Falling down – Radikalisierung in der Bubble

Nein, mit dem Film „Falling Down“ von 1993 mit Michael Douglas hat das Stück von trafique nichts zu tun. Es geht in dem Theaterstück um die gefährliche Radikalisierung im heimischen Zimmer. Gezeigt wurde es am 15. Dezember im Dortmunder ROTO-Theater.



Die Figur des fiktiven Protagonisten Stefan S. orientiert sich an einem realen Fall. Stefan S. kriminelle Laufbahn ist die eines Internet-Trolls, der innerhalb eines Jahres vom Hassmail-Schreiber zum Organisator und Influencer eines rechtsextremen Netzwerks aufsteigt.

Es ist ja zunächst nichts Verwerfliches: Menschen tauschen sich gerne mit Gleichgesinnten aus, anstatt mit Leuten, die gegensätzliche Ansichten vertreten. Doch das birgt auch Gefahren. In einer Filterblase („Bubble“) kann eine Person eine verzerrte Vorstellung von der Realität entwickeln, da sie nur mit Informationen konfrontiert wird, die ihre bestehenden Überzeugungen stützt. Dadurch können Vorurteile verstärkt werden. Das wiederum führt dazu, dass die gesellschaftliche Polarisierung verstärkt wird, indem sie Menschen in „uns“ und „sie“ einteilen. Also „Freund“ und „Feind“.

Dieses Phänomen erleben wir bei religiösen Fanatikern ebenso wie bei Rechtsextremen. Stefan S. (gespielt vom Namensvetter Stephan Weigelin) ist so ein Beispiel. Auf seinem Kanal „Faust“ kotzt er sich „privat“ über die fehlenden „deutschen Werte“ auf und erfährt Zustimmung. Geschützt von den eigenen Vier-Wänden und der Zweidimensionalität des heimischen Computers handelt er jahrelang anonym. Der Kanal wächst und wächst und radikalisierende rechte Strippenzieher (gespielt von Anna Marienfeld) vereinnahmen ihn. Doch dann geht er zu weit. Er verliert die Kontrolle über sein Netzwerk und „die Geister, die er rief“ verselbständigen sich, bis es zur Katastrophe kommt.

Das Stück wird von Weigelin sehr eindrucksvoll gespielt, vor allem sein Wechsel zwischen der Hauptfigur Stefan und dem Darsteller Stephan. Dazu kam das wunderbare Bühnenbild. Eine durchsichtige Filterblase mit Tisch und PC sowie eine Leinwand für die Videos reichte, um die Gedankenwelt eines sich radikalisierenden Menschen darzustellen. Es ist erschreckend, wie schnell so etwas passieren kann. Daher muss die Gesellschaft versuchen, Einfluss zu nehmen, beispielsweise durch die Unterstützung von Gegenextremismus-Programmen oder schon sehr früh die Medienkompetenz stärken.  

Text und Regie kam von Björn Gabriel, für die Ausstattung und Produktion war Anna Marienfeld zuständig. In den Videos waren noch Anna Marienfeld, Clara Thull, Björn Gabriel, Sissi Weigelin und Lisa Reutelsterz zu sehen.




Penthesilea – wie den Kampf der Geschlechter überleben?

Penthesilea, das Drama von Heinrich von Kleist, diente dem Theaterkollektiv Trafique unter der Leitung von Björn Gabriel als Vorbild für ihre Version von „Penthesilea“ mit dem Untertitel „Battle oft he Sexes“. Das zeigte schon von Anfang an, wohin die Reise in den kommenden 90 Minuten gehen wird. Ein Premierenbericht vom 22.09.2023 aus dem Theater im Depot.



Die Geschichte von Achill und der Amazonenkönigin Penthelisea geht auf Homers (der auch zu Beginn auf der Leinwand erschien) Erzählung über den Trojanischen Krieg zugrunde. Bei ihm nahm Penthelisea ein böses Ende, bei Heinrich von Kleist siegte die Amazonenkönigin.

Lassen wir mal die ganzen Überlegungen über das sagenumwobene Amazonenvolk (no evidence) beiseite, natürlich gab es, mehr als manche bis jetzt annehmen, Kriegerinnen zu allen Zeiten. Doch Trafiques „Penthelisea“ ist auch kein Stück über das weibliche Heldentum, sondern seziert die Beziehung zwischen Mann und Frau.

