Lustvoll-gruseliges Konzert für junge Leute

Beim zweiten Konzert für junge Leute, „Hollywood Hits Mutprobe: Die Nacht des Horrors“, wurde das Dortmunder Konzerthaus am 28.10.2024 kurz vor Halloween zum „Horrorhaus“ umfunktioniert. Schüler*innen und zwei Lehrer*innen des Mallinckrodt-Gymnasiums Dortmund dekorierten den Saal stimmungsvoll mit gruseligen Elementen wie Skeletten, Särgen, Grabsteinen mit witzigen, ironischen Sprüchen und weiteren unheimlichen Details.

Die Dortmunder Philharmoniker, unter der einfühlsamen Leitung von GMD Gabriel Feltz, zeigten sich bestens aufgelegt und sorgten für eine effektvolle Symbiose von Musik und Bildschirmprojektionen. Die Moderation übernahm humorvoll Peter Saurbier, der auch als Sänger (u. a. mit „Thriller“ von Michael Jackson, arrangiert von Andres Reukauf) beeindruckte. Zudem war Saurbier für Regie und Konzept verantwortlich und produzierte Einspielfilme. Mit ihrer starken Stimme bereicherte Sängerin Sarah Gadinger die Aufführung und bewies eindrucksvoll, wie selbst aus dem friedlichen „Ave Maria“ ein Horrorerlebnis entstehen kann.

Grusel-Hits und schaurige Hollywood-Klänge

Neben einer Vielfalt an Hollywood-Horrorhits, komponiert von renommierten Künstlern wie Jerry Goldsmith („Thema aus Alien“) und Ray Parker Jr. („Ghostbusters Main Title“), erhielt das Publikum spannende Einblicke in die Entwicklung des Genres. Die Programmauswahl enthielt Werke von Hollywood-Größen wie John Williams, Jerry Goldsmith, Howard Shore, Danny Elfman und dem polnischen Komponisten Wojciech Kilar, die sich oft von spätromantischer Musik oder Kirchenmusik inspirieren ließen. Der Philharmonische Chor des Dortmunder Musikvereins, unter der Leitung von Granville Walker, beeindruckte dabei ebenfalls. Besonders eindrucksvoll war Goldsmiths verfremdete Klangwelt gregorianischer Choräle für „Das Omen“. Alfred Hitchcocks Hauptkomponist, Bernard Herrmann, verwendete avantgardistische Psycho-Klänge und Horror-Komödien wie die „Addams Family“ brachten Humor in das Genre, wodurch sich das Konzept „Horror kann auch Spaß machen“ durchsetzte.

Leka Hindenburg von den Dortmunder Philharmonikern macht auch eine gute Figur als Vampir. (Foto: (c) Sophia Hegewald)
Leka Hindenburg von den Dortmunder Philharmonikern macht auch eine gute Figur als Vampir. (Foto: (c) Sophia Hegewald)

Tänzer*innen der „The Michael Jackson Tribute Show“ unterstützten Peter Saurbier tatkräftig beim „Thriller“-Arrangement, während fantasievoll geschminkte und ausgestattete Statist*innen des Stadttheaters mit ihren schaurig-schwarzen Kostümen für wohlige Schauermomente sorgten. Besonders geheimnisvoll wirkte die moderne Musik des 20. Jahrhunderts in „Polymorphia“ von Krzysztof Penderecki, die für eine ungewöhnliche Besetzung mit 48 Streichern komponiert wurde.

Zum Abschluss des gelungenen Konzerts überraschte Sarah Gadinger in der Rolle der Tochter Wednesday aus dem Addams Family Musical mit einer weiteren eindrucksvollen Kostprobe ihres Könnens.




Crossover Concert um die Thematik Wasser

Wasser ist Leben und von besonderer Bedeutung für unsere Existenz. Ein einziger Tropfen davon kann viel bewegen. Im übertragenen Sinn auch in der Musik.



Das 3. Konzert für junge Leute in Dortmund setzte sich am 04.03.2024 unter dem Titel „A Drop of Water“ in einem „Crossover Concert“ auf unterschiedlicher Weise mit dem Thema Wasser (Aqua) auseinander.

Im hiesigen Konzerthaus spielte einerseits Musik aus verschiedenen Zeiten und Stilrichtungen eine Rolle, die mit Wasser in seinen unterschiedlichsten Zuständen zu tun haben. Die Dortmunder Philharmoniker, unter der temperamentvollen und emphatischen Leitung von Andrea Alessandini, machte mit einem Auszug aus der „Moldau“ von Smetana (1821-1884) einen passenden Anfang für das Konzert.

