Musiktheater um Neugier, Mut und Widerstandskraft

Am 09.06.2023 hatte das neue Musiktheaterprojekt von We DO Opera! – Die Dortmunder Bürger*innen Oper „Der kleine schwarze Fisch“ unter der Regie von Justo Moret im hiesigen Opernhaus seine Uraufführung.



Das Libretto nach dem gleichnamigen iranischen Märchen von Samad Behranghi (1939 – 1967) ist eine Fabel, die auch heute den jungen Menschen Mut macht, sich gegen Ungerechtigkeit und traditionelle Begrenzungen zur wehren, sowie eigene Wege mutig und neugierig auf neue Einflüsse zu beschreiten.

Die Musik stammt von Elnaz Seyedi und Thierry Tidrow und die musikalische Leitung des Orchesters und Chors hat Ruth Katharina Peeck übernommen.

Eine große Herausforderung, denn die vielen Bürger*innen bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit und eine gewisse Fluktuation während der Projektarbeit war gegeben.

Die Inszenierung fand auf zwei Ebenen statt. Wo sonst Obertitel für Übersetzungen zu sehen sind, war die Geschichte des kleinen schwarzen Fisches zusätzlich als Trickfilmformat (mit erzählerischer Begleitung) zu sehen. Auf der Bühne erweckten die Chormitglieder das Märchen mit Bewegung und eindringlichen Sprechgesang die unterschiedlichen Charaktere mit Humor und Engagement zum Leben. Die Untermalung mit passenden musikalischen Die Geräuschen kam vom Orchester.

Fabeln haben den dien Vorteil einer klaren Sprache und durch Tiere vermittelte Symbolkraft mit Bezug zum realen Leben der Menschen.

Der mutige kleine schwarze Fisch, der sich durch sein Denken, Bewusstsein und starken Willen von seinen Artgenossen unterscheidet und die Grenzen seines Baches überschreitet, genauso wie die ignoranten selbstgefälligen Kaulquappen samt ihrer Froschkönigin, die Gefahren durch den unbarmherzigen Krebs oder Pelikan. Das alles wird nicht verschwiegen. Aber ohne Aufstand gegen Ungerechtigkeit und Freiheit kann es keine Entwicklung geben

Die wunderbaren Kostüme und Bühnengestaltung und der geschickte Einsatz von Projektionsflächen (Anna Hörling) sorgten für ein eindringliches Erlebnis.

Ein Märchen, das sicher nicht nur für die tapferen Frauen (und sie unterstützende Männer) im Iran heute eine besondere Bedeutung hat.




Die Bürgschaft – Kurz-Oper in der DASA

Friedrich Schillers Ballade um Treue und Freundschaft „Die Bürgschaft“ war das zentrale Element des neuen Bürgeroper-Projektes We DO Opera. Der Ort der Premiere war ein sehr ungewöhnlicher: Die DASA in Dorstfeld. Ein Premierenbericht vom 21. November 2021.

Der Ort der Premiere war ein großer Raum, voll mit Relikten aus der Stahlzeit von Dortmund. Währenddessen führt uns der Text von Schiller in die Antike. Denn Schillers Gedicht beruht auf eine Erzählung aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und spielt in Syrakus.

Dave Ivanov (Tyrann), Anna Schmalenbach (Damon), Ensemble (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)
Dave Ivanov (Tyrann), Anna Schmalenbach (Damon), Ensemble (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)

Damit jeder Besuchende auf dem Stand ist, wurde die Ballade zu Beginn von verschiedenen Sprechern vorgelesen. Dann erst traten die Mitwirkenden auf. Die meisten trugen graue Kleidung, was das ganze etwas dystopisch wirken ließ Kostüme von Anna Hörling). Nur der Tyrann war anders gekleidet. Um Damon (so der Held bei Schiller) und seinen Freund erkennbar zu machen, hatten sie sich rote Schals um den Arm gewickelt. Als möglicher Kreuzigungsort wurde ein großer Kasten benutzt. Zusätzlich wurden per Projektion antike Stadtmauen, ein Wald (wegen der Räuberszene) oder eine Wüste (wegen Durst).

