Wäre Frauenpower die Lösung? – Lysis-Structure im Fletch Bizzel

Wäre das nicht eine schöne Vorstellung? 1914 hätten sich die Frauen in Deutschland, Russland, Frankreich, England, Österreich-Ungarn ihren Männern verweigert und hätten den Ersten Weltkrieg verhindert. So wie in der Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes.



Doch wir haben 2022, es tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Situation der Frauen in dieser Welt könnte nicht unterschiedlicher sein. In dem Stück „Lysis-Structure“ setzt Regisseurin Ayşe Kalmaz zwei Frauen aus unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Lebensentwürfen in einen gemeinsamen Kontext. Können Frauen aus Dortmund und Batman (südöstliche Türkei) für ein gemeinsames Ziel (Frieden!) einstehen? Die Situation für kurdische Frauen unterschiedet sich fundamental. Das macht Schauspielerin Pelda Bal schon gleich zu Beginn deutlich. Menschen werden verhaftet, getötet.

Das Grundproblem wird klar benannt: Alte Männer, die sich wie absolute Herrscher aufführen und ihre Untertanen wie Bauern in den Krieg schicken. Doch was hilft? Wie bei Aristophanes den Sex verweigern? Ohne Kinder, keine Soldaten, kein Krieg. Aber könnte dann die Menschheit nicht aussterben?

Die Besinnung auf das „weibliche Prinzip“ könnte die Lösung sein, doch was ist das genau? Letztendlich geht es ja nicht um das Geschlecht, sondern um Macht und Machtausübung. Und Macht kann korrumpieren, wie das Beispiel Patricia Schlesinger zeigt und Frauen sind auch nicht per se friedfertiger oder sozialer wie ein Blick nach Großbritannien (Margaret Thatcher) beweist.

Aber das Besondere bei „Lysis-Strcuture“ war das Zusammenspiel der beiden Schauspielerinnen. Sie waren zwar gleichzeitig auf der Bühne zu sehen, dennoch über 4000 km voneinander entfernt. Moderne Technik macht es möglich, dass die emotionalen und intensiven Dialoge zwischen Melanie Lüninghöner und Pelda Bal an beiden Orten gleichzeitig zu erleben waren.

Eine weitere Rolle spielte der Dortmunder Sprechchor, unterteilt in Männer- und Frauenchor, die mittels Videoprojektion als „Volk“ ihre Kommentare abgaben. Zudem gab es kurze Interviews mit kurdischen Frauen.

Ayşe Kalmaz kombinierte die beiden Texte von Aristophanes („Lysistrata“) und „Die Revolte der Frauen“ des türkischstämmigen Autors Nâzım Hikmet zu einer gelungenen Einheit, unterstützt von der sehr emotionalen Leistung beider Schauspielerinnen.

Am 14. Oktober 2022 um 20 Uhr haben die Dortmunder noch einmal die Chance, sich „Lysis-Structure“ im Fletch Bizzel anzuschauen, danach gibt es noch eine Aufführung in Köln.

www.fletch-bizzel.de




Lysis-Structure ein Stück, zwei Sprachen, zwei Orte

Am 02. September 2022 hat mit Lysis-Structure ein besonderes Stück Premiere im Fletch Bizzel. Denn in Dortmund und in Batman (Südosten der Türkei) wird das Stück gleichzeitig zu sehen sein. Zwei Sprachen (deutsch und kurdisch) sowie zwei Schauspielerinnen (Melanie Lüninghöner in Dortmund und Pelda Bal in Batman) treten gemeinsam in Beziehung. Die Premiere ist um 20 Uhr.



Wer die Zeiten von Kay Voges als Dortmunder Schauspielintendant erlebt hat, der kann sich womöglich an „Parallelwelten“ erinnern. Dieses Stück fand gleichzeitig in Dortmund in Berlin statt und die Schauspieler kommunizierten dank Glasfaser und Internet live miteinander.

Lysis-Structure setzt noch einen drauf, denn Regisseurin Ayşe Kalmaz und ihre Assistentin Zelal Angay inszenieren das Stück in zwei Sprachen. Für beide Schauspielerinnen eine Herausforderung, wie Melanie Lüninghöfer berichtete. Es muss mehr auf Körpersprache und Blickkontakt geachtet werden. Darüber hinaus gibt es eine weitere Herausforderung für die beiden: Was tun bei einer technischen Panne? Da das Stück nicht von A-Z durchgeprobt ist, können dann Improvisationselemente eingebaut werden.

Das Stück ist eine Melange von Aristophanes („Lysistrata“) und „Die Revolte der Frauen“ des türkischstämmigen Autors Hikmet Ran. In beiden Texten geht es um das Thema, dass Frauen sich gegen den Krieg der Männer stellen.

Doch es geht natürlich um die Frage, wie sähe eine Welt aus, in denen weibliche Prinzipien vorherrschend sind. Für Regisseurin Kalmaz geht es jedoch nicht um den Geschlechterkampf Mann gegen Frau, denn für sie hat jeder Mensch männliche und weibliche Prinzipien, die man auch in Frage stellen kann.

Premiere am 02. September 2022 um 20 Uhr, weiterer Termin am 14. Oktober 2022 um 20:00.

Infos www.fletch-bizzel.de