Schlagwort-Archive: Alexander Prushinskiy

Tschaikowsky und Shakespeare

Das erste Philharmonische Konzert am 15. und 16. September 2015 stand unter dem Titel „freuden_tränen“. Waren es nun mehr Freunden als Tränen? Alban Bergs „Dem Andenken eines Engels“ handelt vom Tod der jungen Manon Gropius und wie die Geschichte von Romeo und Julia ausgeht, brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Dennoch (oder gerade deshalb) war es ein bewegender Abend am 15. September.

Tschaikowsky und Shakespeare. Der russische Komponist des 19. Jahrhunderts verehrte den englischen Dichter und Autor aus dem 16. Jahrhundert. Neben dem „Sturm“ und „Romeo und Julia“ komponierte Tschaikowsky auch die Fantasie-Ouvertüre zu „Hamlet“. „Der Sturm“ und „Romeo und Julia“ bildeten die Klammer beim ersten Philharmonischen Konzert.

Gleich schwungvoll kräftig, aber auch liebevoll zärtlich ließ Gabriel Feltz seine Musiker den Sturm bezwingen und die Liebesgeschichte zwischen Ferdinand und Miranda besingen. Ein Kleinod der russischen Musik, die gerne häufiger auf dem Spielplan stehen könnte.

Mit Tschaikowsky endete auch der Konzertabend. „Romeo und Julia“. Auch wenn die ersten Takte eher an Russland als an Verona erinnern, zaubert Tschaikowsky in seinem Liebesmotiv mit Englischhorn und Bratsche eine zärtliche Stimmung bis Pauken und Schlagwerk die Kämpfe und das bittere Ende der beiden Liebenden symbolisieren.

Neben Tschaikowsky stand das Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ von Alban Berg im Mittelpunkt. Die Solovioline spielte der 1. Konzertmeister Alexander Prushinskiy. Trotz der Zwölftonmusik hat Bergs Werk etwas tragisches Zerbrechliches an sich. Prushinskiy gelang es, dieses Zarte auch in ein Spiel zu integrieren, im zweiten Teil, dem „Andante“ wird die Stimmung düsterer und die Katastrophe scheint sich anzubahnen. Auch hier zeigte Prushinskiy seine Klasse.

Ebenfalls mit im Programm war Schuberts 7. Sinfonie, die „Unvollendete“. Schubert, dessen Liederzyklen ja bekannter sind als seine Sinfonien, bleibt auch hier ein Meister der Melodien. Auch wenn sich Musikwissenschaftler darüber streiten, warum Schubert seine Siebte unvollendet ließ – er starb zwar jung, aber er legte die Sinfonie bereits fünf Jahre vor seinem Tod beiseite – vielleicht brauchte Schubert nicht mehr als zwei Sätze um seine musikalischen Ideen auf den Punkt zu bekommen.