Gibt es noch Bilder aus dem Untergrund?

 

Norman Behrendt zeigt Bilder der Graffitti-Szene und wagte sich tatsächlich in den Untergrund.
Norman Behrendt zeigt im der Ausstellung Bilder der Graffitti-Szene und wagte sich tatsächlich in den Untergrund.

Im Künstlerhaus Dortmund findet vom 03. bis zum 25. Mai die Ausstellung „Fex – Experimentelle Fotografie und Bilder aus dem Untergrund“ statt. 10 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland wurden von sieben Juroren ausgewählt und zeigen ihre Werke. Dabei ist mit „Untergrund“ wohl eher der soziologische Begriff des „Underground“ als Gegenstück der „Mainstream-Kultur“ gemeint.

 

Hannes Woidich, Mitglied im Künstlerhaus Dortmund, hat die Ausstellung organisiert. „Zu Beginn stand ein deutschlandweiter Wettbewerb, an dem sich rund 250 Künstlerinnen und Künstler beteiligt haben“, erzählte Woidich. „Davon hat die siebenköpfige Jury zehn Künstlerinnen und Künstler ausgewählt.“

 

Die Auswahl der Werke ist variantenreich, sie reicht von sehr experimenteller Herangehensweise wie bei Beat Brogie, der hunderte Bilder zu einem Stichwort wie beispielsweise „Serienmörder“ sammelt, sie übereinanderlegt und durch einen Algorithmus am Computer bearbeiten lässt, so dass sie zu einem Bild werden.

Mit Algorithmen hat auch die Arbeit von Melanie Vogel zu tun, denn sie stürzt sich auf die unvorhergesehenen Effekte der berechneten Algorithmen, die sogenannten „jitter“. Sie entstehen durch die instabile digitale Verbindung zweier Sender. Vogel vergrößert Fotos von Skype-Bildern und macht diese Störungen sichtbar, so löst sich die Illusion des direkten physischen Kontakts auf.

Mit ähnlichen Störungen arbeitet Petra Arnold, die mit einer Retro-Ästhetik arbeitet. Sie fotografiert mit einer analgen Kamera Bilder von einem analogen Fernseher und anonymisiert ihre Motive durch einen schwarzen Balken. Denn zu sehen sind Prostituierte.

 

Daneben gibt es auch noch einige dokumentarische Arbeiten. Norman Behrendt porträtiert die Graffitti-Szene, Tobias Kruse die Ausgestoßenen im Alten Busbahnhof in Tel Aviv. Back to the roots gilt für die Arbeiten von Eric Pawlitzky. Er fotografierte Orte des Ersten Weltkriegs in Polen und benutzte dabei eine Kamera, Baujahr 1895. Nicht genug damit, arbeitete er mit Cyanotypien. Diese ganz aus Blau- und Weißtönen bestehenden Bilder wirken wie Aquarelle oder alte Stiche.

 

Während der Ausstellung werden der Magazin Salon und das Buchlabor zu gast sein. Sie werden Fotobücher, Magazine und raritäten aus aller Welt präsentieren.

 

Die zehn Künstler, sie zu sehen sind: Petra Arnold, Norman Behrendt, Beat Brogle, Fred Hüning, Tobias Kruse, Petra Muhr, Eric Pawlitzky, Torsten Schuhmann, Sabine Springer und Melanie Vogel.

 

Eröffnet wird die Ausstellung am 02. Mai 2014 um 20 Uhr. Zur Eröffnung wird auch der Katalog „FEX – Bilder aus dem Untergrund“.

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

 




Zeichnungen nicht nur auf Papier

Eine Vase voller Ameisen von Evelyn Bracklow.
Eine Vase voller Ameisen von Evelyn Bracklow.

Acht Künstlerinnen und Künstler präsentieren unter dem Titel „drop me a line „ im Künstlerhaus Dortmund vom 08. März bis 13. April unterschiedliche Positionen zum Thema Zeichnen. Dabei geht es nicht nur um Zeichnen auf Papier, sondern auch auf anderen Materialien wie Porzellan oder Wände. Manche Zeichnungen gehen in die Dreidimensionalität oder knüpfen Netze im Internet.

 

In den Arbeiten „Der Garten zum Quadrat“ beschäftigt sich Juliane Laitzsch mit floralen Mustern der porzellanen Schaustücke der Sammlung der Pfalzgalerie Kaiserslautern. Deren Muster und Ornamente greift sie auf und entwickelt sie weiter.

 

Mit Porzellan beschäftigt sich auf Evelyn Bracklow. Sie bemalt gebrauchtes Geschirr mit winzigen Ameisen. So hat der Betrachter den Eindruck, als sei das Geschirr mit Ameisen übersät. Bracklow benutzt bewusst gebrauchtes Geschirr, das Gebrauchsspuren aufweist, um den Charakter des Benutztwordenseins zu verstärken.

