Musikalische Reise nach Italien: Ein Abend voller Klangfarben

Beim dritten Konzert der Reihe „Wiener Klassik“ drehte sich am 24. Juni 2024 im Dortmunder Konzerthaus alles um die Musik und weniger um Amore, Pizza oder Gelato. Italien, das Land der Sehnsucht in den 1950er und 1960er Jahren der Bundesrepublik, war auch für viele Ruhrgebietsbewohner ein beliebtes Urlaubsziel. Diese Urlaubsstimmung verbreiteten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Noam Aviel auf vielfältige Weise – zumindest musikalisch.



Der Abend begann mit einem Romantiker: Der erste Satz der Ouvertüre im italienischen Stil in C-Dur von Franz Schubert erklang. Um 1816 kam es zu einer Art Rossini-Welle, und auch Schubert konnte sich der Faszination von Rossinis Musik nicht entziehen und komponierte zwei Ouvertüren im italienischen Stil.

Pianist Dorel Golan, der Solist des Abends, spielte das „Concerto soirée“ für Klavier und Orchester von Nino Rota. Rota ist vor allem durch seine Filmmusik zu „Der Pate“ und „La strada“ bekannt. Seine musikalische Sprache ist melodisch und zugänglich, mit Einflüssen aus Barock, Klassik, Romantik, Jazz und zeitgenössischer Musik. Rota nutzt das Orchester geschickt, um eine Vielzahl von Klangfarben und Texturen zu erzeugen.

Guillaume Connesson entführte uns mit „Night Club“ in eine nächtliche Tanzlokal-Atmosphäre. Dieses kurze Stück schlägt eine Brücke zwischen Popmusik und klassischer Musik, indem es treibende Rhythmen aus Funk und Discomusik mit einer abwechslungsreichen Klanglandschaft verbindet.

Das letzte Stück des Abends, die Sinfonie Nr. 95 von Joseph Haydn, wurde zwar in London komponiert und gehört zu den „Londoner Sinfonien“, bietet jedoch trotz ihrer Moll-Tonart eine schwungvolle und energische Darbietung. Die Verbindung zu Italien mag hier schwerfallen, aber für die musikalische Reise des Abends war es dennoch ein voller Erfolg.

So bot das dritte Konzert der „Wiener Klassik“-Reihe einen abwechslungsreichen und klangvollen Abend, der das Publikum auf eine musikalische Reise von Schubert über Rota bis hin zu Haydn mitnahm.




Eine Reise der Dortmunder Philharmoniker in das Land des Brexits

Der Brexit hat uns alle betroffen gemacht und wird uns wohl noch sehr lange beschäftigen. Vor allem die Briten. Die Folgen sind jetzt schon verheerend … und der Bestand des Restempires ist wohl gezählt. Der den Briten nachgesagte ökonomische Verstand hat in Brexit Kampagne aus Xenophobie versagt … ein Vorgeschmack für die Gefahr einer Braunaue*rinnen Regierung.



Trotz allem gibt es Gründe genug einen musikalischen Ausflug über den trennenden Ärmelkanal zu machen. Wobei sich die Briten gerne kontinentaleuropäische Musiker an den Hof holten … bis wir den Beatles Britpop erleben durften. Oder … da war was davor.

Eröffnet wurde das Konzert am 09. Oktober 2023 von Beethovens Variationen zu „God Save the King“ für ein Solo Klavier. Dem Hannoveraner George und der mecklenburgisch-portugiesischen Charlotte mit afrikanischen Wurzeln würde es gefallen haben. Wundervoll gespielt vom Dirigat Christian Zacharias.

Die Londonreise von Beethoven mit seinem Lehrer Haydn zerschlug sich, aber sein Faible für England blieb bestehen. Und er war auf der Insel dann auch kein Unbekannter geblieben. Seine Stücke erschienen auf der Insel im Druck. Auf dem Kontinent baute er immer wieder Elemente mit klarem Bezug zur Insel ein.

Es folgten unsere Brexiteers: Edgar Elgar und Benjamin Britton.

Zuerst spielten die Dortmunder Philharmoniker die Serenade für Streicher e-Moll op. 20 von Edgar Elgar und anschließend Les Illuminations op. 18 von Benjamin Britton. Die Texte stammen von Arthur Rimbaud, die hervorragend von Rinnat Moriah gesungen wurden … unter einer infernalischen Belastung nach dem Überfall der Hamas am vorhergehenden Samstag dieses Oktobers.

Elgar, der, im Gegensatz zu Britton, nie einen Kompositionsunterricht erhielt, kann man ein Naturtalent nennen. Elgar ist mit dem Empire wie kein anderer verbunden, was auch seine Komposition „Land of Hope and Glory“ als inoffizielle Hymne zeigt. Er ist aber nicht zwingend der staatstragende Komponist, da er im klassenbetonten England von der Oberschicht nie anerkannt wurde. Das dreisätzige, 12-minütige Stück, einfühlsam intoniert und dirigiert, zeigt entfernte Echos von Felix Mendelsohn Bartholdy … gefesselt wird der Hörer aber schon mit den ersten Tönen der Serenade, die sich im dritten Satz echogleich wiederholen. Es wiederholt sich nicht einfach, sondern rundet die Serenade wunderbar ab.

