Eine Nymphe, ein Gott und Barockmusik

Der 2. Juni 2023 stand im Zeichen der Barockmusik. Georg Philip Telemann, Carl Heinrich Graun und Georg Friedrich Händel ließen die Zeit des 18. Jahrhunderts wiederaufleben. Für das Konzert im Reinoldisaal im Rahmen des Festivals Klangvokal gaben sich Sopranistin Sophie Junker und Bariton Tomáš Král die Ehre, unterstützt vom {oh!} Orkiestra unter der Leitung von Martyna Pastuszka.



Doch für die beiden Sänger gab es zunächst eine Pause. Denn zunächst war Telemann an der Reihe und das Orchester spielte seine Ouvertüre-Suite „L’omphale“. Der Titel der Suite bezieht sich auf die griechische Mythologie, genauer gesagt auf Omphale, die Königin von Lydien. Die Suite ist daher von einem gewissen mythologischen und exotischen Flair geprägt. Charakteristisch für „L’omphale“ ist Telemanns geschickte Instrumentation und seine Fähigkeit, verschiedene Klangfarben zu nutzen, um die verschiedenen Stimmungen und Charaktere der einzelnen Sätze hervorzubringen. Diese Aufgabe wurde vom {oh!} Orkiestra mühelos umgesetzt.

Dann wurde es Zeit, die Geschichte von Apollo und Daphne zu erzählen, oder besser zu singen. Worum geht es? Apollo verfolgte Daphne hartnäckig, während sie seine Annäherungsversuche energisch ablehnte. Um ihrer Verfolgung zu entkommen, flehte Daphne zu ihrem Vater und bat ihn um Hilfe. Peneios erhörte ihr Gebet und verwandelte sie in einen Lorbeerbaum, der als Symbol der Reinheit und des Schutzes galt. Die Geschichte von Apollo und Daphne symbolisiert die Unmöglichkeit der Liebe zwischen einem göttlichen Wesen und einer sterblichen Kreatur. Sie thematisiert auch das Streben nach Freiheit und den Widerstand gegen die Liebe, die oft als unausweichliche und unkontrollierbare Kraft dargestellt wird.

Es ist kein Wunder, dass Barockkomponisten diese Geschichte liebten und vertonen mussten. Das geschah oft in Form der Kantate, die meisterlich durch Johann Sebastian Bach ausgeführt wurde. Graun lässt in seiner Kantate „Apollo amante di Dafne“ nur den Gott zu Wort kommen, so dass wir zunächst Bariton Tomáš Král erleben, der die Verwandlung von Daphne in einen Lorbeerbaum beklagt.

Nach der Pause stand Händel mit seiner Kanrtate „Apollo e Dafne“ auf dem Programm. Die Musik von „Apollo e Dafne“ zeichnet sich durch ihre Virtuosität, ihre lyrische Schönheit und ihre emotionale Ausdruckskraft aus. Händel verwendet eine breite Palette musikalischer Ausdrucksmittel, um die Gefühle und Charaktere der Protagonisten darzustellen. Die Musik ist reich an melodischen Erfindungen, kunstvollen Ornamenten und kontrapunktischen Passagen. Auch die beiden Solisten waren in guter Stimmung.  Tomáš Král als auch Sophie Junker, die uns schon im November 2021 in die Barockzeit entführte, schafften es, uns mit ein paar kleinen Schauspieleinlagen die Handlung näherzubringen. Dass beide über außergewöhnliche Stimmen verfügen, machte den Musikgenuss an diesem Abend komplett.




Sophie Junker – Entführung in die Barockzeit

Es gibt doch Orte, mit denen man in die Zeit zurückreisen kann. Dieser Ort war am 21. November 2021 der Reinoldisaal in Dortmund. An diesem Ort entführte uns Sophie Junker und das Ensemble „Le concert de L’hostel dieu“ im Rahmen des Festivals Klangvokal nach London in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Dort feierte Georg Friedrich Händel seine Erfolge und der Komponist hatte mit Élisabeth Duparc eine großartige Sängerin an seiner Seite. Sophie Junker erweckte sie wieder zum Leben.

Bereits die erste Arie „Nasconde l’usignol‘ in altui rami Il Nido“ aus „Deidamia“ zeigte die Fähigkeiten von Junker. Glasklar und mit kraftvoller Dynamik ließ sie die Nachtigall erklingen. Der Funke zum Publikum sprang sofort über.

Danach wurde es etwas sentimental, gar klagend und melancholisch. Anscheinend war Junker und dem Ensemble bewusst, dass der 21.11. 2021 der Totensonntag war. In „My father! Ah!“ aus dem Oratorium „Hercules“ trauert Iolo um ihren Vater, in „In sweetest harmony they lived“ trauert das Volk Israel um Saul und Jonathan.

Hymnischer und fröhlicher ging es in „What passion cannot music raise and quell“ aus der „Ode to St. Cecilia’s day“. Auch in den beiden abschließenden Stücken „Endless pleasures“ („Semele“) und „Và perfido! Quel cor MI tradirà“ („Deidamia“ zeigte Junker ihr ganzes Können.

Selbstverständlich konnte auch das zehnköpfige Ensemble „Le concert de l’hostel dieu“ glänzen. Beinahe abwechselnd Instrumentalmusik und Arien, trugen die Musiker ebenfalls dazu bei, sich wie in der Barockzeit zu fühlen. Neben Musik von Händel spielten sie auch Händels Zeitgenossen Charles Avison.

Nach der Zugabe „Mi parto lieta sulla Tua fede“ aus der Oper „Faramondo“ entließen uns die Musiker in die kalte Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts. Ein außergewöhnlicher Abend mit einer außergewöhnlichen Stimme und ausgezeichneten Musikern.

Sophie Junker brachte den Zauber von Händels Barockmusik nach Dortmund. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Sophie Junker brachte den Zauber von Händels Barockmusik nach Dortmund. (Foto: © Bülent Kirschbaum)