Zwerg Nase als Weihnachtsmärchen im Schauspielhaus Dortmund

Es schon eine gute Tradition, dass Andreas Gruhn (Direktor des Kinder
und Jugendtheaters Dortmund) mit seinem gesamten KJT-Ensemble im
Schauspiel Dortmund ein Weihnachtsmärchen für die ganze Familie
inszeniert. In diesem Jahr steht das Märchen „Zwerg Nase“ von
Wilhelm Hauff (1802 – 1827) auf dem Programm.

Es ist schon
schwierig, nach so vielen Jahren immer noch ein neues Märchen für
die Aufführungen im Schauspielhaus auszusuchen. An Hauffs Märchen
interessiert Gruhn vor allem das brandaktuelle Thema der Ausgrenzung
von „andersartigen“ Menschen sowie die starken Figuren.

Beim Gespräch mit
Ars tremonia erklärte der Leiter des KJT, dass die damalige
orientalische Gesellschaft (zur Zeit der Märchen von Wilhelm Hauff)
eine offene, sinnliche Gesellschaft und reich an Farben und Formen
war. Verschiedenste Religionen und Weltanschauungen lebten relativ
friedlich zusammen. Außerdem ist Hauff von der revolutionären
Aufbruch Stimmung im Vormärz 1848 in Deutschland beeinflusst, wo die
Menschen in einem in viele Herzogtümer zersplitterten Gebiet lebten
und vom König oder den Fürsten abhängig waren.

Das diesjährige
Weihnachtsmärchen ist als Geschichte in der Geschichte konzipiert.
Zunächst wird das Publikum in den fernen exotischen Orient in mitten
einer Karawane (in Oase) entführt. Dort erzählt ein Schauspieler
aus dem Jugendclub die Erzählung stimmungsvoll als Zeichen dafür,
dass Fantasie Grenzen überwinden kann.

Probenfoto aus der Produktion "Zwerg Nase", dem Weihnachtsmärchen vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund. (Foto: © Edy Szekely)
Probenfoto aus der Produktion „Zwerg Nase“, dem Weihnachtsmärchen vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund. (Foto: © Edy Szekely)

Die Geschichte
handelt von Jakob, einem freundlichen Jungen von schöner Gestalt,
der seinen Eltern von klein auf auf dem Markt am Gemüsestand hilft.
Eines Tages ärgert er sich über eine griesgrämige, bucklige alte
Frau mit langer spitzer Nase, die sich über die angeblich schlechte
Ware am Stand beschwert. Im Gegenzug lästert Jacob über ihre
hässlicher Erscheinung. Zur Strafe verwandelt die sich als
Kräuterhexe entpuppende Frau ihn in eine Zwerg mit großer Nase. Sie
hält ihn gefangen, damit er ihr in der Küche dient. Was dann
geschah ist ein Abenteuer, dass er mit Hilfe eines Eichhörnchens und
Mimi, die kluge als Gans verwandelte Tochter eines Zauberers, erlebt
und das ihn an den Hof des Herzogs von Frankistan bringt. Dort kommt
es aber bei einem Staatsbesuch zu Verwicklungen.

Für die
atmosphärische Musik sorgt Michael Kessler, und für die flexible
Ausstattung (vom Dorf zum Wald, von der Küche zum Schloss) und die
Kostüme zeichnet Oliver Kostecka verantwortlich. Neben dem gesamten
KJT-Ensemble sind auch Statisten sowie Sadoun Alsinou und Anas
Alfakhouri aus dem Jugendclub-Ensemble mit von der Partie.Es wird
sicherlich auch wieder ein opulentes Vergnügen für die Augen
werden.

Die Premiere des
Weihnachtsmärchen „Zwerg Nase“ findet am Donnerstag, den
14.11.2019 um 19:00 Uhr im Schauspiel Dortmund statt,. Dafür gibt es
noch Rest-Karten.

Informationen über
die vielen anderen Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter
www.theaterdo.de oder Tel.:
0231/50-27222.

