Musik als Weltsprache

[fruitful_alert type=“alert-success“]Ihre Musik kennt keine Grenzen: Anna Maria Jopek. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Das letzte Konzert im Jazzclub Domicil am 22. 06.2017 während des Klangvokal Musikfestivals 2017 in Dortmund gehörte dem Anna Maria Jopek Quartett aus Polen. Die als „Queen of Jazz“ Polens bekannte Künstlerin ist aber viel mehr als das.

Sie verbindet fast übergangslos Jazzelement und sanfte Vokalakrobatik, temperamentvolle südamerikanische Rhythmen und amerikanische Pop-Elemente. Auch klassische Element wie zum Beispiel von Chopin finden in ihrem musikalischen Kosmos Eingang. Für sie ist Musik die weltumspannende Sprache der Verständigung. Charakteristisch für ihren besonderen Stil sind musikalische Wortdehnungen und Steigerung der starken und kraftvollen Stimme bis hin zum fast Schreien. Mit dabei oft eine Spur von Mystik und Erotik. Voll Melancholie oder von unbändigem Temperament geprägt.

Die vielfältigen musikalischen Einflüsse aus verschiedenen Ländern hatten einen großen Einfluss auf ihre Entwicklung, ohne das dabei ihre polnischen Wurzeln verleugnet werden. In ihren Gesang baute sie passender Weise auch die direkte Kommunikation mit dem Publikum ein, was für Belustigung sorgte.

Ihr zur Seite standen drei Kollegen, die auf ihren Instrumenten ohne Schwierigkeit mit der großen Herausforderung verschiedener Musikrichtungen zurecht kamen. Sie konnten ihre vielseitiges Können in zahlreichen Solo-Partien beweisen.

Am Piano, Keyboard, Akkordeon, Flöten, Kalimba, und Vocals überzeugte Krzysztof Herdzin. Für Bass, Percussion, Backing Vocals und Live Looping war Robert Kubiszyn zuständig. An den Drums konnte sich Pawel Dobrowolski ausleben.

Es war ein besonderer, ungewöhnlicher und unterhaltsamer Abend.




Hits von Berlin bis Hollywood

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nicht nur Simone Kermes und Roland Kaiser hatten ihren Spaß, sondern auch die vielen Besucher des Konzerthauses. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Eine große musikalische Spannbreite für das Publikum bot „Berlin-Mailand-Hollywood“ mit der Sopranistin Simone Kermes und dem Special Guest Roland Kaiser am Sonntag Nachmittag im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals in Dortmund. Der passende Ort dafür war das Dortmunder Konzerthaus.

Musikalisch begleitet wurde das Konzert von der in den verschiedenen Musikrichtungen bewanderte Neue Philharmonie Westfalen unter der souveränen Leitung von Eckhart Wycik.

Sie zeigten ihr Können egal ob bei der Opernmusik von Georg Friedrich Händel (1685-1759) oder später Schlager von Roland Kaiser und Udo Jürgens, Filmmusik von John Williams (Indiana Jones), John Barry (1898-2011) „Jenseits von Afrika“ oder am Ende die Musical-Hits von George Gershwin (1898-1937) und Leonard Bernstein (1918-1990).

Das Konzert war in verschiedene musikalische Abschnitte aufgeteilt. Zunächst konnte Simone Kermes mit ihrer klaren Sopranstimme ihr Können bei den italienischen Opernarien von Nicola Antonio Porpora (1686-1768), Gaetano Donizetti (1797-1848) bis zu Giuseppe Verdi (1813-1901) beweisen. Sie meisterte die schweren Koloraturen mit einer ihr eigenen Leichtigkeit. Zudem fand sie auch Zeit, das Publikum zu animieren und mit ihm zu kommunizieren, sowie ihre festliche Kleidung mehrfach zu wechseln.

Der zweite Abschnitt nach der Pause war dem Schlager gewidmet. Kermes sang im Duett mit Roland Kaiser den auch aus dem Fernsehen bekannten Song „Alles was du willst“ (Roland Kaiser). Ihre Koloraturen lockerten den Song auf erfrischende Weise auf.

