Multimediale Ausstellung mit Perspektivwechsel

Der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) auf der Ebene 3 im Dortmunder U zeigt vom 11.03.2023 bis zum 31.07.2023 in seinen Räumen die multimediale Ausstellung „We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show“. Die beiden hiesigen Künstler*innen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten haben innerhalb eines Jahres diese „begehbare Multimedia-Show“ künstlerisch entwickelt.



Sie geben der für unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wichtigen Bedeutung nichtmenschlicher Organismen (wie Bakterien, Polypen, Korallen, Pilze) durch ihre sieben Charaktere eine eigene Stimme.

Kooperation als Überlebensstrategie

Das große Thema ist hier Ökologie, Klima und die Anpassungsfähigkeit und Kraft durch Symbiosen. Die soziale Komponente wird hier deutlich. Nicht das oft von Charles Darwin einseitig beanspruchte und interpretierte „Überleben des Stärkeren“ hat die Welt sich weiterentwickelt, sondern die Kooperation verschiedener Organismen als Überlebensstrategie.

Key Visual der Ausstellung „Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we're gonna be alright and this is our show“, HMKV im Dortmunder U, 11. März 2023 – 30. Juli 2023. Bild: Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, „Micro”, 2023, (Pattern). Gestaltung: e o t. Berlin.
Key Visual der Ausstellung „Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show“, HMKV im Dortmunder U, 11. März 2023 – 30. Juli 2023. Bild: Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, „Micro”, 2023, (Pattern). Gestaltung: e o t. Berlin.

Mit ihren eindrucksvollen Video-Installationen, zum Thema passend mit bedruckten dünnen Fließstoff gestalteten Teppichböden, den großen Mikroorganismen (ummantelt von Fließstoff) und anderen Gegenständen lassen sie die besuchenden in eine spezielle Welt eintauchen. Zusätzlich kann man im Eingangsbereich einen Kopfhörer mit Fernbedienung als akustische Begleitung mitnehmen.

Wachstum und Vergangenheit

Als Charaktere spricht zum Beispiel die als Superorganismus bekannte Algenform „Azolla“ (Symbiose aus Farn und Cyanobakterium). Sie ist nicht nur in der Lage, sich rasant zu vermehren (grow, grow), sondern kann auch nach ihrem Absterben und Sedimentation im Meeresgrund sehr viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden. In einem Aquarium ist dieses „Maskottchen für die Technologien der CO2-Einsparung zu sehen.

Xtract erzählt von der Extraktion der Gesteine in der Vergangenheit. Die VR-Installation nimmt uns mit in die Zeit, als Kohle noch Biomasse war über ihre spätere Nutzung als Energielieferant (Aufklärung). Zur gleichen Zeit wurden die für Naturbewahrung eintretenden Hexen oder Hexenmeister verfolgt.

Pionea berichtet von den besonders anpassungsfähigen Pionierpflanzen zur Besiedlung noch vegetationsfreier Gebiete. Neophyten sind wiederum invasive Pflanzen, die sich mit Hilfe der Menschen in einem „nichtheimischen“ Bereich etabliert haben. Das „Heimische“ wird hier relativiert.

Extinct widmet sich den ausgestorbenen Arten und gedenkt ihren „unruhigen Geistern“. Die Vergänglichkeit als normaler Prozess, der zum Leben gehört.

Spekulative Zukunft

Symbiotechnica berichtet im Setting eines Gewächshauses, wo künstlich Orchideen reproduziert werden, die in der Natur eine Symbiose mit einem Pilz benötigen. Der Glaube an die technische Herstellbarkeit einer künstlichen Natur im Angesicht einer toxisch gewordenen Biosphäre wird hier zur Disposition gestellt.

Hydra generiert den Traum vom „ewigen Leben“ am Beispiel von der Symbiose von Polypen und Korallen. Dieser vielköpfige Korallenorganismus wird nur durch die sich unbegrenzt regenerierenden Zellen des Polypen „unsterblich“. Das System ist durch die Klimaveränderung gefährdet (z.B. Great Barrier Riff).