Britton … sorry nicht mein Bier, ABER: Britton hatte eine seriöse Komponistenausbildung und wurde einer der Vertreter der Moderne. Britton, ein überzeugter Sozialist und Pazifist ging 1939 in die USA, segelte aber über den Teich zurück, da wohl doch zu tief dort verwurzelt. Die USA waren damals schon alles andere als sozialfreundlich oder pazifistisch … Nach Pearl Harbour kann man für uns nur sagen: Gott sei Dank.

Der von den Dortmunder Philharmonikern nun gespielte und von Moriah gesungene Orchesterlied-Zyklus Les Illustrations ist „strange“ und begeisterte Britton Fans zu Recht. Ich selber hatte weniger Freude daran, auch ein wenig wegen Rimbaud, der auch nicht mein Fall ist … Man kann nicht alles haben! Aber trotzdem eine fantastische Darbietung von Moriah und unseren Philharmonikern.

Von der verlassenen Insel geht der Bogen wieder zurück auf den Kontinent, nach Wien und zu Wolfgang Amadeus Mozart und seiner beschwingten 18. Jahrhundert Popmusik … Britpop heute, Wienpop damals. Die Philharmoniker intonierten die Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550, 1. Fassung. So seine eigene 2. Fassung mit zwei Klarinettenstimmen.

Die Sinfonie KV 550 gehört zu den bekanntesten Werken Mozarts. Bereits um 1800 war sie beim Publikum hochgeschätzt, was sich auch in einer Vielzahl von Bearbeitungen ausdrückte. In der Popmusik wurden mehrfach Teile der g-Moll-Sinfonie adaptiert und bearbeitet. 1971 wurde der erste Satz als Popversion von Waldo de los Ríos zu einem Singlehit in Großbritannien und Deutschland. Ich hatte damals die LP und liebte dieses Crossover. Aber auch in der TV Werbung ertönte diese Sinfonie, so die Telekom, ein Kaffeeröster und andere andere. Die Sinfonie bildet eine Trias mit No. 39 und 41. Diese drei Sinfonien wurden aber erst nach seinem Tod erst gedruckt.

Beschwingt spielten die Dortmunder Philharmoniker unter dem Dirigat von Zacharias die Sinfonie … und mit geschlossenen Augen hätte man sich in ein Konzert am Ende des 18. Jhdt. versetzen können. Die Intensität der von Mozart beabsichtigten Ausdruckskraft wurde gekonnt und ausbalanciert wie die Sinfonie selber durch die Philharmoniker gespielt und ließ mitreißen … so sehr, dass das Publikum mit seinem Applaus nicht sparte … Also nicht nur wegen Mozart, aber die Sinfonie trug ihren Anteil an der Begeisterung.




Klassische Musik zwischen Wien und Edinburgh

Beim 3. Konzert Wiener Klassik mit dem Titel „Von Wien bis Edinburgh“ am 08.05.2023 im Dortmunder Konzerthaus standen Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847) und der Bezug zweier ihrer Werke zu diesen Städten im Mittelpunkt.



Außerdem spielte die Klarinette, welche gerade erst zu Mozarts Lebenszeit langsam an Beachtung gewonnen hatte, eine wesentliche Rolle.

Für die Entstehung des Konzerts für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 am Anfang des Abends war die Begeisterung Mozarts für das Instrument maßgeblich. Die entstand in Wien durch seine Freundschaft zu den Brüdern Stadler, zwei Klarinettenvirtuosen.

Der Dortmunder Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Nabil Shehata stand als Solo-Klarinettistin Alina Heinl (Seit 2020 in dieser Position bei der Dortmunder Philharmoniker) bei diesem Werk zur Verfügung.

Sie meisterte im kongenialen Zusammenwirken mit dem Orchester dieses musikalisch reichhaltige und anspruchsvolle Konzert mit Leichtigkeit und Empathie. Ob virtuose Läufe, gewagten Sprünge, ausdruckstarkes Legato – Spiel  oder etwa der Wechsel zum bewegende, langsame 2. Satz.

Das Werk strahlte eine Stimmung von gelöster Heiterkeit mit einer Portion Wehmut aus.

Die Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 (genannt „Die Schottische“) von Felix Mendelssohn-Bartholdy nach der Pause entstand zehn Jahre nach einem dreiwöchigen Aufenthalt des Komponisten in Edinburgh und der Besichtigung des Holyrood Castles.

Die Klarinette bekam auch hier eine tragende Rolle. So in der Eröffnung des Scherzos. Deren besondere Klangfarbe zieht sich wie ein roter Faden durch die vier ineinander Sätze durch die Sinfonie. Diese sind auf verschiedene Weise thematisch miteinander verwoben.