Als Hommage an Udo Jürgens sang Roland Kaiser begleitet von einem dreiköpfigen Background-Chor dann ein Arrangement bekannter Hits wie etwa „Aber bitte mit Sahne“, „Ehrenwertes Haus“, „Griechischer Wein“ oder „Ich war noch niemals in New York“.

Dann folgte die Hollywood-Filmmusik. Von „Herr der Ringe“, eine besondere Interpretation von Simone Kermes des Hits „Over the Rainbow“ (Harold Arlen, Wizard of Oz) bis hin zu „Jenseits von Africa“. Gefühlvoll wurde es mit „Summertime“ aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin (1898-1937) und bei „Glitter and Be Gay“ aus „Candile“ von Leonard Bernstein.

Am Ende begeisterten Kermes und Kaiser das Publikum mit der im Duett gesungenen Version des Hits „Warum hast du nicht Nein gesagt“.




Ein Abend mit Luther und Bach in der Reinoldikirche

[fruitful_alert type=“alert-success“]Einfach nur Bach: Barockorchester Stuttgart, Kammerchor Stuttgart und die Solisten. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

„Das Reich muss uns doch bleiben“. Das ist nicht nur die Schlusszeile des Chorals „Das Wort sie sollen lassen stahn“ aus der Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“, sondern steht auch auf der Glocke vor der Reinoldikirche. Hier fand auch am 15. Juni 2017 das Konzert des Barockorchesters Stuttgart zusammen mit dem Kammerchor Stuttgart im Rahmen des Festivals „Klangvokal“ statt.

Kantate? Richtig, das Konzert war Johann Sebastian Bach gewidmet und hatte vermutlich wegen des Lutherjahres einen Schwerpunkt auf den Reformator. Nicht nur die beiden Kantaten „Ein feste Burg ist unser Gott“, sondern auch „Gott der Herr ist Sonn‘ und Schild“ wurden gespielt, sondern auch einer der Lutherischen Messen (in g-Moll). Wobei die Teile der Messe aus verschiedenen Kantaten zusammengesetzt wurden, überwiegend aus der Kantate 187 („Es wartet alles auf dich“). Ein schönes Beispiel der Wiederverwertung aus der Barockzeit.

Bei der Messe, die zuerst erklang, hatte der Tenor (Thomas Hobbs) eindeutig die schönste Arie („Qui tollis peccata mundi“), aber bei den beiden Kantaten konnten auch Sarah Wegener (Sopran), David Allsopp (Countertenor) und Peter Harvey (Bariton) ihr Können unter Beweis stellen. Begleitet durch den erstklassigen Kammerchor und durch die gut aufgelegten Musiker des Barockorchesters Stuttgart wurde der Abend zu einem Erlebnis. Bei den Musikern muss man auf jeden Fall Susanne Regel hervorheben, die mit ihrer Oboe verzückte.




Musik des Mittelalters in der Marienkirche

[fruitful_alert type=“alert-success“]Musikalische Zeitreise ins Mittelalter mit der „Schola Gregoriana Pragensis“. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Eine Zeitreise ins 14. Jahrhundert erlebten die Besucher des Festivals „Klangvokal“ am 13. Juni in der Marienkirche. Die „Schola Gregoriana Pragensis“ unter der Leitung von David Eben entführte uns zum Hof des Kaiser Karl IV. (1316-1378) in Prag. Gesungen wurde Material, das sich zwischen der „Ars antiqua“ und der „Ars nova“, die in ihrer Rhythmik und Erweiterung der Mehrstimmigkeit einen neuen Abschnitt in der Musikgeschichte darstellt.

Ob Guillaume de Machaut, der bekannteste Komponist der „Ars nova“ und Karl IV. sich begegnet sind? Möglich, denn Machaut war Gast auf vielen Fürstenhöfen. Der Minnegesang stand noch hoch im Kurs und auch die „„Schola Gregoriana Pragensis“ gab einige Kostproben.Wobei das Liebeslied „Dame je sui cilz qui vueil“ von der einzigen Frau im Chor gesungen wurde, nämlich von Barbora Kabátková, die auch die gotische Harfe spielte. Was sie aber sehr schön interpretierte.

