Theater, Theater…

Der Theatercampus machte ein Stück über vier Inszenierung am Schauspiel Essen. (Foto: ©Theatercampus Essen)
Der Theatercampus machte ein Stück über vier Inszenierung am Schauspiel Essen. (Foto: ©Theatercampus Essen)

Autorentheater, Absurdes Theater, Stückentwicklung, Postmodernes Theater und so weiter. Empörung und Entsetzen beim Publikum, wenn beim einem Klassiker plötzlich alle Schauspieler nackt auftreten. Theater und die verschiedenen Inszenierungen waren das Thema von „Scampis fischen“ des Theatercampus am Schauspiel Essen im Rahmen des Festivals Unruhr am 06. Juni 2015 im Studio des Schauspielhauses Dortmund.

Der Theatercampus ist ein besonderes Format für Studentinnen und Studenten am Schauspiel Essen, die nicht nur Theater machen, sondern auch Theater sehen. So haben sie sich vier Inszenierungen angesehen, sich Gedanken gemacht und auf der Bühne umgesetzt. So entstand mit „Scampis fischen“ ein Stück über Theater und ihre Formen, Positionen und Gegenpositionen.

Im Mittelpunkt stand die Frage: Welche Botschaft hat das Theater? Können wir mit dem Stoff, den Figuren mitfühlen oder langweilt uns das? Beim dem klassischen Stück „Die Leiden des jungen Werthers“ in der Regie von Karsten Dahlen ging es mehr um die Analyse des Stückes. Sind die Figuren nicht Projektionen des Autors? Welche Elemente kamen in dem Stück vor und welche waren einem wichtig. Kein Wunder, dass jeder etwas anderes erzählte, was einem wichtig war. Position und Gegenposition prallten aufeinander.

Bei der „Odyssee oder ‚Lustig ist das Zigeunerleben’“ (Regie Volker Lösch) ging es auch um die Begrifflichkeiten der „political correctness“. Denn Lösch hatte den antiken Stoff aktualisiert und Odysseus und seine Crew mit blonden Perücken ausgestattet, die auf den Inseln auf Sinti und Roma trafen. Etwas wilder ging es beim „Prozess“ von Kafka unter der Regie von Moritz Peters zu. Die Inszenierung war auch bei den Theatertagen 2014 in Dortmund zu sehen. Hier wurde der Rechtsanwalt als Hoffnungsträger wie ein Popstar abgefeiert.

Den Titel des Stückes des Theatercampus haben sie vom vierten Stück „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz in der Inszenierung von Robert Gerloff. In dem Stück geht es um das absurde Stück über Afghanistan und einem verzweifelten Fischer in Somalia, der wegen leerer Netze ein „Diplomstudium der Piraterie“ absolviert hatte. Aber es war kein Scampi zu sehen. Vielleicht ist beim absurden Theater auch die Analyse absurd.

Jedenfalls boten die neun Akteure auf der Bühne ein wahres Spektakel mit dem Höhepunkt eines Burlesque-Tanz am Ende. Schließlich gibt es ja ständig Nackte auf der Bühne. Es ging jedoch vorher das Licht aus. Kleine Gesangseinlagen mit dem Publikum vom „Roten Pferd“ und eine herrliche Diskussion mit einer Akteurin, die unbedingt im Publikum sitzen wollte: „Ich habe mir extra einen Platz reservieren lassen. Von da hat man die beste Sicht.“

Ein äußert witziges Stück über Theaterformen und ihre Bedeutung (wenn sie welche haben), aber wer die Inszenierungen in Essen nicht gesehen hat, dem werden vermutlich einige Insider-Gags durch die Lappen gegangen sein. Trotzdem eine tolle Leistung aller Beteiligten.




Emotionale Farben

Die Künstlerin Hadijah Nassanga neben ihrem Selbstportrait.
Die Künstlerin Hadijah Nassanga neben ihrem Selbstportrait.

Die Künstlerin Hadijah Nassanga zeigt vom 07. Bis zum 28. Juni 2015 in der Galerie Torhaus Rombergpark ihre Arbeiten unter dem Titel „Mother Love“. In ihren farbenfrohen Arbeiten beschäftigt sie sich mit afrikanischen Themen.