Das Werk besticht durch seine Wechsel von romantischen musikalischen Abschnitten und dramatischen, bis zum Schluss hymnisch wachsenden Steigerungen. Für die Leistungen aller Beteiligten gab es am Ende viel Beifall vom Publikum.




Wiener Klassik: Over the Rainbow

Die Wiener Klassik in Fusion (bitte engl.) mit klassischen US Jazz aus Hollywood?

Geht das?



Ja! Sogar besser als Disney und europäische Märchen, besonders in einem Arrangement für Philharmoniker. Dieses zweite, leichtfüßige Konzert der Dortmunder Philharmoniker Wiener Klassik stand unter dem Motto „Over the Rainbow“.

Als Gastsolistin interpretierte Lucienne Renaudin Vary das beliebteste Trompetenkonzert der Klassik, Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, von Johann Nepomuk Hummel und zwei verträumte All-time-Favourites des Jazz, „Over the Rainbow“ von Harold Arlen aus dem Hollywood Klassiker „Wizard of Oz“ mit der unvergesslichen Judy Garland und „My Favourite Things“ von Richard Rodgers aus dem Hollywood Musical „The Sound of Music“. Renaudin Vary verführte dabei das Publikum zu Begeisterungstürmen. Leichtfüßig, und barfüßig, entführte sie die Zuhörer im Konzerthaus mit den Dortmunder Philharmonikern und dem Dirigat von Lucie Leguay. Irgendwie schwappte bei mir im Hinterkopf ein anderer Hollywood Klassiker, „Die barfüßige Gräfin“, mit Ava Gardner. Humphrey Bogart und Edmond O’Brien, seiner Gesellschaftskritik und zynischen Philosophie. Wie im Trompetenspiel oder dem Dirigat kein Zynismus oder Gesellschaftskritik lag oder hineingelegt wurde. Und dann war da noch Sandie Shaw, die mit „Puppet on a String“ den Eurovision Song Contest 1967 in Wien gewann. Damals war ihr barfüßiger Auftritt in der Hofburg ein Skandal … Dann kam 1968, die 68er, und vieles änderte sich.

Johann Nepomuk Hummel war ein Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart, was im Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur zu hören war, ohne das es eine Kopie von Mozart gewesen wäre. Das Stück wurde einfühlsam von den Dortmunder Philharmonikern gespielt. Das Solo von Lucienne Renaudin Vary zeigte dann auch die von Hummel für Anton Weidinger komponierte Musik für die von ihm eingeführte Innovation für die Trompete. Die Trompete wurde so variabler, melodischer und einer Stimme gleich, was durch das Spiel von Vary wundervoll zum Ausdruck kam.

„Over the Rainbow“ von Harold Arlen für den Film Wizzard von Oz mit Judy Garland in der Hauptrolle fügte sich wunderbar in das Konzert ein, Die Trompete gab fast den Eindruck der Stimme von Garland, ihren Traum, ihre Sehnsucht … Das Arrangement von Chris Hazell für Solotrompete entbehrte dabei das leicht schwülstige aus der Hollywood-Verfilmung und wirkte leichtfüßig, ja verspielt..

“My Favourite Things” von Richard Rodgers aus dem Hollywood Musical “The Sound of Music”. Ja die Trapp Familie und der US-Amerkanische Kitsch … Dank des Trompetensolos von Vary konnte man die Bratfettsammeldose getrost vergessen. Es fehlte zum Glück das Unerträgliche, Pathetische, das dem deutschen Film, auf dem die US Produktion beruht, und der Bühnen- und Hollywoodproduktion, anklebt. Wie gesagt, Vary und ihr Trompetensolo retteten in meinen Augen dieses Stück.

Pathetisch kommt uns meist der Autor des vierten Musikstücks des Abends daher, die Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60. Man denke an die 3. Sinfonie, die Eroica, von Ludwig van Beethoven, ursprünglich Napoléon Bonaparte gewidmet, die 5., die Schicksalssinfonie, die 6., die Pastorale, oder die 9. … mit der Ode an die Freude, der Europa Hymne. Ja unser Ludwig van Beethoven war nicht gerade für Leichtfüßigkeit bekannt, oder sein sonniges Gemüt … eher das Gegenteil, was sich im Alter aus bekanntem Hörverlust noch steigerte.

Die uns von der Dortmunder Philharmonie dargebrachte 4. Sinfonie ist heiter und spiegelt die Glücksgefühle eines gerade verliebten Beethoven wieder … gekonnt intoniert von unseren Philharmonikern.

Ein musikalischer Hochgenuss war dieser Abend mit den Dortmunder Philharmonikern mit Solistin Lucienne Renaudin Vary unter dem Dirigat von Lucie Leguay … man möchte mehr davon.




Clavierfeuerwerke mit Felix Mendelssohn Bartholdy und mozartesque Sinfonie von Schubert

Wiener Klassik Schmankerl mit der Dortmunder Philharmonie

Zwei Konzert Feuerwerke für Klavier und Orchester, Nr.1 g-Moll op. 25 und Nr. 2 d-Moll op. 40 von Bartholdy unter dem Dirigat von Antoni Wit und Klaviersolistin Jasminka Stancul.



