Material/An/Sammlung – Sachen suchen Bedeutung

Das Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) öffnet sich unter anderem durch Interaktion und Kooperation mit der hiesigen Technischen Universität (TU) nach außen.

Mit der Ausstellung „Material/An/Sammlung“ vom 02.02.2018 bis 13.05.2018 im „Stadtlabor“ (Erdgeschoss) bringen fünf Kuratorinnen der TU Dortmund (Masterstudiengang Kulturanalyse und Kultur) unter Leitung von Dr. Michaela Haibl fünf Objekte aus der Sammlung der TU mit 15 ausgewählten Objekten der Dauerausstellung im Haus in einen visuellen und wissenschaftlichen Zusammenhang.

Diese sind mit einem grünen Klebestreifen und Bodenbeschriftung gekennzeichnet.

Die fünf Objekte:

Bei den Objekten handelt es sich um ein Paradekissen (Kuratorin: Linda-Katharina Oetjen), ein Paar Turnschuhe (Kuratorin: Jessica Russ), Perlonstrümpfe ( Kuratorin: Laura Wohlbold), die vietnamesische Nationaltracht Áo Dài (Kuratorin: Katharina Armbrecht) sowie eine Damenunterhose um 1900 (Daniela Sunderhaus).

Die Studierende widmeten sich der Verbindung von Dingen, Material und Bedeutung.

Grundlage dabei bildeten aktuelle Forschungen zum „Material Turn“. Diese Forschungsperspektive richtet sich auf die Materialität und Präsenz von Dingen im historischen Kontext. Es lassen sich dabei die verschiedenste, auf den ersten Blick nicht zu erkennende Verknüpfungen herstellen. Welche Geschichte erzählen die Objekte etwa durch ihr Material, Herkunft, Herstellungsart und ihre Verwendung?

Die Besucher können sich auf die Suche machen und sich anhand eines Spiralblocks mit Grundrissen, Bildern und Texten den Objekten mit dem Fokus auf ihre Materialität und Bedeutungen nähern.

Bringen verschiedene Stücke aus der Sammlung in Zusammenhang (v.l.n.r.) Jessica Russ, Laura Wohlbold, Katharina Armbrecht, Linda-Katharina Oetjen, Daniela Sunderhaus (alle TU Dortmund) sowie Dr. Michaela Haibl (Institut für Kunst und Materielle Kultur TU Dortmund) und Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK).
Bringen verschiedene Stücke aus der Sammlung in Zusammenhang (v.l.n.r.) Jessica Russ, Laura Wohlbold, Katharina Armbrecht, Linda-Katharina Oetjen, Daniela Sunderhaus (alle TU Dortmund) sowie Dr. Michaela Haibl (Institut für Kunst und Materielle Kultur TU Dortmund) und Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK).

Anhand der „Perlonstrümpfe“ will ich hier nur zwei „Verknüpfungen“ mit Objekten der Dauerausstellung als Beispiel erwähnen. Neben vielen andren Dingen ist dort ist der sogenannte „Kaiserbecher“ zu sehen. Der damalige Kaiser Wilhelm II. (1859-1914) hatte aus diesem Pokal anlässlich der Einweihung des Dortmunder Hafens im Jahr 1899 getrunken. Für den speziellen Bechers wurde neben glänzendem Edelmetall auch Steinkohle verwendet. Dieses für das Ruhrgebiet charakteristische Material Steinkohle ist auch Grundlage für die Perlonstrümpfe.

Seit den 1920iger Jahren widmeten sich wiederum die ausgestellten Schönheits-Magazine den Beinen der Damen und den neuen Feinstrumpfhosen. Dort wurden unter anderem Wege zu schlanken Beinen und deren Pflege diskutiert. In Zeiten des Männermangels nach dem Ersten Weltkrieg war Schönheit und Selbstoptimierung für die Frauen ein probates Mittel, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten die neuen Perlonstrümpfe diese dann zur Geltung bringen.

Falls den Besuchern noch andere Verbindungspunkte auffallen, können sie diese auch auf einer Tafel im Stadtlabor im Erdgeschoss bei den fünf Objekte vermerken.