Die Schauspielerin Isa Weiß stellte sich als „Special Guest“ Aqua in einem aquamarinblauem Glitzerkostüm dar und zeigte mit jugendlicher Frische die wichtige Funktion von Wasser und dessen Bedrohung. Der Klimawandel, die Versiegelung vieler Flächen, die Verschmutzung durch Chemikalien und anderen Müll sowie die Vermarktung als Ware machen dem lebensnotwendigen und vielschichtigen Element zu schaffen .

Ein witziger Einfall war, dass „Aqua“ sich in ihren Pausen in einem kleinen aufgeblasenen „blauen Sitz-Bassin“ mit zwei Leuchtketten zurückziehen konnte.

Der Geologe und Hydrologe Dr. André Baumeister meldete sich mit interessanten wissenschaftlichen Videos von seinen jüngsten Exkursionen per Leinwand.

Das Repertoire umfasste vorwiegend Stücke aus dem 20. Jahrhundert. Das Spiel der Wellen und deren Bewegungen wurde dem Publikum durch Sergej Rachmaninow und Claude Debussy eindrucksvoll vor Augen geführt. Im Gegensatz dazu verdeutlichte Frank Bridges „The Sea: IV. Storm“ mit musikalischen Mitteln die unbändige Wildheit des Meeres bei Sturm und Blitz. Entstehungszeit: 1905 – 1911.

Stimmungsvoll modern kam Alexander Litvinovskys (*1962) „Les Grand Cahier: II. Les alertes“ aus dem Jahr 2015 daher. Sergej Prokofjews (Alexander Newski op. 78: V.: Die Schlacht auf dem Eis) eisig-frostig.

Das ungewöhnlichste Stück des Abends war sicherlich „Water Music“ von Daniel Schnyder (*1961). Das Musikstück  beschreibt Kolumbus auf seiner Reise durch den Atlantik und die Karibik. Zusätzlich erklang die Ouvertüre zu Georg Friedrich Händels (1685-1759) „Wassermusik“. Ein spannendes Crossover-Erlebnis. Das Konzert endete mit einem starken Medley aus „Pirates of the Caribbean“.

Die musikalischen Werke sollten für sich sprechen, und so wurde nichts weiter zu Komponisten und Entstehung erzählt.

Ein unterhaltsamer Abend für ein junges oder auch älteres Publikum, der Lust auf weitere musikalische Abenteuer mit den Dortmunder Philharmonikern macht.




Magisches Orchesterhörspiel um das Erwachsenwer

Unter dem Motto „Symphonic Adventure – Tarot“ stand beim 3. Konzert für junge Leute“ (19.06.2023) ein besonderes Orchesterhörspiel mit live Illustrationen von Artur Fast m Dortmunder Konzerthaus auf dem Programm.



Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Stefan Geiger (Dirigat) setzte die Musik der Komponisten Tobias Gröninger und Dominik zu der kraftvollen Erzählung einer Coming of Age Geschichte um den Häuptlingssohn Rodin und den eindrucksvollen Illustrationen sensibel um. Wenn nötig romantisch (etwa bei den Liebenden), oder dramatisch zugespitzt (z.B. Kampf mit dem eigenen Dämon).

Als interessanter Erzähler fungierte Gerhard Mohr als „Frau Luna“. Der Mond spielt auch in der Geschichte eine wichtige Rolle.

Anhand von 18 plus 4 gezogenen Tarot-Karten wird die Story auf eine magisch-gleichnishafte Art erzählt. Die verschiedenen Stationen der Reise von Rodin konnte das Publikum auf einer Tarotkarten-förmigen Leinwand verfolgt werden.

Beim Tarot werden unterbewusste Gefühle, Emotionen und Informationen in das Bewusstsein gerückt.

Zur Geschichte: Rodin, Sohn des Häuptlings eines Stammes, macht sich auf den weg gen Osten, um sein von Fischsterben und Ernteausfällen geplagte Dorf zu retten. Auf seinem Weg muss er sich einigen Prüfungen stellen sowie lernen, wachsen und reifen. Aus dem „unerfahrenen Narren“ wird ein Held,, der für das Wohl der Anderen kämpft.

Der Mythos Tarot wurde mit einer packenden Geschichte über das Erwachsenwerdens verbunden. Die Themen wie Umweltzerstörung, mit der Natur im Einklang Leben, Gerechtigkeit, Liebe, Tod, Macht und Gewalt betreffen uns alle wie auch der verantwortungsvolle Umgang mit wissenschaftlichem Fortschritt.