Diese Beziehung ist nicht einfach und geprägt und Ungleichbehandlungen. Im Stück träumt Penthelisea von einer Welt ohne Männer, die sie als „große Plage der Welt“ bezeichnet. Dieser Monolog, ich könnte ihn neudeutsch auch als „Rant“ bezeichnen, erinnert an einige Science-Fiction-Filme, in denen durch eine Katastrophe oder ähnliches, (fast) nur noch Frauen auf dem Planeten Erde leben. Die Serie „Y: The Last Man“ ist so ein Beispiel.

Wie hat sich Mann denn nun zu verhalten in der Welt, in der Frau ihren gerechten Anteil fordert? Bezeichnet er sich schnell als Feminist, um als „pinker Gockel“ eine Frau in Bett zu bekommen?

Und was wäre, wenn Achill und Penthelisea beide überlebt hätten? Trafique zeigt es uns gegen Ende des Stückes in all seiner Schönheit. Ehe, Kind, Alltagstrott. (K)Eine Alternative?

Eine weitere Figur hat in dem Stück Platz. Ein Namenloser, der anscheinend mit der strikten Einteilung von Mann und Frau bricht. Von der Gesellschaft ausgeschlossen, ist er aber jemand, der sexuelle Selbstbestimmtheit lebt.

„Penthesilea“ gibt keine Antworten auf die Kämpfe zwischen den Geschlechtern, sondern zeigt einen kleinen Einblick in die aktuellen Diskurse. Hervorzuheben sind die drei Darstellenden auf der Bühne: Nicolas Martin, Johanna Reinders und Tomasso Tessitori, die ihre Figuren mit Leben erfüllen. Hinzu kommt der typische Trafique-Stil mit einer Mischung von Film und Schauspiel und den obligatorischen Backgroundgesprächen der Schauspielenden.

Nicht zu vergessen: Trafique schafft es wieder, die Vorlage (hier Kleist) zu entstauben und für den aktuellen Diskurs aufzupeppen.




Wir wollen dein Feuer nicht mehr – Downsizing Prometheus

Tja, zu spät. So wie die Büchse der Pandora, einmal geöffnet und nicht wieder schließbar, ist auch das Feuer, dass uns Prometheus gebracht hat, nicht wieder an Zeus zurückzubringen. In „Downsizing Prometheus“ zeigte uns die Gruppe Trafique aus Köln am 14. und 15. April 2023 im Theater im Depot welche Folgen das Geschenk an die Menschen hatte.



Laut dem Mythos hatte Prometheus Mitleid mit den Menschen, die in Kälte und Dunkelheit lebten und deshalb beschlossen, ihnen das Feuer zu bringen, damit sie warm bleiben und ihre Nahrung kochen konnten. Dieses Geschenk brachte jedoch den Zorn von Zeus auf Prometheus, da er der alleinige Herrscher des Feuers war.

Die zwei Pärchen (Max Renft, Nancy Pönitz, Johanna Reinders, Tomasso Tessitor) bei ihrer Scharade. (Foto: (c) Peter Ritter)
Die zwei Pärchen (Max Renft, Nancy Pönitz, Johanna Reinders, Tomasso Tessitor) bei ihrer Scharade. (Foto: (c) Peter Ritter)

Als Strafe für seine Tat ließ Zeus Prometheus an einen Felsen im Kaukasus binden, wo er Tag für Tag von einem Adler besucht wurde, der ihm die Leber herauspickte. Die Leber wuchs jedoch nachts wieder nach, so dass Prometheus immer wieder dieselbe Qual erleiden musste.

So weit die Mythologie. Doch was haben die Menschen mit diesem Geschenk angefangen? Trafique führt uns mit Hilfe von popkulturellen Hinweisen durch das Stück. So gibt es Sequenzen aus „2001: Odyssee im Weltraum“ zu sehen oder Zitate aus „Wolf of Wall Street“. Quintessenz: Wir haben das Feuer ordentlich missbraucht, statt es im Sinne der Aufklärung (Platons Höhlengleichnis spielt auch eine Rolle in dem Stück) zu benutzen, zerstören wir unseren Planeten durch unsere Gier und Verantwortungslosigkeit.

