Wiener Klassik im Puls von Wolfgang Emanuel Schmidt
Der Generalmusikdirektor Gabriel Feltz und die Dortmunder
Philharmoniker überraschen uns wieder einmal in der neuen
Spielzeit. Im Rahmen der Wiener Klassik-Konzerte werden jeweils drei
herausragende Solisten eingeladen, damit sie als Solisten und
Dirigenten mit dem hiesigen Orchester auf Augenhöhe musizieren
können.
Den Anfang verbindet
diese beiden Passionen der renommierte Cellist Wolfgang Emanuel
Schmidt (*197 im Zusammenspiel mit der Philharmoniker. Auf dem
Programm standen Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) Sinfonie
A-Dur KV 201, die Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op. 33 von
Peter Tschaikowsky (1840 – 1893) und die 98. Sinfonie B-Dur von
Joseph Haydn (1732 – 1809).
Obwohl Tschaikowsky
eigentlich zeitlich aus dem Rahmen der „Wiener Klassik“ fällt,
war er doch ein großer Bewunderer von Mozart. Seine Variationen über
ein Rokoko-Thema ist ein Beleg dafür.
Mozarts Sinfonie
A-Dur beginnt zunächst leise, in den insgesamt vier Sätzen
entwickelt sich aber eine überraschende Dynamik mit Tempowechsel.
Der zweite Satz besticht durch eine emotionale Tiefe, und als dritten
Satz hat der Komponist noch ein forsches Menuett eingefügt. Das
quirlige Finale im vierten Satz ist voller Bewegungsenergie, selbst
im zweiten leiseren Thema, und die Sinfonie endet ebenso furios. Auch
in diese ersten „reifen Sinfonie“ ist die Vorliebe des
Komponisten für das musikalisch Verspielte zwischendurch erkennbar.

Bei den folgenden
sieben Variationen über ein Rokoko-Thema von Tschaikowsky konnte
Wolfgang Emanuel Schmidt nicht nur sein Können und Feingefühl im
Umgang mit seinem Violoncello zeigen, sondern das Zusammenspiel mit
der Dortmunder Philharmoniker war sehr gut. Die starke Emotionalität
und Variationsvielfalt dieses Werkes kam in all seinen Facetten zur
Geltung. Als Zugabe für das begeisterte Publikum gab es noch ein
Haydn-Menuett im Zusammenspiel des Cellisten mit seiner damaligen
ersten Studentin Franziska Batzdorf (Violoncello) von den hiesigen
Philharmonikern.
Nach der Pause
folgte noch die in seiner Londoner Zeit entstandene 98. Sinfonie
B-Dur von Joseph Hadyn.
Die Einleitung im
ersten Satz ist eher langsam barock und im traurigen Moll angelegt,
um das Thema dann später in einem schnellen Allegro-Hauptteil
doppelt so schnell zu spielen. Immer wieder weicht der Komponist von
gewohnten klassischen Formen formal und harmonisch ab und irritiert
so das Hörverhalten des Publikums. Das emotionale zweite Satz mit
einem kräftigen Mittelteil scheint wie ein Requiem für den im Jahr
1791 verstorbenen Mozart zu sein.
Der dritte Satz ist
ein temporeiches Menuett, bei dem im intimen Mittelteil eine
Drehfigur dominiert, die von Fagotte und Streicher etabliert wird
und sich durch die gesamte Passage zieht. Dann wird der Rahmenteil
mit Pauken und trompeten wiederholt.
Wie ein klassisches
Jagd-Finale beginnt danach der vierte Satz Haydn bricht das Ganze
aber durch einen plötzlichen Wechsel in ungewohnte Harmonien.
Für die
allerletzten Takte hat sich der Komponist mit scherzhafter Ironie
etwas besonderes auf. Ein Cembalo-Solo. Für die damalige Zeit
ungewöhnlich.
Hat dieses
Instrument als Generalbass-Instrument in der Sinfonie doch eigentlich
nur eine begleitende Funktion. Damit stiehlt der Cembalist am Ende
allen anderen die Show.