 

Matthias Reinhold wagt in seinen Arbeiten den Sprung vom Realen zum Virtuellen. Seit 2007 arbeitet er an seinem Projekt „Ikonolog“ (www.ikonolog.de) und hat für das Künstlerhaus eine Wandseite „analog“ dargestellt. So kann der Betrachter anhand gespannter Fäden beziehungen zwischen Fotos/Grafiken/Zeichungen des Künstlers ziehen.

 

Eine spannende Bild-Text-Kombination zeigt Barbara Wrede. Sie präsentiert 52 Blätter eines dreimonatigen Aufenthalts in Salzwedel (Sachsen-Anhalt). Ihre Blätter haben ein speziellen und manchmal lakonischen Blick auf das Alltägliche in diesem Städtchen.

 

Wie Pop-Up-Bücher wirken die Werke von Stephanie Brysch. Sie arbeitet mit Papier und faltet und schneidet es. In ihren Arbeiten unter dem Titel „Nimm das Boot“ hat sie Comicbücher bearbeitet und kombiniert die vorhandenen Figuren neu.

 

Bei Karen Scheper hat es die Zeichnung vom Blatt in den dreidimensionalen Raum geschafft. Ihr Werk „kwatsch kwatsch“ verknüpft dreidimensionale Elemente mit Wandzeichnungen. Inspirationen findet die Künstlerin in der Sciencefiction von Philipp K. Dick oder Stanislaw Lem. Daneben beschäftigt sich Scheper mit mathematischen Gebilden wie Fraktalen oder der Mandelbrot-Menge.

 

Mit dem Thema Kolonialismus und Flüchtlingen aus Afrika beschäftigt sich Jürgen Eisenacher. Afrikaner wie Europäer werden in seinen großformatigen Werken als Deformierte gezeigt. So möchte der Künstler auf die Problematik hinweisen und eine Diskussion anregen. Eisenacher beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit dieser Thematik.

 

Die Bilder von John Franzen sind wie eine Meditation zu vergleichen. Franzen konzentriert sich auf das Nichts neben der Linie. Jede Linie ist ein Atemzug.

 

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler:

Evelyn Bracklow (www.laphilie.com)

Stephanie Brysch (www.stephanie-brysch.de)

Jürgen Eisenacher (www.juergeneisenacher.de)

John Franzen (www.johnfranzen.com)

Juliane Laitzsch (www.juliane-laitzsch.de)

Matthias Reinhold (www.ikonolog.de)

Karen Scheper (www.karenscheper.de)

Barbara Wrede (www.olompia.de)

Die Ausstellung „drop me a line“ wird am 07. März um 20 Uhr eröffnet und geht bis zum 13. April 2014. Die Öffnungszeiten des Küsterhauses Dortmund sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr).

 

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

www.kh-do.de




Kieler Monat im Künstlerhaus

Ute Diez, "Deine Gedanken gehören der Gemeinschaft", 2013, Lichtinstallation und Schriftzeichnung auf Wand.
Ute Diez, „Deine Gedanken gehören der Gemeinschaft“, 2013, Lichtinstallation und Schriftzeichnung auf Wand.

Fast einen Monat lang, vom 24. Januar bis zum 23. Februar 2014 zeigt das Künstlerhaus die Ausstellung „Im Kielwasser“. In einer Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Haus 8 e.V. in Kiel präsentieren 13 Künstler aus dem hohen Norden ihre Arbeiten in Dortmund. Danach werden Dortmunder Künstler in Kiel zu sehen sein. Ein kleiner Ausschnitt aus der Ausstellung.

 

Gleich zu Beginn der Ausstellung trifft der Besucher auf die Lichtinstallation „Deine Gedanken gehören der Gemeinschaft“. Aus der Ferne scheint es sich um eine Zeichnung zu handeln, geht man jedoch genauer hin wird ein Text erkennbar. Aus den kalligrafischen Zeichen ist einerseits eine Waschkaue oder einen Umkleidekabine samt künstlicher Heizung erkennbar, die Textgrundlage bildet Aristoteles‘ Gedanken über die Freundschaft.

 

Einige Künstler aus Kiel haben auch – naheliegenderweise – Werke mitgebracht, die maritime Themen zeigen. Wie beispielsweise die Installation „Gezeiten“ von Zuzana Hlinakova, deren geschnittene Findlinge wie bei Flut gerade mal eben sichtbar sind.

 

Ein riesiges Fernrohr hat Anka Landtau mitgebracht. Ihre Arbeit „Ein kleiner Matrose“ lädt den Besucher ein, durch das Fernrohr zu schauen, das ein wichtiges Instrument für die Seeleute ist. Gefährliche Klippen, andere Boote und natürlich das Ufer sind wichtige Marken im Leben eines Seemanns.

 

Nicht mit Kiel, aber mit Island beschäftigen sich die Tuschearbeiten von Elke Schweigart. Hier stehen die Landschaftsformen im Mittelpunkt, die stark abstrahiert sind und skizenhaften Charakter haben.