Eine informativ musikalisch-visuelle Reise

Das 2. Konzert für junge Leute unter dem Motto „Travel Concert Sea to Sky“ am 13.03.2023 im Dortmunder Konzerthaus schickte das Publikum auf eine ganz besondere Zeitreise durch die Entwicklung und Zukunft einer zerbrechlichen Welt. Sie führt von Mexiko (Pazifik) bis zur Arktis (Spitzbergen). Das fragile Ökosystem und das Klima dort (und nicht nur dort) werden stark vom Golfstrom beeinflusst.



Dr. André Baumeister, Geograf, Wissenschaftler und Expeditionsleiter in diese Regionen, hatte als Moderator viel über die lange erdgeschichtliche Entwicklung und klimatischen Veränderungen berichtet.

Außerdem ist er Gründer von FRAM Science Travel aus Bochum, das als Dienstleister und Entwickler wissenschaftlicher Expeditionen ein Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit sein möchte.

Er führte die Zuhörenden mit seinen Erzählungen anschaulich und informativ durch diesen Abend.

Die Projektionen auf der großen Leinwand zeigten eindrucksvolle Naturaufnahmen und Videos von Exkursionen. Ein passend ausgewähltes Musikprogramm der Dortmunder Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Olivia Lee-Gundermann untermalte das Visuelle stimmungsvoll.

Die Musikauswahl reichte von Arturo Márquez (Danzón No. 2) über Edvard Grieg (aus Holberg Suite op.40 oder „Peer Gynt“Suite Nr. 1 op. 46) bis Musik von Hans Zimmer (Suite für Orchester aus dem Film „Interstellar“) und John Powell („Ice Age 2“)

Arturo Castro Nogueras spielte mit viel Empathie auf seiner Gitarre (Nigel Westlakes: Suite für Gitarre und Orchester „Antarctica“).

Natürlich durfte auch die Musik von Antonio Vivaldi nicht fehlen. Das „Gewitter“ aus dem „Sommer“ der „Vier Jahreszeiten“ wurde als Arrangement für Orgel solo von Heinrich E. Grimm geboten.

Die Landschaft mit ihrer Fauna und Flora ist ein wertvolles Naturwunder, das es zu erhalten gilt. Dafür ist es in unserem Interesse, aktiv zu werden.

Es war eine interessante musikalische Reise dorthin, wo sich Himmel und die Erde berühren.




Konzerthaus im musikalisch-theatralen Bond-Fieber

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz (GMD) und Regisseurin Birgit Eckenweber für das 1. Konzert für junge Leute (2022/2023) am 26.09.2022 (Konzerthaus Dortmund) unter dem Motto „Hollywood Hits- 007“ etwas Besonderes einfallen lassen.



Neben zwölf Stücken aus den James Bond Filmen (Soundtracks), die von der Dortmunder Philharmoniker wunderbar einfühlsam instrumental interpretiert wurden, fand parallel dazu eine kleine „Dortmunder James Bond-Aufführung“ für das junge oder jung gebliebene Publikum statt.

Mit dabei waren Sängerin Isabel Pfefferkorn (als Honey Lane), Schauspielerin Isa Weiß als Agentin Alison MacKenzie, der auch aus dem Fernsehen bekannte Schauspieler Carl Bruchhäuser als James Bond-007 sowie Ekkehard Freye vom Schauspiel Dortmund (als Handlanger).

Die beiden Agenten waren, wie sie erklärten, in geheimer Mission in das Konzerthaus gekommen. Die Bürgermeisterin hatte beide beauftragt, verdeckt bei den Dortmunder Philharmonikern zu ermitteln. Der Florianturm sollte gesprengt werden! Unter dem Turm im Westfalenpark wurde ein wertvoller Schatz von Friedrich I. genannt Barbarossa gefunden, den ein Attentäter in seinen Besitz bringen will. Der Drahtzieher würde unter den Dortmunder Philharmonikern vermutet…

Isabel Pfefferkorn begeisterte mit ihrer Stimme, besonders bei Hits wie „For Your Eyes Only, Goldfinger, oder Writing‘ s on the Wall und passte sich gut in die theatrale Bildsprache des Geschehens ein.

Liebe und Eiversucht, geheimnisvolle Spannung und Humor mit einer Spur Ironie – alles wurde geboten. Der gerührte, aber nicht geschüttelte Martini durfte natürlich auch nicht fehlen. Berühmte Bond-Zitate wurden locker eingeflochten. Bruchhäuser genoss sichtlich seine Rolle.

Isa Weiß konnte auch ihr Gesangstalent bei „You Only Live Twice“ unter Beweis stellen.

