Von lyrisch bis dramatisch – Die Cellistin Julia Hagen

Am 25. September 2024 eröffnete Julia Hagen die neue Spielzeit der „Jungen Wilden“ im Konzerthaus Dortmund. Die neuen „Jungen Wilden“ werden sich drei Spielzeiten lang in unterschiedlichen Besetzungen und Programmen präsentieren. Denn Anfang machte Julia Hagen mit der Pianistin Annika Treutler.

Denn Anfang machte Robert Schumanns, Fantasiestücke für Cello und Klavier op. 73. Obwohl die ursprüngliche Besetzung für Klarinette und Klavier gedacht war, wird die Cello-Version oft als besonders einfühlsam und innig empfunden, da das Cello durch seine Klangfarbe gut zur melancholischen und gefühlvollen Stimmung des Werks passt.

Julia Hagen begeisterte das Publikum im Konzerthaus Dortmund. (Foto: (c) Simon Pauly)
Julia Hagen begeisterte das Publikum im Konzerthaus Dortmund. (Foto: (c) Simon Pauly)

Einen Dialog zwischen Cello und Klavier schuf Ludwig van Beethovenmit seiner Sonate für Klavier und Violoncello Nr.3 in A-Dur. Die Sonate vermittelt einen optimistischen, kraftvollen Charakter, der typisch für Beethovens mittlere Schaffensphase ist, und verbindet lyrische Schönheit mit technischer Virtuosität. Julia Hagen und Annika Treutler schufen gemeinsam ein Klanggebilde, das im Finale zu einem energiegeladenen Ende führte.

Vielschichtiges Werk von Schostakowitsch

Nach der Pause ging es mit einem kleinen Stück weiter: Bohuslav Martinůs Variationen für Cello und Klavier über ein Thema von Rossini (1942) sind ein charmantes und lebendiges Werk, das humorvolle und virtuose Elemente verbindet. Die Komposition basiert auf einem Thema aus Rossinis Oper „Moses in Ägypten“, das Martinů mit seiner charakteristischen Leichtigkeit und Einfallsreichtum verarbeitet. Die rhythmischen Überraschungen wurden von den beiden Musikerinnen mit Bravour gemeistert.

Dmitri Schostakowitschs Sonate für Cello und Klavier in D-Moll, op. 40, aus dem Jahr 1934, ist ein emotional vielschichtiges Werk, das verschiedene Stile und Stimmungen miteinander verbindet. Sie gehört zu den frühen Werken des Komponisten und wurde während einer Zeit persönlicher und politischer Umbrüche geschrieben. Persönlich, weil sich seine Ehe mit Nina Varzar in einer Krise befand und politisch, weil Stalins Politik immer repressiver wurde.

Beeindruckend war vor allem der dritte Satz, das Largo. Eine tiefe, introspektive Elegie, die düstere und klagende Töne anschlägt. Diese Intensität wurde von Julia Hagen und Annika Treutler gut herausgearbeitet.

Als Zugabe spielten die beiden noch „Du bist die Ruh“ von Franz Schubert.

Julia Hagen begann im Alter von fünf Jahren mit dem Cellospiel und erhielt ihre Ausbildung bei namhaften Lehrern wie Heinrich Schiff und Jens Peter Maintz. Im Laufe ihrer Karriere trat sie mit renommierten Orchestern und bei großen Festivals auf. Ihre musikalische Interpretation reicht von klassischen Werken bis hin zu modernen Kompositionen, und sie ist eine begeisterte Kammermusikerin. Julia Hagen spielt auf einem wertvollen Cello von Francesco Ruggieri aus dem Jahr 1684.




Geheimnisse der Natur – Ema Nikolovska

Zusammen mit dem Pianisten Kunal Lahiry präsentierte am 22. März 2023 im Konzerthaus die Mezzosopranistin Ema Nikolovska ein beeindruckendes Repertoire an Liedern und Vokalisen, das von der Schubertschen Romantik bis zur zeitgenössischen Musik reichte.