 

Tamer Serbay zeigt im Keller unter dem Titel „Moin, moin! Weg damit“ fluoreszierende „Brennelemente“. Künstlerisch wird so die Frage gestellt: Wohin mit dem Atommüll, der Jahrtausende weiterstrahlt.

Im Keller des Künstlerhauses ist eine Arbeit zu sehen, die beim Betrachter leichtes Frösteln hervorrufen könnte. Birgit Saupes „Laboratorium“ setzt sich mit einem Experiment auseinander, das 1940 in der Sowjetunion durchgeführt wurde. Die Blutzirkulation sowie die Herz- und Lungenfunktion eines verstorbenen Hundes sollte durch eine Maschine weiter aktiviert bleiben.

 

Eine „Tränenmelkmaschine“ konstruierte Anke Müffelmann. Ihrer Installation ging ein Traum voraus, in dem sie träumte, dass Frauen ihre Tränen „gemolken“ werden, um sie als Arznei für Männer zu benutzen. Sie beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der gesellschaftlichen Realität von tief sitzenden Rollenklischees.

 

Das immer drängender Problem der Umweltverschmutzung in Asien zeigt Kerstin Mempel. In ihrer Zeichnung „steam asian 1“ fahren zwei Asiaten auf einem Motorrad mit einem riesigen schwarzen Schornstein durch die Gegend.




Wie klingt Radioaktivität?

Ein Klangkokon von Denise Ritter.
Ein Klangkokon von Denise Ritter.

Die Ausstellung „mex21“ zeigt vom 30. November 2013 bis zum 12. Januar 2014 Positionen von Klangkünstlern. 21 neue und bekannte Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland zeigen ihre Positionen im Künstlerhaus Dortmund.

 

Radioaktivität klingt eigentlich nicht, sie strahlt nur. Doch wenn man einen Geigerzähler mit einem Glasobjekt und einem Lämpchen kombiniert, wie es Soichiro Mihara in seinem Objekt „bell“ getan hat, macht man Radioaktivität nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar. Denn in unserer Umgebung gibt es die natürliche Hintergrundstrahlung. Somit blinkt die Lampe und das Glöckchen bimmelt. Miharars Werk hat einen ernsten Hintergrund, denn es bezieht sich auf das Fukushima-Desaster.

 

Viel Zeit muss der Betrachter mitbringen bei „Novaya Zemlya“ von Thomas Köner. Das Werk aus eigenen Fotos sowie „Field Recordings“ aus „Novaya Zemlya“ einer künstlichen Weite dauert 40 Minuten. Hier verliert der Betrachter durch die meditative Komposition das Zeitgefühl.

 

Noch mehr Zeit mitbringen müssen die Besucher bei Phill Niblocks „Movement of People Working“. Niblock hat über Jahrzehnte die Dynamik körperlicher Arbeit dokumentiert und mit ausgedehnten Drones und weiteren akustischen Veränderungen kombiniert.

 

Ähnlich wie Köner beschäftigt sich auch Denise Ritter mit Field Recording. Sie hat die Geräusche des Ruhrgebiets anhand eines Mikrophons an ihrer Kleidung gesammelt. Diese Geräusche werden über Lautsprecher, die in Kokons eingewickelt sind, wiedergegeben. Hätte eine Raupe Ohren, würde sie in ihrem Kokon auch die Umgebungsgeräusche mitbekommen, bevor sie zum Schmetterling wird. Der Mensch reagiert vor seiner Geburt vermutlich auf die Umweltgeräusche.

Ritter kommt aus Saarbrücken und kommt zum Ergebnis: „Das Ruhrgebiet ist viel lauter als Saarbrücken.“

 

Das Werk „TACET“ von Ulla Rauter ist ungewöhnlich für eine Soundausstellung, denn der Schriftzug „TACET“ leuchtet nur dann, wenn Stille herrscht. „Tacet“ ist eine Spielanleitung für Musiker, besser gesagt, eine Nicht-Spielanleitung. Es heißt übersetzt „Er/sie schweigt.“ Ohne die Stille wertzuschätzen, kann man auch den Klang nicht wertschätzen.

 

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Terry Fox, Olaf Hochherz, Rolf Julius, Thomas Köner, Soichiro Mihara, Phill Niblock, Ulla Rauter, Denise Ritter, Kathy Scheuring / Georg Reil, Ralf Schreiber, Anke Schulte-Steinberg und Florian Zeeh.

 

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Künstlerhauses Dortmund und mex – Gesellschaft für intermediale und experimentale Musikprojekte.

 

Passend dazu gibt es ein Konzert im Künstlerhaus am 30.11. 2013 mit Sam Ashley (USA), Pascal Battus / Alfredo Costa Monteiro (F/E) und Gert-Jan Prins (NL). Der Eintritt kostet 8 €.

 

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses (Sunderweg 1) sind Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr.

Der Stillemelder "TACET" von Ulla Rauter.
Der Stillemelder „TACET“ von Ulla Rauter.