Ekkehard Freye schien besonderes Vergnügen am Spiel zu haben. Der ganze Konzerthausraum wurde von den Beteiligten als Bühne benutzt.

Dirigent Gabriel Feltz ließ es sich nicht nehmen, aktiv bei der Story mit zu wirken. Ausgerechnet er war der Drahtzieher und es wurden ihm sogar Handschellen angelegt. Dabei konnte er sich den Hinweis, dass man das Geld aus dem Schatzraub gut für einen neuen Proberaum für das Orchester gebrauchen könnte, nicht verkneifen.

Für eine geheimnisvolle Atmosphäre sorgten zudem die geschickt eingesetzten Lichteffekte.

Das junge Publikum ging gut mit und am Ende gab es viel Applaus für alle Akteure.




Eine musikalische Reise zum Mittleren Osten

Das 2. Konzert für junge Leute entführte das Publikum am 22.1.2021 im Konzerthaus Dortmund unter dem Titel „Traveling through the Middle East“ in die Kultur des Mittleren Ostens.

Die Dortmunder Philharmoniker begab sich gemeinsam mit sieben Solist*innen des Babylon ORCHESTRA Berlin, der palästinensischen Sängerin und Komponistin Rasha Nahas sowie den Reiseblogger*innen Carolin Steig und Martin Merten (WE TRAVEL THE WORLD) in die arabischen Emirate, genauer gesagt: Dubai und Ras Al Khaimah.

Zunächst einmal trafen hier europäische zeitgenössische Musik und der des (urbanen) Nahen und Mittleren Ostens zusammen.

Wüstenromantik trifft auf knallharte Moderne: Dubai (Foto: © M.Hermsdorf / pixelio.de)
Wüstenromantik trifft auf knallharte Moderne: Dubai (Foto: © M.Hermsdorf / pixelio.de)

Dem aus insgesamt 15 Personen bestehenden Babylon ORCHESTRA aus verschiedenen Ländern (Syrien, Irak. Iran, Armenien, Frankreich, Italien u. a.) setzt sich für den Austausch zwischen den unterschiedlichen musikalischen Kulturen ein und damit für ein besseres Verständnis füreinander ein. Als „Reiseführerin“ und Moderatorin des Abends fungierte die Musikvermittlerin Andrea Hoever.

Der künstlerische Leiter und Arrangeur des Babylon ORCHESTRA Mischa Tangian brachte dem Publikum deren anders gestimmten Instrumente (iranische Violine, spezielle Zitter u. a.) näher und auf der großen Leinwand wurden zur Musik passende Bilder projiziert.

Rasha Nahhas überzeugte mit ihrer warmen und voluminösen Stimme. Die Songs musikalisch zwischen Rockabilly, Freejazz und Chanson drehen sich oft um den Konflikt in ihrem Heimatland und deren Folgen für die Menschen.

Die Dortmunder Philharmoniker trug klassisches mit Nikolai Rimski-Korsakows 1. Largo e maestoso aus der „Scheherazade op. 35 oder einen Auszug aus der Maurischen Rhapsodie (Engelbert Humperdinck) bei.

Ein starkes Zusammenspiel boten beide Orchester am Ende mit Isaac Albéniz (Arr. Mischa Tangian) aus der Suite espaňola op. 47 (Nr. 5 „Asturias“).

Die Reiseblogger Carolin und Martin erzählten zunächst etwas über sich und ihre Reisen nach Dubai und Ras Al Khaimah. Es folgte ein musikalisch begleiteter, auf Leinwand projizierter, Videoclip.

Es zeigte den Kontrast zwischen der grandiosen Wüsten, Gebirge mit ihrer Tierwelt und dem urban-glitzernden, auf immer mehr Luxus und Erlebnis-Touristen eingerichtetem Leben in Dubai. Dort zählen nur Superlativen wie zum Beispiel das größte Riesenrad, die längste Wasserrutsche und mehr.

Da bleiben zwiespältige Gefühle. Wie steht es in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Beispiel aus mit den Frauenrechten oder den Rechten für Homosexuelle? Auch bei der Behandlung von Arbeitsmigranten sieht es – ähnlich wie im benachbarten Katar – problematisch aus.

Musikalisch jedoch bot der Abend ein interessantes Zusammentreffen der unterschiedlichen Kulturen auf hohem Niveau.




Viktorianischer Flair im Dortmunder Konzerthaus

Unter dem Titel „Hollywood Hits – Enchanting.indeed!“ am 20.09.2021 erlebte das Publikum ein in der Tat zauberhaftes 1. Konzert für Leute in diesem Jahr.