In der etwa 45 Minuten Oper wurde die Ballade – vertont von Thierry Tidrow – in verschiedenen Szenen aufgeführt. Die Musik war zeitgenössisch modern, das Orchester besaß aber eine Santur-Gruppe sowie eine Bağlama-Gruppe, sodass die Musik einen orientalischen Touch bekam.

Gesungen wurde natürlich auch, natürlich keine komplizierten Arien, aber sowohl der Tyrann, als auch Damon machten ihre Sache sehr gut, das Gleiche gilt für die Mitglieder, die im Chor sangen und die Szenen nachstellten.

Ein guter Weg, Menschen in die Oper zu locken, die vielleicht von der Länge einer Oper eher zurückschrecken. Die Länge entsprach einer Folge einer Netflix-Serie und ist daher für Generation Streaming sehr gut geeignet.

Mehr Informationen unter www.theaterdo.de




Bürgeroper feiert erste Premiere mit Hej Stadt

Spannung liegt in der Luft als sich der Vorhang zum ersten
Bühnenstück der neuen Bürgeroper hebt. Offene hölzerne Kuben, mit
Stühlen und anderen Sitzmöglichkeiten bestückt, sind locker im
Bühnenraum verteilt. Diese flexible Stadtkulisse lässt die
Illusion des städtischen Raumes entstehen, ermöglicht aber auch
Einblicke in das Innere der Wohnungen.

Zum
ersten Mal präsentiert sich die neugegründete Bürgeroper We DO
Opera! dem Publikum. Mit dem Stück „Hej Stadt!“ stellen sich
musikbegeisterte Laien dem Dortmunder Publikum vor. Unter der
Projektleitung von Günfer Cölgecen und dem Komponisten Enver Yalcin
erarbeiteten die Laiensänger und Laienschauspieler ein

50-minütiges
Stück über die Dortmunder Stadtgesellschaft.

Seit
November beschäftigten sie sich mit der Inszenierung,
Gesangseinlagen und der thematischen Ausrichtung der Aufführung. In
einer Schreibwerkstatt wurden die Themen ausgewählt und Texte
geschrieben, auch die Liedtexte mussten neu entstehen.

In
verschiedenen Workshops erarbeiteten sich das interkulturelle
Ensemble die nötigen Fähigkeiten, um das ambitionierte Projekt zu
stemmen.

Herausgekommen
ist eine moderne Aufführung, eine Mischung aus gesprochenen
Sequenzen, Tanz und Gesang. Chorgesang und kurze Solostücke sind von
Enver Yalcin in der Anmutung der klassischen Oper komponiert.
Erfolgreich reizt er die stimmlichen Möglichkeiten seiner
Sängerinnen aus, ohne sie zu überfordern.

Alle Beteiligten waren mit viel Leidenschaft bei der Sache. (Foto: © Anja Cord)
Alle Beteiligten waren mit viel Leidenschaft bei der Sache. (Foto: © Anja Cord)

Die
Stadt wird als wandelbar, mal anziehend, mal abstoßend gezeigt.
„Jeder ist anders“ heißt es in einer Liedzeile. Das Chaos und
die Hektik einer Großstadt in der die Bürger ständig unterwegs
sind, wird mit einer kakophonischen Musik untermalt. Sie erinnert ein
wenig an Gershwins „Amerikaner in Paris“. Als Gegensatz gibt es
auch sehr stille Momente in denen sowohl Einsamkeit, aber auch
Zufriedenheit ihren Platz haben.

Der
Chor singt in „Hej Stadt“: „Wir sind hier, ich lebe in dir“
ein Bekenntnis zu seiner Stadt mit ihren Stärken und Schwächen.

Intendant
Heribert Germeshausen bedankte sich nach der Premiere aus dem Parkett
heraus bei den fast 100 Akteuren für ihr Engagement und die große
Spielfreude.

Mit
anhaltendem Applaus belohnten die Zuschauer Schauspieler, Musiker und
die ganze Mannschaft für ihre beeindruckende Leistung.

Im
September startet die Bürgeroper mit einem neuen Projekt. Das
gesamte Konzept ist auf 4 Jahre Laufzeit ausgelegt.

Die
Dortmunder Bürgeroper WE DO Oprea! Ist in die Projektstelle 360 Grad
der Bundeskulturstiftung eingebunden und wird von dieser gefördert.