Micro erzählt von der Technosphäre sowie der zentralen Rolle der Symbiose für die Evolution. Es wird ein neuartigen Superorganismus imaginiert, der in enger Symbiose mit unseren technischen Geräten lebt. Bakterien, Mikroorganismen oder Pilze, die sich auf der glatten Oberfläche unserer Handys befinden, gehen eine Verbindung mit Schweiß und Strahlungswärme ein.

Ein Leseraum mit Stoff zu der Thematik lädt zum Verweilen und Stöbern ein.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 10.03.2023 um 19:00 Uhr vor Ort statt. Die Finissage mit Musik und Essen am 31.07.2023.

Nähere Informationen zu Öffnungszeiten, dem umfangreichen Begleitprogramm gibt es unter www.hmkv.de




Christoph Knecht gewinnt DEW21 Kunstpreis 2020

Der DEW21-Kunstpreis geht in diesem Jahr an den Düsseldorfer Künstler Christoph Knecht. Der Preis wurde gestern (Donnerstag) in festlichem Rahmen im Dortmunder U verliehen. Zugleich wurde das

Künstlerduo Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten mit dem Förderpreis für junge Künstler*innen ausgezeichnet. Ihre Arbeiten sowie die von 12 weiteren Kunstschaffenden, die für den DEW21 Kunstpreis 2020 nominiert waren, sind noch bis zum 4. Oktober auf Ebene 6 im Dortmunder U zu sehen: Fotografien, Installationen und Videobeiträge ebenso wie Klangskulpturen, Gemälde oder bildhauerischen Arbeiten.

Coronabedingt war die Veranstaltung zur Preisverleihung anders als gewohnt. Die BesucherInnen bekamen Nummern und durften auf dem gekennzeichneten Platz die Maske abnehmen. Denn Essen und Getränke wurden auch am Platz gereicht. Neben Dankesreden von Stefan Mühlhofer, der Geschäftsführende Direktor der Kulturbetriebe Dortmund und Heike Heim, der Vorstandsvorsitzenden der DEW21, hielt Wilko Austermann die Laudatio auf Joel Roters, dem Preisträger von 2019. Danach führte Peter Schmieder vom Künstlerhaus Dortmund durch die aktuelle Ausstellung. Die Verkündung der Preisträger übernahm Xenia von Poser (Leiterin Marketing und Kommunikation DEW21).

Beeindruckendes Bild "Europa"aus Kacheln von Christoph Knecht im Hintergrund (v.li.): Heike Heim (DEW21-Vorstandsvorsitzende), DEW21-Kunstpreisträger Christoph Knecht, DEW21-Förderpreisträger Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten sowie Xenia von Poser, Leiterin Marketing und Kommunikation DEW21. Foto: DEW21
Beeindruckendes Bild „Europa“aus Kacheln von Christoph Knecht im Hintergrund (v.li.): Heike Heim (DEW21-Vorstandsvorsitzende), DEW21-Kunstpreisträger Christoph Knecht, DEW21-Förderpreisträger Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten sowie Xenia von Poser, Leiterin Marketing und Kommunikation DEW21. Foto: DEW21

DEW21-Kunstpreisträger Christoph Knecht (Jahrgang 1983) erhielt die Auszeichnung für seine Serie „Europa“, eine riesige Wandarbeit. Sie besteht aus 1.800 Fliesen mit einem Gesamtmaß von ca. 450 x 880 cm. In „Europa“ setzt sich der Künstler mit der eigenen Kultur und Geschichte und dem Wandel durch aktuelle gesellschaftliche, kulturelle und politische Einflüsse auseinander.

Förderpreisträger*innen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten verbinden mit ihrer Installation „in the flood“ bildhauerische Momente mit musikalischer Inszenierung. Sie werfen ihre Installation aus Schwerlastregalen, Monitoren und Halogenlampen wie ein Bühnenbild in den Raum. Das Ergebnis ist ein eigenes Genre: die „Musicalinstallation“. In den Videos performen drei animierte Charaktere jeweils einen Song. Thematisch geht es zunächst um die für Verbraucher unsichtbaren Material- und Warenströme. Im letzten der drei Songs wird die Netzwerkstruktur der Logistik thematisiert und auf die Analogie zu einem Wurzel- und Pilzgeflecht als symbiotischem Untergrund für die Versorgung von Bäumen verwiesen.