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Hohe Wellen im Konzerthaus

Am 18. und 19. Oktober 2016 luden die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz zum 2. Philharmonischen Konzert unter dem Thema „wasser_spiele“ in das Dortmunder Konzerthaus. Für Teil zwei des Abends mit fünf orchestrierten Schubert-Liedern, konnte der renommierte dänische Bariton Bo Skovhus als Gesangssolist gewonnen werden. Ars tremonia war am 19. Oktober dabei.

Mit der Ouvertüre zu „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner (1813–1883) ging es schon von Anfang an emotional bewegend und dramatisch los. Die Streicher, Bläser und Trommelwirbel übertrugen die gespenstische Stimmung auf dem Schiff des „fliegenden Holländers“ mit den brausenden Emotionen für das Publikum im Konzertraum. Wie bekannt, musste der „Holländer“ nach sieben Jahren auf See zur Erlösung durch die Liebe an Land kommen. Das Englischhorn kündigt den Auftritt von Senta, die die Ankunft eines Erlösers hofft mit leiseren und sanfteren Tönen an. Das traurige Ende der Geschichte ist bekannt. In dieser Ouvertüre steckt schon die ganze Dramatik und emotionalen Höhen und Tiefen dieser Wagner-Oper.

Bo Skovhus überzeugte mit warmen und kraftvollen Bariton danach mit seiner Interpretation der für das Orchester bearbeiteten fünf Lieder von Franz Schubert (1797-1828).

Die von dem Dänen Karl Aage Rasmussen (geb. 1947) für das Orchester instrumentierte Version des „Taucher“ hatte überhaupt erst am 12.März 2012 in Groningen Premiere gehabt.

Bei der Geschichte taucht ein mutiger Jüngling nach einem goldenen Becher, den der König in die tosenden Wellen der See geworfen hat und danach noch ein zweites Mal um einem Ring und die Hand der Königstochter. Da verschlingen ihn die Fluten. Es geht also um emotionale und sprichwörtliche „Wasserwellen“.

Danach folgen der mystische „Prometheus“ (Instr. Carl Nielsen), das an den „Sturm und Drang“ beeinflusste „An Schwager Kronos“,(Intr. Johannes Brahms) sowie das ebenfalls von Brahms instrumentierte „Geheimes“. Hier spielen Horn und Streicher eine besondere Rolle bei der Vermittlung eines pulsierenden Schlagens des verliebten Herzens.

Die bekannte Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, der „Erlkönig“ in der dramatischen Bearbeitung von Hector Bérlioz bildeten den stimmungsvollen Abschluss.

Nach der Pause führten die Philharmoniker und ihr Dirigent das Publikum durch das musikalisch emotionale Wechselbad der Sinfonie Nr.7 von Antonin Dvořák.

Der kämpferische 1. Satz: Allegro maestoso beginnt musikalisch eher ruhig aber bedrohlich-düster. Das zweite Thema des Satzes ist klanglich optimistischer, jedoch immer im Kampf mit dem düsteren Motto-Thema. Das verlangt vom Orchester und Dirigent vollen (körperlichen) Einsatz.

Die kraftvolle und kämpferische Stimmung kennzeichnet auch den 2. Satz: Poco adagio.

Das sanfte, von den Holzbläsern dominierte Hauptthema wird immer wieder unterbrochen und sich als kraftvolle Eruption des gesamten Orchesters steigert.

Der 3. Satz: Scherzo Vivace ist von folkloristisch-böhmisch mit tänzerischen Klangelement geprägt und im kämpferischen Moll gehalten.

Der 4. Satz: Finale Allegro führt nach einer emotionalen Achterbahn zu einer fulminanten Coda, einer dramatischen ausklingenden musikalischen Bedeutungseinheit.

Steht am Anfang ein rhythmisches, starkes Streicher-Motiv, folgt danach immer drängender und optimistischer werdende Hauptthema. Doch die düstere Grundstimmung versucht sich immer wieder mit geballter Kraft bis zu leicht zuversichtlichem Ende durchzusetzen.

Ein bewegender Konzertabend.