Die Ausstellungsschau wird am Freitag, den 01.02.2018 um 18:00 Uhr mit einem Vortrag von Prof. Dr. Monika Wagner (Hamburg) „Textilien in Kunst und Mode“ eröffnet.

Weitere Informationen, auch zum Begleitprogramm erhalten Sie unter:

Telefon: 02321/ 5025522




Aimé Mpane – Kraftvolle Kunst aus dem Kongo

Im Augenblick steht der Kontinent Afrika mit seiner innovativen und jungen Bevölkerung im künstlerischen Blickpunkt verschiedener Ausstellungen in Dortmund. So ist im Augenblick zum Beispiel die Schau „Afro-Tech and the Future of Re-Invention“ im Dortmunder U (HMKV) zu sehen.

Eine weitere Facette eröffnet sich nun mit der Ausstellung „Ich habe vergessen zu träumen“ des im Kongo geborenen und in Brüssel lebenden Künstlers Aimé Mpane im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK). Diese ist vom 31. Oktober 2017 bis zum 04. März 2018 mit seinen vielschichtigen Bildern, Objekten und Installationen im dortigen Studio zu bestaunen.

Schon im Jahr 2012 wurden Arbeiten des Künstlers aus der Reihe „Kinshasa“ im MKK gezeigt. Seine farbenfrohen und ausdrucksstarken Arbeiten befassen sich mit dem Erbe des Kolonialismus in Afrika (speziell Kongo) und dessen Spuren. Den Titel „Ich habe vergessen zu träumen“ kann man, so der Leiter des MKK Dr. Jens Stöcker, auch zweideutig sehen. Es kann neben „vergessen“ die Bedeutung „verlernen zu träumen“ haben.

Das Erbe des Kolonialismus im Kongo ist Gegenstand der Arbeiten von Aimé Mpane.
Das Erbe des Kolonialismus im Kongo ist Gegenstand der Arbeiten von Aimé Mpane.

Thematisch geht es Aimé Mpane zudem um die Darstellung des komplexen Begriffs „Frieden“. Das „Problem“ des Kongos ist sein Reichtum an Bodenschätzen wie etwa Gold oder Kohle. Der Hinweis auf eine der vielen verschwiegenen Goldminen schon am Eingang der Ausstellung ist da deutlich. Daneben sind verschiedene in goldener Farbe auf einem Holzrelief zu sehende Zahlenflut. Sie verdeutlicht einerseits, wie viel Geld die Minenbesitzer im Laufe der Jahre gescheffelt haben, und wie viele Menschen durch die harte Arbeit in den Minen sterben mussten.

Im Zentrum des Raumes ist eine imposante Installation platziert, die Reichtum und Schönheit der afrikanischen Tierwelt, der Bedrohung durch Ausbeutung, Waffen oder fundamentalistischer Religion gegenüber stellt. Alles ist mit bunten Fäden miteinander verwoben. Die Wandbilder und diversen Objekt sind vorwiegend aus natürlichen Stoffen wie Holz angefertigt und von mehrdeutiger Symbolkraft.

Gesuchte Synonyme für den Begriff „Frieden“ werden in ihrer Fragilität und Realität plastisch vor Augen geführt. So sieht man beispielsweise über dem Synonym „Sicherheit“ einen Holzkopf, der eine löchrige, fragile Holzkonstruktion eines Ballons aufbläst. Mpane gelingt es, auch Brüche und Leid im Leben der verschiedenen Menschen im Kongo lebendig werden zu lassen.

Neben den negativen Folgen von Kolonisation, wie Ausbeutung oder Korruption und Terror, drücken die Werke auch viel Hoffnung, Mut, Stolz und Selbstbewusstsein der schwarz afrikanischen jungen Bevölkerung aus.




