Parodie um Ehe-Frust und patriarchalem Machtgehabe

In der Oper Dortmund feierte am 11.11.2023 „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach (1819 – 1880) unter der Regie von Nikolaus Habjan seine Premiere.



Eingepackt in die mythologische Götterwelt schoss damals der deutsch-französischem Komponisten in dieser Opéra-bouffon zwei (Akte und vier Bilder, Libretto von Hector Crémieux und Ludovic Halévy) humorvoll gegen die französische Gesellschaft im Zweiten Kaiserreich (Napoleon III.).

Rinnat Moriah (Eurydike) und das Tanzensemble. Foto: (c) Björn Hickmann
Rinnat Moriah (Eurydike) und das Tanzensemble. Foto: (c) Björn Hickmann

Mit seiner neun Inszenierung übertrug Habjan die Geschichte mit kleinen subtilen Anspielungen auf den „Rosenkrieg“ zwischen Schauspieler Johnny Depp und Amber Heard. Der ursprüngliche komisch-humorvolle Charakter zwischen Erotik und Lächerlichkeit blieb erhalten.

Zur Story: Der seiner Frau Eurydike überdrüssige Orpheus ist hier nur ein Geigenlehrer. Beide können sich kaum noch ausstehen und betrügen sich gegenseitig. Trennen können sie sich wegen der „Öffentlichen Meinung“ nicht. Die ist streng und unerbittlich. Als es dem als Physiotherapeut getarnte Gott der Unterwelt Pluto gelingt, Eurydike in das Totenreich zu entführen, soll Orpheus im Olymp (mit seinen unzufriedenen Göttern und Göttinnen) von Herrscher Jupiter auf Geheiß der Öffentlichen Meinung seine Frau aus der Unterwelt zurückverlangen. Da zudem sowohl der lüsterne Jupiter selbst als auch Pluto Eurydike für sich haben wollen, wird es spannend. Eine List von Jupiter sorgt für eine Entscheidung…

Den modernen Erden-Vordergrund auf der Bühne bildete ein großes Schwimmbecken mit Liege zum Ausruhen. Die führte den Dirigenten Motonori Kobayashi direkt über eine Beckenleiter zur Dortmunder Philharmoniker. Diese sorgte für sensible musikalische Begleitung der Handlung.

Ein wunderbares Tanzensemble und der engagierte Opernchor Theater Dortmund sorgten für Stimmung beim Publikum und komische Momente.

Das große Aufgebot an starken Stimmen aus dem Dortmunder Opernensemble plus einem Geiger (Nemanja Belej) hatte ausgiebig Gelegenheit, seine komische Seite auszuleben.

Für besonderen Spaß sorgten neben den Scharmützeln zwischen Zachary Wilson (Orpheus) und Eurydike (Rinnat Moriah) die Zusammenkünfte von Morgan Moody (Jupiter) und Fritz Steinbrecher (Pluto). Die Göttinnen und die „Öffentliche Meinung“ (Maria Hiefinger) zeigten, unterstützt von Pluto, gehörige Frauenpower. Da bekam der „alte Jupiter“ schon mal zu hören, dass ein Seitensprung nicht automatisch jung macht.

Ein großes Kompliment gebührt Denise Heschl für die witzig-passende Kostümwahl und für die großartige Tanz-Choreografie von Adriana Naldoni.

Natürlich war der Höllen-Cancan ein Höhepunkt.

Die Inszenierung überzeugte zudem durch gutes Timing und überraschenden lustigen Einfällen, die Darstellenden auch mit ihrem Mimik Spiel.

Eine gelungene Aufführung, die mit feiner Satire und Humor das Publikum zum Lachen zu bringen.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222.




„Romeo und Julia“- Adaption als Musiktheater in Dortmund

Das Liebesdrama„Romeo und Julia“ von William Shakespeare ist hinlänglich bekannt. Nun wurde dieser Stoff als eine Adaption nach Dortmund und als Konflikt zwischen einer deutschen und türkischen Metzger-Familiein Form eines modernen Musiktheaters mit dem Titel „Romeo und Zeliha“ in der Jungen Oper Dortmund aufgeführt.