Der erste Teil des Konzertes war hauptsächlich Franz Schubert und Aaron Copeland gewidmet.  „Twelve Poems of Emily Dickinson“ ist eine Sammlung von Liedern des amerikanischen Komponisten Aaron Copland, die auf Gedichten der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson basieren. Die Sammlung wurde erstmals im Jahr 1950 veröffentlicht.

Ema Nikolovska bot mit dem Pianisten Kunal Lahiry ein aufregendes Konzert. (Foto: (c) kaupo Kippas)

Copland hat in diesen Liedern die lyrische Sprache und Stimmung der Gedichte von Dickinson aufgegriffen und in musikalischer Form umgesetzt. Die Musik ist geprägt von klaren, einfachen Melodien und harmonischen Strukturen, die Dickinsons minimalistischem Stil entsprechen.

Die Natur stand in diesen Liedern – wie auch in den von Schubert – im Mittelpunkt. Aber auch Gefühle wie der Verlust und die Einsamkeit („Why do they shut me out of heaven?“) wurden von Ema Nikolovska pointiert gesungen.

Eine Besonderheit waren die „Fünf Melodien“ von Sergej Prokofiew. Eigentlich für Klavier und Violine komponiert, übernahm Ema Nikolovska die Stimme der Violine, aber als Vokalise. Typischerweise wird beim Vokalising eine einzige Silbe, wie „ah“ oder „oh“, auf verschiedene Weise wiederholt und variiert. In der Sowjetunion wurde diese Technik auch benutzt, um zensierte Texte zu umgehen und den Text zu „vokalisieren“. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Eduard Khil, der mit seiner vokalisierten Version von „Я очень рад, ведь я, наконец, возвращаюсь домой“ zu einem Internet-Phänomen wurde.

Von diesen Vokalise-Liedern gab es im zweiten Teil mehr. Verschiedene Komponist:innen haben derartige Lieder geschrieben, von Olivier Massiaen über Emily Doolittle bis Héloïse Werner. Sie alle forderten die stimmlichen Fähigkeiten von Ema Nikolovska, die zweimal sogar einen Holzblock als Schlaginstrument benutzen durfte.

Ema Nikolovska ist eine Mezzosopranistin aus Nordmazedonien, die in Deutschland lebt und arbeitet. Sie wurde 1992 in Skopje geboren und begann ihre musikalische Ausbildung an der Musikschule von Skopje. Später studierte sie Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und schloss ihr Studium im Jahr 2017 mit Auszeichnung ab.

Als Zugabe durften die Besucher:innen von Robert Schumann ›Mondnacht‹ aus »Liederkreis« 12 Gesänge von Joseph von Eichendorff op. 39 erleben.




Zeitinsel Gubaidulina – Orgel, Percussion und Klangerforschung

Es gibt sicherlich vieles, was die russische Komponistin Sofia Gubaidulina auszeichnet, aber eines davon ist die fast kindliche Suche nach Klängen und Klangfarben. Hierbei bietet natürlich die Orgel an, die durch ihre Klangmöglichkeiten ein unerschöpfliches Repertoire bietet und die Perkussionsinstrumente, deren Zahl riesig zu sein scheint. Vanessa Porter und ihre Schwester Jessica zeigten zusammen mit dem Organisten Lars Schwarze beim Freitagabendkonzert (03.02.23) im Konzerthaus der Zeitinsel Sofia Gubaidulina die Experimentierfreude der Komponistin.



Den beginn machte eine Eigenkomposition von Vanessa Porter, #1 (Hashtag 1). Das Stück wirkt sehr sphärisch, ruhig, glockenklar.

Jessica (links) und Vanessa Porter beim Late Night Konzert zur Zeitinsel Gubaidulina (Foto: (c) Petra Coddington)
Jessica (links) und Vanessa Porter beim Late Night Konzert zur Zeitinsel Gubaidulina (Foto: (c) Petra Coddington)

Beim ersten Werk von Gubaidulina „Detto I“ für Orgel und Schlagzeug prallen die Gegensätze aufeinander. Ruhige Passagen werden durch eine Art von Blitzgewitter unterbrochen und die dissonanten Partien hinterlassen beim Zuhören ein Gefühl von „hier stimmt etwas nicht“. Passen eigentlich für ein Gruselfilm oder Computerspiel mit ähnlichem Thema.

