Gemeinsam – oder Alle gegen Alle

Die
letzten Wochen vorm Abitur sind für viele SchülerInnen die
anstrengendsten Tage der Schulzeit. Die neue Produktion „Klatschen“
des Jugendclub 15+ im Kinder- und Jugendtheater (KJT) beschäftigt
sich mit diesem aufregenden Zeitraum. Unter der Regie von Isabel
Stahl und Lioba Sombetzki setzten die Laienschauspieler die Vorlage
von Tina Müller und Corinne Maler sehr überzeugend um. Erstmals
besteht die Schauspielergruppe aus Jugendlichen unterschiedlichster
Herkunft. Sie sind im Alter von 16 bis 24 Jahren und bringen ihre
sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit in die Geschichte ein.

In
verschiedenen Spielsequenzen durchleben elf SchülerInnen zahlreiche
Herausforderungen und schwierige Situationen die sich aus dem Druck
des nahen Abschlusses und dem Ende der Schulzeit ergeben. Willkommen
in der Zukunft. Die Rollen ändern sich, aus Freunden werden Gegner,
Gespräche auf dem Schulhof enden in Streit und Auseinandersetzung.
Jeder versucht sich zu positionieren und ist sich selbst der Nächste.
Den SchülerInnen dämmert, dass die Zeit nach der Schule
konfliktreicher werden könnte, als sie es bisher kannten. Verweigern
oder anpassen? Die Rolle muss jeder für sich selbst ergründen. In
vorauseilendem Gehorsam passen sich einige an und fahren die Ellbogen
aus um sich einen guten Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen.

Langsam
erschließt sich für den Zuschauer die Ursache der ständig
steigenden Spannung und Auseinandersetzung. In einer Kunststunde
rebellierte die Klasse gegen die auferlegte Schweigestunde, die eine
überforderte Lehrerin angeordnet hatte. Als letzte Rettung drohte
diese mit schlechten Noten. Die SchülerInnen drängten die Lehrerin
gemeinsam hinter die Klassenzimmertür und „klatschten“ sie
praktisch an die Wand. Dabei wurde sie schwer verletzt.

In
der ohnehin angespannten Abitursituation verschärft diese Aktion
noch die Konflikte des Jahrgangs.

Das
Ensemble begeistert durch Wortwitz, mit einzelnen überzogen in Slang
gesprochenen Szenen. „Krass“ und „voll krass“ ist praktisch
jedes zweite Wort in den Gesprächen eines Schülertrios, das die
Pausen regelmäßig an der Tischtennisplatte verbringen. Neid,
Eifersucht, Versagensangst, Leistungsdruck – der aufgestaute Stress
der SchülerInnen wird in der einstündigen Aufführung deutlich.

Noch scheinen sie alle gemeinsam zu arbeiten, doch die Ängste und der Druck sind enorm. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Noch scheinen sie alle gemeinsam zu arbeiten, doch die Ängste und der Druck sind enorm. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Eine
Schülerin schreckt nicht vor einem Erpressungsversuch der
Geschichtslehrerin zurück, um ihre Abiturnote zu retten. Ein Schüler
kämpft mit großen Zweifeln, ob er überhaupt zum Abitur antreten
soll, da er sich keine große Chance ausrechnet.

Eine
Verbindung der einzelnen Spielszenen bilden kurze Tanzchoreografien
mit unterschiedlichster Musik aus der Konserve. Mal strahlen die
Tanzeinlagen Konformität und Routine aus, mal sind sie aggressiv und
spannungsgeladen. In der letzten Szene trägt ein Schüler einen
Vogelkopf, als Symbol die Flügel auszubreiten und Fliegen zu lernen.

Die
Kostüme sind einheitlich weiß mit wenigen schwarzen Akzenten. Nur
durch verschieden farbigen bunten Socken wird die Uniformität etwas
aufgebrochen. Mit großer Spielfreude und Energie schlüpften die
Jugendlichen in die einzelnen Rollen und lassen die einstündige
Spielzeit schnell vergehen.

Das
Publikum belohnte die Darsteller mit ausgiebigem Applaus.