DADA – Freie Kunst heute

Die Dortmunder DADADO-Gruppe hat sich zum Ziel gemacht, die 1916 in Zürich gegründete Kunst- und Kultur-Bewegung DADA wieder bekannt und lebendig zu machen. So organisierten sie – zusammen mit dem Kulturbüro unserer Stadt, der Kulturmeile Nordstadt und anderen 2016 eine Prozession zum Grab von Richard Huelsenbeck und machten einige Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum von DADA. Diese Bewegung entstand mitten in den Kriegswirren des Ersten Weltkrieges und arbeitet mit Wortspielen und überraschenden Aktionen und Fisimatenten.

In diesem Jahr soll der 125. Geburtstag des einzigen deutschen Gründungsmitglieds von DADA in Zürich, der in Dortmund bei seinen Großeltern in Dortmund aufgewachsene Richard Huelsenbeck gedacht werden. Seine Urne wurde 1974 auf dem Dortmunder Südfriedhof beigesetzt. Dem Dadaisten Jürgen „Kalle“ Wiersch ist es zu verdanken, dass die Grabstätte noch heute erhalten ist. Er hatte auch speziell ein Gedicht verfasst: „Wir vermachen dir unser Huelsenherz“. Dieses „Herz“ ist noch erhalten und soll am 23.04.2017 um 15:00 Uhr erneut feierlich mit Musik und DADA-Texten reanimiert werden. Alle sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Mit der Unterstützung von Ensemble-Mitgliedern von schwarz/rot Atemgold 09 paradiert die TrauerLustGemeinde zum Grab des Künstlers.

In Kooperation mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte wird dann um 18:00 Uhr in der Rotunde des MKK eine Gedenkfeier zum 125. Geburtstag des Künstlers mit leckeren Vanilinem HuelsenG‘bäck, „wierschen“ Worten und dem Huelsenherz stattfinden.

Dieter Gawol (Kunstdomäne) von DADADO erklärte beim Pressegespräch: „DADA ist vor allem eine Bewegung, die besonders in schwierigen und bedrohlichen Zeiten den Menschen Auszeiten und Spaß bieten will.“

DADA ist aber nicht nur „spaßig“, sondern auch durchaus eine politisch gegen gesellschaftliche Konventionen gerichtete „Anti-Bewegung“. Gawol verriet, dass im nächsten Jahr diese politische Komponente mit einer Veranstaltung „DADA und Krieg“ Rechnung getragen werden soll. In heutigen Zeiten, wo viele Menschen das Gefühl haben, auf einem Pulverfass zu sitzen, ein sicherlich notwendiges Statement.

Weiter Informationen zum Sonntag, dem 23.04.2017 und anderen Veranstaltungen erhalten Sie unter dadado@gmx.eu




Drei Museen und ein Themenbereich

[fruitful_alert type=“alert-success“]Mahlzeit. Werksschänke der Hoesch Hüttenwerke AG, 1955. (Foto: © ThyssenKrupp Konzernarchiv/Hoesch-Archiv)[/fruitful_alert]

Eine interessante Museumskooperation von drei verschiedenen Dortmunder Museen findet zu dem Thema „Essen außer Haus. Vom Henkelmann zum Drehspieß“ statt. Das Ganze jeweils aus ihrem unterschiedlichen Blickwinkel gesehen.

Dabei macht das Hoesch-Museum am Sonntag, den 02.04.2017 um 11:00 Uhr in seinem Haus den Anfang. Die Versorgung außer Haus wurde zur Zeit der Industrialisierung ab 1850 mit der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeit für viele Menschen auch hier im Ruhrgebiet immer notwendiger. Michael Dückershoff (Leiter des Hoeschmuseums) erklärte: „Eine neun Personen starke Gruppe hat sich in intensiver Recherche mit der Versorgung der vielen Arbeiter und Angestellten des Hoesch-Unternehmens von damals bis heute beschäftigt. Es mussten am Ende des 19. Jahrhundert ja an die 40.000 hart arbeitende Menschen mit gehaltvoller Nahrung und Getränken versorgt werden.“