Das Stück selbst ist ein Gesellschaftsabend zweier Pärchen (Nancy Pönitz, Max Ranft, Johanna Reinders und Tomasso Tessitori), die sich durch ein philosophisches Scharade-Spiel unterhalten. Alle vier in silberner Kleidung ausstaffiert, wodurch bereits ein materielles Mindset deutlich wird.

Alles in allem ein gelungener Theaterabend, nachdenklich, komisch, visuell anregend.




Lenz von Trafique – Wahnsinniger oder Held

Woher kommt die Faszination von Georg Büchner sich mit Menschen zu beschäftigen, die nach heutiger Definition als „psychisch krank“ gelten würden? Liegt es daran, dass er Arzt war? Bei „Woyzeck“ ist es der langsame Wahn, vielleicht mitverursacht durch medizinische Experimente, die ihn zu einem Eifersuchtsmord treibt. Und bei Lenz?



Die Theatergruppe Trafique um Björn Gabriel aus Köln präsentierte am 07. Oktober 2022 im Roto-Theater wegen einer Corona-Erkrankung nur einen Film, der aber weit mehr war als nur eine abgefilmte Bühne, sondern auch die Dynamik des Stückes einfangen konnte, wenn auch der wichtige direkte Kontakt zum Publikum fehlte.

Dieses saß trotzdem erwartungsvoll im Roto-Theater, ausgestattet mit einer Tüte Popcorn und lies sich auf den „Lenz“ ein. Im Film von Trafique steht die Begegnung von Lenz mit dem Pfarrer Oberlin im Mittelpunkt und die Entwicklung des Wahnsinns von Lenz. Büchners Arbeit basiert auf dem Schicksal des Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz, der von 1751 – 1792 lebte. Auch Pfarrer Johann Friedrich Oberlin (1740-1826) ist eine historische Figur, die bis heute einen positiven Ruf genießt.

Eindrücklich zeigten die drei Schauspieler Anna Marienfeld, Franziska Schmitz und Stephan Weigelin den Weg in den Wahnsinn. In kalter blauer Farbe zeichnet der Film Oberlins Haus, dessen oberflächlicher Humanismus auch viel Kälte ausstrahlt. Im satten Grün hingegen erscheinen die Naturszenen.

Doch woran krankt Lenz? An seinem Idealismus? Vielleicht an seiner Orientierungslosigkeit? Der historische Lenz stammt aus dem Baltikum und hat sich früh von seinem Elternhaus entfernt, ging nach Straßburg und St. Petersburg. Schließlich starb er in Moskau.

Was kann einem Menschen denn Halt geben? Als Sohn eines Pfarrers, der bei einem Pfarrer Asyl sucht, kann es nur die Religion sein. Denn in dieser Zeit wurden psychische Erkrankungen gerne auch als „Sünde“ gegen Gott bezeichnet. Doch die Religiosität Oberlins kann Lenz nicht helfen, Lenz versucht sogar in seinem Wahn ein jüngst gestorbenes Kind wieder aufzuwecken.

Büchners Lenz spielt in einer Zeit voller Umbrüche. 1835 ist in Deutschland die Zeit der Industrialisierung und des Frühkapitalismus. Gewaltige Umbrüche tun sich auf, die die Gesellschaft umwälzen werden. In dieser Zeit leben Menschen wie Lenz, die aus der Zeit gefallen sind. Büchners Lenz versucht seinen Idealismus und Heimat zu bewahren in einer Zeit der Umbrüche und Orientierungslosigkeit und scheitert. Die Religion hat ihre Bindungskraft und ihre Versprechungen verloren. Es bleibt der Wahnsinn.

Manche Zeiten kommen wieder. Die Orientierungslosigkeit, die die Digitalisierung und die aktuellen Krisen manchen Menschen gebracht hat, ist vielfach spürbar.




Was zieht uns zum Abgrund?

Warum stehen die Menschen dem drohenden Klimawandel so tatenlos entgegen? Eigentlich unverständlich bei den Folgen, die eine Erwärmung unseres Planeten mit sich bringen würde. Welcher Mechanismus sorgt also dafür, dass der Klimawandel den meisten Menschen irgendwie egal ist. Darauf gibt es einige Erklärungsmöglichkeiten, eine theatrale Antwort gibt Björn Gabriel und seine Theatergruppe „Trafique“ in dem Stück „Abgrund“, das am 03. Oktober 2020 Premiere im Fletch Bizzel feierte.