Schon vor etwa 1 1/2 Jahren berichtete Ars tremonia über eine Ausstellung von Nassanga in der Artothek. Ihre farbenfrohen Bilder aus dem afrikanischen Leben bleibt zwar ihr Hauptwerk, doch die Künstlerin hat sich weiter entwickelt und arbeitet mit verschiedenen Materialien wie Sand, Mischtechniken oder sie geht in eine abstrakte Richtung.

Was ebenfalls geblieben ist, ist die starke Bezugnahme auf Symbole. Segnungen, Flüche und Bürden sind ein häufiger Aspekt in ihren Bildern. Ebenso stark vertreten sind die Bilder mit Familienbezug.

Die Farben haben eine starke emotionale Bedeutung für Nassanga. So steht ein lila Kopftuch einer Mutter laut Nassanga „für eine Opferfarbe. Obwohl sie viel erträgt, gibt sie auch viel zurück.“ Besonders markant tritt die Farbsymbolik in ihrem Selbstportrait zu Tage. „Meine Seele ist blau“, erklärt die Künstlerin ihre Gesichtsfarbe auf dem Bild. Meine Augen habe ich grün gemalt, weil ich ein Mensch bin, der glaubt, dass irgendwo immer noch ein Licht ist.“

Nassanga hat sich in der vergangenen Zeit mit anderen Techniken in ihrer Malerei beschäftigt. So hat sie in ihrem Urlaub in Uganda die Kunst der Sandmalerei gelernt. In der Ausstellung sind einige eindrucksvolle Arbeiten zu sehen.

Hat Nassanga früher ausschließlich gegenständlich gemalt, probiert sie nun andere Formen aus. „Ich gehe etwas in die abstrakte Richtung. daran habe ich lange gearbeitet. Es gab eine Zeit, da ging es mir nicht so gut. Durch die abstrakte Malerei konnte ich meine Gefühle besser ausdrücken.“

Öffnungszeiten Torhaus Rombergpark:

Dienstag-Samstag, 14:00-18:00 Uhr
Sonntag, 10:00-18:00 Uhr




Coming-of-Age Geschichte um Zerrissenheit

 Das Theater Oberhausen zeigte eine Geschichte zweier Freunde nach dem Roman von Finn-Ole Heinrichs. (Foto: ©  2014 Dirk Grobelny)
Das Theater Oberhausen zeigte eine Geschichte zweier Freunde nach dem Roman von Finn-Ole Heinrichs. (Foto: © 2014 Dirk Grobelny)

Als letzter Beitrag im Rahmen des Festivals Unruhr wurde am 6. Juni 2015 im Kinder-und Jugendtheater Dortmund das Stück „Räuberhände“, nach dem Romandebüt von Finn-Ole Heinrichs vom Theater Oberhausen aufgeführt.

Der Erzähler der Geschichte ist Jannik, der mit seinem ungleichem Freud Samuel in Istanbul nach dem Abitur einen Neuanfang starten will. Samuel möchte zudem seinen vermuteten türkischen Vater hier finden. Er ist begeistert von der reizvollen Stadt Istanbul und möchte Janik alles zeigen.
Das Publikum erfährt nebenbei einiges über diese Stadt. Bilder werden einerseits über Videoprojektion oder als Fotos an die Wand geklebt.Orientalische Musik im Hintergrund begleiten die Aufführung atmosphärisch und ein türkischer Straßenhändler fungiert als geschäftstüchtiger Fremdenführer.

Das Publikum steigt mitten in die Geschichte ein, ohne von den Geschehnissen in der Vergangenheit zu wissen. Auf der Bühne steht ein Doppelbett und davor eine weiße Plane, die als Küche und Vorgarten dient.
Dahinter hängen transparente Papierstreifen als Zimmerbegrenzung. Diese werden multifunktional als Leinwand oder Schattenwand genutzt.