Vom Henkelmann zur Kantinen

Von zu hause wurde den Männern eine dünne einfache Suppe in einen blechernen Henkelmann mitgegeben oder vorbei gebracht. „Butterbrote mit Belag war für viele Familien oft zu teuer,“ so Dückershoff. Erst später wurden auch Butterbrote in der dafür vorgesehenen Butterbrotdose populär und für mehr Menschen erschwinglich.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann die erste Werkstattschenke, später in Werkstattschänke umbenannt. Zunächst gab es nur ein Gericht, ab 1960 dann eine Auswahlmöglichkeit unter vier Gerichten. Am 01. Oktober 1971 wurde die neue Kantine an der Oesterholzstraße eingeweiht. „Heute essen die verbliebenen 4.000 Menschen beim Hoesch-Unternehmen bei den internationalen Imbissbuden und Restaurants am nahe gelegenen Borsigplatz.

Getrunken wurden gegen den starken Wasserverlust damals gesüßter Tee, Sprudel oder Milch., aber auch Bier von den benachbarten Kiosken. Dückershoff verriet noch: „Es gab auch einen Weinkeller, wo man eine Flasche kaufen oder auch ein Glas trinken konnte. Dort wurden zudem wichtige geheime Gespräche, zum Beispiel vom Vorstand geführt. Diese zu verraten bedeutete den Verlust des Arbeitsplatzes.“

Die Besucher erwartet neben Gegenständen zum Thema, Fotos und Bilder auch Videofilme aus den verschieden Zeiten. Es gibt zudem noch lebende Zeitzeugen, die etwas aus ihrer eigenen Lebenserfahrung berichten können. Besucher können sich bei der Ausstellungseröffnung mit Pommes und Currywurst von der berühmtesten „Pommesbude“ am Borsigplatz versorgen lassen oder auch einen guten Wein trinken und eventuell eine gute Flasche kaufen.

Die Ausstellung im Hoesch-Museum endet am 09.07.2017.

Das Kochmuseum existiert noch

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt ihre Ausstellung zum Thema vom 23.04.2017 bis zum 01.10.2017. Isolde Parussel (Leiterin des Deutschen Kochmuseums) erläuterte: „Unsere Ausstellung als Präsentation des Deutschen Kochbuchmuseums zeigt die vor allem grundlegenden Trends und Veränderungen der Zeit nach 1900 und 1945 auf. Die verschiedenen Facetten des Essens außer Haus im historischen Kontext werden gezeigt. Wir wollen auch zeigen, dass es das Kochmuseum noch gibt.“

Die diversen Facetten sind auch die Klammer zwischen den drei Ausstellungen. Butterbrot, Kantinen-oder Schulessen ist da ebenso von Bedeutung wie die Restaurantbesuche, das schnelle Fastfood-Essen und das bestellen beim Lieferservice heutzutage. Die Besucherinnen und Besucher können auch selber von ihren Erfahrungen berichten und Objekte wie Fotos und andere Dinge gerne mitbringen.

Am Tag des Bieres, dem 23.04.2017, findet die Eröffnung einer kleineren, aber feinen Ausstellung zu dem Thema statt. Dr. Heinrich Tappe ((Leiter des Brauereimuseums) verriet: „Es geht vor allem um Essen und Trinken in der Speisegastronomie.“ Für das leibliche Wohl wird sicherlich auch gesorgt werden. Die Ausstellung im Brauerei-Museum geht bis zum 31.12.2017.