Mendelssohn schrieb das Konzert Nr.1 im Jahr 1831 in Rom und vollendete große Teile davon in München. Es ist der 17-jährigen Pianistin Delphine von Schauroth gewidmet, mit der ihn eine Liebesromanze verband. Also eigentlich nach der Wiener Klassik, die ~ 1760 begann und 1825 endete. Dennoch der Wiener Klassik zuzuordnen, weil ganz im Geist und Tempo. So wie Nr. 2 d-Moll op. 40, der direkt nach der Hochzeitsreise mit seiner Frau Cécile, geborene Jeanrenaud, schrieb Mendelssohn das Klavierkonzert op. 40; die Arbeit dauerte von Juni bis August 1837.

Felix Mendelssohn Bartholdy gilt als der Komponist, der das Glück in Töne gießen konnte. Genau das zeigt sich in den beiden Konzerten, welche uns die Dortmunder Philharmonie diesen Abend begeisternd darbot. Dabei spielte die Solistin des Abends Jasminka Stancul mitreißend am Klavier. Star-Pianist Lang Lang sprach einmal davon, dass Mendelssohns Musik positiv, strahlend und unglaublich hübsch und dabei süß wie eine wunderbare Schokolade sei … Das g-Moll-Klavierkonzert ist ungeheuer farbenfroh, so, als ob jeden Augenblick der Frühling um die Ecke käme. Das war auch besonders im Spiel von Stancul am Flügel zu spüren, denn sie trug uns, ihr begeistertes Publikum, in ihre Welt.

Und da man von Schokolade selten genug haben kann, stand an diesem Abend auch das etwas weniger bekannte zweite Klavierkonzert auf dem Programm. Es versprüht Lebensfreude, Energie und Glück, und ist ein wahres „Clavierfeuerwerk“ von Mendelssohn. Die Dortmunder Philharmoniker unter Wit mit Stancul ließen in uns an diesem Abend mit diesen Mendelsohn Feuerwerken die Wiener Klassik wiederaufleben.

Mit der 1816 von Franz Schubert Sinfonie komponierten Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485, seine fünfte, ließen uns die Philharmoniker einen letzten Blick über die Schulter in die Wiener Klassik werfen. Das Vorbild Mozarts schimmert deutlich in ihr das hindurch, doch zugleich zeigt dieses Werk einen wichtigen Entwicklungsschritt für den damals 19-jährigen Komponisten auf seinem Weg hin zu einem individuellen Stil. Noch hat er jedoch die Schwelle zwischen Klassik und Romantik nicht ganz überschritten und kreiert mit einer kleinen Orchesterbesetzung, harmonischen Proportionen und kantablen Melodien eine Sinfonie voll beschwingter Leichtigkeit, die uns die Dortmunder Philharmoniker unter Wit geradezu einfühlsam herüber brachten.

Als Wiener Klassik (ca. 1760 – ca. 1825) bezeichnet man eine besondere Ausprägung der musikalischen Epoche der Klassik, als deren Hauptvertreter die u. a. die in Wien wirkenden Komponisten Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven gelten. In einem weiteren Sinn ist mit diesem Begriff auch manchmal die „Zeit der Wiener Klassik“ gemeint, und es werden oft auch andere Wiener oder österreichische Komponisten wie Antonio Salieri, Michael Haydn oder Carl Ditters von Dittersdorf und teilweise auch Franz Schubert hinzugerechnet. Es kommen in der Wiener Klassik verschiedene deutsche, französische und italienische Einflüsse in einer Vielfalt von Gattungen zusammen.

Typisch für den Zeitstil der Klassik (auch außerhalb Wiens und Österreichs) ist eine Vorliebe für helle Dur-Tonarten und für eine in der Grundtendenz eher heiter beschwingte Musik, die streckenweise zu dramatisch-monumentalen Ausbrüchen tendiert und von starken Kontrasten lebt. Ein im Vergleich zu Barock oder Romantik eher rationaler Grundton entspricht den Idealen der Aufklärung und dem Klassizismus in der Kunst. Was wiederum im Gegensatz zur gesellschaftlichen Stimmung der herrschenden Eliten steht, die das frivole Glück in vielerlei Formen suchen und leben. Besonders die Musik von Haydn und Mozart zeichnet sich oft durch einen gewissen Witz und Humor aus, die zur großen Popularität ihrer Werke beitrugen und -tragen. Hinzu kommt ein auffällig fantasievoller Umgang mit Harmonik, Modulation und Chromatik, sowie eine relativ starke Einbeziehung von Moll-Tonarten, wodurch ausdrucksmäßig tiefere Bereiche erreicht werden, als dies in der zeitgenössischen Musik oft üblich war. Dies gilt vor allem für die Zeit vor 1800.

Mit der Französischen Revolution und den folgenden Revolutionskriegen wird die Musik etwas düsterer.