Im Mittelpunkt standen hier die aus Streaming Diensten wie Netflix oder Kino-Filmen bekannten und auch beim jüngeren Menschen beliebte Serien wie etwa „Bridgerton“ und ähnliche, bei der die gesellschaftliche Situation im Viktorianischen Zeitalter (1837 -1901) thematisiert werden. Da wurden junge heiratswillige adelige Damen in die Society eingeführt, um entsprechende Männer kennenzulernen.

Romantisch ging es zu beim 1. Konzert für junge Leute. (Foto: © Michelle Piras)

Eine solche Veranstaltung wurde nun kurzerhand in den feierlich mit Kerzenständern und Kronleuchtern geschmückten Konzertsaal in unserer Stadt verortet.

Das Konzert war eine Mischung aus Musik, Tanz und Schauspiel. Die bestens aufgelegte Dortmunder Philharmoniker trat größtenteils stilecht mit Perücken auf. Selbst Dirigent Generalmusikdirektor Gabriel Feltz machte da keine Ausnahme.

Auf der erhobenen Chortribüne thronte als „Gastgeberin“ im feinen Reifrock Lady Whistleton (Andrea Hoever), die das geschehen auch per „Society Paper“ der geneigten Leserschaft feierlich und leicht ironisch näher brachte.

Sarah Honnen und Kokebnesh Lemma machten zu Anfang eine tänzerische Einführung. Zwischen der von ihrer adeligen Familie erwarteten standesgemäßen Heirat und Sehnsucht nach der „wahren Liebe“.

Es traten in ihren pastellfarbenen Ballkleidern an: Zwei unterschiedliche Schwestern: Die extrovertierte Susan (Nadja Karasjew) und die schon zum zweiten antretende Charlotte (Sabine Krack). Die schöne und kluge Jane (Gabriele Burkhardt) als starke Frau. Der angesehenste Junggeselle Austin, der neue Duke of Hastings (Alexander Sasanowitsch), der zunächst eigentlich gar nicht vorhat zu heiraten, muss erst nach und nach von Jane überzeugt werden.

Musikalisch begleitet wird das Geschehen einfühlsam von der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten. Ob zur Einführung klassisch mit der Sonate 10 in G-Dur, Andante von Jean Baptiste Barrière, Barock Henry Purcell (Rondeau aus Abdelazer Suite), den dramatisch oder sentimentalen Film und Serien-Musik etwa Benjamin Brittons (Four Sea Interludes from Peter Grimes – 2. Sunday Morning), Themen aus Stolz und Vorurteil, Downtown Abby, Bridgerton oder die bekannte Titanic-Suite. Eindrucksvoll war ein Violinensolo aus Tschaikowskys Schwanensee.

Voll Inbrunst wurde „Land of Hope and Glory“ (Edgar Elgar) intoniert und von Austen gesungen. Das Ganze auch mit einem kleinen ironischen Augenzwinkern.

Die Sängerin Bonita Niessen, eingeführt als letztjährige Ballkönigin, begeisterte das Publikum mit ihrer kraftvollen starken Stimme mit „Never Enough“ aus The greatest Showman 2017) und als Zugabe „Let it be love“ (Lady Antebellum).

Ein musikalisch und konzeptionell gelungener Abend, an dem die Dortmunder Philharmoniker samt Dirigent mit Einwürfen Humor bewiesen.




Groove Symphony in vier Jahreszeiten

Beim ersten Konzert für junge Leute erwarteten die Besucher die „Four seasons reloaded“ aus der Reihe der Groove Symphony. Ein Remix des beliebten Klassikers von Antonio Vivaldi nach einer Bearbeitung von Max Richter.

Die Dortmunder Philharmoniker dirigiert von Christoph JK Müller, das Live-Elektronik Duo Cylvester und Poetry Slammerin Jule Weber beschäftigten sich mit den Folgen des Klimawandels und daraus resultierenden drängenden Fragen unsere Zukunft.

Das zyklisch Wiederkehrende der Jahreszeiten wird dadurch verstärkt, dass die Musiker und auch Yule Weber sich in ihren Vorträgen an die Abfolge von Frühling, Herbst, Sommer und Winter halten. Jeder beschäftigt sich auf seine Art mit der jeweiligen Jahreszeit und der Interpretation dazu. Das ist im Herbst etwas langatmig, da sich der Wiederholungseffekt etwas abschleift. Die Poetry Slammerin Yule Weber bildet mit ihren Texten die Klammer zwischen den musikalischen Stücken. Poetisch, wortgewandt, lyrisch, politisch steht sie bildlich gesehen an ihrem Fenster, beobachtet den Wandel der Jahreszeiten beschreibt ihre Gedanken dazu.