Die neuen Alten im Blickpunkt

Dem Lebensalltag und der Lebenszufriedenheit älterer Menschen in Europa hat sich die neue foto-ethnografische Ausstellung „Europas neue Alte“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vom 25.2 – 16.7.2017 gewidmet. Die Ausstellung kommt vom Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Fotografin Gabriele Kostas und Kulturanthropologin Dr. Irene Ziehe haben über anderthalb Jahre hinweg Menschen im Rentenalter ab 65+ unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und unterschiedlichen Lebensräumen aus 13 europäischen Ländern nach ihren Lebensumständen sowie ihrer Lebenszufriedenheit befragt und sie fotografisch festgehalten. Es wurde eigens ein Fragebogen konzipiert, wo die Befragten ihre Lebenszufriedenheit in einer Zufriedenheits-Kurve eingeben konnten. Sie sollte die jeweilige Zufriedenheit im Alter von 10 bis über 90 Jahren in zehn Jahresabschnitten eintragen, um Aufschluss über die Veränderungen ihres Empfindens der Zufriedenheit im Laufe ihres Lebens zu erhalten.Die insgesamt 27 Foto-Essays und Interviews dokumentieren in 147 Fotografien von Gabriele Kostas zeugen Eindrucksvoll und Ausdrucksstark von der Vitalität und Lebensfreude der unterschiedlichen Personen. Ihre individuellen Wünsch, Hoffnungen und Visionen stehen im Mittelpunkt. Sie sind so verschieden wie die Menschen. So arbeitet die 84-jährige Leila aus Georgien beispielsweise immer noch als Archäologin, und der Schwede Ingemar erfüllte sich seinen Traum von Freiheit als Rentner mit dem Kauf eines Motorrads.

Erstaunlich, dass man bei den befragten Personen oft eine „Armut der Bedürfnisse“ im positiven Sinne erkennen konnte. Die Menschen wissen genau, was sie noch wollen und kennen ihre Grenzen. „Wir können die vielfältige Lebenserfahrung der älteren Generation erkennen und sollten ihnen mit Respekt begegnen,“ so Kostas. Der Fotografin war bei ihrer Arbeit das Spiel mit Vordergrund und Hintergrund wichtig. Die Besucher haben Gelegenheit, den gleichen Fragebogen auszufüllen.

Zur Ausstellung gibt es wieder ein Begleitprogramm für Besucher:

5. März 2017 von 11 – 12.30 Uhr gibt es eine öffentliche Führung ( 3 Euro zzgl. 6 Euro, ermäßigt 3 Euro)

30. März 2017 /8. Juni 2017 ab 18 Uhr : Urban Sketching- Zeichnen in der Ausstellung mit Guido Wessel und den Dortmunder Urban Sketchers. Das Material wird nicht gestellt.

Nähere Infos dazu (0231) 4961164 oder info@artusdesign.de

Information über weitere Angebote im Begleitprogramm-unter (0231) 50-260 28 oder info@mkkstadtdo.de




Träume als Brücke für Menschen

Die Fotografin vor einer Stellwand mit Fotos von Flüchtlingen.

Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte ist vom 18.02 bis 26.03.2017 die Foto-Ausstellung „Vom Menschen zum Flüchtling  – vom Flüchtling zum Menschen“ zu sehen. Ausgerichtet ist sie vom Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes NRW.

Die politisch engagierte Dortmunder Fotojournalistin Cornelia Suhan hat ab Herbst 2016 innerhalb von vier Monaten 15 aus ihren Heimatländern Syrien,Libanon, Irak, Iran oder Eritrea geflüchtete Frauen und Männer porträtiert und nach ihren persönlichen Träumen gefragt. Es wird auf die Träume dieser Menschen eingegangen und ihnen ein Platz im Leben gegeben.

Es wurden von jedem der Flüchtlinge ein großformatiges schwarz-weiß Foto gemacht und einem farbigen Foto die Verwirklichung der Träume inszeniert. Das Ganze sehr Liebevoll und mit Respekt vor den Personen. Die Flüchtlinge konnten über die Texte frei entscheiden.

Schwarzweiß Fotos stehen für Klarheit, und die Träume sind farbig. „Die soziale Verortung macht den Menschen aus. Der Flüchtling verliert stückweise sein Mensch sein. Die Kontrolle über ihr Leben hatten sie verloren. Jetzt sollen die Flüchtlinge sich einmal stark fühlen,“ so Suhan.

Cornelia Suhan hat sich seit dem Krieg in Bosnien-Herzegowina für traumatisiert Opfer von sexualisierter Gewalt eingesetzt und war auch im Kongo. Mit dem von ihr initiierte Verein „Vive Zene e.V.-Frauen lebt“ und zwei psychosozialen Einrichtungen hat sie sich für kriegstraumatisierte Frauen engagierte. Sie Arbeitet auch am Aufbau eines Mädchenhauses „Mäggie“ für minderjährige weibliche Flüchtlinge in NRW mit, das im April des letzten Jahres eröffnet wurde.




