Mariana Flores (im rosa Kleid) und die Capella Mediterranea verzauberten die Zuhörer*innen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Mariana Flores (im rosa Kleid) und die Capella Mediterranea verzauberten die Zuhörer*innen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Und konnten die weiblichen Kompositionen herausgehört werden? Wohl kaum. Vor allem Strozzi, die selbst Sängerin war, zeigte eine Fülle an musikalischen Emotionen. Lyrisch und dramatisch in „Sino alla morte“, melancholisch in „Che si può fare“ oder wild und ungestüm in È pazzo il mio core“. Auch ihre Kollegin Antonia Bemba stand in Nichts nach, leider wurden von ihr nur zwei Stücke aufgeführt. Neben Francesco Cavalli erklangen auch Werke von zwei Zeitgenossen von Cavalli Biagio Marini (1594-1663) und Giovanni Antonio Bertoli (1598-1645).

Interessant ist auch, dass fast 400 Jahre später die Thematik in den Liedern, die Sorgen und Ängste, immer noch aktuell sind. So heißt es in Cavallis „Dimmi, Amor, che fare“ „Werde ich immer dahinvegetieren? Werde ich alleine alt werden?“ Strozzi thematisiert die unmögliche Liebe mit den Worten „Mein Herz ist verrückt“ in der Arie „È pazzo il mio core“.

Natürlich stand Mariana Flores im Mittelpunkt des Konzertes, die mit ihrer Stimme den Zuhörenden den Geist des Barocks näherbrachte. Doch auch die Musiker*innen hatten ihren Anteil daran, uns in eine Zeitmaschine zu setzen, die uns im 17. Jahrhundert ausspuckte. Zumal es auch einige schöne Instrumentalstücke gab, in denen vor allem Flötistin Mélanie Flahaut glänzen konnte.

Ein Abend, geradezu geschaffen für Klangvokal: Außergewöhnliches Programm mit einer vorzüglichen Stimme samt Musikern. Es wäre schön, wenn die Wiederentdeckung von Komponistinnen weitergehen würde und diese auch einen Platz in den Konzertprogrammen finden könnten.