Rock’n-Roll-Musical über junge Liebe und Identitätsfindung

Das in den späten 1950er-Jahren angesiedelte Musical „Grease“ (1971; Buch, Musik und Texte von Jim Jacobs und Warren Casey), in einem Arrangement von Robert Stigwood, feierte am 08.11.2025 unter der Regie von Gil Mehmert im Dortmunder Opernhaus Premiere. Durch den Film mit John Travolta und Olivia Newton-John wurde „Grease“ einem breiten Publikum weltweit bekannt.

Der Musical-Spezialist Mehmert und sein Team führten das Ensemble in einer atmosphärischen Retrospektive zurück ins Abschlussjahr 1959 der Rydell High School (USA). Zu Beginn betreten vier ältere Personen (zwei Frauen, zwei Männer) als eine Art Klassentreffen ihre ehemalige Schule. Anschließend folgen wir ihren Erinnerungen an jene Zeit. Die Jugend versuchte damals, sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu orientieren und rebellierte auf ihre Weise gegen das biedere, konservative gesellschaftliche Umfeld. Jugendgangs, Haarpomade („Grease“), aufgemotzte Limousinen und Motorräder gehörten ebenso zum Lebensgefühl wie klar getrennte Rollenbilder: Mädchen wurden von den „coolen Boys“ meist als schmückendes Beiwerk betrachtet und bildeten daher eigene Gruppen.

Im Mittelpunkt von „Grease“ steht die Liebesgeschichte zwischen der schüchternen, eher braven Sandy und Danny, dem Anführer der „Burger Palace Boys“. Antonia Kalinowski als Sandy und Philipp Büttner als Danny Zuko – ebenso wie das gesamte Ensemble – überzeugten mit starken Stimmen und meisterten auch die anspruchsvollen tänzerisch-akrobatischen Herausforderungen. Mit viel Empathie füllten sie ihre Rollen aus. Sandy und Danny begegnen sich nach ihrer kurzen Sommerromanze an der Schule wieder; Danny schwankt zunächst zwischen seiner Rolle als harter Greaser und als sensibler Freund.

Antonia Kalinowski, Philipp BüttnerFoto. (c) Leszek Januszewski
Antonia Kalinowski, Philipp Büttner
Foto. (c) Leszek Januszewski

Besonders ironisch und witzig geraten die Szenen, in denen Sandy ihren Freundinnen, den Pink Ladies, und Danny seiner Gang von der Sommerromanze erzählen – jeweils aus ihrer ganz eigenen Perspektive.

Für zusätzliche humorvolle Momente sorgten Brigitte Schirlinger als strenge, zugleich liebenswert-schrullige Direktorin Miss Lynch sowie David Jacobs als selbstironischer Radiomoderator Vince Fontaine.

Am Ende siegt nicht nur die Liebe bei gleich mehreren Paaren: Alle Figuren finden ihren persönlichen Weg. Sandy entwickelt sich zu einer jungen Frau, die weiß, was sie will und selbstbewusst ihren eigenen Stil findet. Auch Danny wird klar, wer er sein möchte – und zu wem er gehört.

Die Inszenierung glänzte mit fantasievoll wechselnden, eindrucksvollen Bühnenbildern. Eingängige Rock’n-Roll-Hits und romantisch-melancholische Songs, kombiniert mit anspruchsvollen Tanzchoreografien, rissen das Publikum immer wieder mit. Eine atmosphärisch wichtige Rolle spielte die stilgerecht gekleidete Live-Band, die das Geschehen musikalisch eindrucksvoll untermalte.

Besetzung der Band:
Keyboard: Stephan Kanyar · Gitarre I: Julien Castanie · Gitarre II: Bastian Ruppert · Bass: Malte Winter · Drums: Stefan Schott · Saxophon I: Wimm Wollner · Saxophon II: Nappo (Klaus) Bernatzky

Weitere Informationen zu Aufführungsterminen erhalten Sie unter www.theaterdo.de oder telefonisch unter 0231 / 50 27 222.




Was bleibt von der Privatsphäre?

Björn Gabriel und Stefanie Dellmann laden zur "Great democracy show" ein.
Björn Gabriel und Stefanie Dellmann laden zur „Great democracy show“ ein.

Mit der neuen Produktion „The great democracy show“ widmet sich das Theaterprojekt „Sir Gabriel Dellmann“ dem Thema Überwachungsstaat. Wie ist unsere Privatsphäre gefährdet? Gibt es so etwas wie Intimität noch oder was bleibt von unserer Individualität übrig? Die Premiere im Theater im Depot ist am 31.10.2014 um 20 Uhr.

Nach „Kampf des Negers und der Hunde“ sowie „Dantons Dilemma“ ist „The great Democracy show“ ein Stück, das frei ohne eine literarische Vorlage auskommt. Die Vorlage liefert die reale Welt, beziehungsweise die großen Skandale um den Whistleblower Snowden oder der NSA-Abhörskandal.
Für Regisseur Björn Gabriel steht die Frage im Mittelpunkt: „Wie nah sind wir bereits an einem totalitären Staat“. Doch die Diskussion über die digitale Weltordnung soll nicht nur kulturpessimistische Züge tragen. „Es gibt durchaus andere Positionen“, so Gabriel. Es soll auch unterhaltsam werden.

Die Handlung: Vier Schauspieler sind auf der Suche nach einem roten Faden. Denn der Regisseur ist verschwunden. Und ohne Regisseur keine Art von Auftraggeber, kein Ziel. Aber brauchen wir überhaupt einen Auftragsgeber? Jemand, der uns sagt, wo es lang geht? Einen modernen Heilsbringer?

Auf der Bühne passiert neben Video, Licht und Stimmung einiges. „Wir haben verschiedene Räume“, so Stefanie Dellmann, die für Bühne und Kostüm zuständig ist. „Die Zuschauer haben die Möglichkeit durch diese Räume geführt zu werden, sie müssen aber nicht.“

Da Stück wird neben der Premiere am 31.10. auch am 01.11. um 20Uhr sowie am 02.11. um 18 Uhr gespielt. Weitere Termine: 22.11. um 20 Uhr und 23.11. um 18 Uhr.

Ars tremonia sprach mit Stefanie Dellmann und Björn Gabriel: [youtuber youtube=’http://www.youtube.com/watch?v=3yiTLcv8OqI&list=UUjQThJ-Gy5GQYG6ODAMM6BA‘]