Gabenbringer und andere Weihnachtswesen

Christkind, Weihnachtsmann oder Tomte? Spannende Geschichten können (v.l.n.r.) Daniela Brechensbauer (Leiterin Museumspädagogik MKK), Cathleen Tasler (Kuratorin) und Dr. Jens Stöcker (Museumsdirektor MKK) erzählen.
Christkind, Weihnachtsmann oder Tomte? Spannende Geschichten können (v.l.n.r.) Daniela Brechensbauer (Leiterin Museumspädagogik MKK), Cathleen Tasler (Kuratorin) und Dr. Jens Stöcker (Museumsdirektor MKK) erzählen.

Schon zum sechzehnten Mal ist vom 05.11.2016 bis zum 05.02.2017 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund eine Weihnachtsausstellung zu sehen. Das Thema in diesem Jahr ist „Morgen kommt der …?

Hier widmet sich das MKK mit der Kuratorin Cathleen Tasler den verschiedenen christlichen und heidnischen Gabenbringern, anderen Weihnachtswesen sowie ihren Begleitern.

In Deutschland sind ja vor allem das Christkind, der Nikolaus mit Knecht Ruprecht und der Weihnachtsmann bekannt. Diese Ausstellung gibt einen interessanten historischen Überblick über die internationalen Bräuche in Europa von Russland bis Spanien.

Der neue Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker zeigt sich von der Ausstellung angetan: „Mir gefällt vor allem, dass die Besucher praktisch wie von Objekt zu Objekt getragen werden.“

Die Kuratorin verriet vorab: „Wir haben mehr als 180 Objekte aus über 11 europäischen Ländern mit 12 Gabenbringern und verschiedenen Weihnachtswesen wie etwa die heilige Barbara, die schwedische Lichtgestalt Lucia oder dem Rotkehlchen (England) zusammengestellt.“

Die Ausstellung ist in sechs Abteilungen gegliedert:

1.Kulturgeschichte der Weihnachtwesen

2. Gabenbringer der katholischen und protestantischen Länder

3. Gabenbringer der orthodoxen Länder

4. Gabenbringer am 6. Januar, zum Beispiel die Heiligen Drei Könige in Spanien

5.Gabenbringer in Skandinavien mit ihren Trollen, Tomte oder dem Julbock

6. Die Begleiter der Gabenbringer: Das sind oft den Kindern angst einflößende Personen und Gestalten wie Knecht Ruprecht oder der in den Alpenländern Österreich und Schweiz bekannten „Krampus“ mit seiner gruseligen Maske.

Daneben gibt es auch noch einen Gabentisch hinter Vitrine zu bewundern und es werden zwei Filmdokumente zu den Begleitern der Gabenbringer gezeigt.

Es gibt viel zu entdecken und im Foyer vor dem Ausstellungsraum dürfen die Besucherinnen und Besucher auch selber weihnachtliche Dekoration basteln.

Unter der Leitung der Museumspädagogin Daniela Brechensbauer wurde auch in diesem Jahr wieder ein Begleitprogramm für Kitas, Schulklassen und für die ganze Familie zusammengestellt. Hier können gemeinsam zum Beispiel lustige Tomte (eine Art Wichtel oder Heinzelmann) gebastelt werden. Die Bastelwerkstatt für Jedermann findet am 04.12. und am 11.12.2016 von 15.00 bis 16.30 statt. 5 € Materialkosten (inkl. Eintritt) fallen an.