Der Chor, bis auf Kabátková stilecht in Mönchsgewändern unterwegs, zeigte nicht nur musikalische Brillanz, sondern überzeugte auch bei den vielen gesungenen Sprachen. So sangen sie Werke in Latein, Französisch, Mittelhochdeutsch, Tschechisch und Kirchenslawisch.

Die Zeitreise war aber auch gleichzeitig eine Entdeckungsreise in die Geburtsstunden der „neuen Musik“. Melodien zu geistlichen Liedern werden für weltliche Texte benutzt. In manchen Stücken erahnt man die Anfänge der folkloristischen Musik. Die Stücke, die sich sehr stark an der Gregorianischen Musik orientierten, verströmten einen starken meditativen Charakter.

Schön war auch, dass die Sänger den Raum, den die Marienkirche bot, bei Wechselgesängen nutzen, so entstanden feierliche Klänge, die den gesamten Kirchenraum erfüllten.




Mediterrane Chansons im Domicil

[fruitful_alert type=“alert-success“]Weltmusik einer Kosmopolitin: Vakai Stavrou. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals brachte die griechisch-zypriotische Sängerin Vakia Stavrou am 11.06.2017 mediterranes Flair in das Dortmunder domicil. Die Sängerin mit der klaren, kraftvollen und dabei weichen Stimme hatte zumeist melancholische Chansons in verschiedenen Sprachen im Programm.

Das ist auch ein Spiegel ihres wechselvollen Lebenslaufs. Geboren auf Zypern, hat sie im Laufe der Zeit in vielen verschieden Orten in Europa gelebt. Ob London oder Paris, Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal, von überall ist ihre „Weltmusik“ beeinflusst worden. Anklänge an südamerikanische Musik aus Brasilien oder Argentinien (Tango) sind ebenfalls heraus zu hören.

Der portugiesische melancholische Fado spielt dabei eine große Rolle. Die wenigen von ihr an diesem Abend dargebotenen englischsprachigen Songs haben dagegen einen anderen Rhythmus. Da konnten das Publikum bei einem Song deutlich einen Dreiviertel-Takt heraus hören.

Zweimal griff die Sängerin für ihre Begleitung auch selbst zur Gitarre. Ansonsten wurde sie musikalisch sensibel von ihren vier männlichen Kollegen Carlos Bernado (Gitarre), Octavio Angarita (Violoncello), Guillaume Robert (Kontrabass) und Inor Sotolongo (Percussion) instrumental unterstützt.




Das 9. Fest der Chöre

[fruitful_alert type=“alert-success“]Am 17. Juni 2017 wird wieder in der gesamten Innenstadt gesungen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Singen tut nicht nur der Seele (oder Lunge) gut, sondern macht gemeinsam auch noch viel Spaß. Das „Rudelsingen“ erfreut sich hierzulande immer größerer Beliebtheit. Im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals findet am Samstag, den 17. Juni 2017 das 9. Fest der Chöre in Dortmund statt. Beteiligt sind rund 130 Chöre und 80 Helfer. Gesungen wird auf elf Bühnen. Dortmund wird für einen Tag zur „singenden Stadt“.

Der Direktor des Festivals Torsten Mosgraber freut sich, dass in diesem Jahr 15 neue Chöre beim größten städtischen Chorfest dabei sind. Den Anfang machen fünf Kita-Chöre mit einem gemeinsamen Singen um 10:00 Uhr im Rathaus unter dem Motto „Singen ist ‘ne coole Sache“. Es gibt für die Kinder dann auch die Möglichkeit, sich kostenlos schminken zu lassen.

Traditionelle findet der Auftakt auf dem Alten Markt um 12:00 Uhr mit einem gemeinsamen Singen statt. Alle anwesenden Besucher können dann den Eröffnungschor VoiceUnit und Voice‘R‘Us gesanglich kraftvoll unterstützen.