Ein technisches Stück von Robert Marino „Eight on 3 and Nine on 2“ zeigte die Fähigkeiten der beiden Schwestern auf den Toms und der Bassdrum. Nach einer weiteren Komposition von Porter, #5 (Hashtag 5), die ein wenig an „Drumming“ von Steve Reich angelehnt war, entführte uns Gubaidulina mit „Hell und Dunkel“ für Orgel erneut in ihre Klangwelten. Das Stück zeichnet sich durch seine expressiven Klänge und einen starken Kontrast zwischen den hellen und dunklen Klangfarben aus, die Lars Schwarze aus der Orgel des Konzerthauses zaubert.

Danach Bach, ja Johann Sebastian. Seine „Fantasie und Fuge in a-moll“ erklang diesmal nicht für Cembalo, sondern auf die Vibraphone, gespielt von den beiden Porter-Schwestern. Ein ungewöhnlicher Klang, der einen vielleicht auf eine Karibik-Insel verschlug.




Isata Kanneh-Mason – Emotionen in c-moll

Am 31. Januar 2023 präsentierte die Pianistin Isata Kanneh-Mason, eine der jungen Wilden, bezaubernde Klaviermusik im Konzerthaus. Romantik von Mendelssohn-Bartholdy, spätromantisches von Ernst von Dohnányi und ein modernes Stück der jamaikanischen Komponistin Eleanor Alberga.



Eleanor Albergas Musik schöpft sich aus den unendlichen Quellen von Klassik, Jazz und den Rhythmen ihrer Heimat Jamaika. Das ist beim Klavierquintett „Clouds“ nicht anders. Sehr rhythmisch spielt das Streichquartett im ersten Satz mit Kanneh-Mason zusammen. Der zweite Teil ist ruhiger, fast sphärisch ziehen die „Wolken“ daher, manche Glissandi spielt Kanneh-Mason im Klavierkasten, was einen Klang einer Harfe ähnelt. Der dritte Satz beginnt wieder wild, beruhigt sich aber wieder.

Am Anfang und Ende des Konzertes standen zwei Werke in c-moll. Den beginn machte Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das Klaviertrio Nr. 2 c-moll ist ein anspruchsvolles, dramatisches Werk, das seine virtuosen Fähigkeiten im Klavierspiel, seine Meisterschaft im Schreiben für Streicher und seine tiefe emotionale Intensität zeigt. Hier konnte Isata Kanneh-Mason ihre emotionale Spielweise gut unter Beweis stellen.

Das gleiche gilt für das Klavierquintett Nr. 1 von Ernst von Dohnányi. Die musikalische Sprache von Dohnányi ist eine Mischung aus klassischer Tradition und moderner Experimentierfreude. Seine Kompositionen sind melodisch reichhaltig und rhythmisch anspruchsvoll, während sie gleichzeitig eine dichte, expressiv-emotionale Atmosphäre schaffen.

Isata Kanneh-Mason wurde begleitet vom Maxwell Quartett, bestehend aus Colin Scobie (Violine), George Smith (Violine), Elliott Perks (Viola) und Duncan Strachan (Cello). Quartett und Solistin waren gut aufeinander abgestimmt und harmonisierten perfekt.




Wellen, Wald, Rachmaninow – ein Konzertabend mit Sir Simon Rattle

Am Donnerstag, dem 08. Dezember 2022, stand das Dortmunder Konzerthaus ganz im Zeichen von Sir Simon Rattle. Der berühmte Dirigent kam mit seinem London Symphony Orchestra und hatte Sibelius und Rachmaninow im Gepäck.



Wer an diesem Abend der Star war, konnte man am Applaus feststellen: Sir Simon Rattle hatte in Dortmund ein absolutes Heimspiel. Zudem konnte er sich auf seine Londoner Symphoniker verlassen, die ihren Chef nie im Stich ließen.