Am 10.12.2016 und 18.12. 2016 finden ab 16.00 zudem die Weihnachtslesungen mit Gedichten und Märchen mit Hans-Martin Stork (Sa) und Elisabeth Stark-Reding (So) statt. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen und Anmeldungen von Schulklassen entweder direkt im Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Hansastr. 3 , 44137 Dortmund oder unter www.mkk.dortmund.de




Tierische Ausstellung im MKK

Vögel, Insekten, Fische und sogar Pferde sind in der aktuellen Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen, doch sie sind etwas Besonderes. Alle Tiere sind aus Blech. Die Ausstellung „Mechanische Tierwelt“ ist bis zum 21. August im Studio zu sehen und präsntiert darüber hinaus auch Fotografien von Sebastian Köpcke und Volker Weinhold, denen auch die Sammlung der Blechtiere gehört.

Blechspielzeug ist ein klassisches Sammlungsthema. Dampfmaschine, Eisenbahn und Autos zeigen sehr gut die technische Entwicklung. Die Ausstellung präsentiert einen anderen Blickwinkel: Die Tierwelt. Hierbei war es Köpcke und Weinhold wichtig, die Artenvielfalt zu zeigen, die heimische Tierwelt genauso wie Exoten. Doch die beiden sind nicht nur Sammler, sondern auch Fotografen. So haben sie ihre Blechtiere so fotografiert, dass es so aussieht, als seien sie in ihrer natürlichen Umwelt. Doch von den Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung haben sie Abstand genommen.

Dazu gibt es einen Film, der die funktionstüchtigen Exponate in ihren charakteristischen Bewegungen zeigt. Die Ausstellung zeigt etwa 200 originale historische Blechtiere von 1900 bis Ende der 1970er Jahre. Sie stammen aus deutscher und internationaler Produktion.

Zur Ausstellung gibt es auch museumspädagogische Angebote. Kinder gehen mit ihrem Lieblingskuscheltier auf Safari. Dazu können sie einen Origamifrosch basteln, der sogar hüpfen kann. Dieses Angebot richtet sich an Kinder in Kitas und den ersten beiden Klassen der Grundschule. Aber auch für Erwachsene gibt es spezielle Führungen, die mehr auf die Hintergründe der Blechspielzeuge eingehen.

Für die Buchung der Programmangebote können Sie sich unter 0231 50 26028 oder unter info.mkk@stadtdo.de anmelden.




Erzählende Bilder

Für die Bilder von Rudi Meisel muss man sich Zeit nehmen. Denn viele Details laden zum Entdecken ein. Eine kleine Maggi-Flasche oder eine Zeitung auf einem Verkaufstisch. Darüber hinaus haben die Bilder auch etwas Nostalgisches, was durch das Schwarz-Weiß verstärkt wird. Meisels Bilder handeln vom alltäglichen Leben der Menschen in beiden Deutschlands. „Two Germanys“ nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit und es ist manchmal schwer zu sagen, ob ein Bild in West- oder Ostdeutschland entstanden ist. Die Ausstellung im Studio des MKK läuft vom 20. Februar bis zum 08. Mai 2016.

Die meisten Bilder entstanden zwischen den 70er und 80er Jahren. Sie zeigen zwei Länder, die sich in der Nachkriegszeit eingerichtet haben. Stammtische, Volksfeste, Biedermeiergemütlichkeit, Jugend prägen die Bilder von Meisel. Die hohe Kunst von Meisel ist es, als Fotograf unsichtbar zu bleiben. Staunen und beeindruckt sein, das sind die Kernthesen seiner Arbeiten. „Man muss neugierig wie ein Kind sein“, so der Fotograf, der für verschiedene Magazine wie GEO, Spiegel, TIME oder dem ZEITmagazin gearbeitet hat.

Eine weitere Besonderheit ist es, zwei Bildmotive in einem Bild zu verschmelzen. Beispielsweise in dem Bild aus Bonn 1983. Neben den Demonstranten am Bahnhof steht ein Bahnbeamter scheinbar entrückt, als ob in die Menschen um ihn herum nichts anhaben könnten.

Meisel geht unideologisch an seine Fotomotive. Er will weder Menschen bloßstellen, noch herablassend über sie urteilen. Das Elend in den Wohnquartieren gibt es in Ost und West und die Sorgen und Nöte sind für die Menschen in beiden Staaten ähnlich.