Eines der letzten Veranstaltungen im Konzerthaus vor dem Lockdown im November war das "Konzert für junge Leute". (Foto: © Anja Cord)
Eines der letzten Veranstaltungen im Konzerthaus vor dem Lockdown im November war das „Konzert für junge Leute“. (Foto: © Anja Cord)

Das Kölner Elektronik Duo, bestehend aus den Künstlern Max Schweder und Tobias Hartmann ist hinter den Philharmonikern unter einer großen Videoleinwand platziert. Dort sind sie die Herren über Sampler, Synthesizer und Sequenzer. Die reaktive Performance der Musiker wurde an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund entwickelt. Reaktiv bedeutet, dass Bilder auf Rhythmus, Klänge und Bewegung der Musiker reagieren.

In drei von vier Tracks, G5, Sun, Frank und Foto verarbeitet Cylvester die Eindrücke der diesjährigen Jahreszeiten in extra überzeichneten Bildern, um die Besonderheiten herauszustellen. Einen euphorischen Frühling mit impressionistisch verlaufenden Landschaftsbildern, der hitzeflirrende Sommer zeigt eine gefährliche Grimasse und ein Herbst der wie eine Atempause gebremst auf den Winter wartet. Der vierte Track „Foto“ ist extra für das gemeinsame Spiel mit den Philharmonikern komponiert. Die dicht verwobene gemeinsame Musik wird bildgewaltig auf der Leinwand verstärkt. Kraftvolle Bilder mit kosmischen Motiven leiten den Blick in die Zukunft, die gemeinsam und nachhaltig gestaltet werden sollte. Unterstrichen werden die Darbietungen durch die rhythmisch blinkende, farbig abgestimmte Saalbeleuchtung. Im dramatischen Sommer gesteigert bis ins Stakkato, so dass man sich beinah auf der Tanzfläche eines Clubs wähnt. Die Visuellen Effekte, Bilder und Videos entwickelte Visual Jockey Alexander Rechberg. Das Konzertdesign gestaltete Andrea Hoever, die Theaterpädagogin der Philharmonie.

Die vielfältigen Eindrücke fordern den ganzen Zuschauer. Alle Sinne sind beansprucht um dem Vortrag zu folgen.Zwischendurch war es ganz entspannend kurz die Augen zu schließen und nur der Musik zu lauschen.

Die Vier Jahreszeiten von Max Richter klingen an vielen Stellen stark zurückgenommen. Man erlebt die typischen Jahreszeiten in jeweils drei Sätze eingeteilt. Vögel zwitschern, Wasser plätschert, Sturm weht, allerdings fehlt an manchen Stellen die Dynamik, die den Zuhörer empathisch in die Stimmung der Jahreszeit eintauchen lässt.




Akustisch-visuelle Reise in das unendliche Universum

Im Dortmunder Konzerthaus fand im Rahmen des 1. Konzert für junge Leute „Poetry Slam Concert: Endlich Unendlich“ ein akustisch sowie visuelles Fest der Sinne statt. Beteiligt waren mehrere Akteure. Zunächst einmal die starke Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung vom 1. Kapellmeister Motonori Kobayashi, die den musikalischen Hintergrund boten.

Die Sopranistin Angela Davis sorgte mit ihrer klaren Stimme einfühlsam bei Antonin Dvořáks „Russalka- Das Lied an den Mond“ zusätzlich für Unterstützung.

Moderiert wurde das Konzert wieder einmal von Sebastian23 (Poetry Slam). Ein hochkarätige Poetry Slam Gruppe mit Bas Böttcher, David Friedrich und Jule Weber bereicherten die eindrucksvolle Musik mit witzigen, nachdenklichen, kritischen und gereimten Texten, passend zur jeweiligen Musik.

Als besonderer visueller Genuss verband Live Painter Artur Fast (wie schon beim Peer Gynt Konzert für junge Leute) die Inhalte mit feinen Variationen computerunterstützte Live-Zeichnungen, die auf eine Leinwand im Hintergrund projiziert wurden. Diese wurden den je nach Musik oder Text sensibel verändert.

Motonori Kobayashi führte mit den Dortmunder Philharmonikern durch das musikalische Programm. (Foto: © Anke Sundermeier)
Motonori Kobayashi führte mit den Dortmunder Philharmonikern durch das musikalische Programm. (Foto: © Anke Sundermeier)

Los ging es mit Richard Strauss hymnischen „Also sprach Zarathustra Op.30“. Nun wurde das Publikum musikalisch in das Weltall katapultiert. Als erste begegnete man natürlich dem Mond mit „Das Lied an den Mond“ (Antonin Dvořák) und einem feinsinnigen Poetry-Slam Text.

