Leicht, luftig, locker, Lehár

Lucian Krasznec als Graf René von Luxemburg als Karnevalskönig der Narren. (Foto: © Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Lucian Krasznec als Graf René von Luxemburg als Karnevalskönig der Narren. (Foto: © Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Bekömmlich wie ein Wiener Kaiserschmarrn präsentierte Regisseur Thomas Enzinger Lehárs Operette „Der Graf von Luxemburg“ bei der Premiere am 11. Januar 2014. Enzinger baute viele kleine komische Elemente in seine Inszenierung ein, wobei der Höhepunkt der Auftritt von Johanna Schoppa als Gräfin Stasa Kokozow war. Sie brachte mit ihrem Lied „Alles mit Ruhe genießen“ den Opernsaal zum mitsingen.

 

Worum geht es bei dieser Operette? Alter Mann mit Fürstentitel liebt junge Frau, die ihn aber nicht heiraten kann, weil sie eine Bürgerliche ist. Daher soll sie den verarmten Graf von Luxemburg heiraten und sich nach drei Monaten scheiden lassen. Der Graf bekommt 500.000 Francs und Angèle Didier (die junge Frau) wird in den Adelsstand befördert. Selbst bei der Eheschließung sehen sich die beiden nicht. Es kommt aber, wie es bei eine Operette halt kommt: Die beiden treffen sich und verlieben sich ineinander. Pech für Fürst Basil (dem alten Mann), den noch ein altes Eheversprechen mit Gräfin Stasa Kokozow einholt. So findet am Ende der Topf sein passendes Deckelchen.

 

Franz Lehár schrieb „Der Graf von Luxemburg“ 1909 als eine Art Nachfolger von „Die lustige Witwe“, die ein Riesenerfolg für den österreichisch-ungarischen Komponisten wurde. Es gibt ein paar Gemeinsamkeiten: Beide Operetten spielen in Paris und haben ein wichtiges slawisches Element (Graf Danilow in der „Witwe“ und Fürst Basil im „Grafen von Luxemburg“). Ansonsten siedelt das Stück in der Künstlerbohème der Jahrhundertwende. Das Leben ein einziger Karneval – die Künstler genießen und singen „Wir bummeln durchs Leben, was schert uns das Ziel“. Am Ende wird aber aus der Bohème die Bourgoisie.

 

Thomas Enzinger nahm einige kleine Veränderungen vor, die das Stück moderner wirken ließ. So führte er die Figur des Poeten (gespielt von Thomas Pohn) ein, der als Erzähler durch das Stück begleitet. So führt er beispielsweise die Hauptfiguren ein.

 

Zudem setzt der Regisseur auf starke Frauen: So ist die Angèle Didier keine Sängerin wie im Original, sondern eine erfolgreiche Modedesignerin, die zu ihrem beruflichen Erfolg noch einen Adelstitel für den gesellschaftlichen Erfolg braucht, um endlich ganz oben anzukommen. Dann aber funkt der kalten Geschäftsfrau die Liebe dazwischen. Auch beim zweiten Paar der Operette ist die Frau die treibende Kraft: Juliette Vermont ist als Muse des Malers Armand Brissard der treibende Faktor des doch eher zaudernden Künstlers. Wer beim dritten Paar Gräfin Stasa Kokozow und Fürst Basil Basilowitsch die Hosen anhat, wird schnell deutlich. Denn die Gräfin duldet keinen Widerspruch. Und so wird aus dem großmäuligen Basil schnell ein Pantoffelheld.

 

Ob Gentrifizierung von Stadtteilen schon 1909 ein Thema in Paris war? Ich weiß es nicht. Enzinger lässt die Handlung der Operette quasi im gleichen Raum stattfinden. War er im ersten Akt ein Künstleratelier, wurde er im zweiten Akt von Spekulanten gekauft und anscheinend von Angèle Didier angemietet, um dort eine Modenschau zu veranstalten. Im dritten Akt waren die Spekulanten wieder aktiv und verwandelten den Raum in die Empfangshalle eine Grand Hotels.

 

Bedauerlicherweise war Lucian Krasznec der Sänger des Grafen René von Luxemburg, etwas stimmlich angeschlagen, wie Opernintendant Jens-Daniel Herzog vor Beginn der Vorstellung bekannt gab. Zu Beginn sang Krasznec noch etwas vorsichtig, fand dann aber im Laufe des Stückes wieder Vertrauen in seine Stimme, die bis zum Ende durchhielt. Gewohnt souverän meisterte Julia Amos ihre Rolle der Angèle Didier, wie auch Fritz Steinbacher (Armand) und Mirella Hagen (Juliette). Fürst Basil war wieder eine Paraderolle für Kammersänger Hannes Brock. Hier konnte er seine humorvolle-ironische Seite, wie auch schon im Musical „Anatevka“, voll ausleben. Der Star war aber ohne Zweifel Johanna Schoppa, die im dritten Akt alle mitriss. Mit ihrer Persönlichkeit und Bühnenpräsenz war die Rolle der Gräfin Stasa Kokozow wie maßgeschneidert für Schoppa.