Musikalische Funken beim Wiener Klassik Konzert

Das 1. Konzert Wiener Klassik „Olympie“ am 13.12.2021 der Dortmunder Philharmoniker unter der dynamischen Leitung von Johannes Klumpp (künstlerischer Leiter der Heidelberger Sinfoniker) versprühte den Konventionen brechenden musikalischen Wind der Aufklärung. Historische Stoffe mit oft exotischen Sujets waren damals sehr beliebt.

Zu Beginn standen im Dortmunder Konzerthaus zunächst die Ouvertüre aus der Schauspielmusik zu „Olympie“ ( eine Tochter von Alexander des Großen) vom „schwedischen Mozart“ Joseph Martin Kraus (1756 – 1792) auf dem Programm. Bei dem Stoff (Vorlage Voltaire) geht um eine Frau zwischen zwei Männern mit tragischem Ende. Dramatisch ist auch die Musik.

Von Hadyn bis Richard Strauß – das 1. Konzert Wiener Klassik besaß eine große Bandbreite.
Von Hadyn bis Richard Strauß – das 1. Konzert Wiener Klassik besaß eine große Bandbreite.

Die Ouvertüre gibt sich zunächst düster und feierlich, beim folgenden Allegro stark emotional, ehe es zum Ende wieder feierlich wird und leise verklingt.

Es folgte das Konzert für Waldhorn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss (1864 – 1949).

Hier konnte der renommierte Hornist Christoph Eß sein Können und Feingefühl an diesem Instrument beweisen. Das Konzert für Waldhorn ist nicht nur kompliziert und anspruchsvoll, es besticht auch durch seine Vielseitigkeit. Mal kommt es romantisch daher, dann wieder kraftvoll mit starken Klängen. Beim Andante (2. Satz) überzeugend mit einem schönen Zusammenspiel von Horn und Streichern. Das Finale mit einem virtuosen Rondo „Jagdstück“ setzten die beiden das Horn begleitenden Flöten glanzvolle Akzente.

Nach der Pause folgte die Schauspielmusik zu „Thamos, König von Ägypten“ KV 345 (366a) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 -1791). Die Musik von Mozart diente als Spiegel der Handlung des „Heroischen Dramas“ Thamos. Zu Anfang ist der Klang noch feierlich (Krönung von Thamos). Schnell wechselt das Ganze vom gediegenen Maestoso zum lebendigen Allegro und hält die Spannung aufrecht. Dann sprengt der Komponist später die Grenzen seiner üblich bekannt gefälligen Musik. Es wird dramatisch und er changiert wunderbar zwischen Dur und Moll.

Unerwartetes und unkonventionelles bietet die Sinfonie Nr. 94 G-Dur „mit dem Paukenschlag“. Der Beiname „mit dem Paukenschlag“ aus dem 2. Satz ist nicht ganz präzise. Das ganze Orchester schreckt das Publikum mit einem überraschenden Fortissimo-Akkord auf. Die langsame Einleitung des 1. Satzes folgt schon ein bewegendes tänzerisches „Viivace assai“ im Funken schlagenden Sechsachteltakt.

Das bewusst „einfältig-langweilig“ gehaltene Andante versetzt vor dem „Paukenschlag“ in eine trügerische Ruhe. Es folgt eine variationsreich auftrumpfende Phase durch Dur und Moll, wird von den Streichern musikalisch umflutet.

Das Menuett erinnert an volkstümliche Tanzmusik und beschleunigt zum Allegro molto. Das Finale überrascht mit dem ständig wiederkehrenden Rondo-Thema im Piano. Es steigert sich dynamisch und das gesamte Orchester setzt schließlich im Forte ein.

Der Übermut ist durch den Paukenwirbel am Ende nicht zu stoppen, das Publikum auch nicht und belohnt die Leistung der Beteiligten mit viel Applaus.




Konzert Wiener Klassik mit Werken dreier Großmeister

Die Dortmunder Philharmoniker lud am 24.02.2020 unter dem Titel „Im Puls von Kolja Blacher“ im Rahmen der Wiener Klassik Reihe in das hiesige Konzerthaus. Für dieses Konzert wirkte der renommierte Violinist Kolja Blacher als „Pulsgeber“ sowohl in einer Doppelfunktion als Musiker und Dirigent. Auf dem Programm standen die Werke dreier berühmter Komponisten, die in einem eigenen Bezug zu Wien standen.

Die Sinfonie D-Dur KV 385 „Haffner“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) entstand zu einer arbeitsintensiven Zeit für den Komponisten. Auch privat war es eine aufregende Zeit für Mozart. Er lebte 1782 bei seinen künftigen Schwiegereltern Weber und die Hochzeit mit deren Tochter Constanze war im vollen Gange.