Das Faszinierende an diesen Street-Fotografien sind eben die Details: Die Mode der Jugendlichen aus den 80ern, die Autos, die Inneneinrichtungen. Ein Zeitsprung zurück in zwei Länder, die sich zwar ideologisch unterschieden, aber sich dennoch sehr ähnlich waren. „Es gab den gleichen Mief im Westen wie im Osten. Nur das der West-Mief ein paar Chromstreifen hatte“, fasst Meisel zusammen.




Gegensätze und Toleranz – aber wo bleiben die Konfessionsfreien?

Diese Smartphones hat man den Flüchtlingen nicht abgekommen, sie sind eher symbolischer Natur.
Diese Smartphones hat man den Flüchtlingen nicht abgekommen, sie sind eher symbolischer Natur.

Der dritte Themenschwerpunkt der Westfalenausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vom 07. Januar bis zum 28. Februar 2016 lautet „Gegensätze und Toleranz“. Hier geht es um Immigration und Emigration, Zwangsarbeit und religiöse Vielfalt. Auch wenn man zu Recht argumentieren könnte, Atheismus und Konfessionsfreiheit sind ja keine Religionen, dennoch haben sie Spuren hinterlassen.

Religion spielte in Westfalen schon immer eine Rolle. Nach 1815 kamen die protestantischen preußischen Beamten und Ende des 19. Jahrhunderts die katholischen Arbeiter aus dem heutigen Polen. So verwundert es nicht, dass beispielsweise viele neue katholische Kirchen vor allem im Ruhrgebiet gerade in dieser Zeit gebaut wurden.

Nach dem Zweiten Westkrieg kam mit den türkischen Einwanderen auch der Islam nach Westfalen und durch die globalen Flüchtlingsbewegungen und den offeneren Zugang zu Religionen haben auch der Hinduismus und der Buddhismus ihren Platz gefunden. Natürlich nicht zu vergessen, die jahrhundertealte Tradition des Judentums in Westfalen, das durch den Terror des Nationalsozialismus beinahe vernichtet worden wäre und durch die Emigration russischer Juden einen neuen Schub bekam.

Religionsfreiheit heißt aber auch immer Freiheit von Religion. Hier in Dortmund wurde eine der ersten freireligiösen Gemeinden (damals nannten sie sich noch „Deutschkatholiken) gegründet, deren Mitglieder sich auch bei der 1848er Revolution beteiligten. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Spektrum der „Dissidenten“ wie Nicht-Religiöse genannt wurden, breiter, es gab Freireligiöse, Freidenker und Monisten. Der Landesverband NRW des Humanistischen Verbands in Dortmund besitzt ein gutes Archiv, aus dem man sicherlich eine Vitrine hätte bestücken können.

Dennoch ist die Ausstellung auch für Nichtreligiöse sehenswert, denn die Geschichte der Zwangsarbeiter berührt immer noch. Die schiere Zahl der Lager, die allein schon in Dortmund waren, macht betroffen. Das Schicksal von entlassenen Zwangsarbeitern gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zeigt die Verachtung der Handlanger des NS-Regimes. Ebenso wie im Rombergpark in Dortmund wurden im Arnsberger Wald und Eversberg hunderte Zwangsarbeiter hingerichtet.

Doch nach Westfalen kamen nicht nur Menschen, sondern sie gingen auch. Sie verließen ihre Heimat und gingen vor allem in die USA. Heute gibt es dort noch acht „Westphalias“ sowie weitere Siedlungen, die nach Orten in Westfalen benannt sind.

Die Ausstellung schlägt auch eine Brücke zur Jetztzeit: Ein Behälter voller Smartphones und Handys zeigt, was für die Flüchtlinge von heute von lebenswichtiger Bedeutung ist. Auch eine Fotodokumentation zum „Train of hope“ macht deutlich, das Kommen und Gehen in der Geschichte von Westfalen immer noch ein Thema bleibt mit dem wir uns beschäftigen müssen.

Mehr Informationen über die Ausstellung finden Sie unter www.200JahreWestfalen.jetzt