Schon 2014 veröffentlichte der Klimaaktivist George Marshall sein Buch „Don‘t even think about it“ mit dem schönen Untertitel „Warum unsere Gehirne so darauf eingestellt sind, den Klimawandel zu ignorieren“. Einer seiner Kernthesen ist folgender: Der Klimawandel ist vielschichtig, er hat keinen klaren Anfang und kein klares Ende. Es gibt keine einzelne Ursache und keine einzelne Lösung. Er ist sehr anfällig für mehrere Bedeutungen und Interpretationen. Das macht den Klimawandel für den Menschen sehr schwer fassbar.

Doch ein Theaterstück ist keine wissenschaftliche Abhandlung und Björn Gabriel versucht eigene Antworten darauf zu finden. Beide sehen aber in dem Verursacher der Problematik den Menschen. In dem Stück tauchen bestimmte Charaktere auf, die historisch (Kolumbus), mythisch (der Tod) oder fiktional sind. Als Hauptfigur fungierte Doga Gürer als eine Art wissenschaftliches Versuchsobjekt, das selbst auf die Suche geht, nach dem „Warum“ der menschlichen Selbstzerstörungswut. Liegt es an der Prägung, der Reizüberflutung, der Liebe als Form der Verblendung?

Mit Kolumbus trat eine historische Figur auf, die für das Stück als Sinnbild für die beginnende Globalisierung steht. Durch die Entdeckung der Seewege und neuen Länder begann das Zeitalter der Kolonialisierung.

Doga Gürer und im Hintergrund Aischa-Lina Löbbert von "Trafique" in "Abgrund". (Foto: © Anna Lena Marienfeld)
Doga Gürer und im Hintergrund Aischa-Lina Löbbert von „Trafique“ in „Abgrund“. (Foto: © Anna Lena Marienfeld)

Die zweite Figur war ein kleiner selbstironischer Seitenhieb, denn Fiona Metscher spielte eine Künstlerin, entrückt in ihrer Kunst und verloren in der Kulturwirtschaft. „Ich bin nie zufrieden mit mir“, Ich kann mich nie ausruhen“, so ihr Lamento. Doch all die Künstlerinnen und Künstler bekamen mit dem wiederholten Ausspruch „Ihr Wichser“ ihr Fett weg.

Sehr beeindruckend war auch das Kapitel „Routine“. Hier wurde der tägliche Loop, die ständigen Wiederholungen zwischen Aufstehen, Schule/Arbeit, Essen in Dauerschleife gezeigt. Da kommen einem die Textzeiten von „Mad world“ der Gruppe „Tears for fears“ in den Sinn: „Bright and early for the daily races. Going nowhere, going nowhere“ Es hatte etwas von „Das Goldene Zeitalter“ von Kay Voges, dem ehemaligen Intendanten des Dortmunder Schauspielhaus, mit dem Björn Gabriel lange Zeit zusammengearbeitet hat. Passend auf der Leinwand dazu die Bilder von Rädern wie in einem Uhrwerk in dem die Menschen gefangen sind.

Auch die neuen Bewegungen wie „Friday for future“ waren natürlich Thema in „Abgrund“. Bei einer Mittelklassefamilie zu Tisch wurde gelästert. „Die wollen nur nach oben“, „Rache ist das Motiv, nicht Gerechtigkeit“ oder „abweichende Meinung wird als Angriff gewertet“. Besonders dreist wird es, als Familienvater (Dominik Hertrich) sich als „mittelalter weißer Mann“ quasi zum Opfer stilisiert. Das sorgt bei der Tochter (Aisha-Lina Löbbert) logischer für totalen Frust.

In „Abgrund“ gibt es neben der Performance der vier Schauspieler auch einiges an audiovisuellen Content, wie man es neudeutsch sagt. Denn die Hauptbühne war mit Gaze überzogen, worauf Bilder und Videos erschienen. So war es oft, dass man das Gefühl hatte einen Film zu schauen, denn die Akteure sprachen oft in die Kamera. Wer das Fletch Bizzel kennt, wird sich gewundert haben, der Platz, auf sich die Schauspielerinnen und Schauspieler bewegten, war deutlich ausgedehnt worden. Es gab einen Pool, der durchaus genutzt wurde und ein Gewächshaus.