Die Auftragsarbeit der reichen und einflussreichen Familie Haffner aus Salzburg zur Feier der Erhebung des Sohnes in den Adelstand. Im Jahr 1777 hatte Mozart schon eine sechssitzige Serenade für den Vater (Sigmund Haffner) komponiert. Diese wurde für die „Haffner“ Sinfonie auf vier Sätze gekürzt, Mozart tilgte Wiederholungen und fügte Flöten sowie Klarinetten hinzu. Das Werk zeugt von der großen musikalisch-dramatischen Kunst des Komponisten. Im zweiten Satz sind die Anklänge an die Serenade zu erkennen. Die typische „Verspieltheit“ des Komponisten durfte natürlich in der Sinfonie auch nicht fehlen. Blacher führte sich mit seiner Violine als gleichwertiger Teil der Philharmoniker gut in das Orchester ein.

Kolja Blacher glänzte nicht nur als Musiker an der Violine, sondern auch als Dirigent. (Foto: © Anna Marenčáková auf Pixabay)
Kolja Blacher glänzte nicht nur als Musiker an der Violine, sondern auch als Dirigent. (Foto: © Anna Marenčáková auf Pixabay)

Das folgende Violinkonzert D-Dur op. 61 von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) für einen befreundeten Geiger (Franz Clement) wurde 1806 in Wien präsentiert und setzte Maßstäbe für die Ewigkeit. Es gibt weniger dynamische Zuspitzungen, dafür passiert motivisch und thematisch so einiges. Allein das außergewöhnliche pochende Motiv der Pauken wird in verschiedenster Weise variiert. Mal steht die Solo-Geige, mal das Orchester im Vordergrund. Kolja Blacher konnte sein Können und Einfühlungsvermögen in dieser „gleichberechtigten“ Beziehung voll zur Geltung bringen. Außerdem fungierte er zwischendurch immer wieder als Dirigent und hatte das ganze Orchesterkonzept im Blick.

Nach der Pause folgte die 104. Sinfonie D-Dur von Joseph Haydn (1732 – 1806). Der Komponist weite nach dem Tod seines Mäzens Prinz Nikolaus Esterházy in Wien. Von dort aus lockte ihn der Ruf (1791 – 1792) nach London. Der Geiger und Impresario Johann Peter Salomon machte ihm ein Vertragsangebot für eigentlich sechs Sinfonien. Es war der Beginn einer großen Begeisterung der Londoner (Briten) für die Musik Haydns.  Diese Sinfonie ist ein gutes Beispiel für die Fähigkeit des Komponisten, raffinierten Kontrapunkt mit volkstümlich-gängigen musikalischen Themen variationsreich zu verbinden. Auch bei dieser Sinfonie wurde Kolja Blacher mit seiner Violine wieder zu einem bereichernden Bestandteil der Dortmunder Philharmoniker.




Wiener Klassik im Puls von Wolfgang Emanuel Schmidt

Der Generalmusikdirektor Gabriel Feltz und die Dortmunder
Philharmoniker überraschen uns wieder einmal in der neuen
Spielzeit. Im Rahmen der Wiener Klassik-Konzerte werden jeweils drei
herausragende Solisten eingeladen, damit sie als Solisten und
Dirigenten mit dem hiesigen Orchester auf Augenhöhe musizieren
können.

Den Anfang verbindet
diese beiden Passionen der renommierte Cellist Wolfgang Emanuel
Schmidt (*197 im Zusammenspiel mit der Philharmoniker. Auf dem
Programm standen Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) Sinfonie
A-Dur KV 201, die Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op. 33 von
Peter Tschaikowsky (1840 – 1893) und die 98. Sinfonie B-Dur von
Joseph Haydn (1732 – 1809).

Obwohl Tschaikowsky
eigentlich zeitlich aus dem Rahmen der „Wiener Klassik“ fällt,
war er doch ein großer Bewunderer von Mozart. Seine Variationen über
ein Rokoko-Thema ist ein Beleg dafür.

Mozarts Sinfonie
A-Dur beginnt zunächst leise, in den insgesamt vier Sätzen
entwickelt sich aber eine überraschende Dynamik mit Tempowechsel.
Der zweite Satz besticht durch eine emotionale Tiefe, und als dritten
Satz hat der Komponist noch ein forsches Menuett eingefügt. Das
quirlige Finale im vierten Satz ist voller Bewegungsenergie, selbst
im zweiten leiseren Thema, und die Sinfonie endet ebenso furios. Auch
in diese ersten „reifen Sinfonie“ ist die Vorliebe des
Komponisten für das musikalisch Verspielte zwischendurch erkennbar.

Wolfgang E. Schmidt zeigte sein Können am Cello. (Foto: © Andreas Malkmus)
Wolfgang E. Schmidt zeigte sein Können am Cello. (Foto: © Andreas Malkmus)

Bei den folgenden
sieben Variationen über ein Rokoko-Thema von Tschaikowsky konnte
Wolfgang Emanuel Schmidt nicht nur sein Können und Feingefühl im
Umgang mit seinem Violoncello zeigen, sondern das Zusammenspiel mit
der Dortmunder Philharmoniker war sehr gut. Die starke Emotionalität
und Variationsvielfalt dieses Werkes kam in all seinen Facetten zur
Geltung. Als Zugabe für das begeisterte Publikum gab es noch ein
Haydn-Menuett im Zusammenspiel des Cellisten mit seiner damaligen
ersten Studentin Franziska Batzdorf (Violoncello) von den hiesigen
Philharmonikern.

