Schlagwort-Archive: Andrea Gjestvang

Scheinbare Sicherheit

Das Künstlerhaus Dortmund präsentiert mit “Human Impact” fotografische Arbeiten zum Thema “Sicherheit und Gesellschaft”

Vom 25. Oktober bis zum 01. Dezember 2019 zeigt das Künstlerhaus Dortmund die Ausstellung “Human Impact – Sicherheit und Gesellschaft” im Rahmen des f2 Fotofestivals in Dortmund. Fünf internationale Positionen zum Thema Sicherheit werfen einen frischen und überraschenden Blick auf das Thema. Nichts scheint wie es ist..Fotografie ist doch Abbild der Realität oder nicht? Verlassen Sie ihre Komfortzone und schauen Sie genauer hin. 

Fotografie ist der Erzeuger der Realität. Oder etwa nicht? Fälschungen von Fotos sind natürlich seit der Erfindung der Fotografie bekannt und Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop sind für viele zugänglich. Das Schweizer Künstlerduo Cortis und Sonderegger führen das Prinzip der Fälschung noch eine Stufe weiter. Ikonische Bilder wie der Fußabdrücke auf dem Mond oder die brennende Hindenburg werden im Studio nachgestellt, so dass der Betrachter den Eindruck bekommen könnte, auch die Ursprungsbilder seien gefaked. So werden Fake News ironisch als überdeutlich inszenierte Fälschungen kontaktiert. 

Der berühmte "Fußabdruck auf dem Mond". Echt oder im Studio nachgestellt? Cortis und Sonderegger spielen mit der Dekonstruktion unserer Erinnerungen.
Der berühmte „Fußabdruck auf dem Mond“. Echt oder im Studio nachgestellt? Cortis und Sonderegger spielen mit der Dekonstruktion unserer Erinnerungen.

Der Ire David Farrell beschäftigt sich mit dem Begriff der “unschuldigen Landschaft”. Seine Landschaftsbilder muten auch sehr ruhig, fast pastoral an, wenn sich dort nicht Tatorte aus der Zeit des irischen Bürgerkrieges verbergen würden. So verändert sich plötzlich die Landschaft und wird zum Zeugen eines Verbrechens. Es gibt keine unschuldige Landschaft, solange sich Menschen je  auf ihr bewegt und gehandelt haben. 

Sehr bedrückend sind die Fotos der Norwegerin Andrea Gjestvang. Hier geht es um den 22. Juli 2011, als der rechtsextreme Attentäter Brevik 77 Menschen ermordete. Gjestvang fotografierte die Überlebenden und ihre Wunden – äußerliche wie innere. An diesen Bildern sieht man: Hier war die Bedrohung nicht fiktiv, sondern real. 

Die internationale Prepper-Szene trainiert solche Bedrohungen. Dem Künstlerduo Hahn+Hartung aus Deutschland ist es gelungen, einige Prepper und ihre Gedankenwelt zu fotografieren. Prepper denken, dass der Ernstfall (Krieg, Terror oder Seuchen) bald eintreten wird und sie sich darauf vorbereiten müssen. In diesen Kreisen ist die Bedrohung und Unsicherheit zuhause. Aber auch staatliche Stellen wie der THW müssen sich auf Katastrophen vorbereiten.  

Wie aus einem Science-Fiction Film erscheinen manche Relikte aus dem Kalten Krieg, die der russische Fotograf Danila Tkachenko auf seinen Reisen durch Osteuropa aufgenommen hat. Seine Serie “Restricted Areas” dreht sich um Orte, die vorher nicht betreten werden durften, jetzt aber meist als “lost places” gelten. Wie ein UFO wirkt beispielsweise das Busludscha-Denkmal in Bulgarien.Tkachenko isoliert das Gebäude und lässt es in einem weißen, verschneiten Umfeld stehen. Dadurch wirken die Bilder beim betrachter äußerst kühl. 

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr. Weitere Informationen unter www.kh-do.de

Die Internetseite des Fotofestivals Dortmund (07. bis 24. November 2019) finden Sie unter www.f2-fotofestival.de