Nach „Spiegel im Spiegel“ (Arvo Pärt) ging die Reise mit Gustav Holst ( Die Planeten – Jupiter) zum größten Planeten des Sonnensystems (fünfter Planet von der Sonne aus gesehen), der im vorgetragenen Text wie auch optisch auf der Leinwand eine eindringliche Wirkung entfaltete.

Als Höhepunkt wurde das zumeist junge Publikum in die unendliche Welten von Star Wars geführt. Live wirkt die Musik von John Williams noch imposanter.

In vier Abschnitten wurde der Bogen vom berühmten Hauptthema (Main Title), über „Princess Leia‘s Theme“, über „The Imperial March (Darth Vader‘s Theme)“ bis zum „Throne Room & End Title“ gespannt.

Während der erfahrene Bas Böttcher sich der ambivalenten Person des Darth Vader in seinem Text zuwandte, berührte David Friedrich zuvor mit seinem Text über seine kleine Nichte Leia (nach der Star Wars-Prinzessin benannt), die er als Hoffnungsträgerin in unserer Zeit mit all seinen Brandherden bezeichnet.

Es trifft sich gut, dass gerade jetzt der neu „Star Wars“-Film anläuft und sich schon eine große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Auf alle Fälle hatten das junge (oder auch nicht mehr so junge) Publikum ein großes Crossover Konzerterlebnis. Hoffentlich wirkt es für das spätere Leben gerade der jüngeren Menschen nach.




Soundtrack Krieg

3. Konzert für junge Leute und jung gebliebene Klassikfans im Konzerthaus

Krieg
und Frieden sind seit jeher Zustände, zwischen denen sich
unterschiedlichste Länder befinden. Zustände die einmal, wie der
Frieden, als selbstverständlich und unverrücklich hingenommen und
erwartet werden. Dem steht der Krieg mit all seinen Schrecken und das
Leben verneinende entgegen. Der Krieg aber wird heroisiert. Der Mord
am Gegenüber gesellschaftlich sanktioniert, geduldet oder erwartet.
Krieg? Heroisch? Nein! Eine humane Katastrophe, die die Menschheit
immer wieder in den Abgrund schauen lässt.

Genau
in dem Spannungsfeld von Frieden und Krieg liegt das 3. Konzert für
junge Leute in der Philharmonie Dortmund. Einerseits dem Hin und Her
der Politiker, Vertragsbrüchigen Falken, in ihren eigenen Standpunkt
nationalistisch verliebte Herren(menschen) ohne
Verantwortungsbewusstsein, dem Kräftefeld der eigenen und alleinig
„selig machenden“ eigenen Meinung und der anderen
„verdammenswerten“ Meinung, Ansicht oder Glauben. Andererseits
sind die „Weicheier“, die Angsthasen, die „Gutmenschen“, die
um die Katastrophe wissen und sie mit allen Mitteln zu verhindern
suchen.

Zwischen
dem „Damals“ und „Heute“, was war, und was kommen könnte,
wie es vielleicht besser bleiben sollte, ist das Spannungsfeld des 3.
Konzertes für junge Leute angesiedelt. Die Dortmunder Philharmoniker
haben es sich mit der Auswahl der Musik nicht leicht gemacht.

Mit
„Slava! A Political Overture“ von Leonard Bernstein beginnt der
Abend. Die Komposition von Bernstein ist sehr amerikanisch und
Hollywood-esque. Sie ist eindringlich, fast heiter und glänzend von
den Philharmoikern interpretiert. Fast möchte man mitgehen.

Wer
die „West Side Story“ kennt, ahnt was als nächstes kommen
könnte, schaut man in das Programm des Abends – es ist der
„Prologue“ … Das Stück kennend oder nicht, kündigt sich der
Streit, dann Kampf der Jets gegen die Sharks an und die „Romeo und
Julia“ Liebe erscheint irgendwo im Hinterkopf.

