Spannender Krimi im Umfeld des Gesundheitswesens

In ihrem neuesten Kriminalroman „Bad Business: Deal mit dem Tod“ hat sich die Autorin Lucie Flebbe ein brandaktuelles Thema als Plot vorgenommen. Es geht unter anderem um die Auswüchse von profitorientierten Privatisierungs- und Effizienzwahn im Gesundheitssektor.



Im Zentrum des Krimiplots steht Mieke Jentsch. Schon länger als stellvertretende Klinikverantwortliche tätig, begeht plötzlich ihr Vorgesetzter vorgeblich Suizid. Sie rückt in die Chefposition auf und wird mit einem gewissen Druck von außen beauftragt, Rehakliniken der Rentenversicherung an einen privaten Medizinkonzern zu verkaufen. Nach und nach kommen ihr nicht nur Zweifel an den Suizid, sondern auch an dem Verkaufskonzept. Mehrere Anschläge auf sie machen ihr klar. Sie ist längst zu einer Schachfigur in einem tödlichen Spiel geworden…

Flebbe überzeugt wieder mit einem packenden und in seiner Deutlichkeit teils schockierend emotionalen Story. Mit ihrer lässigen Erzählweise und schonungslosen Direktheit wird nicht nur der enormen Kostendruck (unter dem alle Beteiligten stehen) für die Leserinnen und Leser plastisch vor Augen geführt. In diesem Roman gibt es im Grunde keine Nebenrollen. Stattdessen zeigt Flebbe starke Frauenfiguren, vielschichtige Charaktere, die in komplexen Beziehungen zueinanderstehen. Eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt noch Mo (Moritz) Blümel, bei dem Mieke an einem Führungskräfte-Coaching auf seiner Pferdranch teilnimmt.

Ein ständiger Perspektivwechsel zu den beteiligten verschiedenen Frauenfiguren und Mo erlaubt den Lesenden einen tiefen intimen Einblick in die verschiedenen Persönlichkeiten und ihre Hintergründe.

Jedes neue Kapitel des Buches ist mit den Vornamen (Kurzform) der jeweiligen Person aus deren Perspektive die Handlung dann gesehen wird, versehen. Deren Gedanken, Geheimnisse und emotionalen Zustände werden aus ihrer Sicht langsam und detailliert verdeutlicht. Am Anfang bedarf es etwas Konzentration, bei den vielen Wechsel die Übersicht zu behalten. Nach und nach werden die Zusammenhänge klarer und der Spannungsbogen steigt stetig Dramatisch- rasante und überraschende Momente führen zu einem furiosen Ende mit kleinem Überraschungseffekt.

Die teilweise genaue Beschreibung von brutalen Handlungen dürften für sehr empfindsame Menschen nicht so als Lesestoff geeignet sein.

Gewalt gegen Frauen, Flüchtlingsdrama, vor allem auch die Folgen der Privatisierung im Gesundheitssektor, wie Einsparungen beim Personal, Hygiene, beim Essen, schlechte Bezahlung usw. werden ungeschönt dargestellt.

Lucie Flebbe: Bad Business. Deal mit dem Tod 
Kriminalroman: 432 Seiten
Köln: Grafit in der Emons Verlag GmbH 2024
Originalausgabe: ISBN 978-3-98659-018-5
€ (D) 15.00 € (A) 15.50




Die Letzten ihrer Art

Völkel recherchiert im Milieu der Tiermafia. (Cover: © Lychatz Verlag)
Ex-Kommissar Völkel recherchiert im Milieu der Tiermafia. (Cover: © Lychatz Verlag)

In seinem neuesten Kriminalroman „Angonoka“ mit dem pensionierten Hauptkommissar Bernhard Völkel als Protagonisten widmet sich der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann dem kriminellen Handel mit von aussterbenden bedrohter Tierarten. „Angonoka“ ist übrigens eine in Madagaskar beheimatete seltene Schnabelbrustschildkröte. In diesem vierten Krimi mit Völkel wird der pensionierte Hauptkommissar genau mit dieser Thematik konfrontiert.

Am Waldrand von Kurl wird ein ein unbekannter Mann erschlagen aufgefunden. In seiner Nähe wird eine seltsame Schildkröte entdeckt und dem ehemaligen Kollegen Völkel übergeben. Der will sich aus der Mordgeschichte heraus halten und fragt nicht nach Hintergründen.
Es stellt sich heraus, dass sich hinter dem Tier ein unglaubliches Geheimnis verbirgt, dessen Spur bis nach Madagaskar reicht. Erst als er auf einer Tiermesse eine Frau kennen lernt, die viele Kenntnisse über geschützte und vom Aussterben bedrohter Tierarten hat, kommt er der Lösung des Geheimnisses auf die Spur.

Schon durch die letzten Kriminalromane ist bekannt, dass Völkel in seinem Privatleben ein Tierfreund ist und und wie der Autor gerne den Dortmunder Zoo besucht. Seine guten Kontakte zu Frank Brandstätter, dem Direktor des Zoos, macht sich Peuckmann für sein neues Buch zunutze. So gibt ihm der Zoodirektor wichtige Informationen über die seltene Schildkrötenart und steht hilfreich zur Seite.

Der Autor zeichnet anschaulich ein Bild von den Machenschaften der Tiermafia sowie der Charaktere derjenigen, die diese Tier als „besonderes Haustier“ kaufen. Dabei spielt Habgier, ein erschreckender Mangel an Empathie und kurzsichtige Gedankenlosigkeit eine Rolle.

Als kleinen Gegenpol baut Autor aber eine zarte Liebesgeschichte in seinen Krimi ein. Wie oft bei Peuckmann dürfen auch einige Hinweise auf seinen Lieblingsverein Borussia Dortmund nicht fehlen. Als kleinen Gag des Autors erzählt Völkel in dem Krimi, wie er gerade den Roman „Die Schattenboxer“ von Peuckmann liest. Darin geht es um die Geschichte einer bekannten Boxer-Familie aus Bergkamen im Ost-West-Konflikt der Nachkriegszeit.

Die 237 Seiten des Kriminalromans lesen sich leicht und spannend. Neben der Unterhaltung gibt es zudem Informationen und Hintergrundwissen zum Thema Tierhandel mit seltenen Tiere.
Bestenfalls regt es einige Menschen hoffentlich auch weiter zum Nachdenken über unser Verhältnis und Umgang mit uns und anderen Lebewesen als Teil der Natur.

„Angonoka“ ist im Lychatz Verlag erschienen und im Buchhandel für 9,95 Euro erhältlich.