Ab 01. Dezember bis
Mitte Januar ist „Zwerg Nase“ dann fast 50 mal auf der Bühne im
Schauspielhaus zu sehen.

Übrigens: Für die
Nachmittagstermine und um die Weihnachtsfeiertage gibt es noch gute
Chancen auf Karten, um die Aufführung zu erleben!




Der Maueröffner

Eines vorweg: Das Solostück „Helden wir wir“, das pünktlich zur
30-Jahrfeier der Maueröffnung am 09. November 2019 Premiere hatte,
lebte vor allem von der Darstellung von Andreas Beck. Ebenso präsent
wie bei seinen anderen Solostücken „Die Agonie und Ekstase des
Steve Jobs“ und „Die schwarze Flotte“ zeigte Beck den
Größenwahn und die Minderwertigkeitskomplexe seines Helden Klaus
Uhltzsch.

Das Bühnenstück
von Peter Dehler nach dem Roman von Thomas Brussig stellte mit Klaus
Uhltzsch eine klassische Ostbiografie vor. Der Staat griff mehr oder
weniger lenkend in die Geschicke seiner Untertanen ein, die
versuchten mit dem Leben zurecht zu kommen oder große Pläne zu
schmieden. Uhltzsch träumte schon als Kind, dass er zu ganz Großem
fähig sein. Für Uhltzsch war es ein Ziel, bei der Stasi als Agent
Karriere zu machen. So wie James Bond oder besser wie in der
DDR-Agentenserie „Das unsichtbare Visier“. Leider sind die
Aufgaben bei der Stasi nicht wirklich spannend, aber durch seine
Tätigkeit wird er zur großen Demo auf den Alexanderplatz geschickt.
Dort kommt es zu einem Unfall, bei der er einen riesigen Blutstau in
seinem Penis bekommt, das zu einem Riesenorgan wird. Damit öffnet er
dann am 09. November 1989 die Mauer.

Andreas Beck als Klaus Uhltzsch, dem unbekannten Maueröffner in "Helden wie wir". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Andreas Beck als Klaus Uhltzsch, dem unbekannten Maueröffner in „Helden wie wir“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Wie am „Werkzeug“
der Maueröffnung ersichtlich wird, das Stück enthält viele
sexuelle Anspielungen. Vielleicht war der Osten da ein wenig freier,
wobei der Westen spätestens in den 70ern aufgeholt hat – Stichwort
„Klimbim“. Die Hauptfigur leidet sein ganzes Leben an seinem
kleinen Penis. Dass er ausgerechnet durch den ersten Sexualkontakt
gleich Tripper bekommt, passt wie die Faust aufs Auge. Und darüber
hinaus ist es sehr peinlich, denn seine Mutter ist Hygiene-Fachfrau.

Andreas Beck spielt die Hauptfigur mit Witz und Komik. Denn auch hier zeigt sich die Stärke des Stückes: Ost und West können gemeinsam lachen. Beck braucht keine Requisiten oder ein aufwändiges Bühnenbild, aus einem Schrank wird ein DDR-Wachhäuschen, das zu einem Tisch wird und umgekehrt. Die Präsenz, die Beck ausstrahlt, zieht die Zuschauer in seinen Bann und nimmt alle mit ins Stück. 80 Minuten können lang sein, oder aber wie bei „Helden wir wir“ mit Beck äußerst kurzweilig. Alles passte an diesem historischen Abend perfekt, zumal Beck den echten Mauerfall auf einer Bühne in Eisleben erlebte.

Musik gab es auch:
Natürlich durfte die Hymne „Über sieben Brücken musst du gehen“
von Karat nicht fehlen, ebenso wenig wie „Der kleine Trompeter“
in der Version von Vera Ölschlägel.

„Helden wir wir“:
Ein gelungenes Stück mit einem gut aufgelegten Schauspieler, der die
Höhen und Tiefen seiner Figur glaubhaft machen konnte. Am 07.
Dezember (20 Uhr) und am 25. Dezember (18 Uhr) gibt es weitere
Gelegenheit der Maueröffnung beizuwohnen. Es lohnt sich.

Mehr Infos unter
www.theaterdo.de