Ein eindrucksvolles Programm bot das 3. Konzert für junge Leute im Dortmunder Konzerthaus. (Foto: © Anneliese Schürer)
Ein eindrucksvolles Programm bot das 3. Konzert für junge Leute im Dortmunder Konzerthaus. (Foto: © Anneliese Schürer)

Die
Textpassagen aus „Die Nashörner“, von Eugène Ionesco bringen
mit Worten und Darstellung das Auditorium sichtbar zum Nachdenken.
Menschen hinter Gittern, denen die Freiheit versprochen wird, wenn …
ja wenn sie Nashörner würden. Ausgerechnet Nashörner! Das geliebte
Maskottchen der Dortmunder. Aber diese sich vermehrenden Nashörner,
in die sich die Gefangenen verwandeln, machen sie wirklich frei? Der
klassisch Interessierte könnte sich in diesem Moment den Chor der
Gefangenen aus Nabucco vorstellen … Aber die Nashörner, die
uniformierten, im Gleichschritt durch das Auditorium, seltsam
rhythmisch humpelnd, lassen keinen Raum. Humpeln sie, weil ihnen die
Individualität genommen und nur eine vermeintliche Freiheit gegeben
wurde? Die der „blauen“ Propheten? Weil die Ideologie des
Gleichschritts in sich hinkt?

Das
Humpeln der Nashörner, was zeigt es uns? Im Gleichschritt in der
vermeintlichen Freiheit fehlt es an der realen Freiheit des
Einzelnen. Und wie diese Nashörner im „Humpel-Gleichschritt“
durch den Raum „reisen“ ahnt man, das was kommen muss – die
Katastrophe. Die unwiederbringlich aus Geichklang im Zwang folgen
wird. Poetry Slammer Sebastian 23 macht die Einführung zum kommenden
Stück. Die „Leningrader“, die 7. Symphonie von Dimitri
Schostakovitsch. Schostakovitsch begann die Arbeit an diesem Stück
noch während der Belagerung von Leningrad (heute wieder Sankt
Petersburg). Er wurde ausgeflogen, auch um die Symphonie zu Ende zu
komponieren, und Stalin ließ sie zu Propagandazwecken über
Lautsprecher über die Truppen der Belagerer schallen.

Die
„Leningrader“. Aufwühlend, erschreckend und die Sinnlosigkeit
von Krieg musikalisch darstellend, ergreift sie jeden im Auditorium
der Philharmonie. Motonori Kobayashi dirigiert das Stakkato der
Dystopie perfekt, irgendwie als sei er der Herr des Chaos. Man muss
nicht die Filmdokumente des Grauens und kalkulierten Todes kennen,
gesehen haben, um nicht das Entsetzen, das Grauen, den Hunger, das
Verhungern und Erfrieren der Menschen und dennoch ihren verzweifelten
Überlebenswillen im Todeskampf zu spüren. Dachte Stalin nur an die
Propaganda, so erkannte er nicht auch die Anklage gegen ihn, wegen
des von ihm kaltblütig kalkulierten Opfertodes von über einer
Millionen Leningrader und der Zerstörung der Stadt.

Wie
findet man nach diesem dystopischen Element des Abends wieder in die
Normalität des Friedens zurück – nur sehr schwer. Vielleicht mit
dem Vorspiel zur Apokalypse des Grauens … Die Ausschnitte aus dem
1. Satz der Leningrader könnte vielleicht helfen, zurückführen aus
dem Irrsinn menschlichen Wahnsinns. Bernstein, mit seinem
unnachahmlichen und für die Staaten typischen Pragmatismus könnte
das Auditorium aus dem Entsetzen wieder in unsere bedrohte, aber
friedliche, zufriedene (selbstzufriedene?) Welt zurückbringen.

Die
Ausschnitte aus der „Candide Suite“ – „We build our own garden“
könnte helfen … Das Auditorium zeigte seine Begeisterung über die
Darbietung der Philharmonie lange applaudierend … Kann man eine
Verlängerung des musikalischen Abends erwarten, eine Zugabe geben?
Welche? Was würde passen? Wohl nichts … so gab es auch keine
Zugabe, auch wenn nicht wenige der Zuhörer sich das gewünscht haben
mögen. Aber ist der Abschluss nicht auch wieder ein Anklage gegen
die eigene Bequemlichkeit, die Selbstzufriedenheit? Der kritische
Gast des Abends kann sich diesem Gedanken nicht wirklich entziehen.

Das
Konzert für junge Leute wollte bewusst darstellen, wie falsch es ist
einfach nur dem zu folgen, was alle anderen tun. Jeder muss mit
seiner eigenen Individualität seinen Weg, immer wieder sich selbst
reflektierend – das schwerste Unterfangen im Leben überhaupt –
hinterfragend finden. Es ist gelungen! Sowohl in Noten, als auch in
und mit der Darstellung durch die Theaterpartisanen und
Studi-Improgruppe. Die Moderation von Sebastian 23 tat ihr übriges
zur Intensivierung des erlebten an diesem Abend. Kobayashi, der
Dirigent nahm den Applaus mit einer Dankbarkeit und Gelassenheit
entgegen, wie sie nur einem Japaner eigen sein kann.