Bürgermeisterin Birgit Jörder wird das Chorfest offiziell eröffnen. Ab 12:30 Uhr geht es dann an allen 16 Standorten mit dem Programm los. DSWW21-Singhaltestellen stehen für spontane Kurzkonzerte offen. Es wird aber nicht nur gesungen, sonder der Sprechchor des Dortmunder Schauspiels wird Ausschnitte aus der aktuellen Inszenierung „das Bildnis des Dorian Gray“ nach Oscar Wilde vortragen.

Ein besonderes Chorprojekt können die Besucher ab 14:00 Uhr in der Reinoldikirche mit „The Peacemakers“ erleben. Ein Projektchor aus mehren Kirchenchören sowie einem Jugendprojektchor singen Ausschnitte aus Katrl Jenkins‘ Oratorium für den Frieden.

Bekannte und beliebte Lieder mitsingen ist um 17:00 Uhr im Rathaus möglich. Dort lädt Chorleiter Winfried Meyer gemeinsam mit seinen Chören zum Offenen Singen ein. Es wurde vorab verraten, dass in diesem Jahr der Flügel in der Mitte platziert werden wird.

Als abendliches Highlight bietet das Abschlusskonzert um 20:00 Uhr auf dem Alten Markt die A-Cappella-Band Mostly Five aus Lünen, HeartChor aus Wetter (Soul.Pop. Gospel) sowie die Dortmunder Sounding People und ihre ausgefeilten Arrangements mit Beatbox-Untermalung.

Achtung: Kurzfristig im Programm ist ab 13:30 Uhr im Orchesterzentrum-Foyer der Deutsch-Türkische Projektchor vom ChorVerband NRW. Die Besucher können ihn bei einer Probe erleben.

Die Flyer zum Chorfest liegen bei den üblichen Vorverkaufsstellen aus oder sind natürlich am Samstag am Infostand auf dem Alten Markt erhältlich.




Zauberhaftes „Acis and Galatea“

[fruitful_alert type=“alert-success“]Jede Sekunde fühlte man sich in die Barockzeit zurückversetzt. (Foto: © Bülent Kirschbaum) [/fruitful_alert]

Als szenische Oper wurde die Masque in zwei Akten „Acis and Galatea“ nach dem mythologischen Stoff von Ovid in der musikalischen Neubearbeitung von Georg Friedrich Händel (1685-1759) am 10. Juni 2017 im Orchesterzentrum als ein besonderes Klangvokalerlebnis aufgeführt. Es wurde ein Klang und Augenschmaus für das Publikum. Nicht nur das in der Barockmusik erfahrene Collegium Marianum (Prag) unter der musikalischen Leitung von Jana Semerádová (auch an der Flöte), fünf hervorragend harmonierende SängerInnen mit klaren Stimmen, sondern auch das Marionettentheater Buchty a loutky (Prag) spielte mit ihren fein geschnitzten Puppen eine wichtige und mystische Rolle. Das Publikum wurden mit wunderbaren barocken Kostümen und Masken für die Sänger, und fantasievollen und liebevoll entwickelten Marionetten in ein barocke Zeit vor etwa dreihundert Jahren versetzt.

Die Bühne für das Puppentheater und auch die SängerInnen war dreigeteilt. Neben dem üblichen Mittelteil für die Handelnden gab es noch zwei seitliche runde fenster mit goldenen Vorhängen und dahinter durchsichtigen Gardinen. Das ermöglichte einen fantasievollen Perspektive-Wechsel für Sänger und Puppen. Die Sänger waren mal vor der Puppenbühne, mal agierten sie darin.

Die Geschichte ist kurz erzählt: Der Hirte Acis (Tenor Benedikt Kristjánsson), liebt die Nymphe Galatea (Sopran Sophie Junker). Beide sind glücklich doch der Riese Polyphemus (Bariton Tomáš Král) will sie unbedingt für sich gewinnen. Am Ende erschlägt er Acis mit einem Stein, doch Galatea kann ihn durch einen Zauber in eine türkisfarbenen Fluss (ewige Liebe) verwandeln. Zur Seite standen immer die Freunde Damon (Tenor Patrick Grahl) und Tityrus (Tomáš Lajkep). Es ist eine Ode für die Natur und die Liebe.