Das Erstaunliche an den ausgewählten Stücken war, dass die Werke des Finnen Sibelius und des Exil-Russen Rachmaninow allesamt in den USA uraufgeführt wurden.

Die Zeit vor der Pause gehörte den impressionistischen Klangwelten von Jean Sibelius. Die „Okeaniden“ handeln nicht von der finnischen Mythologie, sondern von der griechischen Antike. In der Musik spüren die Zuhörer*innen den spielerischen Wellengang, aber auch die Verlorenheit als kleine Insel im riesigen Meer. Natürlich gehört ein Sturm dazu, der für Dramatik in der Musik zuständig ist, bevor der Ozean sich wieder beruhigt.

Vom Wasser gehen wir in den Wald zu „Tapiola“. Hier dreht sich alles um einen mythischen nordfinnischen Waldgeist. Dazu wird die Musik geheimnisvoll, düster, bisweilen sogar gruselig. Auch wenn man die Tiere im Wald zu hören glaubt, scheint irgendetwas im Wald herumzuschleichen, was man besser nicht zu Gesicht bekommen sollte. Hier schaffen es die London Symphoniker mit Sir Simon Rattle diese dunkle Atmosphäre gekonnt umzusetzen.  

Die dritte Sinfonie von Rachmaninow enthält eine gehörige Portion russischer Heimat. 1936 uraufgeführt, enthält sie keine Spuren des populär gewordenen Jazz, der auch in die klassische Musik Einzug hielt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die damaligen Kritiker die Sinfonie als „steril“ empfanden. Was sie aber in meinen Augen keinesfalls ist. Sie besitzt eine große Portion Melancholie eines Menschen, der im Exil leben muss. Die Musik ist und bleibt hochromantisch.

Danach war das Konzert aber nicht zu Ende, denn Sir Simon Rattle ließ noch eine Zugabe von Dvořák spielen. Dirigent und Orchester wurden verdientermaßen mit Standing Ovations belohnt.




5×5 – Projekt zum 25. Geburtstag des Dortmunder Konzerthauses 2027

Unterstützt von der Kulturstiftung unserer Stadt und unter der Schirmherrschaft des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst ist unter dem Engagement des Gründungsintendanten und Kulturstiftungsvorstand Ulrich Andreas Vogt sowie dem aktuellen Intendanten des Dortmunder Konzerthauses Dr. Raphael von Hoensbroech ein spezielles Projekt in Gang gesetzt worden.



Viele Menschen kennen sicher das große Triptychon für das Komponistenfoyer und die bisher zehn eindrucksvollen Porträts bekannter Persönlichkeiten, so etwa die Geigerin Anne-Sophie Mutter, Leonard Bernstein, Paul Bernhard und andere von ihren Besuchen im Konzerthaus. Sie sind das Werk des Hausmalers Oliver Jordan.

Gerade erst wurde das 20-jährige Bestehen des Hauses gefeiert. Im letzten Jahr entstand die Idee für das Projekt „5 mal 5“. Dr. Raphael von Hoensbroech erklärte beim Pressegespräch, dass da noch etwas nicht vollendet war. Es sollen nun bis 2027, also in 5 Jahren 5 neue Porträts durch den Hausmaler entstehen und ihren Platz im Konzerthaus finden. Es geht um Persönlichkeiten, die für das stehen, was das Konzerthaus in der heutigen Zeit ausmacht und für die aktuelle Entwicklung steht.

Herr Vogt betonte, dass so Geschichte im Foyer erzählt werden. Nun will die Dortmunder Stadtgesellschaft mit „5 mal 5“ durchstarten.

Für das erste neue Porträt ist die international bekannte junge Dirigentin Mirga Gražynitė-Tyla (geb. 1986) vorgesehen.

Um seine eruptiven, mit hohem Risiko entwickelten Porträt-Gemälden erfolgreich bis zum Ende erfolgreich zu gestalten, muss er eine besondere Verbindung zu der Person aufbauen können. Er malt mit vielen Ölfarben-Schichtungen und Spachteltechnik. Inzwischen arbeitet er auch schon mal mit den Händen und Kohlefarbe. Die neuen Porträts werden wohl noch bunter werden.