Theaterstück um Leistungs- und Konkurrenzdruck unter Abiturienten

Unter dem
vieldeutigen Titel „Klatschen“ findet am Samstag, den 09.03.2019
die Uraufführung des gemeinsam mit SchülerInnen entwickelte
gleichnamigen Textbuchs von Tina Müller und Corinne Maier auf der
Bühne des Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) statt.

Diese Vorlage haben
sich elf Jugendliche und Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren, mit
unterschiedlicher Herkunft und Hintergrund als Jugendclubproduktion
unter der Regie von Isabel Stahl & Lioba Sombetzki in den letzten
Monaten vorgenommen.

Die Grundsituation ist folgende: Elf SchülerInnen eines Gymnasiums in der aufgeladenen Situation kurz vor dem Abitur. Jeder von ihnen ist interessiert, seine Chancen auf einen lukrativen, prestigeträchtigen Job mit besten Noten zu bewahren. Jeder ist sich selbst der Nächste, der Druck steigt ins Unermessliche und aus Freunden werden Feinde. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft in einer kapitalistischen Gesellschaft. Verweigern oder anpassen?

Es gibt keine
stringente Handlung, sondern es werden wie in einzelnen
Blitzlicht-Momentaufnahmen nach der Vorlage SchülerInnen in
verschiedenen Konstellationen beleuchtet.

Ähnlich wie auf
einem Schulhof, wechseln die Blickwinkel. Da wird wie im echten Leben
geklatscht und diskutiert. Die Bühne wird zu einem abstrakten
Transitort, wo alle „Wartende“, die irgendwo hin wollen sind.

Gemeinschaft oder Alle gegen Alle? Die Mitglieder des Jugendclubs bei der Probe von "Klatschen". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Gemeinschaft oder Alle gegen Alle? Die Mitglieder des Jugendclubs bei der Probe von „Klatschen“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Geschichte im
Vorfeld wird erst durch die Gespräche der SchülerInnen deutlich.
Sie hatten in einer Kunststunde rebelliert (Schweigestunde), und die
überforderte Lehrerin drohte ihnen mit einer schlechten Note für
alle. Daraufhin eskalierte die Situation, und die Kunstlehrerin wurde
von allen gemeinsam zwischen Tür und Wand „geklatscht“ und
schwer verletzt. Das erhöht die Aufregung und bietet noch mehr
Zündstoff und Diskussionsbedarf.

Wie vorab verraten
wurde, wird bei der Inszenierung auch mit Wiederholungen von
bestimmten, bei jugendlichen häufig vorkommenden Sprachbegriffen
gearbeitet. Außerdem wurde zusammen mit den jungen
Amateur-SchauspielerInnen viele Tanzchoreografien ein geübt. Musik
aus der Konserve wird den passenden atmosphärischen Hintergrund
bilden.

Die Kostüme sind
einheitlich uniform. Das zeigt ihre kollektive Konformität, hinter
der sich ihr individueller Charakter verbirgt.

Erschwerend für die
gemeinsame Arbeit an der Jugendproduktion war die unterschiedlichen
Voraussetzungen der teilnehmenden jungen Akteure. Eine davon steht
selbst mitten im Abiturstress, andere studieren schon, oder der
Jüngste ist mit 16 Jahren noch etwas vom Abitur entfernt. Zudem gab
es da ja auch noch die kulturellen Unterschiede bei den Beteiligten.
Einige hatten schon Schauspielerfahrungen, andere nicht. Außerdem
gab es zwischendurch auch eine gewisse Fluktuation unter den
Teilnehmern der Produktion. Einige waren durch ihre anstehende
Abiturprüfung so eingespannt, dass sie frühzeitig ausgestiegen
sind.

Die verbliebenen
haben sich letztendlich gut zusammen gerauft, so die beiden
Regisseurinnen.

Die intensive
Aufführung wird etwa eine Stunde dauern.

Uraufführung:
09.03.2019 um 19:00 Uhr im KJT Sckellstraße

Karten & Infos
zur Premiere und weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer
unter www.theaterdo.de oder
Tel.: 0231/ 50 27 222