 

Für die Bühne und Kostüme war der Magdeburger Bühnenbildner Toto zuständig. Von den wunderschönen Kostümen profitierten neben den Sängerinnen und Sängern auch der Dortmunder Opernchor unter der Leitung von Granville Waker. Sie liefen mit farbenfrohen karnevalistischen Kostümen auf die Bühne. Das Künstleratelier im ersten Akt bot ebenfalls viel für das Auge. Überall hingen große Gemälde, die an ihrem Stil an die Avantgarde der Jahrhundertwende erinnerten. Im zweiten Akt konnte er in der Modenschau seine Kreativität freien Lauf lassen, während das Grand Hotel im dritten Akt sehr reduziert wirkte.

 

Zu einer Operette gehört natürlich auch Musik: Motonori Kobayashi leitete die Dortmund Philharmoniker ebenso leicht und heiter wie es sich für eine Operette gehört.




Im Dreivierteltakt ins neue Jahr

Standen beim Neujahrskonzert 2013 noch der nahe Abschied von Jac van Steen und Spanien im Mittelpunkt, wählte der neue Generalmusikdirektor Gabriel Feltz und die Dortmunder Philharmoniker Wien mit Walzern oder Polkas von Johann Strauß Jr., sowie die Operetten von Franz Lehár für 2014 als thematischen Hintergrund aus. Die festliche, in dunkelrot gehaltene Dekoration aus der Operettengala konnte in der Dortmunder Oper gleich wieder Verwendung finden.

 

Der Abend begann mit der Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai (1810 -1849). Nicolai war der „Urvater“ des sinfonischen Orchesters, wie Feltz dem Publikum erklärte.

Die Sopranistin Mirella Hagen glänzte mit ihrer klaren Stimme bei der Arie der Adele „Mein Herr Marquis“aus „Die Fledermaus“ von Johann Strauß Jr. Danach zeigten die Dortmunder Philharmoniker, das Märsche Lebensfreude vermitteln können. „Das hat schon fast etwas anti-militaristisches, bemerkte Feltz.

Es folgte die temperamentvolle und spritzige Pizzicato-Polka op. 335 von Strauß Jr.. Bei dem folgenden „Kaiserwalzer“ und dem Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Strauß Jr. machten der GMD und die die Philharmoniker die Faszination der Walzer und ihre verschiedenen Facetten deutlich. Mal schwungvoll spritzig, mal wienerisch melancholisch.

Julia Amos, die bald in der Operette „Der Graf von Luxemburg“ von Franz Lehár zu hören und bewundern sein wird, brachte gefühlvoll die Arie der Giuditta „Meine Lippen sie küssen so heiß“ aus Lehárs Operette „Giuditta“ auf die Bühne.

Danach folgte die rasante „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Strauß Jr.. Ein musikalischer Glanzpunkt war sicherlich auch die von dem badischen Tenor Daniel Ohlmann gesungene Arie des Prinzen Sou-Chong „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ von Franz Lehár.

Diese Arie wird vor allem mit dem legendären Richard Tauber in Verbindung gebracht, Da liegt die Messlatte schon hoch. Ohlmann stellte sich dieser Herausforderung.

 

Die Dortmunder Philharmoniker konnten ihr Können mit einigen Soloeinsätzen einzelner Instrumente beim „Perpetuum Mobile op. 257“ von Strauß Jr. Beweisen. Dass Gabriel Feltz nicht nur ein temperamentvoller Dirigent ist, sondern auch über eine gehörige Menge Humor verfügt, bewies er zum Ende dieser Nummer. Um das Ende herbeizuführen, versuchte er es zunächst mit Bestechung, dann sogar mit dem drohenden Einsatz einer Pistole. Selbst ein Zuschauer, der von Feltz den Dirigentenstab bekam, konnte die Musiker nicht zum Aufhören bewegen. Erst als Opernintendant Jens-Daniel Herzog sowie die Solisten auf die Bühne kamen und allen Besuchern ein „Frohes Neues Jahr“ wünschte, war die schnelle Polka beendet. Zum Schluss wurde zur Freude des Publikums der selten gespielte Strauß-Walzer „Rosen aus dem Süden“ op. 399 gespielt. Als krönende Zugabe gab es noch den „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß (Vater).

Ein gelungenes Neujahrskonzert und schwungvoller Beginn für ein hoffentlich gutes Jahr 2014!