Natürlich kostet so ein Projekt eine Menge Geld (im unteren sechsstelligen Bereich). Deshalb findet im Westfälischen Industrieclub der Startschuss für das Projekt mit einer Art Spendengala statt. Anmelden kann man sich dafür leider nicht mehr, aber zusätzlich soll es einen Spendenaufruf geben.




Gemeinsam Beethovens Neunte erarbeiten

Seit dieser Saison startet das neue Projekt des Konzerthauses
Dortmund: Die BE:Community. In Workshops und bei Veranstaltungen soll
gemeinsam musiziert werden. Der Kickoff war am 23. November 2019 im
Studio B der Stadt- und Landesbibliothek mit dem Berliner
Stegreif.orchester.

Mit diesem Projekt
wird Beethovens 9. Sinfonie mit ihrer Botschaft für Frieden und
Brüderlichkeit in neuem Zusammenhang auf die Konzerthaus-Bühne
gebracht: Das Berliner Stegreif.orchester erarbeitet in den nächsten
sechs Monaten gemeinsam mit Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern eine
eigene Komposition, die Beethovens Vision in Beziehung zu anderen,
auch in unserer Stadt gepflegten Musiktraditionen und -sprachen
setzt. Das junge Ensemble ist bekannt dafür, dass es stets ohne
Dirigenten auftritt, sich frei im Konzertsaal bewegt, auswendig
spielt und genreübergreifend improvisiert. So wird auch die
gemeinsame Aufführung mit allen Projektteilnehmern am 14. Mai 2020
im Konzerthaus Dortmund ein spannendes Konzertexperiment, das
Beethovens berühmte Neunte zu neuem Leben erweckt.

Der Leiter des Community Music Bereichs,Matthew Robinson (1.v.l.), Community Composer Pete Moser (4.v.l.) und das stegreif.orchester beim Kickoff.
Der Leiter des Community Music Bereichs,Matthew Robinson (1.v.l.), Community Composer Pete Moser (4.v.l.) und das stegreif.orchester beim Kickoff.

Teil des
BE:Community-Orchesters kann jeder werden, der ein Instrument spielt
oder bereits Erfahrungen als Sänger gesammelt hat. Ars tremonia war
beim Kickoff dabei. Hier wurden den Besuchern nicht nur spielerisch
verschiedene Rhythmen aus Beethovens Neunten beigebracht, sondern es
wurde auch gemeinsam gesungen und Singspiele veranstaltet. Den
Teilnehmern hat es sichtlich Spaß gemacht und so bleibt zu hoffen,
dass die Freude beim Mitmachen weiterhin groß bleibt.

Mit der Community
Music möchte der Intendant des Konzerthauses, Dr. Raphael von
Hoensbroech, Barrieren abbauen. Denn er hat erkannt, dass „die
Menschen aus der Brückstraße nicht ins Konzerthaus gehen und die
anderen gehen nicht in die Brückstraße“. „Musik überwindet
Grenzen“, so die Hoffnung des Intendanten.

Die weiteren Termine
der BE:Community sind:

14.12.2019 12-18 Uhr

15.12.2019 10-14 Uhr
jeweils im Orchesterzentrum NRW

28.03.2020 10-18 Uhr

29.03.2020 10-14 Uhr
im Konzerthaus Dortmund

12.05.2020 17-20 Uhr

13.05.2020 17-20 Uhr
Proben im Konzerthaus Dortmund

14.05.2020 13-19 Uhr
Proben im Konzerthaus Dortmund

14.05.2020 20 Uhr
BE:Community Konzert im Konzerthaus Dortmund

Zusätzliche
wöchentliche Workshops im Konzerthaus Dortmund finden ab dem 30.11.
2019 jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr statt.