Durch Rückblicke bekommen die Zuschauer langsam Einblick in das Beziehungsgeflecht der beiden Freunde und ihrer Familien. Janik kommt aus einem fast schon zu liberalen Elternhaus, die Samuel, den Sohn einer Alkoholkranken, wie ihren Sohn behandelt. Janik sieht enttäuscht, wie seine Eltern Samuel das schenken und geben, was ihm seine leibliche Mutter ihm nicht geben kann.
Die beiden jungen Männer reden zwar viel, aber nicht über die wirklich wichtigen Dinge wichtige und Gefühle.. Was nach einem Verrat von Janik kurz vor ihrer Reise nach Istanbul nicht gesagt wurde, wird bedeutsamer als das, was gesagt wird.
Das Stück ist ein Konglomerat aus Schuldgefühlen, erdruss, Verantwortungsgefühl, Wut und Scham. Die Figur Samuels Mutter Irene wird mit ihren Gefühlen von Frust, Schuld und Wut sowie der Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit und eben ihrer Alkoholsucht deutlich schmerzhaft vor Augen geführt. Der sonst auf sein Äußeres achtende Samuel hat symbolhaft für seine Zerrissenheit Risse in seinen „Räuberhänden“. Als seine Mutter nach einem Alkohol-Rückfall stirbt, trennen sich die Wege der Freunde und die Wände werden von allen Beteiligten eingerissen.




Der kaukasische Kreidekreis der Wahrheit

Der Jugendclub des Theaters Duisburg wagte sich erfolgreich an die Inszenierung von Brechts "kaukasischem Kreidekreis". (Foto: © Theater Duisburg)
Der Jugendclub des Theaters Duisburg wagte sich erfolgreich an die Inszenierung von Brechts „kaukasischem Kreidekreis“. (Foto: © Theater Duisburg)

Im Schauspiel Dortmund wurde am 6. Juni 2015 im Rahmen des Festival Unruhr die Produktion „Der kaukasische Kreidekreis“, Berthod Brechts Spätwerk aus dem amerikanischen Exil, vom Jugendclub „Spieltrieb“ im Theater Duisburg aufgeführt. Da zur Zeit noch das Urheberrecht an diesem Stück gilt, mussten sich die Regisseure Eva Zitta/Michael Steindl und die zahlreichen Darsteller dieser Aufführung natürlich streng an der Vorlage ausrichten. Vor der Aufführung gab es für Interessierte ein professionell angefertigtes Programmheft für das Stück.

Der selbstgerechte Gouverneur Georgi Abaschwili unds eine nur an Macht, Geld und Äußerlichkeiten interessierte Frau müssen nach einer Revolte der Fürsten gegen den Großfürsten und seine Gouverneure aus ihrem Palast fliehen. Abaschwilis Frau lässt ihr Baby Michel einfach alleine zurück. Das Küchenmädchen Grusche hat Mitleid mit dem Kind und nimmt es auf die abenteuerliche Flucht in die nördlichen Berge. Grusche liebt das Kind inzwischen wie ein eigens, da verlangt die berechnende Nattela Abaschwili ihren Sohn Michel wieder zurück. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung, die der Dorfschreiber Azdak leitet. Er fällt seine Entscheidung durch eine Probe: Das Kind wird in die Mitte eines Kreidekreises gelegt und beide Frauen sollen das Kind auf ihre Seite ziehen. Wem das gelingt, sei die wahre Mutter.

Grusche lässt aus Angst um das Kind dessen Hand los. Nattela freut sich schon, dass sie „gewonnen“ hat. Michel wird aber Grusche zugesprochen, die sich wie eine wirkliche Mutter verhalten hat.

Das praktische Bühnenbild mit dunklem Säulen bot für vielseitige Vewendung Raum. Zu Beginn wurde das Publikum mit unter weißen Planen als „Berge“ versteckte Darsteller und dem Gesang der späteren begleitenden Erzählerin in die kaukasische Umgebung eingeführt. Die weitere Aufführung wurde mit vielen Instrumenten, wie zum Beispiel Laute, Trommel, Violine oder Querflöte atmosphärisch unterstützt.

Die Charaktere in der Geschichte und die sozialen Missstände wurden von den Darstellern sensibel und oft humorvoll auf der Bühne umgesetzt.

Es fällt schwer, aus den guten schauspielerischen Leistungen jemanden herauszuheben. Besonders auffällig mit seinem humorvoll-ironischem Spiel war der Darsteller des Richter Azdak, Philipp Keßel.