Aus der französischen Barock-Schatzkiste

[fruitful_alert type=“alert-success“]Barocke Schätze wiederentdeckt durch das Ensemble Correspondances. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

In der Bonifatiuskirche gab es am 09. Juni 2017 ein Wiedersehen mit dem Ensemble Correspondances. Spielten sie 2015 noch eine Mischung von italienischen und französischen Barockkomponisten, galt ihr Fokus auf wieder entdeckter Barockmusik aus Frankreich. Zum ersten mal seit 300 Jahren erklang die Musik wieder im öffentlichen Raum.

Eine zweite Änderung zu 2015 gab es auch in der Programmausrichtung. Standen 2015 noch sakrale Lieder im Vordergrund, wurde es dieses Jahr überwiegend weltlich. Gespielt wurde Komponisten wie Françoise de Chancy, Antoine de Boësset, Jacques Champion de Chambonnières, Pierre Guederon oder Louis Couperin. Die meisten Kompositionen stammen aus der Zeit des 30jährigen Krieges und während in Frankreich der Barock zur Blüte getrieben wurde, versank der größte Teil von Deutschland in Schutt und Asche. Die „Klänge der Nacht“ – so der Name des Programms – bezieht sich aber mehr auf die Nymphen, Ungeheuer und anderen mythologischen Gestalten. Wälder waren damals noch gefährlich („Noires Forets“) und verlorene Liebe wurde melancholisch beklagt.

Den ganzen Zauber der barocken Welt brachten die Musiker mit ihren typischen Instrumenten wie Theorbe oder einer barocken Viola musikalisch wunderbar rüber und auch die Sängerinnen und Sänger zeigten ihr großes Können. Dirigent Sébastian Daucé präsentierte ein rundes Programm, das den Geist des Barockes in jeder Sekunde atmete. Leider sorgte die Bonifatiuskirche, als doch eher moderne Kirche, nicht dafür, das barocke Feeling zu verstärken.

Insgesamt war es ein gelungenes Konzert wirklich erstklassiger Musiker und Solisten, die es von der ersten Note an schafften, ihre Zuhörer musikalisch ins Frankreich des 17. Jahrhunderts zu versetzen.




Opulentes britisches Oratorium

[fruitful_alert type=“alert-success“]Die Chöre boten unter der Leitung von Granville Walker eine außergewöhnliche Leistung. (Foto: © Bülent Kirschbaum). [/fruitful_alert]

Auf dem Programm des Klangvokal Musikfestivals 2017 stand am Pfingstmontag das bei den Briten sehr beliebte Oratorium „The Dream of Gerontius“ (1900) von Edward Elgar (1857-1934) nach einem Text von John Henry Newman in der Dortmunder Reinoldikirche aufgeführt.

Der Komponist Elgar war in der kleinen Stadt Worcester (Westengland) als Katholik unter einer evangelischen Mehrheit aufgewachsen. Die geistliche Dichtung um Tod und Auferstehung des als Beispiel für „Jedermann“ zu verstehenden Gerontius (alter Mann) weckte seine künstlerisches Interesse. Die Vertonung eines solchen Textes konnte damals durchaus als mutig bezeichnet werden. In einem gewaltigen, von der Musik Richard Wagners beeinflussten opulenten und sehr emotionalen Oratorium, geht es um die Hoffnung auf die Unsterblichkeit der Seele, für den gläubige Elgar ein vertontes persönliches Vermächtnis. Er bezeichnete es selbst als „das Beste von mir“.

Das Oratorium ist musikalisch nicht nur sehr feierlich und in Teilen mystisch, sondern auch von einem starken religiösen Pathos geprägt. Ob eine Person das mag oder nicht, ist sicher auch eine Sache des Geschmacks oder der Mentalität.