Die Komposition des
Musiktheaters ist von Fons Merkies und das Libretto von Maartje Duin.
(Deutsch von Barbara Buri). Die Uraufführung war 2011 an der Holland
Opera, die Premiere hier am 10.11.2018. Die Regie hat Justo Moret.

Zur Geschichte: Die
benachbarten Metzger-Familien, eine türkische und eine deutsche,
sind in einem erbitterten Streit um das beste Lammkotelett
eingetreten. Von ihren Vätern zu unfairer Spionage angestiftet,
verlieben sich Romeo und die türkischstämmige Zeliha ineinander. Im
Spannungsfeld zwischen Loyalität zur Familie und der Kraft ihrer
jungen Liebe, müssen sie schwere Entscheidungen treffen. Das
Schicksal zwischen Würsten und gewetzten Messern nimmt seinen
unheilvollen Verlauf…

Die Bühne wurde von
Emine Güner geschickt genutzt. Im hinteren Bereich hing „tierischer
Kadaver“ an einer Stange, im Raum wurde zwei größere und zwei
kleinere nach einer Seite offene und verschiebbare weiße Schränke
sinnvoll in das Gesamtgefüge der Handlung eingebaut.

So dienten die zwei
kleineren Schrankkästen etwa als Metzger-Auslage und die die
Größeren als Zimmern von Romeo und Zeliha. Zusammengelegt konnten
sie zum Schluss zusammen gestellt aber auch als Bare für die beiden
Liebenden dienen.

Rinnat Moriah als
Zeliha und Zachary Wilson als Romeo spielten und sangen ihren Part
mit viel Empathie. Der schwierige Sprech- und Parallelgesang wurde
von allen Beteiligten der Produktion souverän und mit Engagement
gemeistert.

Rinnat Moriah (Zeliha), Zachary Wilson (Romeo) ©Anke Sundermeier, Stage Picture
Rinnat Moriah (Zeliha), Zachary Wilson (Romeo)
©Anke Sundermeier, Stage Picture

Als doppelte
Herausforderung schlüpfte der von der Dortmunder Oper gut bekannte
Morgan Moody in die die Rolle des Vaters von Romeo und in die des
Bruders Mehmet. Ian Sidden (zuletzt als Doktor Grenvil in La
Traviata zu hören und sehen) wiederum in die von Zelihas Vater und
die des von Hass besessenen Cousins Murat.

Nicht nur die
gesanglichen Herausforderungen mussten sie bewältigen. Sie mussten
sich nicht nur äußerlich in die verschiedenen Personen verwandeln,
sondern sich auch in die unterschiedlichen Mentalitäten und Kultur
der verschiedenen Personen hinein versetzen.

Sidden spielte den
türkischen traditionellen Vater, der sentimental an seine Heimat
denkt und seine Tochter autoritär (aus seiner Sichtweise aus Liebe)
erzieht , sowie Zerihas Cousin Murat als einen von übersteigerten
„Ehrgefühl“ heraus handelnden jungen Mann und brodelnde Vulkan.

Das dieses Stück in
in unserer heutigen Zeit spielt, wird deutlich, wenn der Vater seiner
vermeintlich „frechen Tochter“ Zeliha mit „YouTube oder
Netflix“-Verbot droht.

Moody stellte den,
genau wie sein türkischer Metzger-Nachbarn, intriganten Unternehmer
dar, und den seine Schwester eigentlich liebenden Bruder, der aber
auch eine unheilvolle Rolle in dem Drama spielt. Moody und Sidden
bewiesen eine große Wandlungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen.

Den
musikalisch-atmosphärischen Rahmen schafften Mitglieder der
Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Satomi Nishi.

Jede Stimmung wurde
passend und oft mit orientalischen Klängen untermalt.

(Die zu hörende
Fassung ist ein Arrangement von Francesco Damiani).

Informationen über
Gelegenheiten, sich diese Aufführung zu erleben, gibt es noch
einige.

Näheres wie immer
unter www.theaterdo.de oder
telefonisch unter 0231/ 50 27 222.