Weitere Infos unter
www.konzerthaus-dortmund.de/communitymusic




Benedikt Stampa folgt dem Ruf von Baden-Baden

Der Geschäftsführer und Intendant des Konzerthauses Dortmund, Benedikt Stampa, verlässt ab der Spielzeit 2019/20 (1. Juni) seine erfolgreiche Wirkungsstätte in Richtung Baden-Baden. Er geht dann in gleicher Position an das dortige große Festspielhaus.

Kulturdezernent Jörg Stüdemann erklärte bei der Pressekonferenz am 30.01.2017: „Benedikt Stampa hat in bis jetzt über zwölf Jahren ein großartiges Programm konzipiert und ein wunderbares Team auf die Beine gestellt.“ Ein würdiger Nachfolger soll den nächsten zwei Monaten gefunden werden. „Das wird schwer werden,“ so Stüdemann. „Der für unsere Stadt traurige Verlust ist jedoch gleichzeitig eine Auszeichnung für die herausragende Arbeit von Stampa und seinem Team. Er hat viel für den guten Ruf des Dortmunder Konzerthauses getan.“

Der Ruf wurde nach schwierigem Anfang im Jahr 2005 hart erarbeitet. Der erreichte Qualitätsstandart und die gute Akustik im Konzerthaus habe sich herum gesprochen und die Anziehungskraft für Künstler sei gewachsen, führte der Kulturdezernent weiter aus.

Benedikt Stampa blickt zufrieden auf seine bisherige Zeit in Dortmund zurück.„Baden-Baden ist nun der nächste logische Schritt für mich,“ so Stampa. Ihn reizt zudem, dass die Oper im Festspielhaus Baden-Baden eine große Rolle spielt. Sein Ziel für das Konzerthaus Dortmund sei, das Haus Generationen fest für die Zukunft zu machen.

Jetzt schon müssen die Dortmunder beginnen, sich über den geeigneten Kandidaten oder die geeignete Kandidatin Gedanken zu machen.




Meister der Klangfarben

Auch wenn George Benjamin der Lieblingsschüler von Olivier Messiaen gewesen ist, ein französischer Komponist ist er dennoch nicht werden. Das wäre für den 1960 in London geborenen Komponisten, Dirigenten und Pianisten auch ziemlich ungewöhnlich. Das Konzerthaus Dortmund präsentierte Benjamin von 10. bis zum 12. März 2016 in einer dreitägigen Zeitinsel. Die Besucher erlebten in den drei Tagen aufregende neue Musik mit einer ganzen Fülle von unterschiedlichen Klangfarben.

Der erste Tag der Zeitinsel begann mit einem schönen Beispiel von Benjamins Klangmagie. In Purcells „Fantasia Nr. 7“ baute er eine Klarinette und eine Celesta ein. Vor allem der glockenartige Klang der Celesta sorgte für eine sphärische Klangfarbe in dem Werk aus der Barockzeit.

Danach wurden auch werke von Benjamin gespielt. „Flight“ aus dem Jahre 1979 machte die Flöte zu einem besonderen Soloinstrument. Benjamin schafft es in dem kleinen Werk der Flöte neben Dramatik auch einen Hauch von Mehrstimmigkeit zu verleihen. Ein großes Lob gebührt Julia Gallego für ihre Darbietung.
Die Viola oder Bratsche ist ein wenig das Stiefkind des Orchesters. Daher hat Benjamin mit „Viola, Viola“ (1997) ein mitreißendes Werk für dieses Instrument komponiert. Sehr schön gespielt von Méatrice Muthelet und Anna Puig Torné.

Zwischen den Stücken war Zeit für ein Gespräch. Marie Luise Maintz, die an den drei Tagen auch die Einführung gab, sprach mit Benjamin über seine Musik. Eine sehr informative Sache, zumal Benjamin auch über eine gute Portion britischen Humors verfügte.