Musikalisch ist „The Dream of Gerontius“ anspruchsvoll und beeindruckend. Die Dortmunder Philharmoniker wurde unter seinem britischen Dirigenten Granville Walker einfühlsam geführt und bot wie so oft eine großartige Leistung. Die Mitglieder des Philharmonischen Chor des Dortmunder Musikvereins und des Kammerchors Cantamus (Kirchengemeinde Sankt Josef Münster (Leitung Winfried Müller)) boten einen imposanten Rahmen im Hintergrund und glänzten durch ihren harmonischen Zusammenklang. Ob als Unterstützer im Hintergrund, Dämonen- oder als Engelschöre.

Außerdem waren mit dem australischen Tenor Brenden Gunnell (Gerontius), der schwedischen Mezzosopranistin Ann Hallenberg (The Angel) und den in Dortmund Opernkreisen bestens bekannten Karl-Heinz Lehner (Bass) als The Priest oder The Angel of Agony Sänger von großer Klasse aufgeboten worden.

Sie konnten der eher düsteren Stimmung im ersten Teil, wo es um das Sterben des Gerontius ging, und später die erhabene hoffnungsvoll-gewaltige Atmosphäre mit ihren starken Stmmen gut Ausdruck verleihen.




Chorabend aus den Tiefen der russischen Seele

[fruitful_alert type=“alert-success“]Große Sangeskunst aus dem Baltikum: Der Lettische Rundfunkchor. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Rachmaninoff stieß bei seinen Zeitgenossen auf geteiltes Echo. Die einen liebten ihn und seine spätromantische Musik, die anderen hielten es mehr mit moderneren Klangkünstlern wie Skrjabin. Doch wenn es darum geht, die Seele des russischen orthodoxen Liturgie in Noten zu setzen, war Rachmaninoff unbestritten die optimale Wahl. Am 04. Juni 2017 präsentierte der Chor des Lettischen Rundfunks unter der Leitung von Sigvards Kļava im Rahmen von „Klangvokal“ „Das große Abend- und Morgenlob“ (op.37) neben kleinen Stücken von skandinavischen und baltischen Komponisten.

„Das große Abend- und Morgenlob“ ist dem Lettischen Rundfunkorchester nicht ganz unbekannt, denn sie haben das Stück 2012 bereits auf CD eingespielt. Rachmaninoffs Kunst ist es, den gregorianischen Gesang mit dem slawischen Klang seiner Heimat zu verbinden. Heraus kamen 15 kleine Meisterwerke mit hohen gesanglichen Ansprüchen, die die Sängerinnen und Sänger famos bewältigten. Leise, schwermütige Klänge wie bei der „Seligpreisung“ wechselten sich mit fröhlichen, rhythmischen Stücken wie bei „Lobet den Namen des Herrn“.

Den Anfang machte Arvo Pärt, dessen kurzes „Virgencita“ mit seiner Klarheit und Einfachheit bestach. Doch danach folgten zwei außergewöhnliche Stücke. „Mouyayoum“ des Schwedischen Komponisten Anders Hillborg ist vielleicht mit dem Begriff Lautmalerei zu beschrieben. Bei dem zutiefst menschlichen Versuch, aus dem gesungenen etwas Verständliches zu interpretieren, wird der Zuhörer auf eine psychedelische Reise mitgenommen, falls er dazu bereit ist. Ein tolles Werk, ein absolutes Highlight.

Naturalistischer gab sich das Stück Mūsu māšu vārdi“ des lettischen Komponisten Pēteris Vasks. Sehr harmonisch geprägte Musik, die ihr nord-osteuropäisches Erbe nie verleugnet, prägt diese Arbeit. Das Vogelgezwitscher an Ende ist ein witziger Einfall von Vasks.

Alles in allem bleibt der Eindruck von starken Stimmen in der Nikolaikirche. Der Lettische Rundfunkchor brachte die Klänge Russland und den Baltikums nach Dortmund und sorgte für einen gelungenen Abend. Eine Entdeckungsreise die sich gelohnt hat.