Nach der Pause
folgte noch die in seiner Londoner Zeit entstandene 98. Sinfonie
B-Dur von Joseph Hadyn.

Die Einleitung im
ersten Satz ist eher langsam barock und im traurigen Moll angelegt,
um das Thema dann später in einem schnellen Allegro-Hauptteil
doppelt so schnell zu spielen. Immer wieder weicht der Komponist von
gewohnten klassischen Formen formal und harmonisch ab und irritiert
so das Hörverhalten des Publikums. Das emotionale zweite Satz mit
einem kräftigen Mittelteil scheint wie ein Requiem für den im Jahr
1791 verstorbenen Mozart zu sein.

Der dritte Satz ist
ein temporeiches Menuett, bei dem im intimen Mittelteil eine
Drehfigur dominiert, die von Fagotte und Streicher etabliert wird
und sich durch die gesamte Passage zieht. Dann wird der Rahmenteil
mit Pauken und trompeten wiederholt.

Wie ein klassisches
Jagd-Finale beginnt danach der vierte Satz Haydn bricht das Ganze
aber durch einen plötzlichen Wechsel in ungewohnte Harmonien.

Für die
allerletzten Takte hat sich der Komponist mit scherzhafter Ironie
etwas besonderes auf. Ein Cembalo-Solo. Für die damalige Zeit
ungewöhnlich.

Hat dieses
Instrument als Generalbass-Instrument in der Sinfonie doch eigentlich
nur eine begleitende Funktion. Damit stiehlt der Cembalist am Ende
allen anderen die Show.




Wiener Klassik mit viel Berlin-Bezug

Die Dortmunder
Philharmoniker unter Leitung des jungen Dirigenten Justus Thorau
(seit Herbst 2018 1. Kapellmeister am saarländischen Staatstheater),
lud Musikfreunde am 27.05.2019 zum 3. Konzert Wiener Klassik unter
dem Motto Berlin in das hiesige Konzerthaus.

Auf dem Programm
standen Werke von drei Komponisten des 19. Jahrhunderts, die eine
besondere Beziehung zur Musikmetropole Berlin. Diese Stadt zählte um
1800 schon über 150.000 Einwohner und hatte eine wachsende
Anziehungskraft und Einfluss für vielen Kulturschaffende.

Da wäre zunächst
E.T.A Hoffmann (1776 – 1822) mit seiner Sinfonie Es-Dur. Auch wenn
ihn im Laufe seines Lebens zuweilen in andere Städte trieb, blieb
Berlin doch immer ein Zentrum seines Wirkens. Vielen ist Hoffmann
eher als Vater der fantastischen romantischen Literatur bekannt.

Bei ihm mischten
sich jedoch Musik und Literatur und als Komponist war er vor allem
ein Verehrer von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Jahr 1805 machte er
sogar aus „Theodor Wilhelm“ „Theodor Amadeus“.

Kirill Troussov spielte das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: © Marco Borggreve)
Kirill Troussov spielte das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: © Marco Borggreve)

Seine Sinfonie
Es-Dur ist durchaus (wie damals üblich) an die von Mozart (KV 543)
angelehnt. Das merkt man vor allem beim ersten Satz mit seiner
feierlichen Einleitung. Die verarbeiteten Themen sind aber von ganz
anderer Natur. Es strebt zunächst ausgestattet mit Trillern in die
Höhe, um nach einem kurzen Verarbeitungsteil in einer musikalischen
Rekapitulation zu enden.

Der zweite Satz
Andante con moto (gleiche Satzbezeichnung wie bei Mozart) ist wieder
ähnlich verspielt wie wir es von Mozart kennen. Das Menuett hat dann
etwas Fantastisches und skurriles, wie es nur von E.T.A. Hoffmann
kommen kann. Es folgt ein furioses Finale, das wieder an Mozart
erinnert.

Vor der Pause wurde
dem Publikum noch die Ouvertüre G-Dur des italienischen Komponisten
Luigi Maria Cherubini (1760 – 1842). Er zählt ebenfalls zu der zu
Unrecht vernachlässigten Kategorie von Komponisten. Bis Ende des
Zweiten Weltkriegs waren seine Handschriften und Partituren für
lange Zeit in der Berliner Staatsbibliothek zu finden. Nachdem sie
danach in Krakau verbracht wurden, sind sie nun in einer Werksausgabe
seit vier Jahrzehnten der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Ouvertüre
G-Dur, eine Sammelbestellung der Londoner Philharmonic Society,
entfacht nach einer eher langsamen Einleitung bis zu seinem an Tempo
reichen effektvollen Schluss viel dramatisches musikalisches Feuer.
Das wurde auch vom Meister Ludwig van Beethoven sehr geschätzt.