Am zweiten Tag konnten die Besucher Benjamin zum ersten Mal auch als Dirigenten bewundern. Bachs Kanon und Fuge aus „Die Kunst der Fuge“ sowie Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ standen vor der Pause auf dem Programm. Der Höhepunkt des Abends war die konzertante Aufführung von „Into the Little Hill“, eine lyrische Erzählung in zwei Teilen aus dem Jahre 2006. Inhaltlich bezieht sich die Erzählung aus die Rattenfänger-Saga. Zu der Besonderheit, die Benjamin für sein Werk auszeichnet, gehört, dass die Erzählung von der Kontraaltistin Hilary Summers sowie von der Sopranistin Anu Komsi gesungen werden. Die beiden übernehmen natürlich unterschiedliche Rollen. Auch für sein 45-minütiges Werk benutzt Benjamin ungewöhnliche musikalische Klangfarben wie dem ungarischen Hackbrett, dem Zymbal.

Der dritte Tag gehörte der großen Oper von Benjamin „Written on Skin“, die er 2012 komponierte. Die halbszenische Aufführung über die Sage des Troubadours Guillaume de Cabestanh riss die Besucher am Samstagabend zu Begeisterungstürmen hin. In der Legende verführt de Cabestanh die Frau eines anderen Adligen. Dieser tötet de Cabestanh und gibt dessen Herz seiner Frau zu essen. Die wiederum stürzt sich zu Tode.

Bei Benjamins Librettisten Martin Crimp ist der Troubadour ein junger Maler, der dem Landesherrn, dem Protektor, ein Buch malen soll, in dem er und seine Frau Agnès als gütiges Herrscherpaar eine positive Rolle spielen sollen. Doch es stellt sich schnell heraus, dass der Protektor ein grausamer Mensch ist und Agnès, jung verheiratet, sich nach Liebe sehnt. So nimmt das Schicksal wie in der Sage ihren Lauf.

Ein großes Lob verdienten sich neben den Musikern des Mahler Chamber Orchestra sich die Sängerinnen und Sänger. Vor allem die drei Hauptfiguren Agnès (Barbara Hannigan), der Protector (Christopher Purves) und vor allem Countertenor TimMead (Junge).

Die Zeitinsel über George Benjamin war eine großartige Entdeckungsreise in die Welt der neuen Musik.




Das Pop-Abo geht in die 10. Runde

Seit 2006 gibt es diese Reihe: Singer-Songwriter im Klassikambiente des Konzerthauses oder kurz: Das Pop-Abo. Auch für die Spielzeit 15/16 hat sich Christian Lenzig wieder ein interessantes Programm ausgesucht aus etablierten Musikern und Neuentdeckungen. Der skandinavische Einschlag ist wieder spürbar.

Den Beginn macht die Gruppe „Calexico“ am 18.11.2015. Calexico macht schon seit über zwei Jahrzehnten Musik und mischen Rock mit mexikanischem Mariachi und Country-Sounds. Tex-Mex in Vollendung.

2016 geht es weiter mit Aurora. Am 05.02.2016 zeigt die norwegische Sängerin Aurora Asknes eine außergewöhnliche Show. Normalerweise macht sie ein sehr elektronisches Set mit Synthesizern, aber für das Konzerthaus wird es ein sehr akustisches Set spielen mit Stimme und Klavier. So werden ihre Fans sie wohl noch nicht gehört haben.

Ein Doppelkonzert gibt es am 27.02.2016. Wer der „special guest“ des Norwegers Daniel Norgren sein wird, ist noch nicht bekannt. Aber schon Norgren alleine wird mit seinem Südstaaten-Blues die Melancholie ins Konzerthaus locken. Norgren, die gleichzeitig Schlagzeug und Gitarre spielen kann, wird von einem Kontrabassisten begleitet.

Den Schlußpunkt setzt ein wiederholungstäter. „Get well soon“, die Band um Konstantin Gropper war bereits 2010 Teil des Pop-Abos. Zudem waren sie bereits im FZW oder beim Juicy Beats und haben daher eine gewissen Dortmund-Affinität. Die Musik ist eine Mischung zwischen krachendem Indie-Rock, opulenten Barock-Pop und einer Spur Progessive-Rock. Zu sehen und hören am 29.04.2016.

Mehr Informationen und Preise für das Abo sowie die einzelnen Konzerte auf der Seite des Konzerthauses Dortmund: http://konzerthaus-dortmund.de/de/programm/abonnements/215/