„Abgrund“ bietet keine Antworten, die Zuschauer müssen schon ihre eigenen Schlüsse ziehen. Ob es notwendig ist, Bilder von Naturkatastrophen zu zeigen, ist fraglich. George Marshall, um auf den Beginn zurückzukommen, ist gegen die Missionierung durch Weltuntergangsfantasien, weil es die Menschen ermüdet.

Letztendlich ist „Abgrund“ ein facettenreiches, intensives Theaterstück mit vier sehr engagierten Schauspielerinnen und Schauspielern. Ein großer Dank an Doga Gürer, Dominik Hertrich, Aischa-Lina Löbbert und Fiona Metscher, aber auch an die anderen Mitwirkenden, die für einen gelungenen Abend sorgten. Eine ganz klare Empfehlung für einen Theaterbesuch.

Weitere Termine sind am 16.10., 18.10 und am 07.11. 2020 im Theater Fletch Bizzel. Mehr Infos unter www.fletch-bizzel.de




Wieso ignorieren wir, dass wir am Abgrund stehen?

„How do we sleep while our beds are burning“, sang die australische Band Midnight Oil in den 80ern, als es um die Verdrängung der Australier gegenüber den Verbrechen an den Aborigines ging. Wenn wir aber an den Klimawandel denken, dann bekommt die Textzeile eine besondere Aktualität, denn unser Bett steht tatsächlich in Flammen: Brände in Sibirien, Kalifornien, Australien und Regenwaldabholzung ins Brasilien. Und was tut die Menschheit? Sie schläft weiter. Welcher Verdrängungsmechanismus sorgt dafür, dass der Mensch immer weiter Richtung Abgrund drängt wie die Lemminge? Auf der Suche nach den Antworten macht sich die Theatergruppe Trafique unter der Leitung des Regisseurs Björn Gabriel. Die Premiere des Stückes „Abgrund“ ist am 03. Oktober 2020 im Fletch Bizzel.

Die Wissenschaft hat versucht auf den Verdrängungsmechanismus eine logische Erklärung zu bieten: Ist unser Gehirn so verdrahtet, dass es allzu schlimme Dinge einfach ignoriert und verdrängt? Oder gibt es eine Art Selbstzerstörungsmechanismus wie bei den Lemmingen? Wobei das mit den Lemmingen ja ein Mythos ist.

Postkartenmotiv von "Abgrund" der Theatergruppe "Trafique" im Fletch Bizzel.
Postkartenmotiv von „Abgrund“ der Theatergruppe „Trafique“ im Fletch Bizzel.

Eines ist klar: Einfache Antworten wird das Stück nicht bieten, hier ist Selbstdenken angesagt. „Abgrund“ wird ein assoziatives Theatererlebnis, multimedial aufbereitet. Die Aktion findet auf der Bühne und hinter der Bühne statt. Wer das Fletch Bizzel kennt, wird etwas erstaunt sein, denn die Inszenierung sprengt den Rahmen. Das Bühnenbild greift in den Raum. Es steht ein Gewächshaus und ein Swimmingpool im Zuschauerraum, es gibt Katakomben hinter der Bühne und natürlich die Hauptbühne. Alles multimedial miteinander verbunden.

Bekannte Figuren tauchen auf, historische und mythische wie Christopher Kolumbus, Sisyphus oder der Tod. Neben atmosphärischer Musik, können sich die Zuschauer auf Werke von Philipp Glass freuen. Texte stammen von Björn Gabriel selbst, die Texte sind Textflächen.

Zum Schluss noch ein Wort zum Namen der Theatergruppe. Angefangen als Sir Gabriel Dellmann, spielte man eine lange Zeit unter dem Namen Sir Gabriel Trafique. Jetzt hat man den Namen verkürzt auf „Trafique“. Für Björn Gabriel ein Synonym für Treffpunkt oder Schmelztiegel.

Die Termine sind am 03.10., 04.10., 16.10., 18.10. 05.11., 07.11., 16.12. und am 17.12.2020 jeweils im Fletch Bizzel. Weitere Infos unter www.fletch-bizzel.de