Nach der Pause
erfreute die Philharmoniker unter schwungvoller Regie von Justus
Thorau und den in St. Petersburg geborenen und in München wohnenden
Violinisten Kirill Troussov mit dem Violinkonzert e-Moll von Felix
Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Dieser hatte einen Großteil
seiner Kindheit und Jugend in Berlin verbracht, litt aber immer unter
den unterschwelligen nationalistisch-antisemitischen Ressentiments
der Umgebung.

Sein Violinkonzert
ist nicht nur wie aus einem Guss, sondern bietet auch kleine
Überraschungen. So wurden etwa die musikalischen Themen am Anfang
nicht vom Orchester vorgestellt, sondern gleich im zweiten Takt von
der Violine. Der technisch brillante Violinist hatte schnell
Gelegenheit, sein Können und spielerische Sensibilität zu zeigen.
Schwelgerisch, leichtfüßig und filigran begeistert das Konzert. Das
Allegro molto vivace liefert zum Ende einen prickelnden aufgeräumten
Abschluss.

Als Zugabe für das
begeisterte Publikum gab in diversen Variationen (mit
Orchester-Unterstützung) das alte neapolitanische Lied „Carnevale
di venezia“ (Niccolo Paganini), vielen besser bekannt als „Mein
Hut der hat drei Ecken“.




Wiener Klassik und musikalischer Sturm der Revolution

Die unruhigen Zeiten
zum Ende des 18. Jahrhunderts, die besonders in der Französischen
Revolution seinen explosiven Ausbruch fand, hatte auch auf die
zeitgenössische Musik seinen maßgeblichen Einfluss. Paris, als
Hauptstadt der politischen Umwälzungen, stand am Beispiel der Werke
von vier bedeutenden Komponisten im Mittelpunkt des 2. Konzertes
Wiener Klassik. Die Dortmunder Philharmoniker spielten unter der
schwungvollen Leitung vom 1. Kapellmeister und stellvertretenden
Generalmusikdirektor Motonori Kobayashi.

Direkt oder indirekt
hatte die Revolution in Frankreich Einfluss auf die Komponisten in
der Zeit. Zu Beginn stand die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op. 72 von
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) auf dem Programm. Diese
Ouvertüre ist quasi ein musikalische Mini-Drama, das dem Publikum
die Handlung der „Leonore“ eindringlich mit seinem langsamen und
harmonischen Anfang, seinen Dissonanzen und Steigerung sowie
magischen Momenten näher. Die Geschichte um den in einem Kerker
gefangenen Freiheitshelden Florestan, der von seiner Frau und
Protagonistin Leonore mit Hilfe einer Verkleidung als männlicher
Kerkerknecht aus seiner misslichen Lage gerettet wird.

Annika Treutler spielte das 4. Klavierkonzert in G-Dur von Joseph Haydn. (Foto: © Neda Navae)

Eine schöne Melodie
deutet das Happy End an, und Trompetenfanfaren von außerhalb des
Orchesters sorgen für einen besonders magischen Moment. Symbolisch
stehen sie für den Minister, der Florestans Rettung ankündigt.

Das folgende 4.
Klavierkonzert G-Dur von Joseph Haydn (1732 -1809) entstand in den
1780er Jahren, als ein Kompositionsauftrag aus Paris den Meister
erreichte. Obwohl als kein ausgesprochen virtuoses Werk, ist es doch
höchst anspruchsvoll und einfallsreich komponiert.

Die junge Pianistin
Annika Treutler bewies am Klavier durchaus ihr virtuoses und
Feingefühl an ihrem Instrument. Begleitet wurde sie für das
Klavierkonzert nur von den Streichern. Schon beim kraftvollen ersten
Satz wurde ihr Können herausgefordert. Im verträumten Adagio (2.
Satz) begleiteten sie die Streicher mit Dämpfer. Der letzte Satz
war ein temperamentvolles Rondo mit witzigen Akzenten. Als Zugabe gab
es für das begeisterte Publikum die „Fantasia C-Dur“ von Joseph
Haydn.

Étienne-Nicolas
Méhul
(1763 – 1817),
heutzutage eher selten
gespielt, ist als
französischer Komponist ein Kind der Revolutionszeit. Er komponierte
im Auftrag des Staates Soldatenlieder oder Hymnen. Gespielt
wurde nach der Pause mit der temperamentvollen Ouvertüre F-Dur sein
einziges Stück mit umfangreicher Bläserbesetzung. Eine Huldigung an
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Feierlich
majestätisch beginnt die Sinfonie D-Dur KV 297 „Pariser“ von
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) mit aufsteigenden Streicher
Einsätze. Eine verspielte musikalische Wendung durch die Violinen
bildet einen Kontrast hierzu. Der ruhige und heiter-tänzerische
zweite Satz glättet die Wogen. Das
Hauptthema erinnert beim genauen Hinhören etwas an „Kuckuck,
Kuckuck, ruft‘s aus dem Wald“. Einem barocken Concerto grosso
ähnlich, wechseln sich zum Finale konzertierende Instrumente mit dem
Orchester ab.

Diese
Sinfonie changiert
musikalisch zwischen glänzendem Tumult und ernster, feiner Grazie.